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Sonntag 22. Februar 1848. WM Deutsche Allgemeine Zeitung. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Ueberblick. jveutschland. München. Landtag. ^-Dresden. Landtag. Freiberg- Luthcrfcier. * Werdau. Bürgernicisterwahl. — Lutherfest in Eoldits. *A1m. Luthcrfcier. Unduldsamkeit. — Die kurhcssischcn Landständc. * Frankfurt a. M. Lutherfest. Lutherverein. Preußen. (-;-) Berlin. Die Deutsch-Katholiken. Monatsschrift. Die pro testantischen Reformer. Chevalier. Socialisten. Ein Konvertit, z Posen. Das Complot. ** Breslau. Journalwesen. Lutherfcicr. Deutsch-Ka tholiken in Münsterberg. — Vorsichtsmaßregeln in Posen. — Obscrva- tionscorps. — Die neue Gemeinde in Königsberg. — Die Erzbischöfe von Köln und Posen. Kesterreich. -i-Wicn. Die Dissidenten. Die Jesuiten. Spanien. Die Ministcrkrisis. Großbritannien. Lord Morpeth. Die Ausgaben für die Marine. Ar- beitcrkämpfe. Confessionswechsel. Frankreich. Die Herzogin von Nemours. Parlament. Trappisten. Algerien. -X-Paris- Gemäldeausstellung. Schweiz. Erklärung von berncr Großräthen. -Krakau. Einmarsch österreichischer Truppen. Türkei. * Konstantinopel. Die Libanonsachc. Das Journal de Francfort. Sftinbien. Das Pcndschab. Die Sikhs. Nordamerika. Die Orcgonfragc. Wissenschaft und Kunß. ^Leipzig. Doctorcrnennungcn. cktkipstg. Conccrt. Handel und Industrie. * Leipzig. Börsenbericht. — Berlin. Ankündigungen. Deutschland. München, 15. Febr. Die Kammer der Reichsräthc hat den Wunsch bezüglich der Ocffcntlichkcit und Mündlichkeit mit allen Stimmen gegen vier gleichfalls angenommen. Bezüglich dcö Gescheut wurfs selbst (die Beseitigung der Ocffcntlichkcit in gewissen Fasten bc treffend) hatte eine Adresse der Bewohner von Zweibrücken Vorgelegen, dix sich dagegen ausgesprochen. Allein cs drang die Ansicht eines. Rcichs- raths durch, der erklärte: „die wahre Stimme des Landes offenbare sich in der Deputirtcnkammer, von Seiten der gewählten Vertreter des Volks, Nicht in Adressen, die etwa von da und von dort kämen". (Bair. Bl.) A-Dresden, 20. Febr. Die Bcrathung des Ausgabebudgcts für das Departement des Innern wurde in der II. Kammer in der gestrigen und heutigen Sitzung zu Ende gebracht. Es kamen in diesen Sitzungen folgende Positionen zur Discussion, die fast durchgängig ein stimmig genehmigt wurden. Position 23 o, an einigen auf allgemeine Versorgungsanstaltcn Bezug habenden AuSqabcn, mit 3916Thlr.; 23<I, für mcdicinal-polizeilichc Zwecke: 1) für die Chirurgisch-mcdicinischc Akade mie 20,008 Thlr.; 2) für Bezirks-, Mcdicinal- und Vctcrinairbcamte, ingleichcn an Bcihülfc für Armenärzte 17,700 Thlr.; 3) zu Entfernung von Epidemien und Viehseuchen 2500 Thlr.; 23«, zu Prämien für Le- bensrettungcn, mit 300 Thlr.; Position 24, Beiträge zu Localanstalten für Polizei und andere öffentliche Zwecke, als: a) zur dresdner Stadt- polizeivcrwaltung 5138 Thlr., b) zur dresdner Straßenbeleuchtung 3083 Thlr., «) zu den dresdner Fcucrlöschanstaltcn 500 Thlr., <I) zur dresd ner Armen - und Krankcnversorgung 4211 Thlr., «) zu anthciligcn Ko sten des leipziger Criminal- und Polizeiamts 2700 Thlr., k) zurArmcn- und Krankenversorgung an verschiedenen