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tetchlsthen Provinzen sucht» müßten. Wir verkennen die Gutmütigkeit dieses Vorschlags nicht, sind aber doch der Ansicht, daß die empfohlenen österreichisch-slawischen Priester in preußische L-nder nicht passen. Von Utizische» versteht sich dies von selbst, denn selbst nach österreichischen Berichten haben sie fast in Maste an der Revolution Theil ENockmen. Allein auch die böhmischen, mährischen und ungarischen passe»'»U'rmS nicht, denn sie haben einmal, von Jugend auf in Oesterreich lebend , das dott herrschende Princip der Bevorzugung des römisch-katholischen Glau bens in seiner ganzen Exklusivität angenommen, würden es also auch in Preußen geltend machen wollen, was doch nicht angeht, da bei uns „Zeder nach seiner Fa^on selig werden kann". Dann haben auch vor- Mgßweise die Slawen sich bei der Emigration der Zillerthaler >837 in Mähren und Böhmen so fanatisch gezeigt, daß sie diese Vertriebenen nicht einmal überall in Häuser aufnahmcn, sondern in Ställe und Schup pen verwiesen, auch die Gefäße, die sic zum Essen gebraucht batten, weg warfen. So ein Fanatismus paßt in unser Preußen, selbst in das sonst polnische nicht mehr, und Priester, die ihre Kirchkindcr im 19. Jahrhun dert nicht weiter in der Bildung gefördert haben, können wir hier nicht gebrauchen. Endlich , wer bürgt" uns denn dafür, daß jene slawischen Priester nicht dem Panslawismus huldigen? Dieser sionitischc Vor schlag ist also nicht annehmbar; hoffen wir jedoch, daß nach zurückge kehrter Muhe im Posenschen die Bildungsanstalten für katholische Geist liche wieder erblühen und aus ihnen patriotische Priester hervorgehen wer den. Freilich möchte zu dem Ende das Direktorium solcher Gymnasien nicht klerikalischcn Hanocn, sondern, wie früher, nichtgeistlichen Philo logen übergeben werden. Oesterreich. ff Aus Oesterreich, 22. März. Die Nachwehcn der galizischen In surrektion sind noch bciwcitem nicht verschmerzt. Noch dröhnt der Hall der in den Raum weniger Tage zusammengedrängten Ereignisse in unsern Oh ren, Und gewichtiger als je drängt sich bereits das Bedürfniß socialer Reformen hervor. Wir gehören bestimmt nicht zur Partei der Dema gogen, der Phantasten und Weltstürmer; wir sind in jeder Hinsicht für den friedlichen Fortschritt, die Entwickelung des künftigen Zustandes der Dinge aus dem vergangenen in naturgemäßer Folge. Wer möchte aber in Äbrcde stellen, daß die Reform der Unttrthansverhältnisse bei unS zu einer dringenden Nothwendigkeit hcrangewachscn sei? Wer könnte es läug- nen nach der mindestens halb ofsiciellcn Andeutung, welche letzthin die augsburger Allgemeine Zeitung in einem zwar ganz kurz gefaßten, aber beste inhaltschwercrn Artikel brachte? (Nr. 81.) Um der unvcrfälschbarcn historischen Wahrheit willen fei es uns «erstattet, zu bemerken, daß die galizi schen Landstände selbst auf einem ihrer Provinziallandtagc die Emancipatiön des Bauernstandes in Anregung gebracht haben. Ob es nun eine überlegte -Taktik der gewiß auch bei den Ständen bethciligtcn Jnsurrcctionspartei war, ob reiner Wille im Spiele war oder nicht: die Thatfache steht fest. Eben so ausgemacht ist, daß auf den ungarischen Reichstagen sehr viele -emancipatvrischc Anträge gestellt wurden; hier scheiterten sie zum Theil -am Widerstande der Magnatcntafcl, zum Theil erwies sich ihnen die Re gierung nicht sonderlich hold. Die kreisamtliche Institution, dieses An denken des unsterblichen Joseph, dessen Namen von unsern ultramontanen Absolutisten mitunter so gern bemängelt wird, und dessen hohe Erhaben heit über so kleinliche Angriffe sich vielleicht gerade jetzt glänzender als jemals bewähren dürfte, hat unläugbar viel Gutes. Aber man ist eben bei der Sache geblieben, wie sie war; man hat das Institut zu wenig entwickelt, dem Geiste der Neuzeit angemessen gestaltet. Auch tritt dabei eine andere Rücksicht in den Weg. Das Kreisamt hat lediglich die In teressen des Landmanns zu schützen, ist jedoch nicht berufen, das einmal bestehende Rechtsverhältniß