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128V Aufgabe der katholischen Seminare sein müsse: „dem Strome der Refor mation einen Damm cntgcgenzustcllen". Eben so wenig liegt uns daran, zu untersuchen, auf welche Weise die HH. Pfarrer Westhoff und Tewes zu ihrer Anstellung im Preußischen gelangt sind; vielleicht daß diese „Männer einer Jesuitenanstalt", die doch nicht förmlich dem Orden an- gehörcn, wo sie der gesetzlichen Exmission unterliegen würden, schon frü her zum Besitz ihrer Pfründen gelangten, als überhaupt gesetzliche Ver bote deö Besuchs fremder Priester-Bilbungsinstitutc vorhanden waren. Was uns hier vielmehr beschäftigt, sind die denkwürdigen Früchte des Geistes, der unter der Einwirkung der genannten Geistlichen und ihrer SinncSgenossen verbreitet und gepflegt wird. Ein schönes Pröbchen die ser Früchte liefert der Korrespondent der Sion selbst. Er erzählt mit sichtlichem Wohlbehagen, daß auch ihm das Glück zu Theil geworden, unter Leitung des Hrn. Westhoff den erwähnten Ucbungen für Geistliche bcizuwvhncn; und in der That, der Schüler macht seinem römisch gebil deten Lehrer alle Ehre. Gar nicht zu gedenken, daß derselbe bei dem für Preußen bestehenden Verbote des deutschen Collegs eine stolze Freude darin findet, zwei Zöglinge dieser Anstalt ohne Weiteres namhaft zu machen und vorzuführcn, so legt er in Betreff der westfälischen Schulangclcqcnheit Grundsätze an den Tag, in denen von Pietät gegen Fürst und Vater land, von Achtung vor Gesetz und Recht, von staatsbürgerlichem Pflicht gefühl auch nicht die leiseste Spur zu finden. Oder was soll man dazu sagen, wenn cs hier heißt: „Zu bedauern ist freilich, daß die Regierung auf ihren Ansprüchen besteht, daß sie als Trägerin der materiellen Ge walt die Schulen verschließt. Ist cs doch so weit gekommen, daß Geist liche cs nicht mehr mit ihrer Pflicht vereinbaren können, zum Vorstand einer königl. Schulcommission zu gehören; und hat man der Negierung einmal das Recht über die Volksschulen zugestandcn, so werden sic schon von selbst aus der Commission schwinden." Und um dieser Verhöhnung alles Anstandes und aller T«uc die Krone aufzusetzen, trägt der Verfas ser kein Bedenken, am Schluffe seines Aufsatzes bei Gelegenheit der ruhmvollen Wirksamkeit der obengenannten Pfarrer die Worte auSzu- svrechcn: „Kein Wunder daher auch, daß hier der Name des deutschen Collegs, was auch immer die protestantische Regierung beschließen mag, gut klingt, und daß man sich nicht genug über einige Stimmführer Baierns wundern kann, die, um Baierns Ehre zu vertreten, auf der Ständcver sammlung nichts Wichtigeres zu thun wissen, als gegen dessen Besuch Vorschläge zu machen." Wir urgircn nicht weiter die offenkundig genug aus diesen Zeilen sprechende, eben so unpatriotischc als hämische, die Wirk samkeit einer sorgsamen unparteiischen Negierung verdächtigende Denk weise. Wir wollen nur noch danach fragen, ob diese den Pflichten dcS Unterthans und des Staatsbürgers widersprechenden Gesinnungen eines kirchlichen Eiferers vielleicht'von Seiten der Kirche Billigung und Aner kcnnung finden. Wir sehen das Gcgenthcil. Dasselbe Blatt der Sion bringt das Schreiben des Papstes an die galizischen Bischöfe, in wel chem auf den Gehorsam hingewiescn wird, „den alle Unterthancn der höhern Gewalt durchaus zu leisten verpflichtet sind", und wo den Prie- flcrn aufgcgcbcn wird zu lehren: „cS sei keine Gewalt außer von Gott, und Diejenigen widerstreben Gottes Ordnung und werden sich die Ver dammung züziehcn, welche der Gewalt widerstreben". 