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548 Sir R. Pecks Einrede, daß der Antragsteller Beweise nicht beiqebracht und der gesetzmäßige Einfluß der PairS doch nie zu beseitigen sei, fürs Erste zurückgcnommcn wurde. Das Mornina Chronicle brachte darauf ein gedrucktes Schreiben des Herzogs von Newcastle an die „Nachbarn und Bcwobncr von Nottingbamshirc", das auf die Getrcidegesctzc und die Wahlen Bezug hat. Er fodcrt zugleich Hrn. Collett auf, seinen Antrag zu erneuern und dieses Aktenstück dem Hause vorzulegcn, indem er den Namen des Buchdruckers, welcher darunter steht, hinzufügt, da mit man wisse, mit wem man vor der Barre zu thun habe. Darüber spottet denn der Standard, indem er meint, der Gouverneur des Tower werde schon Befehle haben, Gemächer für einen Gefangenen von Distinc- tion in Stand zu setzen. Zugleich führt er aber eine Nachricht aus dem liberalen Dailev NcwS an, wonach Sir R. Peel nach Newark geschrie ben habe, der liberale Pair Earl Howe möge sich der Wahl des Lord Lincoln etwas wärmer annehmen als bisher; ferner solle es an Geld zur Sicherung der Wahl desselben nicht fehlen. „Prächtig! ruft der Stand ard dazu aus. Wenn hiernach der Herzog und Sir R. Peel zusammen in den Tower geschickt werden sollten, so wollen wir ihren Wagen eine so lange Begleitung von guten Freunden verbürgen, wie London sic noch nicht zu sehen bekommen hat." — Die Times warnt Lord Stanley, sich nicht auf ein, wie es scheine, zu einem verderblichen Ende führendes Verhalten im Oberbaus einzulasscn, und führt zugleich einige Streiche gegen Lord Brougham, dem es ganz gut anstchen möge, wie er seit einiger Zeit gcthan, mit berUltra- torypartci zu kokettiren, zärtlich nach dieser hauptloscn Sippschaft zu blicken und von ihr die, gleich viel woher sic kommen, seinen Ohren so wohlthucnden Beifallsrufe zu erhalten. Das Organ dieser Partei zu werden und der unbedenkliche Verfechter ihrer angemaßten Rechte, würde ein passendes Ende seines gesunkenen politischen Daseins abgcben. Es würde ihn glücklich machen, fashionabler durch Aufopferung des letzten Restes von Grundsätzen zu werden, und das Publicum, was seiner frü- hcrn Dienste noch eingedenk, allein längst gleichgültig in Betreff Dessen ist, was Lord Brougham noch thut und sagt und denkt, würde ihm gön nen, daß es ihm in seinen alten Tagen ganz in der von ihm gewünsch ten Weise wohl ergehe. Von Lord Stanley aber habe das Publicum ein Recht, Besseres zu erwarten. Derselbe habe große Fehler, aber viele darüber tröstende Eigenschaften. Seine hohe Stellung und wackere Füh runq, sein unbefleckter Ruf, seine unvergleichliche Befähigung für die Debatte würden ihn längst schon für die höchsten Stellen im Nalhc des Souvcrains bezeichnet und vielleicht in dieselben gebracht haben, wenn nicht alle diese glänzenden und soliden Eigenschaften unter einer Ucbcr- cilung und einem Mangel an Urtheil, sowie durch eine gewisse Leicht fertigkeit litten, die vielleicht nicht im Grundsätzlichen, sondern im po litischen Verhalten zu suchen sei, die das Vertrauen untergraben, welches ein Mann cinflößcn muß, der die Geschicke eines Staats zu lei ten strebt oder mit Erfolg eine Partei führen will. Lord Stanley muß nicht vergessen, daß er als Tory sein öffentliches Lcben ansing, dann zu den Whigs sich gesellte, einer der feurigsten und begabtesten Verfechter der Volksrechte während des Streits um die Reformbill war, dann aus dem Ministerium wegen eines in den Augen seiner Collcgen so trivialen Grundes, wie die Äppropriationsclauscl, trat, daß er sich nachher einer conservativcn Verwaltung anschloß, die er allein von 14 Mitgliedern we gen einer Frage verließ, welche die Taschen der Aristokratie, die Wohl fahrt des Handels und die Nahrung des Volks betrifft. Wer so gestellt ist, befindet sich auf unsicherm Boden. Es ist ihm nicht