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N97 das Haus zu ihrem Empfang ausdrücklich eingerichtet worden ist, das früher der GeNcralcapitain bewohnte. Sie wurden mit den Ehren spa nischer Jnfantcn von den Behörden empfangen. Großbritannien. London, 2. Mai. Die zweite Lesung der Bill zum bessern Schutz von Leben und Ei- qcnthum in Irland <dic irische Zwangsbill) ist im Unterhausc zum 24. Mai «»gesetzt; die neue Getreidebill gelangt am 4. Mai in das Ge sammtcomite des Hauses, wo die einzelne» Bestimmungen einer Maßregel in genaue Erwägung gezogen werden, wie das im Bezug auf den Grund satz derselben auf den vorkergchcndcn Stufen geschieht. Niemand wird als entschieden für eine Bill gestimmt angesehen, bis er die zweite Le sung derselben gutgehcißen hat. In der dann folgenden Comiteberathung wird eine Clauscl nach der andern dcbattirt, und die für Namen, Straf bcstimmunqcn w. etwa sreigclasscncn Stellen werden ausgefüllt. Hicrau folgt die Berichterstattung über die Bill, welche der Vorsitzende des Ge sämmtcomitc über das in der Comitesihung damit Vorgcgangene an das Haus zu erstatten hat, und was er dadurch bewirkt, daß er'dem Spre cher eine Abschrift der Bill in der Form und Fassung überreicht, welche sie in Folge der Comiteberathung erhalten hat. Das Haus zieht bei Kie fer Berichterstattung nochmals die ganze Maßregel in Erwägung; cs kön nen neue Anträge auf Acndcrungcn gemacht und die Bill sogar einer abermaligen Comiteberathung unterworfen werden. Erst nachdem der Be richt darüber angenommen worden, ist sie für den Antrag zur dritten Le sung reif. — Jeder Tag bringt uns Klagen, bemerkt die Times, wegen der bis- berigen Verzögerung der Getreidebill, über die daraus in allen Zweigen des Handels- uich Fabrikwescns gefühlten Nachtheile, von denen nur der zehnte Theil zur Kcnntniß des Publicums gelangt. Auf dem Getrcidemarkte wird nichts mehr über den augenblicklichen Bedarf hinaus umgesctzt; das gilt von hier und von auswärts. Die Einfuhr stockt, bis man das Gewisse kennt oder vielmehr bis die Gewißheit da ist. In fremden Häfen warten Schiffe, bis sie ihre Ladungen hierherbringen und ohne die Unbequemlichkeit der Verzögerung und die Unkosten des Lagerns unter Zollverschluß darüber werden dispomren können. Nur nothaedrun- aen wird man noch jetzt Getreide hierherbringen unter der Herrschaft jener Benachthciligungen und um cs hin zu legrn, wenn man nach 2—3 Mo naten einen offenen Markt für dasselbe zu finden weiß. Auch ändert cs nichts, wenn Einige cinführcn und Andere Gefahr und Kosten der gc- qcnwärtig herrschenden Verhältnisse übernehmen. Die auswärtigen Be sitzer trifft ganz derselbe Nachtheil. Was aus dem Allen folgt, ist leicht zu ermessen. Kaufen wir nicht, so verkaufen wir auch nicht. Unsere Manufacturistcn finden die Ausländer eben so spärlich und vorsichtig im Einkauf wie wir es sind, und so leben Alle aus der Hand in den Mund; der Handel schleicht nur und cs geht uns das Moment verloren, war nothwendig ist, die commerziclle Maschine in regelmäßigem und wirk samem Gänge zu erhalten. Manche betrachten eine solche Hemmung viel leicht für eine Art heilsamer Warnung und sehen cs nicht als Nach theil an, dann und wann der Spcculation die Flügel zu stutzen. Sie kön nen also unmöglich den großen wirklichen Schaden, den Ungewißheit und Mistrauen hervorbringcn, gewahr geworden fein. Unregelmäßigkeit und Mangel an Vertrauen sind nicht nur höchst verdrießlich, sondern auch unge heuer kostspielig. Sie wirken gleich lange anhaltenden Stürmen auf den unsere Insel umgebenden Meeren. Müssen die Schiffe Monate lang mit eingenommener Ladung in den Häfen liegen und treffen sie um so viel spater an den Orten ihrer Bestimmung ein, wo sie dann wie ein Ge