0 Berlin, 14. Mai. Die Nachrichten, welche durch die augsbur- ger Allgemeine Zeitung über die Zwistigkeiten zwischen dem preußischen Consulatspcrsonal und den Localbehörden inGalacz veröffentlicht worden sind (Nr. 132), beschränken sich auf ein in jenen Gegenden sehr gewöhnliches Handgemenge, dadurch veranlaßt, daß einige Leute einen entflogenen Pfau bis in den Hof des Consulatgebäudes verfolgten, ohne vorher die Er- laubniß zum Betreten desselben nachgesucht zu haben. Als sie, deshalb zur Rede gestellt, sich trotzig und unbescheiden benahmen, wurden sie auf eine unsanfte Weise entfernt, und da die Behörden in Abwesenheit des Hrn. Ghika Schwierigkeiten über Bestrafung dieser Eindringlinge mach ten, stellte man bis zu dessen Ankunft die diplomatischen Beziehungen mit denselben cin. Unmittelbar darauf aber wurden auf Befehl des Gou verneurs die nöthig gewordenen Erklärungen gegeben, und in sehr kurzer Zeit war Alles wieder auf dem alten freundschaftlichen Fuße, sodaß von Zerwürfnissen zwischen den obersten Behörden der Moldau und dem preu ßischen Consulatc daselbst gar keine Rede sein konnte. Nichtsdestoweniger machte die Sache, wie sie in der augsburger Allgemeinen Zeitung refe- rirt wurde, hier ein unangenehmes Aufsehen, und ich beeile mich, den wahren Zusammenhang schleunig mitzutheilen. * Köln, 13. Mai. Unser Polizeigericht hat diejenigen hiesigen Bäcker meister, welche das Backen eines Theiles der vor einigen Monaten zu billigcrm Preis an die Armen verabfolgten Brote übernommen hatten und wegen Ablieferung von etwa 1500 Stuck angeblich zu leichter und ungenießbarer Brote angeklagt waren, von aller Schuld und Strafe frei- gesprochen, weil unter andern Gründen auch der königl. Krcisphysikus eidlich erklärt hat, daß die schlechte Beschaffenheit des Brotes ihre Ursache lediglich in dem dazu genommenen Mehl und nicht in der Zubereitung habe. Da nun das dumpfige und verdorbene Mehl, aus welchem das fragliche Brot gebacken ward, von dem hiesigen Vereine zur Beschaffung wohl feiler Lebensmittel geliefert worden ist, so scheint demnach dieser allein die Schuld zu tragen, daß den Armen die ihnen zugcdachtc Erleichterung lheilweise verkümmert und entzogen wurde. Bisher hat der Verein oder vielmehr dessen Ausschuß, dem allein die Gcschäftslcitung oblag, es noch nicht der Mühe wcrth gefunden, sich öffentlich über seine allem Anschein nach unverantwortliche Handlungsweise ^u erklären und eine Rechtferti gung derselben zu versuchen. Jedenfalls wird er wol neben dem allge meinen Unwillen der allerdings zu geringen Strafe nicht entgehen, daß ihm für das gelieferte schlechte Mehl, da die Lieferung guten Mehls be ¬ dungen war, nichts bezahlt wird.— Bei unserm Dombau hat sich ge stern abermals rin trauriges Unglück begeben. Ein dort beschäftigter Zimmermann, welcher in bedeutender Höhe auf einer Leiter stand, wurde von einem Brete, das sich losgcrisscn hatte, so schwer am Kopfe getrof fen, daß er mit der Besinnung seinen Halt verlor und rücklings von der Leiter in die jähe Tiefe stürzte; mit zerschmetterter Hirnschale wurde er aufgehoben und ins Bürgerspital gebracht, wo er nach etwa einer Stunde verschied. Der Verunglückte war ein noch junger und sehr kräftiger Mann, welcher Frau und Kinder in tiefster Hülflosigkcit zurückläßt. — Der hie sige Unterstützungsverein für Handlu ngsgehülfen, der schon seit einer Reihe von Jahren besteht, während Mitglicdcrzahl und Ein nahme desselben mit jedem Jahre stärker anwachsen, besaß am 1. Jan. 1846 ein baarcs Vermögen von 7575 Thlr.; die Summe der im Jahr 1845 geleisteten Unterstützungen hatte nur 109 Tblr. betragen und die Jahrescinnahme daher einen Ucberschuß von 671 Thlr. geliefert. Von Rechts wegen sollte in keiner irgend bedeutenden Handelsstadt ein so wohlthätiger Verein fehlen; dahier fand derselbe zwar in den ersten Jah ren nicht die gehoffte Theilnahme, nachher aber wurde ihm dieselbe im vollsten Maße zugewendet, und sie wird auch sicherlich nicht mehr erkalten. Oesterreich. **Pressiurg, 10. Mai. Schon am 26. April langte aus allen Ge genden unserer Gespanschaft der Adel in Prcsburg an, und die Zahl stieg an demselben Tage bis über 1000 Individuen. Am 28. April Vormit tags wurde durch den Administrator dieser Gespanschaft, Grafen