mdhr viel Spiel raum gelassen in der öffentlichen Meinung. Seine nächste Bewegung muß gefährlich, sic kann eine unwiederbringlich verderbliche sein. — Eine Auffoderung, um das Untcrhausmitglicd für Dublin, Hrn. Gregory, der sich für Sir R. Peells Maßregel erklärt hat und bis- ber für einen Conservativcn galt, zum Rücktritte zu bewegen, hat in sünf Tagen nur t8 Unterschriften erlangen können. — Das Morning Chronicle enthält auf sechs Spalten die zweite Liste der Beiträge zu dem Vicrtelmillionfonds des Vereins gegen die Gc- trcidcgeschc. Es sind nur die Zeichnungen bis tt> Pf. St. herab einzeln, die andern in «umma aufgcführt. Die ganze Subscriplion hat 168,000 Pf. St. schon überschritten. — Der nun genauer abgeschähte Schaden, welchen die jüngste Feuers brunst in Liverpool (Nr. 87) ungerichtet hat, vermindert sich um mehr als die Hälfte, nämlich auf 68,000 Pf. St. — Die Kriegsbeute aus dem Jahr 1843 in dem Kriege mit Scinde kommt jetzt zur Thcilung. Sic beträgt über Mill. Pf. St., wovon etwa 68,000 Pf. St. auf den General Sir CH. Napier kommen. — Die Sikhs scheinen den Engländern auch durch Anknüpfung von Verbindungen mit mehren unter britischem Schutz als Bundesgenos sen stehenden Radschas und durch Gewinnung von Offizieren der einge borenen Truppen Vcrlegcnbciten zu bereiten gesucht zu haben. In Dinapur ist nach dem Bengal Hurkaru eine Verschwörung unter den Mohamme danern entdeckt worden, welche die in Patan liegenden Truppen zum Aus stande bringen wollten. Der plötzliche Tod des Radscha von Pultiana wird auch mit solchen Entwürfen in Verbindung gebracht, in die er ver wickelt gewesen. Er soll sich, als er sich vcrrathcn sah, vergiftet haben. — Der Großfürst Konstantin ist am 6. Fcbr. mit dem Dampf schiffe Bessarabia von Malta nach Palermo zurückgcrcist. Man glaubt nun noch, daß er nach Toulon kommen werde. — In Airdrie, einer Stadt in der schottischen Grafschaft Lanark, ließ am »6. Fcbr. der unter dem Namen Tom Thumb bekannte Zwerg sich und seine Künste in der Kaufhalle sehen, und halte sich eben in ein Ne- bengcmach begeben, um die Kleider zu wechseln, als der Ork, wo er agirte, mit einem Theile des Fußbodens des an iooo Menschen cnkhal tcndcn Raumes einbrach. Gegen 300 Menschen stürzten 1t Fuß tief in die darunter befindlichen Zimmer, und wäre Tom Thumb dabei gewesen, würde er schwerlich mit dem Leben davon gekommen sein. Uebrigcns ver lor wunderbar genug Niemand bei dem schauerlichen Unglück das Leben, und ein Beinbruch soll die ärgste vorgekommene Verletzung gewesen sein. Frankreich. Pans, 24. Fcbr. Dcr Deputirtenkammer wurde gestern von Hrn. Garnier-PageS eine von 700 pariser Arbeitern unterzeichnete Bittschrift gegen den jüngst von der Pairskammcr angenommenen Gesetzentwurf wegen der Arbeiter bücher (Nr. 4v) übergeben. Der Präsident eröffnete fodann der Kam mer den in Pisa am 14. Fcbr. erfolgten Hintritt eines ihrer Mitglieder, des Anwalts Philipp Dupin. Die Kammer setzte hierauf die Berathung des tz. 1 des Vorschlags des Hrn. Desmousseaux de Givrc wegen künf tiger Erhebung dcr städtischen Abgabe vom Schlachtvieb nach dem Ge wichte fort. Diese neue Art der Erhebung soll vom 1. Jan. 1847 an stattfindcn; doch kann auch die nach dem Stück bestehen bleiben, wenn nicht mehr als 8 Fr. von einem Stier, 1^ Fr. von einem Kalbe und 80 Cent, von einem Schaf genommen wird. Dieser Paragraph wurde nach einiger Debatte angenommen; desgleichen der H. 2, welcher in der von dcr Commission rcdigirien Fassung besagte, daß die Erhebung auch an allen Orten nach dem Stück fortbestchen könne, wo die Abgabe nicht über 8 Fr. vom Ochsen betrage. — Die Deputirtenkammer war gestern in den Bureaux mit den außerordentlichen Krediten für Algerien, die 28,403,841 Fr. betragen, bc schäftigt. Sic sollen vorzüglich die Armee aiif dem Stande von 98,381 M. ohne die