abzuändern,; höchstens hat cs derartige Vor schläge zu machen das Recht, wovon jedoch den vorliegenden Prämissen zu Folge nur sparsamer Gebrauch gemacht worden sein dürfte. Effektive Acn- derungen cintreten zu lassen scheint sich die Hofkanzlci als oberste politische ^Behörde nicht veranlaßt gesehen zu haben. In Ungarn wurde allerdings auf dem Landtage von >836 ein l Urbarium zu Stande gebracht; allein was ist es Anderes, als daß der-frühere namenlose Druck, der auf der nützlichsten Klasse der Landcsbewohner lastete, in manchen Punkten gc- mildert, im Ganzen jedoch nur in ein System gebracht wurde, somit die Sanctionirung des althistorischen Zustandes der Dinge, der mindestens kein erfreulicher genannt werden kann, durch ein paragraphcnreiches Ge setz? Der Wahrheit zur Ehre kann man die Bemerkung nicht unter-! drücken, daß mehr als dreißig Friedensjahre vollkommen hingereicht ha ben würden, die Frage aümalig und um so gründlicher zu erledigen. Nun ist das Meiste schnell zu thun. Werfen wir einen prüfenden Blick auf den Umfang der Aufgabe, auf die zu Gebote stehenden Mittel. Im Erzhcrzogthum Oesterreich sind die Unterthansverhältnisse am besten geordnet, wenn man etwa Tirol aus-' nimmt, wo die Bauern sogar landständischcr Rechte sich erfreuen. In Böhmen, Mähren und Schlesien, Galizien und andern Provinzen sind die Verhältnisse immer sehr drückend gewesen und geblieben; die harte Pflicht der Roboth absorbirt dort einen großen Theil der Arbeitszeit des 'Bauers, und das Vrrhältniß zwischen dem Grundherrn und dem Unterthan besteht noch in mislicher Strenge. Die Roboth soll nunmehr abgcschafft werden. Doch wie? Mit Bewilligung des GrundcigenthümcrS kann der Unterthan die Robothpflicht jährlich in baarcm Gclde rcluiren. Allein wenn dieser zufällig darauf nicht eingcht? Nun, so müßte ein Awangs- Ablösungsgesctz gegeben werden. Aber die LE des Bauers in den mei sten Provinzen ist der Art, daß er von der Wohlthat desselben weder so leicht noch so bald Gewinn ziehen könnte. Selbst in diesem günstigsten aller Fälle ist deshalb die frühere Vcrsäumniß nur zu beklagen. Ein Vor schuß des St ats an den Landmann oder die Durchführung der Maß- 808 regel mittels einer Hypothekenbank ist nicht wohl denkbar, weil.hierzu eben so große Capitalirn als eine ins Kleine sich zersplitternde Mani pulation «rsoderlich wäre. Am wirksamsten könnte mit der Ueberlgssung von Grundstücken an die Herrschaft geholfen werden, und wenn wiy. recht ünlexxiclM ssnd, so soll dieses Mittet als das passendste und am leich testen zum Zwecke führende, obgleich die hierzu crfoderlichen Vorarbeiten wahrhaft ungeheuer zu nennen sind, von der Regierung neuerlich erkannt worden sein. Nicht mit Ungrund bemerkt deshalb der Verfasser des Ar tikels in der augsburger Allgemeinen Zeitung, daß sich in dieser Sache Schwierigkeit auf Schwierigkeit häufe. Gehen wir dem Grunde derselben forschend nach, so können wir uns nicht verhehlen, daß der gefährliche Principicnstreit, welcher das übrige Europa nun seit mehr als 50 Jah ren durchtobt, auch bei uns zum Ausbruche gekommen ist. DaS alte hi storische Recht des adeligen Grundbesitzes tritt mit den vcrnunftrechtlichen Ansprüchen des Untcrthans in Konflikt. Im Grunde ist die französische Revolution im Jahre >789 aus keinem andern Grunde hcrvorgegangen. So sehr bedenklich sind unsere Conjuneturen freilich nicht; auch haben wir die wichtige Lehre vor Augen, daß es vor Allem noth thut, die Ge gensätze zu vermitteln, statt sie in hergebrachter Schroffheit zu erhalten. Wir hoffen daher das Beste vom redlichen Willen unserer Staatsverwal tung ; allein wir sind überzeugt, daß sie die Wichtigkeit des jetzigen Mo ments bestimmt nicht verkennt. Portugal. Nach den bis >3. März reichenden Berichten aus Lissabon war die Abgeordnetenkammer bei der Budgetbcralhung. Man hatte der Junta für den öffentlichen Credit aus demTabackspachtcrtrage 25,000 Pf. St. jährlich zur Conversion der auswärtigen Schuld in sproc. Ver schreibung bewilligt. Die neue Repartitionssteuer ward mit 2500 