Orten des Landes 1593 Thlr., k) an Kommunen, Localanstalten, Innungen und Schühcngcscllschasten 2854 Thlr.; Position 25, Beiträge an Privatanstaltcn für allgemeine Landeszwcckc 5120 Thlr.; Position 26, zu außerordentlichen Ausgaben, als: a) an dergleichen insgemein 5000 Thlr., K) auf Eisenbahnen 7000 Thlr.; Position 27, die Kunstakademie 14,406 Thlr.; Position 28, die allgemeinen Straf- und Versorgungsanstaltcn, in Summa 147,925 Thlr., und zwar: n) die Heil- und Vcrsorgungsanstalt zu Sonncnstcin 15,950 Thlr., b) die LandeSvcrsorgungsanstalt zu Colditz 33,050 Thlr., «) die Blindenanstalt zu Dresden 7045 Thlr., <I) das Landeswaiscnhauß zu Großhennersdorf 4080 Thlr., «) die vereinigten Landcsanstaltcn zu Hu- bcrtusburg 19,000 Tblr., f) die Corrcctions- und Erziehungsanstalt zu Bräunsdorf 15,600 Thlr., g) das Corrcctions und Arbeitshaus zu Zwickau 30,100 Thlr., b) Zucht- und CorrcctionShauS in Waldheim 23,100 Thlr.; und Position 29, für den Verein zur Fürsorge für die aus den inländischen Straf- und Versorgungsanstaltcn Entlassenen »00 Thlr. Eine in der Budgetvorlage 8ul> 23 l enthaltene Position, welche 3500 Thlr. „für die Beaufsichtigung der Presse" fodert, führte in der gcstri gen Sitzung eine nicht unintcrcssanrc Debatte herbei, welche Sccrctair Tzschuckc durch einen Antrag hcrvorrief, der dahin ging: cs möge die Kammer die Bcrathung und Beschlußfassung über diesc Position bis zur Bcrathung der Beschlußfassung über den von der vierten Deputation zu erstattenden, die cingegangenen Preßbeschwcrden betreffenden Bericht, der bereits von der Deputation genehmigt sei und demnächst an die Kammer gelangen werde, ausgesetzt sein lassen. Dieser Antrag fand sehr zahl reiche Unterstützung, und cs bethciligtcn sich bei der hierüber cintretcnden Debatte die Abqg. Brockhaus, Schaffrath, v. d. Planitz, Oberländer, Sachßc, v. Gablenz, Joseph, Rcwitzcr, Metzler, Platzmann, Hcubcrer, Voß , v. Thiclau, Klien, Hensel II., Clauß, Georgi, Poppe und Becker. Zur Begründung des Antrags selbst wurde angeführt, daß durch ihn die Debatte jetzt vermieden werde, der Kammer auch ein klares Bild über die Art der Beaufsichtigung der Presse nur nach Bcrathung der Preß- beschwcrdcn vorliegcn könnc, mithin beide Gegenstände in engem Zusam menhänge ständen. StaatSministcr v. Falkenstein bemerkte hierbei, daß die Bcrathung und Beschlußfassung über die cingegangenen Preßbeschwcrden, auch wenn sie gegen das Ministerium ausfallc, auf die hier verlangte Bewilligung keinen Einfluß ausüben könne, denn diese Beschwerden könnten die Re gierung in Ausführung des Gesetzes vom 5. Febr. 1844 keineswegs be schränken; er glaube vielmehr, daß hier die moralische Nothwcndigkeit vorliege, von Seiten der Kammer diese Summe zu bewilligen. Die Abgg. Joseph und Becker glaubten durch letztere Acufierung das Be willigungsrecht der Stände gefährdet, worauf StaatSministcr v. Fal kenstein sich zu der Erklärung veranlaßt fand, daß er nicht im gering sten das Bewilligungsrecht der Stände habe in Frage stellen wollen, sondern seine Aeußerunq vielmehr so zu verstehen sei: cs könnc die Ständcversammlung in Folge der vorhandenen gesetzlichen Bestimmungen nicht anders als