eingeborenen Truppen erhalten. Äon der Commission haben sich 6 dcr S Mitglieder für den Entwurf erklärt. — Oie dermaligc Berathung der Deputirtenkammer wird offen bar von dem Gedanken geleitet, dem Äolke wohlfeiles Fleisch zu ver schaffen. Das Journal des Debats weist deshalb nach, wie seit 80 Jah ren der Fleischverbrauch in Frankreich fortwährend im Abnchmen ist. Pa ris verzehrte 1789, wo cS 600,ooo Einwohner zählte, 82 Mill. Kilogr. und 1839 mit 900,000 Einw. nur 89 Mill. Kilogr. Fleisch, was 1789 im Mittel 74 und 1839 nur 48 Kilogr. auf den Kopf ergibt. Hr. de Torcy hat zwar zusammcngcstcllt, daß von 1828—40 dcr mittlc Verbrauch 88 Kilogr. und 1818—24 nur 51 Kilogr. gewesen, allein selbst Das zugegeben, würde derselbe 1789 um 80 Proc. größer gewesen sein. In ganz Frankreich wurden 1830 auf den Kopf 12'/, Kilogr. oder 394 Mill., und 1840 nur 11 Kilogr. oder 370 Mill, verzehrt. Allein das Fleisch ist auch theurer geworden. Vor noch nicht 20 Jahren ward 35—40 Cent, für Kilogr. (oder 1 Pfd.) gezahlt, und jetzt gibt man 50 — 55 Cent, für geringere Qualität, wo man sonst das beste erhielt, was jetzt 70—75 Cent, kostet. — Mit Bezug auf die neulich von den Ministern bei dcr Berathung des Odilon - Barrollschen Antrags auf Wicdervornahme des Gesetzent wurfs über den Secundairuntcrricht gegebene Erklärung, diese Session werde die letzte der jetzigen Kammer sein, fodert der Constitutionnel die Opposition im Lande auf, alsbald in allen Hauptortcn der Departements Wahlcomitcszu bilden, die alle Vorbereitungen für die Wahlen sorg fällig überwachen, Candidaten der Opposition aufstellen sollen, wo dic- sclben fehlen, und die Wähler an ihre Pflickten erinnern. Das Comitc der äußersten Linken hat ebenfalls schon ein Rundschreiben an seine Agen ten in den Departements deshalb erlassen. — Hr. Guizot hat formell erklärt, schreibt dcr Constitutionnel, daß die Regierung den Gedanken an eine Expedition nach Madagaskar aufgegcbcn habe. Nur die Besatzungen von Bourbon und Mayotte sol len Verstärkung erhalten. Hinzugcfügt habe derselbe, daß auch die Eng länder nichts gegen die Hovas unternehmen würden. Wir freuen uns über diese Schlappe des Cabincts, bemerkt der Constitutionnel dazu, im Sinne dcr öffentlichen Interessen und der Ehre Frankreichs. In der Art, wie die Expedition gemeinsam mit England beabsichtigt gewesen, habe dieselbe kein anderes Resultat als die Bloßstellung der französischen In teressen, der französischen Rechte und den Untergang vieler Mcnsckenlcbcn haben können. — Mohammed-Ali soll die Absicht haben, zu derselben Zeil nach Paris zu kommen, wo die Königin von England dort erwartet wirv. — Dcr Messager widerlegt die Nachricht von Suspendirung der freien Ueberfahrt von Auswanderern nach Algier. (Nr. 57.) Wenn überhaupt davon habe die Rede sein können, so werde es nur auf wenige Tage der Fall gewesen sein. — Aus dklgier sind Berichte vom 18. Febr. eingetroffcn, die aber nichts von Belang melden. Von Toulon werden 1,200,000 Fr. baar an das Zahlamt der Truppen dort abgcschickt, was man als eine außeror dentliche Sendung ansicht. Am 3. oder 4. März wird der Herzog von Aumale erwartet, dcr auf dem Dampfschiffe Albatroß die Ueberfahrt macht. OS Paris, 18. Fcbr. (Vgl. Nr. 56.) Während das Drama m seiner ehigen Noth und Armseligkeit Wasser- und Feuerwerke zu Hülfe ruft, 'ällt das Lustspiel ins Vaudeville; es fehlen nur nock Couplets und Zasscnhauer; die Calcmbourgs und Bonmots kommen schon öfter darin vor. Das Vaudeville artet häufig in Parodie und Posse aus. Seitdem Scribc das Lustspiel aufgegcbcn hat und wicdcr Vaudevilles macht, greifen die Ko- mödicndichtcr meist zu gepuderten und gestickten Sujets, die den Zuschauer an den Hof Ludwiq's XIV. und Ludwichs XV., in die Boudoirs der Du- barry und an ähnliche Orte führen. Die Literaten haben die geheimsten