Cöntos nicht ohne lebhaften Einspruch votirt. Bemerkenswcrth war dabei eine Rrdc des Capitalisten Roma, welcher als ein unabhängiger und sachver ständiger Mann für die neue Besteuerung sich aussprach und sehr günstig über Portugals Hülfsquellen äußerte. Seit dem Aufstande von Torres Novas vor zwei Jahren, sagte er, verweigerten die Geldleute in Portu gal nicht mehr, die Regierung zu unterstützen, weil dieselbe ihre Ver Kindlichkeiten einhalte, was die rcvolutionaire Partei nicht gethan habe und wovon man die Wiederholung durch die jetzige Opposition befürchten würde. Die vollständige Regulirung der Finanzen hielt er unter jetzigen günstigen Verhältnissen für nicht schwierig. Im Senate hat Graf La vradio einen Antrag auf Modifikation des Decrets Costa Cahral's vom August >844 gestellt, um von der dadurch verlorenen Unabhängigkeit der Richter, Professoren und Offiziere der Armee etwas herzustcllcn. Er,be schuldigte dabei die Regierung eines Systems allgemeiner Korruption, .und Graf Taipa sprach von einem System der Lüme, was eine der nicht sel tenen leidenschaftlichen Scencn hervorrief, welche in beiden portugiestfchen Kammern sich ereignen. In der Abgeordnetenkammer kam ein verwand ter Auftritt darüber vor, daß SilvaCabral von einem Oppositionsmanne der Justizminister schlechtweg und nicht der „illustre" Juflizministcr ge nannt worden war. — Aus dem vorgelegten Rechenschaftsberichte des auswärtigen Mini steriums erhellt, daß der Papst das Pa tri arcbat des Ostens Port» gal noch immer nicht wieder zugestehen will. Die Frage ist eine der pu ren Eitelkeit bei der Unbedeutendheit der portugiesischen Colonien. Den Gouverneuren von Angola, Mozambigue und Ouilimanc sowie den Be fehlshabern der portugiesischen Kreuzer an der aftikanischcn Küste werden für ihre Wirksamkeit zur Unterdrückung des Sklavenhandels Lobsprüchc erthcilt. Aus dem französischen Projekt einer Dampfschifflinie zwischen Frankreich, Portugal und Südamerika scheint nichts werden zu sollen. Nach Petersburg wird anstatt eines Geschäftsträgers ein außerordentlicher Gesandter beglaubigt werden, da die Handelsbeziehungen beider Länder noch großer Erweiterungen fähig sind. Dagegen wird für den Haag und Brüssel nur Ein Gefandtschaftsposten bleiben, weil die Niederlage Ma drid und Lissabon auch mit nur Einem Diplomaten beschicken, Mit Nca pel sind die diplomatischen Beziehungen hergestellt, die Republik-Para guay ist anerkannt, und durch einen Vertrag mit der Pforte der portu giesischen Flagge das Schwarze Meer geöffnet worden. — In dem Berichte des Marincministers wird eine Vermehrung der Mittel für die Marine um 26 Contos verlangt und mit Nachdruck her- vorgehobcn, daß seit 1843 in Lissabon eine Korvette und eine Brigg, in Oporto zwei Briggs, in Goa eine Fregatte vom Stapel gelassen werden sind; eine zweite Fregatte ist im Bau, und von London wird ein starkes Kriegsdampffchiff, sowie ein Dampfschleppschiff erwartet. Auch im Ar senale sind viele Verbesserungen vorgenommen worden. Spanien. Die Gaccta de Madrid vom 17. März bringt die Bestätigung des schon gemeldeten Mini stcrwc chscls. (Nr. 8ä.) Narvaez, Herzog v. Va lencia, ist Präsident, Kriegsminister und interimistischer Minister des Aus wärtigen, der Senator I. de Burgos Minister des Innern, der Abgc ordnete und Militairintcndant Don F. dc Paula Orlando Finanzministcr, der Abgeordnete d'Egana Juflizministcr und der Reitergeneral Don Juan de la Pezuela Marineminister. Die Entlaffungsdecrcte der abgcaangcncn wie die Crncnnungsdecrete der neuen Minister datircn vom 16. März. — Die gestern schon erwähnte Sitzung des Congrcsses war eine der lürmischstcn, die vorgekommcn sind. Zu dem davon bereits Berichteten st noch nachzutragen, daß nach der Erklärung des Marguis dc Mira lorcs, cs sei kein Grund vorhanden, die Existenz des Ministeriums für wdroht zu halten, die sieben Abgeordneten Gonzales Romero, Pacheco, Nocedal, Cortazar, Churruca unv die Generale Concha und Cotoner den Antrag stellten, der Congrcß wolle erklären, wie er mit Befriedigung