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8. Mai 184«. Freitag EeipNÜ. Dir Zeitung r^AelnkcLglich Abends. Üu beziehen durch all» Postämter des ^n- und Deutsche Allgemeine Zeitnng. Preis für das Viertel jahr 2 Tblx. - Jnsertionsgebuhr für den Raum einer Keile r Ngr. «Wahrheit unL Recht, Freiheit und Tesetzl» Ueberblick. Deutschland. sÄus Norddeutschland. Die Ultramontanen. zÄus Lachsen. Die chcmnitzer Bürgermeisterwahl. * Ueustadt bei Stolpen. Festmahl. — Erklärung des Hrn. Oberländer. — Badische Verord nung in AuSliefcrungssachen. * Kassel. Die Rechtsmittel in Strafsa chen. — Das Hermannsdenkmal. Das norddeutsche Sängerfcst. Preußen. ^Berlin. Die Deutsch-Katholiken, (-l-) Berlin- Der Gesinde belohnungsfonds. Protestantische Kirche in Köln. * Posen. Die Vor gänge in Kosten. *Koln. Strafproccß.— Geflüchtete Insurgenten. IVefkerreich. ss-pcsth- Der Pietismus. Spanien. Die Jnsurrection. Der Herzog von Sachsen-Koburg-Gotha. * Paris. Der Aufstand. Anleihe. Großbritannien. Parlament. Hr. W. S. O'Brien. Das Morning Chronicle über Sir R. Peel. Die Gctreidebill. Verein zur Abschaffung der Todesstrafe^ Irische Auswanderung. Unterstützung aus Ostindien für Irland. Sir H. Elphinstone. Der Seringapatam. Elektromagnetische Lelegraphcnverbindung mit der französischen Küste. Die Behörden in Singapur. Neuseeland. Krankreich. Parlament. Das Ausgabebudget. Unglücksfall. Ibrahim- Pascha. General Jussuf. Racheact. Die österreichische Gesandtschaft. -X-Paris. Die Legitimisten. Schweiz. Das Attentat auf General Sonnenberg. Schweden und Norwegen. Feuer in Levanger. Türkei. * Konstantinopel. Die katholischen Albanesen. — Die Handels marine. Die französischen Journale. Nordamerika. Der Verein zum Schutze deutscher Einwanderer in Tejas. Personalnachrichten. Wissenschaft unb^unst. *Vonderpleisse. Deutsch-katholisches Gebet buch. — vr. v. Schaden in Erlangen. — Der Shakspeareverein in London. Handel und Industrie. * Frankfurt a. M. Börsenbericht. ^Leip zig. Börsenbericht. * Berlin. Die Anhalt-Bahn. Die Posen-Stargard- ter Bahn. * Äöln. Messe. — Lotterie. Hknkündignngen. Deutfchlan d. f Aus Norddeutschland, 30. April. Wie inkonsequent die Ur theile unserer Ultramontanen über religiöse Duldung sind, das geht aus ihren ösfentlichen Blättern in deutlichen Manifestationen hervor. Sic begrüßen mit Recht eben so freudig wie wir Protestanten den jetzigen Beschluß des englischen Parlaments, welcher die letzten Beschränkungen der Freiheit der Katholiken Englands über den Hausen wirft; aber zu gleich sprechen sie die Hoffnung aus, daß „mancher Rcichsrath" und an dere Gegner des Katholicismüs daraus lernen werde, ebenfalls Duldung gegen den letztem zu üben. Welche unwahre Beschuldigung und welche Inkonsequenz! Will der bekannte Herr Rcichsrath nicht eben Parität in den Rechten der beiden Confessionen seines Landes? Wer ist cS denn aber, der die Unduldsamkeit in der Behandlung der gemischten Ehen, in -dem Gebete für die Protestanten, in der Sache des Deutsch-Katholicis- mus u. s. w. präconisirt? Sind cs die Römischen nicht, welche den Eng ländern selbst, diesen Mustern der Toleranz, in Rom die Erbauung einer evangelischen Kirche nicht bewilligen? Eben so possirlich ist die ultramon tane Inkonsequenz, wenn sie es unternimmt, die Ausschließung des Deutsch- Hatholicismus aus einigen deutschen Ländern zu rechtfertigen. Bald ver- theidigt sie dieselbe durch die Bundesacte, bald durch den Westfälischen Frieden. Daß für die deutsche römische