schenk aus Gottes Hand von dem Empfänger betrachtet werden, so muß das Publicum starke Versicherungskosten zur Vergütung von Risico und Verzögerung bezahlen. Sollte noch ein fo außerordentlicher Aufenthalt mit der Getreidebill cintretcn, so wird jetzt Sir N. Peel deshalb als verantwortlich betrachtet, und vom Volk angenommen werden müssen, daß er die in seinen Händen unzweifelhaft liegende Gewalt nicht in der von den Verhältnissen gebieterisch verlangten Weise anzuwendcn verstehe oder mindestens dazu nicht geneigt sei. — Die Nachrichten aus Irland lauten fortwährend betrübend in Be treff der Noth des Volks in vielen Landesthcilcn. Eine am 27. April zu Ennis beabsichtigte große Versammlung von Landvolk ist durch die da gegen gerichteten Bemühungen der katholischen Geistlichkeit der Grafschaft Clare nicht zu Stande gekommen. Auch zu Cratloe Woods sollte an dem selben Tag eine solche Versammlung gehalten werden und von Limerick marschirte das 13. Dragoncrrcgiment aus, um dieselbe zu verhindern, fand jedoch zum Glück keine Veranlassung cinzuschreitcn. — Die Herzoge v. Richmond und v. Buckingham überreichten der Kö nigin dieser Tage in Privataudicnzen eine Anzahl von Bittschriften mit dem Gesuche, den Frcihandelsmaßrcgcln der Minister die königl. Zustimmung nicht ohne vorhergcgangcne Auflösung des Parlaments zu ertheilen. — Der Namenstag des im 73. Jahre stehenden Königs der Franzo sen, der I. Mai, ist auch der Geburtstag des Herzogs v. Welling ton, der diesmal an demselben sein 78.'Jahr angctrctcn hat. Frankreich. Paris, -i. Mai. Der König hat Glückwunschschreiben zu seiner Rettung vor Lccomte's Mordanfallc von den Souvcraincn von Belgien, Sardinien, Sachsen, Württemberg, Hannover, beiden Hessen, Baden, Sachsen-Wei mar und den Hanscstabtcn erhalten. — Da der Municipalrath von Toulouse sich über die verschiedenen Entwürfe zu einer Bcglückwünschungsadrcsse an den König aus Anlaß des Attentats von Fontainebleau nicht vereinbaren konnte (Nr. 127), so wird keine Adresse von Seiten desselben an den König abgchen. — Von dem in der Rue Saint-Nicolas d Antin vorgestern cinge- stürzten Hause lNr. 128) waren elf Personen verschüttet worden; alle wurden binnen zwei Stunden aus den Trümmern hcrvorgcholt, zwei je doch, ein Kind und eine 50jährige Frau, waren todt; cine andere Frau mußte nach dem Hospital gebracht werden. Ein an demselben Tage erst cingezogencs und zusammengcgebcncs Ehepaar ist ganz unbeschädigt die sem grauenhaften Intermezzo der Brautnacht entkommen, ebenso ein Be wohner des fünften Stockwerks, der sich an das Fensterkrcuz klammerte als er den Boden unter sich einbrcchen fühlte. Die Mauer mit diesem Fenster blieb stehen, und er rettete sich von da auf das Dach des Nach- bathauscs. — In Algier circulirt gegenwärtig eine Petition an die französischen Kammern, worin verlangt wird, daß Algerien Frankreich förmlich cinver- leibt und in vier Departements mit den Hauptplätzcn Algier, Oran, Bona und Konstantine gctycilt werde. — Der Herzog von Aumale besuchte am 23. April die Kupfcr- grubcn von Mouzaia, wo er von der 250 M. starken, unter die Waffen getretenen Miliz des Dorfes Bois-de-Oliviers und den Salutschüssen des ihp bewilligten Geschützes feierlichst empfangen wurde. — In Oran am 2-1. April angekommenc Marokkaner, die nach Mekka pilgerst, erzählten von einer starken Armee, mit welcher der Sohn des Kaisers sich auf dem Marsche nach Meguinez befinde; auch der Kai ser selbst habe sich in dieser Richtung in Bewegung gesetzt. j-Paris, 4. Mai. Wcr hätte vor drei, vier, fünf Jahren geglaubt, daß der längst begrabene und vergessene Streit um den Satz: i-o Non rogno ot no Avrivvrnv pa», heutzutage wieder auflcbcn könnte! Dieser Wtrcit, bei welchem sich früher