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franken und auf Schwaben je 2 Abgeordnete, also auf alle 18, und auch die Pfalz würde aus der Gesammtzahl von tti Abgeordneten ihre drei oder zwei adeligen Abgeordneten erhalten müssen, gäbe eS in ihr Rittergü ter mit standeShcrrliche» Rechten. Warum begehrt man in der Pfalz nicht einen Abgeordnete» auS den dortigen Gymnasial - oder Lyccalprofeft foren, da dicsscit des Rheins au-nähmsweisr drei UnivcrsitütSvrofcfforen, gleichsam als Vertreter der Intelligenz, in der Kammer sitzen? Es wäre dies nur eine Consequcnz. Aber, um vom scheinbaren Unrecht endlich auf das wirkliche Unrecht überzugchcn, oder auf denjenigen Punkt, welcher von lange her noch heute die Pfälzer schmerzlich berühren muß, nun noch Folgendes. AppcllationSrath Heinz hat sich schon in der Sitzung am 16. Dec. und wiederholt heute nicht blos auf das obige Ziffcrnverhältniß berufen, sondern auch auf den Buchstaben des Gesetzes, und er hat dies in einer ihm eigcnthümlichcn, so geziemenden Weise gethan, daß eS de» theilnehmcndcn Zuhörer fast schmerzlich berühren mußte, ihn auch hier auf kaum zu besiegende Schwierigkeiten stoßen zu sehen. Bekanntlich konnte unsere Verfassung, um der in der Pfalz zu Recht bestehenden be sonder» Institutionen willen, auf diese Provinz 1818 nur unter gewissen Modifikationen ausgedehnt werden, durch welche eben jene Institutionen in ihrem Fortbestände garantirt wurden. Hr. Heinz will selbst das Wort ausgedehnt wohl ins Äuge gefaßt wissen, weil seiner Ansicht nach, vor welcher uns übrigens Gott bewahren wolle^ unsere Verfassung eigentlich und ursprünglich nur für die sieben diesseitige» Kreise erthcilt oder ge schaffen worden sei, weshalb auch in derselben so viel Erbrechtliches, Ge wcrbrcchtlichcs und Fcudalrechtlichcs verkomme, was man drüben kaum dem Namen nach kenne. (Hören dergleichen Dinge die Franzosen, dann ist eS kein Wunder, wenn unter ihnen die Rheinlandöfreffcr wieder von Svmpathicn für sie in unserer Rhcinpfalz träumen!) Zu den bezüglich dieser Modifikationen erschienenen kömgl. Erlassen zählt mm Heinz auch, und mit ihm gewiß jeder Pfälzer, ein Re- gierungsrcscrivt vom 8. Oct. 1818, an dessen Schluß es buchstäblich heißt, „der durch das Nichtoorhandenscin der Adclsklasse.in der Pfalz entstehende Abgang in der Zahl der sic treffenden Abgeordneten soll ihr, der Pfalz, in den übrigen Klassen ergänzt und bei der künftigen Aus schreibung darauf der geeignete Bedacht genommen werden." Klarer könnte in der That nichts sein; aber leider ist dieses Rescript oder Pa tent nicht nur unvollzogen geblieben, sondern in einem andern vom 30. Nov. 1818 ist eö schön förmlich wieder zurückgcnommcn worden,, wie denn auch keine WahlauSschrcibung vom Jahre 1818 an bis jetzt auf die fragliche Verheißung Rücksicht genommen hat. WaS sich jedoch stets gleich geblieben ist und was sich auch heute neu bewährt hat, das ist das Gefühl, welches auch dein Rescript vom ki. Oct. 1818 zum Grunde ge legen haben dürfte, daß allerdings eine Vertretungsungleichheit stattfindet, und innig verbunden damit ist der Wunsch, cs möge durch ein von dcr Regierung ausgehendes Mittel dieser Ungleichheit avgcholfcn werde», da cs durch das jetzt von den Pfälzern vorgcschlagcnc allerdings nicht besei tigt werden zu können scheint, ohne vom klaren Buchstaben des Stäats- grundgcsetzcS abzuweichen. ' ssDresden, 9. Jan. In dcr heutigen Sitzung der II. Kammer erschien ans der Rcgistrande eine Petition des Vorstandes der isvaclitifchcn Gemeinde zu Dresden, um ein Gesetz, wodurch die in dem Gesche vom 1«. Auq. 1838, in Bezug auf die dem mosaischen Glauben zuge- thanen sächsischen Staatsangehörigen noch enthaltenen Rechtsbcschränkun- gcn sämmtlich aufgehoben werden. Dcr Aba. Brockhaus erhob sich und bemerkte, daß er ersucht worden sei, diese Petition der Kammer zu überreichen