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rin Theil der Neumark und als solcher immer zu Deutschland gerechnet, wurde vom Kaiser Sigismund aus dem Hause Luxemburg, als Kurfür sten von Brandenburg , mit dieser'Mark an den Deutschen Orden ver pfändet. Diese wurde von dem zweiten Herrscher Brandenburgs auS dem Hause der Hohcnzollern, Kurfürst Friedrich II., wieder eingelöst, al lein ohne die drei Lande Crone, Tuch undBythyn, die heute den deutsch- croner Kreis bilden; diese waren inzwischen von dem Orden nach der Schlacht von Tannenberg an Polen abgetreten worden. Hierzu war der Orden aber in der bloßen Eigenschaft als Pfandinhaber nicht ermächtigt, und so wurde der deutsch-croner Kreis unrechtmäßig dem deutschen Reich entzogen. Bor kurzem sendete nun dieser Kreis eine Dcputaüon, gebildet aus allen Ständen, an den König ab', mit dem Gesuche: den deutsch- croner Kreis wieder mit seinen deutschen Landen vereinigen zu wollen. Sein Gesuch molivirt der Kreis: I) durch seine Geschichte; 2) durch seine Sympathien, die er gemein hat mit den deutschen Landen des Kö nigs; 3) durch seine unglückliche Lage zu Westpreußen, da Königsberg, der jetzige Sih seines Oberpräsidiums und anderer Dikastcricn, ihm fer ner liegt als Merseburg. Mit Spannung sicht man jetzt der Entscheidung des Königs entgegen. Gegen das Gesuch dürfte sprechen: I) die vielen Umstände und Ver wickelungen, die den Behörden daraus erwachsen würden, sodaß diese wol sämmtlich, hohe sowol als niedere, gegen den Antrag gestimmt sein dürf ten; allein die Praxis erledigt dieses Hinderniß, da schon unter der Re gierung König Friedrich Wilhelm's Ul. einzelne Kreise den Provinzen ab- gcnommen und andern zugcschlagcn wurden; 2) daß im deutsch - croner Kreise wcstpreußisches Provinzialrccht gilt; jedoch im dramburgcr Kreise, zu Pommern gehörig, hat auch brandenburgisches Provinzialrccht Gesctz- kraft; 3) daß die Rittergutsbesitzer dem wcstprcußischen Provinzial-Land- schaftSvcrband angchörcn; indessen beinahe der ganze posensche Regierungs bezirk Bromberg ist eben auch diesem System cinverlcibt, ungeachtet er zu einer andern Provinz gehört. 3) Endlich kann gefragt werden, ob es auch politisch richtig sei, einer Provinz, die, wie die letzten Vorfälle be wiesen, nicht ohne Sympathien für die polnische Sache geblieben, ein deutsches Element zu entziehen. Bei der isolirten Lage des Kreises jedoch, welchen Einfluß kann er auf die Provinz ausüben? Ueberdies ist die un endlich größere Majorität der Provinz Westpreußcn der Dynastie Hohen- zollern treu ergeben, und die Sünden Einiger sollten dem Ganzen nicht zur Last fallen, denn es sind in Wahrheit nur Ausnahmsfälle. Welche Hoffnungen darf nun der Kreis hegen? Er hat nur eine, aber diese eine ist sehr groß, ist überwiegend; sic beruht darauf, daß die ganze Regie rung König Friedrich Wilhelm's IV. nachwcist, daß da, wo die Wohl fahrt der Regierten mit den Formen der Verwaltenden in Conflict qerieth, erstere immer den Sieg davongctragcn, daß ferner durch diesen Act kö niglicher Huld ein Jahrhunderte altes Unrecht in Recht verwandelt wird, und endlich, daß König Friedrich Wilhelm ein deutscher Fürst ist! — Nach einer von Nr. Behnfch in der Monatsschrift für christkatho lisches Leben gegebenen Uebersicht haben sich in Schlesien bis zum ll. April 58 deutsch-katholische Gemeinden mit 16,500 Mitgliedern gebildet. N efterreich. 