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Nr. 144 S4. Mai 184«. Sonntag WM Dmtfche Rllgkmcinc Zeitung. MM -Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» «-beebkiek. Deutschland. — München. Landtag. * Nürnberg. Die Excesse. Bi schof Nicharz. SS Dresden Landtag. — Die körperliche Züchtigung in Hannover. — Di« Kieler Stadtbchörden. LH Frankturt a. M. Mo nument. Anleihe. Brände. — Der Bundestag. Jordan. Preußen. « Vertin. Die Protestkatholiken. * Posen. Die Komorniks. — Daß Bißthum Jerusalem. — Die Professoren Rosenkranz und Sachs.— Die Deutsch-Katholiken. — Deutsch-Katholiken in Hischakswerder. — Die Reichssynode. — Die Mission im Kaffernlandc. — Die aachcner Spielbank. IVasterreich. Die Kaiserin von Rußland. — Fürst Czartoryiski. — Fürst Jablonowski. Spanien. Der Hof. Galicien. Der Jnfant Don Francisco de Paula. General de la Concha. Proceß. <N»»Ddritannien. Die Getrcidcbill. Daß Ucbungsgeschwader. Hr. Smith O'Brien. Der Collingwood. Lord Dudley Stuart. Großfürst Konstantin. Krankeeich. Parlament. Der Prinz von Joinville. Das Uebungsge- schwadcr. Der landwirthschaftlichc Ccntralcongreß. Algerien, s Pa ris. Das Sklaventhum. Dänemark. Die Bauernversammlungcn. Die Baptisten. vtntzland und Molen. Der Kaiser Arakan. Die Schuhmächtc. Die Bittschrift des Hrn. v. Bogusz. Mi» Mlata-Staaten, Die Franzosen. Metrsonalnachrichten. -Kandel Und Industrie. * prcsbura. Der Mühlthalverein. Die Unga rische Ccntralbahn. *ZLrankturt a.M. Börsenbericht. * Leipzig. Bör senbericht. — Die Zarskojc-Selö-Eiscnbahn. — Berlin. Ankündigungen. Deutschland. — München, 2Y. Mai. Es mußte einigermaßen auffallcn, daß die «ugSburger Allgemeine Zeitung nach den jüngsten Bier excessen die Nürnberger magistratische Bekanntmachung mit Weglassung gerade derjenigen Stesse abdruckte und hierher brachte, welche die bezeichnendste im ganzen Aktenstücke war, indem sie die dortigen ChevauxlcaerS als die Urheber des begangenen Unfugs bezeichnete. Zn solchen Fällen wird cS denn von dem Einen der übcrstrcngen Ccnsur, von Andern dagegen dem eignen Er messen der Redaction Schuld gegeben, daß dem Publicum die volle Wahr heit nicht mitaethrilt wird. Nun drucken aber selbst die hiesigen Blätter das magistratische Document unverstümmelt ab, was soll man denn zuletzt glauben? In der Kammer der Abgeordneten war bis zum 18. Mai zum billigen Verwundern Aller des Soldatcnunfugs noch nicht ge dacht worden. Wäre cs früher offen geschehen — durch Baron v. Schäz- ler aus Augsburg über Augsburg, durch Dekan Vogel aus Dillingen über Diüingen und durch Bestelmeyer aus Nürnberg über Nürnbcra —so hätte ohne unglaubliche Schamlosigkeit wahrhaftig nicht jene Unmasse von gro ben Uebertrcibungen und puren Lügen in die auswärtigen Zeitungen ge schickt werden können, die wir in diesen jetzt fast alltäglich lesen müssen. Am 18. Mai endlich wurde, wie unsere Blätter berichten, durch den Frhrn. v. Lerchenfeld das Thatsächliche berührt, welches in nichts Andcrm besteht, als daß es in Augsburg, in Dillingen und in Nürnberg vorzugsweise Sol daten gewesen sind, die in Wirthshäuscrn und in Straßen tumuliuirt ha ben,, daß aber dieselben Bursche, welche den Unfug getrieben, nach gekühl tem Uebermulh jedem Commando sich willig gefügt oder, wie Baron Lcr- ohenfeld rügte, auf die noch versammelten Haufen wol auch tüchtig losge- schlagcn haben. Dergleichen Dinge können überall passiren; aber höchst bedauerlich bleiben sie, wo sic sich auch immer zutragen mögen.