Kirche keine dieser Acten rechtlich «xistirt, weil auf beiden der päpstliche Bannfluch, beziehungsweise die päpstliche Protestatio» ruht, scheinen unsere deutschen Römer ganz ver gessen zu haben oder für den Augenblick vergessen zu wollen. Denn al lerdings erinnerten sie sich der päpstlichen Annullirunss der deutschen Bun- desactc, als sie 1837 gegen die ausdrückliche Bestimmung des Art. 16 Lie Protestanten auS Tirol vertrieben. Ebenso würden sie vorkommenden falls sich der Bannbulle gegen den Westfälischen Frieden erinnern, sobald Lies ihrem System Nutzen zu bringen verspräche. Accommodalion, aber nur für einige Zeit, ist auch ein Grundsatz des canonischen Rechts. Nur «ine solche zeitweilige Accommodation war auch vielleicht die liberale Aeu- ßerung eines hohen katholischen Geistlichen in der sächsischen Kammer, daß das Dogma von der alleinseligmachenden Kraft der römischen Reli gion nur eine theologische Ansicht und keine Kirchenlehre sei, und daß die gemischten Ehen nach römischen Begriffen nicht verabschcuungswürdig seien. Wir sind übrigens begierig, was die rheinischen Ultramontanen über diese ganz neuen römischen Lehren urtheilcn werden, nach welchen ihr bisheri ger Eifer gegen uns arme Protestanten als etwas durchaus Ueberflüssiges erscheinen müßte. Doch vielleicht decken sie nach der römisch-canonischen Accommodationsthcoric den Schfcicr des Stillschweigens darüber. LÄUS Sacnsen, 5. Mai. Wir können über das Verfahren des chemnitzerStabtrathS, so weit es sich dabei um die persönliche Be fähigung der Candidaten des dortigen Bürgermeisteramtes handelt, nicht urthrilen, La wir die Qualisicationen aller dieser Herren zu jenem Amte nicht kennen. Dagegen scheint es uns, als hätte er in anderer Bezie hung ganz im Sinn und Interesse des Gesetzes gehandelt. Dieses schreibt bei dem Bürgermcisteramte und nur bei diesem dem Stadtrathe das Vorschlagsrecht dreier Kandidaten zu, aus welchen die Büracrvcrtrc- tung zu wählen hat. Es geht also von der Ansicht aus, daß bei der Besetzung dieses Amtes eine ganz besondere Sorgfalt und Prüfung zu beobachten sei, und will nichts weniger, als die Sache lediglich den Wünschen der Mehrzahl anheimstellcn. Es soll, dem Gesetze nach, das Hauptwerk der Wahl dem Stadtrathe zufallen und der Wunsch der Gemeindevertretung nur insoweit Mitwirken, als derselben freigcstellt ist, unter mehren ihr Vorgeschlagenen den ihr Angenehmsten auszu lesen. Dieser ganze leitende Gedanke des Gesetzes ist aufgehoben, so bald die Gewohnheit einreißt, daß die Bürger, oder wer cs sonst sei, dem Stadtrathe zumuthen, eine bestimmte Person, deren Wahl man als dann für gesichert hält, auf die Vorschlagsliste einzutragen. Es kann dann in jedem Fall ebenso verfahren und ebenso, wie jetzt, dem nicht dar auf eingehenden Stadtrathe der Vorwurf der Mißachtung der Wünsche der Bürger gemacht werden. Fl'iat er sich darein, so wird sein ganzes Vorschlagsrccht zu einer bloßen Illusion und die Wahl geht ganz und gar auf die Gemeindevertretung über, die dann nur die Form zu beob achten braucht, dem Stadtrathe vorher insinuircn zu lassen, daß er Den, den sic wählen will, mit auf die Liste bringe. Das aber will das Ge setz nicht, es will das Gegentheil. * UkUStadt bei Stolpen, 3. Mai. Gestern Abend fand auch in un serer kleinen Stadt, in dem festlich geschmückten Saale des Schießhauses, zu Ehren unsers Landtagsabgeordncten vr. Schaffrath, dessen Ge burtstag vorgestern war, und seiner politischen und persönlichen Freunde