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Donnerstag —-- Nr. 2N. — 29. Januar 184H. WM Deutsche ANgemeine Zeitung. AMT - Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» «eb--brick. Deutschland. — München. Petitionen. ^Dresden. Landtag. Dres den^ Städtisch« . Angelegenheiten, ^teipsig. Die Nachkommen Luther s. ?Alm. Gerichtsverhandlung. Die Deutsch-Katholiken. Unsicherheit in Ricderbaiern. — Die Censur in Mannheim- Preutzen. -h Berlin. Hoffest«. Die Prinzessin von Preußen. Die rus sische BvlkShhmnc. Pcstalozz-i-Nachfeier. * Posen. DasComplot. Pol nische Zeitung. *Äöln. Der Rhein. Carnevat. — Erklärung Uhlich's. DaS polnische Complot. Desiterreich. — Wien. Die Sammlungen für die katholischen Missionen in Nordamerika. Großbritannien. Die Thronrede bei Eröffnung des Parlaments. Par lamentssitzungen. Die Adresse. Die Gctreidezölle. Vermehrung der Armee. Die Viertelmillionsubscripticn. Unglücksfall. Krankrrich. Die Adreßverhandlungen der Dcputirtenkammcr. Die Iour- näle über die Verhandlungen der Kammer. Die Budgetcommission. Die englische Thronrede. Der französische Consul in Cap Haiti. * Paris. Französische Allianzen. Italien. Rom Verbrechen und Straft. Türkei. ' Konstantinopel. Dampfschiffe. Handel ünd HnduMiie. -Frankfurt a M. Börsenbericht. » trip- »g. Börsenbericht. — Niederländische Schiffahrt. — Weinausfuhr aus Dporto. — Berlin. Wnkünbigungen. Dr «lisch land. — München, 24. Jan. Die veröffentlichte» Landtagßberichle mel den unS von einer ganze» Reihe von Anträgen für die Verbesserung der Lage unserS Schul lehr erst an des und für die Emancipation der bairi schen Juden. Wir wählen in letzterer Beziehung gleich das rechte Wort, obschon in den zehn bis zwölf verschiedenen Petitionen unserer Judenge- mtindcn au« alü« Theilen des Königreichs daß Wort Emancipation sehr sorgfältig ««Mieden worden ist. In manchen kündigt der Titel KM nur die Bitte um Aufhebung der Ausnahmegesetze für die Juden an ; aber nicht in einer «uuigen begnügen fich die Bittsteller mit diesem ge rechte!» Vcrlangm nach der bürgerlichen Gleichstellung npt den christlichen Bewohnern des Königreichs, sondern in allen ohne Ausnahme wird die volle Gleichstellung auch in den politischen Rechten verlangt, somit die Emamipation im eigentlichsten Sinne des Worts.' Wir Haven uns über dir txSfallsigtn Aussichten unserer Juden schon bei früherer, Gelegenheit ausgesprochen und haben uns daher jetzt zur Bekräftigung unsers damali- gen Urtheils nur auf einen ttatsächlichen Beweis zu berufen, der es außer allen Zweifel seht, daß selbst diejenige Partei in unserer Kammer, welche vorzugsweise alle liberalen Ideen verficht, dieser ganzen Emancipation durchaus abgeneigt ist. Dekan Bauer aus Oberfranken, dessen wir schon wiederholt als freimülhigcn Redners gedenken konnten und der auch in tiusr bet ersten Sitzungen, wo von den Rechtsansprüchen der adeligen Gutsbesitzer jüdischen Glaubens die Rede war, sich der bedrückten Juden im Allgemeinen höchst lebhaft annahm, hatte sich nämlich zwei Pctitivyen fränkischer Judengemeinden als Antrag «»geeignet, jedoch gleich von vorn herein mit einer förmlichen Verwährung gegen de» Theil der ftag- jichen Petitionen, in welchem von der politischen Gleichstellung die Rede ist. Er huldigt dem Adsccndentalsystem, und nichts ist so gewiß, als daß er jn der Meinung, es solle und dürfe den Juden die ganze Emancipa tion nicht auf einmal gewährt werden, auch die Ansicht der überwiegen den Majorität der Kammer ausgesprochen hat. Glcichwol werden diese vielen Petitionen nicht ganz ohne Erfolg bleiben, cs ist vielmehr voraus zusehcn, daß beide Kammern sich über einen modificirten Anttag an den Köllig vereinigen, dahin gehend, daß die verheißenen neuen Gesetzbücher nichts mehr von den Juden enthalten sollen. — Weit kürzer können wir in Bezug auf die erstere Frage sein, ob und wie dem längst bekannten Rothstand unserer Volksschullehrcr abgeholfcn werden könne. Es ist in dieser Beziehung erst seit 184.1 allerdings wieder viel geschehen, aber noch mehr bleibt zu thun übrig. Können wir auch nicht mehr in Millio nen von Erübrigungen wühlen wie die Redner von 1841, ja sehen wir viel mehr an 40 Millionen Schulden für die Staatsciscnbahnen vor uns, so ist Baiern doch groß und reich genug, um wenigstens in so harter Zeit wie die gegenwärtige dem nothleidendcn Lehrerstanvc momentan beisprin gen zu können, und dies wird gewiß nicht nur beantragt, sondern auch in Erfüllung gebracht werden. Nur bemerken wollen wir noch, daß aus drücklich auch von einer Theucrungszulage die Rede gewesen ist, die von den Gemeinden den Volksschullehrcr» und vom Staatc den Lehrern an den höher» BilduNgsanstalten gereicht werden soll. ss Dresden, 27. Jan. In der heutigen Sitzung der I. Kammer überreichte der Staatöminister v. Wietersheim nach dem Registran- denvortrage dem Präsidium ernc Mitthcilung der Ergebnisse jener Erör terungen, welche die Regierung in Bezug