die gcsammte Presse erhitzte, ist übrigens auch in diesem Augenblicke nur der Gegenstand eines Zwiegesprächs zwi schen dem Journal des Debats und dem Constitutionncl, welchem weder die übrigen Zeitungen noch das Publicum die Aufmerksamkeit widmen, welche ihm gebührt. Die Polemik der genannten beiden Blätter ist in der That im höchsten Grad anziehend, zwar nicht als staatsrechtliche Contro- verse, aber als persönlicher Zank zwischen den HH. Guizot und Thiers, in deren Namen das Journal des Debats und der Constitutionncl das Wort führen. Der Spott, die Bitterkeiten, die blutigen Beleidigungen, mit welchen die Organe der beiden berühmtesten Staatsmänner Frank reichs ihre Beschützer gegenseitig überschütten, der Ton und der Inhalt der Polemik des Journal des Debats und des Constitutionncl haben in der ganzen Geschichte der französischen Zeilungskricge schwerlich ihres Glei chen. Das Journal des Debats fügt Hrn. Thiers mit ganz deutlichen Worten, er sei ein Intrigant, der cs jetzt, da ihm seine Ränke nicht mehr glücken, einmal mit der Unverschämtheit versuchen wolle; der Con- Utulionnel erwidert, Hr. Guizot sei ein Mann ohne Gesinnung und ohne ittliche Würde, welcher den Besitz der Staatsgewalt durch die Aufopfc- ung der heiligsten Nalionalinteressen und seiner eignen Ehre erkaufe. Daß in diesem Krieg auf Tod und Leben zwischen zwei. Mächten wie Guizot und Thiers auch die Person des Königs nicht geschont wird, ver seht sich gewissermaßen von selbst. Der Constitutionnel gibt heute dcut- ich zu verstehen, daß man völlig unrecht habe, für Ludwig Philipp im Namen seines Geistes und seines Talents eine Ausnahme von der all gemeinen Regel zu verlangen, welche die constitutionellen Könige zur Un- thätigkeit verdammt, denn Ludwig Philipp sei nun doch einmal nichts als ein mittelmäßiger Kopf, wie alle seine Vorgänger, die den französischen Thron während der letzten zwei- oder dreihundert Jahre nach Erbrecht innegchabt. Daß aber ein mittelmäßiger König wie Ludwig Philipp sich einem Minister von Genie wie Hr. Thiers unterordnen müsse, das ist eine zu einleuchtende Nothwcndigkeit, als daß der Constitutionnel sich die Mühe geben sollte, sie besonders hervorzuheben. Der Erzbischof von Paris, welcher sich schon vor zwei Jahren bei rgcnd einer festlichen Gelegenheit durch einen Ausfall gegen die Univer ität cine sehr feste Antwort des Königs zugczogen hatte, scheint auch bei dem diesjährigen Namcnsfcstc des Königs wieder auf das Licblings- thema der Geistlichkeit, die Verderblichkeit des öffentlichen Unterrichts- systcms, zurückgekommen zu sein, dem er, wie es heißt, unbedenklich einen gewissen Antheil an dem Verbrechen Lccomte's zugcschriebcn. Die Worte des geistlichen Herrn müssen wol sehr anstoßcrregend gewesen sein, denn sie wurden nicht zur Ehre des Drucks im Moniteur zugclassen. Hof- entlich werden wir sie indessen auf anderm Wege kennen lernen. Vor einigen Tagen hielt der pariser deutsche Hülfsvercin seine zweite Jahresversammlung, in welcher Rechenschaft über die Verwaltung )es vorigen Jahres abgelegt und ein neuer Ausschuß gewählt wurde. Das Unternehmen schreitet sichtbar vorwärts zum Wohle von Hunderten unserer Landsleute, denen der Hülfsvercin Beistand aller Art leistet. Die Ein nahme des vorigen Jahres belief sich auf 17,000 Fr. Schweiz. Die liberale Partei in Zürich hat in den Maiwahlcn einen vollständigen Sieg davongetragen. Auf 171 bisher bekannte Wahlen gehören 137 ganz entschieden der liberalen Partei an; rein conscrvativ ind nur 20; 5 sind in Bezug auf politische Farbe nicht genauer be kannt. (N. Z. Z.) Griechenland. * Athen, 19. April. Die Feier des 25. März (6. April), an wel chem Tage gleichsam das Gcburtsfcst des griechischen Aufstandes gefeiert