Ferdi nand Palffy, zur Wahl geschritten, die, nur mit einigen unbedeutenden Veränderungen, nach herkömmlichem Gebrauch, in bester Ordnung und nach dem Wunsche des ganzen Wahlkörpers vorgenommen und beschlossen worden ist. — Es ist nicht ein Mal, sondern viele tausend Mal über die Beschaffenheit der Straßen über Trentschin nach den Bcrgstädten geschrieben und geklagt worden. Gewiß würden solide Straßen durch das trcntschincr und arvärer Comitat auch noch nach hundert Jahren mehr Nutzen schaffen, als die im Bau begriffene Centralbahn abwerfen dürfte. — Zu Anfang des Monats Mai wurde cin Banknotenfabrikant durch die wachsame wiener und presburgcr Polizei hier entdeckt und so gleich nach Wien abgeliefert. Die Apparate und überhaupt die ganze Wcrkstätte bekamen die Behörden in die Hände. — Die Kaiserin von Rußland ist am 8. Mai in Venedig ein getroffen. Sp «nie«. Nach dem Heraldo wäre es nun gewiß, daß die Königin zuerst die Bäder von Santa Agueda und dann ein Seebad besuchen werde. Der neue Generallieutenant Jose de la Concha wird aus Galicien in der Hauptstadt erwartet. Die gegen den Universal und den Espanol verhäng ten Prcßproccsse haben mit Freisprechen beider Blätter geendigt. Dem Jmpartial zufolge hätten in Sevilla einige tumultuarische Auftritte an der Universität stattgcfundcn. — Es herrscht nach wie vor die Ansicht, daß die CortcS in der jetzi gen Zusammensetzung nicht vor ihrer Auflösung wieder cinbcrufcn werden. Unter Änderm gibt man auch den Mangel einer festen Majorität im Con- grcß als den Grund davon an. Es ist derselbe nämlich in fünf bestimm tere Fractioncn geschieden, als deren Häupter man die HH. Pacheco, Salamanca, Bravo Murillo und Narvaez außer der ministeriellen Frac- tion ansicht. Die letztere würde daher ohne den Beitritt von andern Fractioncn keine große Selbständigkeit und Wirksamkeit entwickeln können. — Die Gaccta de Madrid vom 6. Mai bringt ein königl. Decret, durch welches Don Antonio Caballero zum Unterstaatssccrctair im Mi nisterium der auswärtigen Angelegenheiten ernannt wird. — Die von dem Gefe Politico in Madrid, Don Sabater, angcbo- tene Entlassung (Nr. 134) ist angenommen worden. Sein Nachfolger ist noch nicht bekannt. — Der Phare de Bayonne enthält cin Schreiben aus Navarra, wo nach der als Anführer einer Gucrrilla für die Königin Isabella im Jahr 1841 durchGcfangennchmung vonMunagorri bekannte Elorrio, der nachher eine Zeit lang bei dem Zöllwescn angestcllt war, vor kurzem bei Wumbilla von mehren Dolchstichen durchbohrt und todt gefunden worden ist. Man glaubt, daß ihn die Rache von Schmugglern geopfert habe. Großbritannien. London, 10. Mai. Wir haben heute nur die Aeußerungcn der Wochenblätter über die Vorgänge der letztem sieben Tage in Betracht zu nehmen. Der Specta- tor erklärt sicn zufriedener mit dem Gange der Parlamentsgcschäfte, in dem die Getreidcbill, wenngleich nicht ohne neuen Widerstand bis zur dritten Lesung im Unterhause vorgerückt, bei den Lords wenigstens Lord Dalhousie's Bill wegen Auflösung noch nicht concessionirtcr Eiscnbahnge- scllschaften durchgcgangcn sei. Was persönliche Angelegenheiten anlange, dürfe nicht übersehen werden, daß der Earl of Lincoln, früherer Lord Com- missar der Wälder und Forsten und dermaliger Secretair. für Irland, endlich wieder durch die Wahl für den Bezirk von Falkirk (Nr. 130) ins Unterhaus gekommen ist. Hr. Smith O'Brien beschäftigte sich in seiner Clausc mit Briefstellern an seine Wähler in Limerick. Der Atlas meint, daß er sicherlich in seinem Verhalten einen Rechnungsfchlcr begangen habe. Er werde sich auf ein großes Aufsehen, cin Untersuchungscomite „über Smith O'Brien" und was Alles gespitzt haben, was er aber nicht zu erleben bekommen werde. In der Auffassung der Wirkung, welche die vom Senate der Vereinigten Staaten von Nordamerika angenommene Resolution wegen Oregon haben werde, schließt der Spcctator sich ganz