und zu bevorwvrtcn; er thuc dies mit Freuden, obgleich es in einigen Kreisen kein Mittel sei, sich populair zu machen, wenn man sich für die Juden verwende. Die Beschränkungen, denen die Juden gegen wärtig noch in Sachsen unterlägen, widerstrebien zu sehr seinen Gefüh len, als daß er nicht gem das Seine dazu beitragen sollte, auch für sie einen der Gerechtigkeit und den Anfoderungcn der Humanität mehr ent sprechenden Zustand herbcizuführcn; er mache daher diese Petition zu der seinigen, bitte, dieselbe an die dritte Deputation zu überweisen, und werde seine Ansichten über diesen Gegenstand näher auösprechen, wenn dieselbe in dcr Kammer zur Bcrathüng kommen würde. Eine andere Petition dcr Kausmannschaft zu Oschatz, den Hausirhandel und den Gewerbbctricb auf dem Lande betreffend, bevorwortete Sccretair Tz sch u cke, der sich hierbei besonders gegen den Hausirunfug aussprach. Die Hausi- rer schossen jetzt wie Pilze aus der Erde hervor; ehemals hätten diesel ben ihren Kram in einem bescheidenen Päckchen mit sich geführt, jetzt erschienen sie in Karossen, deren Eingeweide Zuckcrhüte, Rumflaschen rc. bijdeten; vor allen anständigem Häusern sehe man sic Vorfahren, und sie quälten dann die Leute gewöhnlich so lange, daß diese sich entschließen müßten, die ihnen anacbotcnc Waarc zu behalten; Maßregeln, diesem Unfug zu steuern und die hierdurch für die Kaufmannschaft hervorgehcn- dcn Nachthcilc von dieser äbzuwcndcn, seien höchst wünschenswert!) und nothwcndig. Aus derStadi Radeberg war eine Petition eingegangen um Ein führung dcr Ocffcntlichkcit und Mündlichkeit beim Gerichtsverfahren, um Verbesserung des Wahlgesetzes, Abschaffung der Censur und Vereidung deS Militairs auf die Verfassung; sic wurde von dem Abg. Schaff rath cingcführt, der dieselbe als einen Beweis der Thcilnahme an den Fragen der Zeit bezeichnete, und bemerkte, daß sie als solcher aus einer Stadt seines Wahlbezirks seinem Herzen besonders wohlgcthan habe. Von deyr dritten landwirthschaftlichcn Vereine des Leipziger Kreises war eine Petition cinacgangen um Verwendung für die Errichtung theo retisch-praktischer Ackcrbauschulcn. Dcr Abg. Oehmigen bcvor- wortcte dieselbe und wies besonders darauf hin, daß bei dem jetzigen Stande der technischen Gewerbe die Landwirthschaft, He mit Recht in dcr Kammer als einer der Hauptträger des sächsischen Wohlstandes be zeichnet worden sei, nothwendig ebenfalls einer wissenschaftlichen Grund läge bedürfe, wenn sic nicht hinter jenen zurückbleiben solle. Derselbe bevorwortete eine fernere Petition, die sich an eine frühere von dem Abg. Ktien cingercichtc um Regulstung der Flüsse mtd Herstellung der nöthi- gcn Uferbäutcn auf Staatskosten anschloß, und bemerkte, baß er Hosse, die Kammer werde dem Wunsche der Petenten um Schutz gegen die Ver nichtung ihres vielfach besteuerten und belasteten EigcnthumS die Berück sichtigung, welche er verdiene, nicht versagen. Die nächste Sitzung der ». Kammer ist auf den 12. Jan. angesctzt, und auf der Tagesordnung befindet sich für dieselbe der Bericht Der er sten Deputation über cinDecrct, das Ab treten dcr Minister und Re gicrungScommissare bei den Abstimmungen betreffend; für die Tages ordnung der dann folgenden Sitzung am <3. Jan. ist der Bericht der außerordentlichen kirchlichen Deputation über das Drcret, die sich D ent sch Katholik e n nennenden Dissidenten betreffend (s. Beil.), bcstimmt worden — Dem Frankfurter Journal wird aus Marburg vom l>. Jan. ge schrieben : „Btkanntlich waren schon vor geraumer Zeit hier zwischen der Polizei und den Studirenden Conflictc entstanden, wodurch veranlaßt wurde, daß die Gendarmerie der Provinz in der Provinzialhauptstadt sich versammelte, die dann alle Abende patrvuillireüd die Straßen durchzog. Bei dem geringsten etwa entstehenden Lärm war mit Verlesung drrÄuf- ruhracte gedroht worden. Allein