5. Mai. Wenn je, so lernt man gerade in diesem Augen blicke Wien als eine aristokratische Weltstadt kennen. Der Reiz des neu begrünten Praters und die mit einziger Ausnahme des ersten Mai tags fortdauernde herrliche Witterung locken täglich Nachmittags Hunderte der glänzendsten Equipagen in die sogenannte Fahrallce, und es entfaltet sich daselbst eine wahrhafte Schausictlung alles Dessen, »Pas zum Equi pagen- und Toilette-Luxus im höhern Sinne des Worts gehört. Die be scheidenen Fiaker, welche sonst fchon zum Aufwande unserer Bourgeoisie gehören, verschwinden unbemerkt in dem Gedränge prächtiger Wagen. So währt der Zug und nebenbei die unabsehbare Reihe der Spaziergänger fort, bis der Abend dunkelt. Zahlreiche, sehr distinguirte Fremde tragen übrigens in diesem Momente dazu bei, das Geräusch unsers öffentlichen Lebens und Treibens zu erhöhen. Der Prinz Peter von Oldenburg, Ge neral der Cavaleric, der regierende Herzog von Braunscbwcig, der Prinz Georg von Preußen und der Prinz Moritz von Nassau, Offizier in k. k. Diensten. — Der Erzherzog Palatin ist bereits nach Ungarn abgereist. Der Erzherzogs Stephan ist gleichfalls von Prag hier angelangt, soll jedoch seinen Vater nicht mehr gefunden haben. Am I. Mai ist der k. k. Bot- fchaster zu Paris Graf v. Appony, hier eingctroffen. Fürst Sanguszko, der eine kurze Zeit hier verweilte, ist wieder nach Paris zurückgekehrt. Eine große Menge von Russen befinden sich noch hier auf dem Durchzuge aus Italien. Daß die Kaiserin von Rußland Florenz bereits passirte, ist bekannt. Sie trifft am 6. Mai in Venedig ein, begibt sich fodann nach Mailand, und man vcrmuthct, daß ihr bei der Reise durch Tirol der König von Württemberg unter dem Jncognito eines Grafen v.Tcck cntgcgcnkom- men wird.— Wir meldeten letzthin die Jnhaftiruna eines jungen Dichters, Namens Eckardt. Wir haben nunmehr die Genugthuung melden zu können, daß demselben die Freiheit wieder geschenkt ist, und man hofft, daß die gewaltige poetische Licenz, welche cr sich durch Abfassung sehr unzeitigcr Polenlicdcr erlaubt hat, auf die Fortsetzung seiner Studien keinen nachthciligen Einfluß üben wird. — Einigen Privaten und Lese vereinen war bisher der pariser Charivari ausnahmsweise erlaubt ge wesen. Die unverantwortliche Schmähung, welche sich dicfes Blatt ge gen unser Staatsoberhaupt zu Schulden kommen ließ, und die zahlrei chen Verunglimpfungen, welche gegen unsern Stäatskanzlcr darin verka men, haben ein unbedingtes Verbot zur Folge gehabt, sodaß kein einziges Exemplar desselben mehr durch unsere Post devitirt werden darf. — ÄuS Galizien vernimmt man, daß die Ruhe sich mehr und mehr befestigt, daß die Bauern theils durch sanfte, theils durch minder sanfte Argu- mente veranlaßt wurden, dir herrschaftlichen Felder zu bebauen, und daß der Bauernchef Szcla zu Tarnow in Verhaft genommen worden. Die zahlreichen Unlhatcn, welche cr sich zu Schulden kommen ließ, und die fehr leicht durch Zeugen erweislich sind, sollen gegen ihn den Ausfchlag ge geben haben, wiewol cr bei der Anführung seines Haufens ein gewiffcs rctardirendcs und manchen politischen Exceß verhütendes Benehmen cinge- haltcn zu haben scheint. Gestern wurde im sogenannten Kaiscrgarten nächst der k. k. Burg das alljährlich übliche Rosenfcst gefeiert, wobei die Mitglieder der kai serlichen Familie und die zahlreichen geladenen Gäste bis 1 Uhr Abends verweilten. — Mehre Redacteurs öffentlicher Blätter veranstalten seit ei niger Zeit besondere Zusammenkünfte, um sich über den hiesigen Zustand der journalistischen Presse zu berathen und namentlich gegen die im Felde der Theaterkritik üppig wuchernde Corruption Mittel der Ab hülfe aufzufinden. Dies wird nun jedenfalls sehr schwer sein. Der Um stand, daß die Conccssionen nur an poroonss gratas verliehen werden, wie denn der bekannte Champion des Ultrakatholicismus, Hofrath Nouffeau, in der Thüt der Aussicht sich erfreuen soll, auch zum Besitz eines solchen Zcitungßprivileaiums zu gelangen, und die Schwierigkeiten, welche einer kreimüthigen Besprechung selbst der so geringfügigen Tkeatersachen in den Weg gelegt werden, bewirken jedenfalls, daß nur untergeordnete Ta lente, Halbwisser, Leute, die eben nichts Besseres zu thun wissen, sich mit der Journalistik beschäftigen und sich in einen bequemen Lobhudelton hinein- schreiben, der ihnen mindestens in pecuniairer Beziehung manchmal einige Früchte bringt. -r