auf die während des letzten Landtags durch den Superintendenten Oi. Großmann eingereichtc Be schwerde wegen Uebergriffen der katholischen Geistlichkeit anzustellcn für geeignet befunden, und bemerkte, daß hierdurch ein in der Kammer, bci Berathung des Regulativs über die Ausübung des weltlichen Hohcitsrechtß in der katholischen Kirche gestellter Antrag auf Vorlegung dieser Resul tate, seine Erledigung finde. Das Präsidium beschloß diese Mittheilung der Regierung, wie jede andere, vorerst auf die Registrandc zu bringen, von wo aus sie alsdann an die Kammer gelangen werde, und es wurde sodann zur Tagesordnung übcrgegangen und die Berathung über den Dc- putationSbericht, die Reform der evangelisch-lutherischen Kir- chcnverfassung betreffend, fortgesetzt. Vor Beginn der Debatte fand sich Staatsministcr v. Wieters heim nocb zu der Bemerkung veranlaßt, daß die gestrige Diskussion zum Theil einen Charakter angenommen habe, der die Regierung gewisserma ßen in Verlegenheit bringe. Es könne keineswegs in seiner Absicht liegen, der Kammer irgend eine Beschränkung der Redefreiheit zumuthen zu wol len, aber dagegen müsse er protestiren, daß^die Kammer da, wo die Dis cusfion Fragen des Dogma berühre, das schweigen der Regierung als Zustimmung auslcgc, und er mache aufmerksam, daß es nur wünschens- werth sein rönne, daß bei der gegenwärtigen Berathung das Dogmatische und Kirchliche ganz wcggelassen werde, da die Erörterungen hierüber nur dazu geeignet sein dürften, Aufregung hervorzurufen oder diese doch, wo sie bereits bestehe, zu nähren. «secrelaiv Bürgermeister Ritterstädt verbreitete sich in längerer Rede über die Veranlassung zu der gegenwärtigen Vorlage der Regie rung, und bezeichnete als solche zunächst die emgegangenc» zahlreichen Petitionen um einen thätigern Antheil der Gemeinden an der Vertretung der Kirche; dieselben seien hcrvorgegangen tHeils aus dem eonstitutionel- len Bewußtsein des Volks, theils aus den Streitigkeiten in der theolo gischen Welt über den Symbolzwang und de» Relrgionscid, obwol die Begründung der letztet» Ursache mehr außerhalb Sachsen zu suchen sein vssrste; nach seiner Ansicht hätten die Geistlichen Sachsens keine Ursache filh zu beschweren, daß die Regierung ihnen Vorschriften gemacht, »ach denen sie die symbolischen Bücher nicht für vereinbar mit der Gewissens freiheit halten könnten, denn es sei innen nie angesonnen worden, sich an jedes in diesen enthaltene Wort zu binden. Uebergehend zu den bcan tragten Reformen, erkläre er sich mit der Deputation im Allgemeinen ein verstände», glaube, daß eine Kirchenreform als Bedürfniß zu betrachten und «S im Sinne der Zeit sei, eine solche zu beantragen, er hatte es aber für nothwendig, daß sich die Kammer bestimmter für eine Presby- lerial - und Synodälverfassuna ausspreche, als dies die Deputation ae- thän, und die Regierung in Bezug auf die verheißene Gesetzvorlage über die Gesinnungen der Stände nicht im Zweifel zu lassen. Aus einer ge schichtlichen Darstellung der Entstehung und Entwickelung des lux in »uom und das Verhältniß der in kvsngolicis beauftragten Minister zu demselben suchte der Sprecher sodann den Beweis zu führen, daß durch eine schärfere Trennung des juv in «um s von dein ju» circa «»er« die landesherrlichen Rechte nicht beeinträchtigt werden könnten; eben weil di« Staatsgewalt nicht genau von der Kirchcngcwalt getrennt sei, träten jetzt Mißverhältnisse hervor; die Vergleiche der evangelisch-lutherischen Kirchenvcrfassung mit der politischen Vertretung der Gemeinden, mit der Verfassung der katholischen und per reformirten Kirche Sachsens, müßten stets zum Nachtheil der erstem auSfallcn, und dieser unnatürliche Zustand derselben habe in ihren Gliedern den Wunsch nach einer bestimmter» Ver trctung hervorgerufen. Das Entgegenkommen der Regierung verdiene da her Anerkennung, wenn auch die Grundlage desselben noch Manche« zu wünsche» übrig lasse; so sei in der Vorlage gesagt, daß die Regierung eine Reform der Kirchenverfassung nur in der Art zugestehen könne, daß hierdurch die Grundlage der letztem nicht gefährdet werde; werde hier durch gesagt, daß den in'kv-m^olicm beauftragten Ministern die Kirchen gemalt in ihrem ganzen Umfange verbleiben solle, daß man den Kirchen gemeinden auch nicht einen Theil der Rechte zur inner» Vertretung der Kirche zugestehen wolle, so könne durch eine auf solche Grundsätze ge baute Reform nichts Wesentliches erreicht werden. Doch hoffe er, die StaatSregieruna werde cinschcn, daß der Zeitpunkt gekommen sei, den Gemeinden diese Rechte zurückzugcbcn, daß sic geneigt sein werde, Das aufzugeben, dessen Entstehen als ein Werk der Noth angesehen werde» könne, baß sie sich hierin durch das Beispiel anderer Länder leiten lasst» werde; die Kirche sci ebenso ciüc Gesellschaft als der Staat, und ev ver möge nicht einzusehcn, warum bei ihr nicht Einrichtungen gcttoffen'wer den könnten, ähnlich denen, die bci dem Staate gelten.