— Im All gemeinen beschränken wir uns vorläufig auf folgenden Auszug der Berichte unserer Blätter über die vorgestrige Doppelsihung (des Morgens von 9—2 Uhr und Abends von 6—lv Uhr). Worüber nur immer Gesammtbcschlüssc erzielt werden konnten, darüber wurden sie auch gefaßt, im Ganzen etwa 13 oder 15. Dies konnte freilich nicht ohne Nachgiebigkeit auf beiden Sei ten geschehen; doch mußte, wie gewöhnlich, vorzugsweise die Abgeordne tenkammer nachgebcn, um nicht allzu viel ganz fallen zu lassen. Beim Biergesetz hat sie den Antrag auf sofortige Erprobung des Systems der freien Concurrenz opfern müssen. Dafür soll die Regierung 1849 einen Gesetzentwurf voriegen, welcher diesem Princip huldigt und die Brauc- reien allen übrigen Fabriken glcichstcllt. Man wird aber bei dergleichen "Gesammtbcschlüssen unwillkürlich an alte und neue Erfahrungen unerfreu licher Art erinnert. 1843^ schloß sich die Rcichsrathskammer auch bcrcit- willigst dem Wunsche der Abgeordnetenkammer an, es wolle ein Wiescn- cultur- und ein Hut- und Wcidcacsctz erlassen worden. Jetzt sollte der Wunsch in Erfüllung gehen, aber beide Gesetzentwürfe fielen inderNeichs- rathskammcr durch. Die meisten Anträge mußte die Kammer der Abge ordneten aus der Zahl derjenigen aufgebc», die von ihr dem Beschlüsse über die Staatseinnahmen und Dtaatsausgabcn während der vcrwichenc» drei Jahre angehängt worden waren. Als Ersatz hat sic aus der ReichS- rathskammer einen Antrag erhalten, durch dessen Gewährung die Gemein den zur Einführung von Luxuöstcuern ermächtigt werden sollen, um die Bicrsteuer, d. h. den Localmalzaufschlag, aufhcbcn zu können. Brannt wein, Pferde, Wagen, Hunde rc. werden als einzelne Capitcl für diese Steuer bezeichnet. Verschiedene Stimmen machten auf das Unausführ bare einer allgemeinen Luxussteucr aufmerksam; aber es erfolgte der An schluß an den rcichsräthlichen Vorschlag. Die sämmtlichcn Secretaire der sechs Ausschüsse erstatteten Anzeige über diejenigen Ausschußarbeiten, welche nicht mehr erledigt werden konnten. Darunter befinden sich außer dem während der jüngsten drei Tage vorgekommcnen Einlauf 34 Vor stellungen auß verschiedenen Landcsthcilcn. Im Ganzen hat der Peti tionsausschuß 246 Vorstellungen geprüft. In die Kammer hat er davon 212 gebracht, 34 wurden den Ministerien empfehlend zugeschlosscn. Wie von der protestantischen Beschwerde in der Rcichsrathskammer, so war in der Abgeordnetenkammer von der Prcßbeschwcrde auch in der Abcnd- sitzung keine Rede. Beide sind begraben. Aber in beiderlei Beziehung hegen wir um so bessere Hoffnungen. Die Regierung kennt die Wünsche des Landes, auch ohne daß sie noch einmal des Weiten und Breiten be sprochen worden sind, und sic wird dieselben gewiß nicht unerfüllt lassen. Wie die Beschwerden und confessioncllen Tagesfragen auf diesem ganzen Landtag die beliebtesten Themata waren, so sollten sie auch den Schluß bilden. Vormittags wurde die hiesige Bierbrauerbcfchwcrde mit 98 gegen 7 Stimmen ohne Discussion angenommen, und Abends der Eingang einer Petition der deutsch-katholischen Gemeinde zu Neustadt in der Pfalz angezeigt. Hat man in der Pfalz nicht gewußt, daß unser Landtag sei nem Schluffe nahe war? Oder haben die