in der II. Kammer, die ihn besuchten, ein volksthumlichcs Festmahl statt, an welchem ungefähr 130 Bürger hiesiger Stadt, unter ihnen auch alle Mitglieder des Stadtraths (mit Ausnahme eines einzigen), alle Stadt verordneten und alle Die, welche früher Landtagswahlmänner gewesen wa ren, sowie auch einige Landleute aus der Umgegend Theil nahmen. Große Freude erregte besonders auch die Anwesenheit eines Stadtraths und meh rer Stadtverordneten und Bürger aus Radeberg, von welchen die meisten früher ebenfalls Landtagswahlmänner gewesen waren. Das Musikchor des hiesigen Jägercorps und der Männergesanaverein, beide nur aus hie sigen Burgern bestehend, füllten die von Trinksprüchen nicht in Anspruch genommene Zeit durch kräftige, besonders auch Hcrwegh-Adam'sche Me lodien aus, und die Töchter angesehener Bürger batten sich zur Bedie nung unserer Ehrengäste bei der Tafel erboten. Von den vielen Geist und Herz erhebenden Trinksprüchen siel manches kräftige Wort auf einen fruchtbaren Boden. Bürgermeister Krumbholz brachte in echt konstitutio neller Weise das erste Hoch auf unsern allverehrten König, das zweite auf alle Abgeordnete, welche das wahre Wohl des Volks auf dem Land tage vertreten, besonders jedoch auf die von ihnen anwesenden Gäste, das dritte aus unsern Abgeordneten, vr. Schaffrath, „das Geburtstagskind", aus- Abg. Todt dankte in herzergreifender Rede und feierte das mit seinen Abgeordneten harmonircnde, ihnen nachhaltige Kraft verleihende Volk; Abg. Oberländer den Bürger und Bauer, der beiden Wahlen seine Pflicht erfüllt; Abg. Tzschucke die „Herberge" der Neustädter, welche, deren „Theilnahme an allgemeinen vaterländischen Angelegenheiten" un geachtet, doch sehr gut zu sein scheine; der Apotheker Dammann aus Radeberg nochmals unsern Abg. Di. Schaffrath und den Tag der Wahl desselben, den 31. März 1815, sowie spater den Führer und Leiter der Opposition, den Abg. Todt; Abg. Rewitzer den Gemeinsinn; Abg. Hen sel II. die Bürgerschaft Neustadts sammt ihrem Bürgermeister und ihre Eintracht; Aba. 0?. Schaffrath zuerst „alle Städte seines Wahlbezirks und alle seine Wähler", und später: feinen und Aller, leider durch Krank heit abgehaltenen Freund, den Abg. Joseph; Gerichtsdirector Nake die Urverfassungsurkunde; Stadtrath Schmalz aus Radeberg die moralischen Erfolge des Landtags; ein Bauer aus der Umgegend die bäuerlichen Abgg. Joseph, Müller und Haden; Rechtscandidat Ludwig das deutsche Vater land und den Bund der deutschen Völker. Außerdem gaben noch wiederholt eine große Menge von Bürgern ihrer Freude am Feste und über die Ehrengäste Worte und feierten diese in gebundener und ungebundener Rede, wie namentlich ein über 80 Jahre alter Bürger und ein 70jähriger Landmann, deren schlickte Worte einen tiefen Eindruck hervorbrachtcn; wie ferner auch Buchhändler Marx, Rath mann Vetter und viele Andere. Erst beim Sonnenaufgänge schieden die Ehrengäste, welche immer und immer wieder gebeten worden waren, „noch da zu blciben", unter herzlichen Lebewohlen und Scheidcarüßen der Bür ger. Das Fest wird bei seiner durchgängig würdevollen Haltung bei allen Theilnchmcrn, besonders aber bei uns in gesegnetem Andenken bleiben, bei den hiesigen zahlreichen Webern aber ganz besonders der Webermei ster und Abg. Rewitzer. — Die Leipziger Zeitung vom 7. Mai enthält Folgendes -„Gegenerklä rung. Des vormaligen, jetzt pcnsionirtcn Staatsministers des Innern, Hrn. Eduard Gottlob Nostitz und Jänckcndorf Excel!., haben mir die Anerkennung