diese Summe bewilligen, sodaß er dabei an eine mora lische Verpflichtung gedacht habe. Hieraus stellte der Präsident die Ab- stimmunqßfragc über den obigen Antrag dcS Secrctairs Tzschucke, und es wurde dieser gegen 6 Stimmen von der Kammer angenommen, und so mit die Beschlußfassung über die Budgctposilion 23 f bis zur Bera- thukg des Berichts der vierten Deputation über die Preßangclegenheiten ausgesetzte Die nächste Sitzung der II. Kammer ist auf den 23. Febr. «„gesetzt, und cs wird zuerst^einc geheime Sitzung stattfindcn, worauf um 11 Uhr für die öffentliche Sitzung die Bcrathung dcs Berichts der zweiten Depu tation über daö die Eisenbahnen betreffende Dccrct als Tagesordnung bestimmt ist. 's Freiberg, <8. Fcbr. Unserm Grundsätze gemäß, nur dann über locale Verhältnisse und Erscheinungen zu berichten, wenn diese zur Cha rakteristik allgemeiner Zustände oder Stimmungen bcizutragcn geeignet sind, wollen wir denn auch nicht unterlassen, in möglichster Kürze un sere Todtcnfeicr Luthcr's zu beschreiben. Vorausschicken müssen wir, daß die ungeordnete Verlegung dieser Feier auf den vorhergehenden Sonntag auch bei uns die Gcmüthcr verstimmt hatte; um so freudiger ergriff man nun die gegebene Erlaubniß, den eigentlichen Todestag des großen Reformators in angemessener Festlichkeit zu begehen. Behörden und Bürger waren augenblicklich einverstanden und mit einer Raschheit die nöthigen Einleitungen und Vorbereitungen getroffen, die besser als alles Andere die freudige Stimmung der Gcmüthcr an den Tag legte. Ein abermaliger Beweis, wie sehr die Regierung auf die Negierten jeden Standes rechnen darf, wenn sic das. Richtige und Wahre trifft. Nach dem früh daö Fest durch Glockengeläut«: aller Kirchen seine erste Weihe empfangen halte, begann 8h^ Uhr der Gottesdienst ebenfalls in allen Kirchen *), während dessen Dauer die Kaufläden in Folge freiwilliger Uebercinkunft geschlossen blieben. Dann hielt das Gpmnasium einen seien liehen Actus auf dem KaufhauSsaalc; Gesang und Reden wechselten in entsprechender Weise ab. Die Schlußrede des Religionslchrers be endigte den Actus in sehr würdiger Art. Nachmittags begingen auch die Knaben- und Mädchenbürgerschulen den festlichen Tag mit Reden und Gesang in demselben Local. Bei beiden Acten hatte das Publicum sich ziemlich zahlreich cingcfundcn. Abends zwischen 5 und 6 Uhr ertönten noch mals die Glocken von allen Thurmen der Stadt zugleich, um einen zwei tcn Gottesdienst in der Domkirchc anzukündigcn. Dieser Gottesdienst war unstreitig die erhebendste aller übrigen Feierlichkeiten. In Tausen den von Lichtern strahlend, von wenigstens 4000 Menschen gefüllt, die durch Gesang und Rcdc zur Andacht und Begeisterung gestimmt wurden, bot die Kirche daS Bild einer Erinnerungsfcier dar, das auf Alle den leb haftcstcn und tiefsten Eindruck machte; hoffentlich wird cr auch kein vor- *) Von Controvcrscn hörte man nichts. DaS war eben so klug als christlich; daß man aber die Vergangenheit so wenig zur Gegenwart reden ließ, das dürste dem muthigen und aufrichtigen Verehrer der Wahrheit über klug und der Kraft entblößt erscheinen, welche der wahre Geist des Chri- stcnthums einzuhauchcn iin Stand ist.