ncustädter Deutsch-Katholiken mit ihrer Eingabe nur bezweckt, daß die inländischen Zeitungen ihrer Existenz gedenken sollen? Am Schluffe dankte Baron v. Close» im Namen der Kammer dem Präsidenten und den Secretaircn für ihre treue Mühclcistung, und dann hielt der Präsident eine Dank- und AbschiedS- rcde, die sich zugleich über die diesmaligen Landtagsergebniffe verbreitete. Zuletzt daß übliche, allgemein freudige Lebehoch für den König. *ilürnsierg, 2V. Mai. Die in Nr. 137 dieser Zeitung mitgetheil- tcn Excesse haben sich nicht wiederholt. Ob die durch den.'Magi strat veranlaßte Erklärung sämmtlicher hiesiger Bierbrauer die Maß von diesem Getränk anstatt zu 6>/, Kr. (nicht 7'/- Kr., wie in der erwähn ten Mittheilung gesagt worden) für 6 Kr. verabfolge» zu lasse», oder die von der Militairbehörde getroffenen Vorkehrungen die Ursache davo« sind, lassen wir unerörtert; hat doch die Staatsregicrung in dem muster haften Benehmen der Nürnberger Einwohner die Ucbcrzeugunq gewon nen, dqß, wenn wir auch die gesetzliche Freiheit und den Fortschritt, den Zeit Mio Umstände und die Geistesbildung sodern, unabweisbar verlan gen, wir gleichwol Alles streng zurückweiscn, was wie Selbsthülfc und Auffehnung gegen bestehende Gesetze und Verordnungen aussieht, und wenn aus dieser Thatsachc höchsten Orts die geeigneten Folgerungen ge zogen und die Nutzanwendungen gemacht werden, was jetzt nach den in den beiden Kammern stattgefundenen Erörterungen mit vieler Zuversicht zu erwarten steht, so hat auch dieser an und für sich betrübende Vorfall seinen Nutzen gebracht.— Die Bauer- und Larigguth'sckc Beschwerde wegen Verkümmerung der religiösen Rechte protestantischer Un- tertbanen und die desfallsige Debatte in der Rcichsrathskammer macht gegenwärtig viel zu reden. In einer zahlreichen Gesellschaft wurde, als man erfuhr, wie Bischof Richarz bei dieser Beschwerde sich ausgesprochen, diesem würdigen Prälaten ein stürmisches Hoch gebracht, das ein anwe sender sehr geachteter Bürger hiesiger Stadt mit einigen inhaltsvollen Worten eingeleitct hatte. ^Dresden, 22. Mai. Die Bcrathung des Deputationsbcrichts über die eingegangcnen, auf Abänderung des erbländischcn Jmmo- biliar-Brandversicherungswesens, sowie aufcineVerbin- dung desselben mit einerMobiliarfeuerversichcrunqs- und einer Hagclschädcnvcrsicherungsanstalt gerichteten Petitionen wurde in der heutigen Sitzung der II. Kammer beendigt. In Bezug auf die erbländische Jmmobiliar-Brandversichcrungsanstalt wird in den vorliegenden, auß verschiedenen Städten bei der Kammer cingrreichtcn Petitionen auf Abänderung der Gesetze vom 14. Nov.> 1835 und 11. Jun. 1840, sowie der darauf sich beziehenden Verordnungen in der Maße angetragen, daß 1) die von den einzelnen Grundstücken zu berichtigenden Beiträge nicht bloß nach den dafür versicherten Summen, sondern gleich zeitig nach Verhältniß der größern oder geringer» Feuergefährlichkeit der selben berechnet und erhoben, daher das ClasfifirationSsystem eingeführt, 2) die Vorschriften für die Taxationen des Höchsten zu versichernden Wer- thes dahin modificirt werden möchten, daß dieselben die Summen errei chen dürfen, welche iin Fall eines Brandes die vollständige Wiederher stellung eines gleichartigen Gebäudes, v,ur unter Abrechnung der dem Aller des Hauses angemessenen Abnuhungsprocentc erfodern würde, oder