ÄUS Ungarn, 3. Mai. Der Vicepräsident der ungarischen Hof kanzlei Frhr. v. Bcdekovich soll, da cr bei den kürzlich staltgchabtcn Ernennungen ganz außer Acht gelassen wurde, es nicht weiter wünschens- wcrth finden, im Staatsdienste zu bleiben, sondern, auf seine treue und eifrige vierzigjährige Dienstzeit gestützt, den Wunsch hegen, sich in das friedliche Privatleben zurückzuziehen. — Der augsburger Allgemeinen Zeitung wird von der galizischen Grenze vom 29. April geschrieben: „Seit einigen Tagen hört man von der Absicht der österreichischen Regierung, Podgorze, das nach cinerSeite hin zusammen mit Krakau das Thor Galiziens bildet, zu befestigen, Gutunterrichtetc versichern hingegen, daß, außer der Herstellung eines Brückenkopfs an der Weichsel, Podgorze keine Art von Befestigung er halten werde. In Krakau sind noch immer Gerüchte über das Bcvor- stchen neuer Unruhen in Umlauf; man setzt den neuen Termin zu ihrem Ausbruch auf den 3. Mai. Der 3. Mai wird inzwischen hoffentlich eben so ruhig vergehen, wie die Osterfeicrtage vergangen sind. Seit dem 20. April ist die neue Regierung oder eigentlich die neue Verwaltungsbehörde con- stittiirt und zugleich der Entwurf zu ihrer Instruction durch Hrn. v. Lieb mann beendigt. Daß dieser Entwurf noch der Exörtcrung von Seiten der Residenten der drei Schutzmächte sowie der Genehmigung, von Sei ten der letztem bedarf, um zum Gesetz erhoben zu werden, versieht sich von selbst. Aus Galizien lauten die Nachrichten günstig; überall kehrt Ruhe zurück. Corporal Szcla, der sich bei dem tarnowcr Kreisamte frei willig gestellt hatte, soll einem unverbürgten Gerüchte zufolge nachträg lich verhaftet worden sein. Oer Aufwand, den der galizische Aufstand der Regierung bisher verursacht hat, soll nach einem mäßigen Anschlag auf etwa 4 Mill, berechnet werden." — In Folge der Auffoderung an die galizischen Stände, die Schätzung der Revenuen der Rebellen des galizischen Adels nach der Landtafclurkunde unverzüglich nach KPien cinzuscnden, ist diese Schätzung dort cingctroffcn. Sie repräsentirt für das Königreich Galizien ein Ca pital von 69 Mill. Fl., wobei der Kopf zu dem niedrigsten Preise von 8—10 Kr. der Tag angenommen ist. Es ist notorisch, daß der Edel mann bisher von dem Bauer täglich 10 — 12 Kr. vom Kopf Revenuen zog, indem das Arbeitslohn von seinen Leuten mehr als das Doppelte beträgt. Die Erbitterung der Bauern gegen ihre Edclleutc, welche täg lich Tausende von Bauern gegen hohes Arbeitslohn vcrmicthetcn, läßt sich jetzt leicht erklären. (Nürnb. C) — Die diesjährige Eröffnung des großen ständischen Ausschußcon- grcsscs für Tirol hat am 23. April in lFnnsvruck stattgcfundcn. Spanien. Die Gaceta vom 28. April bringt endlich den officiellen Bericht über die Einnahme von Santiago (Nr. 128) durch General de la Concha. Ein achtstündiges Gefecht ging vorher, in welchem die königl. Truppen 30 Todte und 100 Verwuirdete hatten. In der Bekanntma chung des Kriegsministeriums wird am Schluß erwähnt, daß die Köni gin dem General Concha und den Truppen unter seinen Befehlen ihre große Zufriedenheit mit ihrem Verhalten habe bezeigen lassen. — Die Nachricht von der Niederlage der galicischen Insurgenten in Santiago (Nr. 128) traf in Madrid gerade zu der Zeit ein, wo am 27. April zur Feier des Geburtstages der Königin-Mutter bei Hofe große Cour war. llm die vom General Concha gemachten Gefangenen abzuurtheilcn, ist in Carral, drei Meilen von Coruna, ein Kriegsgericht nicdergesetzt worden. —Es haben am 25. April neue Studententumulte in Madrid stattgcfundcn. Die Gaccta de Madrid enthält gegen die Rädelsführer dabei einen schon am 26. April vom Gefe Politico an die Dekane gerich teten Erlaß, wonach noch 6 Studenten relegirt und auf dem Schub in ihre Heimat gewiesen werden. — Der Herzog und die Herzogin von Sachsen-K ob urg-Gotha sind am 21. April in Sevilla eingetroffen, wo in der Calle de la Laguna