nicht der geringste Lärm entstand, und man glaubte eines dauerhaften FriedenSzüstandes gewiß zu sein, da auch mittlerweile die Gendarmerie sich wieder nach ihren Stationsotten ent fernt hatte. Ein neues auffallrndeS Factum aber ist gestern hier eingc treten. Die Mitglieder des hiesigen Museums fanden plötzlich gestern ihr Local verschlossen, mit Polizeimannschaft und Gendarmerie besetzt, und an den Thüren Lin Plarat des Inhalts: daß nach Beschluß des Mini steriums des Innern die Gesellschaft geschlossen und der Fortbestand der selben untersagt werden solle. Dies war denn auch buchstäblich geschehen, und außerdem war noch bei nachdrücklicher Strafe untersagt, hincinzutretcn. Das Placat war unterzeichnet: --Wangemann». Das Lescmufeum m Marburg war eine Privatgesellschaft, die zwar den Name» akademisches Museum hatte, aber unter ihren Mitgliedern neben Studenten und Pro fessoren fast ein Drittheil Angestellte und Bürger zählte. Es war ohne alle Conccssion errichtet. Der Grund feiner Auflösung liegt wol sehr nahe in der vor einigen Wochen in einer Generalversammlung von 8i Mitgliedern beantragten Ausstoßung des Polizcidircctors W., wofür ein neuer Termin dcr Entscheidung, obschon die betheiligten Studirenden des halb mit allerlei Übeln Folgen bedroht worden waren, auf den 11. Jan. bestimmt war. Daß die nun erfolgte Auflösung dcr Museumsgescllschaft neue Aufregung hervorbrachtc, kann man sich denken. Man bedauert dies unendlich; denn die verschiedenen, früher ziemlich friedlich neben einander ruhenden Elemente werden hieraus scharf getrennt hervorgehen. Bereits hat sich eine neue provisorische Gesellschaft gebildet, zu welcher auch ei nige der 33, die früher sich gegen die Ausstoßung erklärt hatten, übcr- gctreten sind, und welche den 8t die Hand reichen, einstweilen aber als Unbctheiligtc die Sache erst durchfcchten will. Remonstrationen an das Ministerium des Innern und an das Staatsministerium gehen von ver schiedenen Seiten ab. Eine Civilklage steht in Aussicht. Sämmtlichc aber betrachten die Gesellschaft als fortbestchcnd, ausgenommen die auf einige Wenige zusammengeschmolzenen 33, welche ebenfalls sofort eilte neue Gesellschaft zu bilden suchten, aber vergebens. Das Muscumslocal ist militairisch besetzt. Man versammelt sich jedoch an andern Orten." * Frankfurt a. M., 8. Jan. In verwichcnrr Nacht wurde in unserer Stadt ein Raubmord an der Person eines reichen Handels- manncs, Hrn. Schultze, in dessen auf unserer Hauptstraße, der Zeil, ge legenem Haufe verübt. Diesen Morgen fand man Hrn. Schultze ermor det in seinem Bette, den Mund mit einem Tuche verstopft, an Armen und Füßen geknebelt; dcr Mörder hatte ihn erdrosselt; die geraubte Summe füll sich aus mehre 100« Fl. belaufen. Unserer thätigon Polizei ist es, wie man vernimmt, bereits gelungen, des MissekhäterS, eines früher» Bedienten des Gemordeten, lebhaft zu werden; durch ein Schnupftuch, welches der Mörder in dem Schlafgemache feines Opfers zurückgclasscn haben soll, hätte man die erste Spur erhalten, und die mit größter Schnelle und Umsicht geleitete Nachforschung schon nach einigen Stunden den Ver brecher in die Hände der Justiz gebracht. MreuHe«. sSerlin, 8. Jan. Zu der am L.Jan. hier eröffneten Konferenz in evangelischen Kirchen angelegen heilen sind dcr authentischen Liste zufolge nachbenanntc 30 Abgeordnete aus 26 Staaten eingetroffen: 1) Preu ßen: geh. Oberregicrungsrath vr. v. Bethmann-Hollweg und Obcrconsisto- rialrath und Hofprcdiger Nr. Snethlage; 2) Sachsen: geh. Kirchcnrath Nr. Hübel und Hofprcdigcr und Consiostrialrath Ne. Francke; 3) Hannover: Consistorialrath Nr. Meyer; i) Württemberg: Hofprcdigcr unv Oberconststo rialrath Ne. v. Grüncisen und Obcrconsistorialrath Ne. Zeller; 8) Baden: geh. Kirchcnrath und Prof. Ne. Ullmann; 6) Kurfürstcnthum Hessen: Viee- präsident des Oberappellationsgerichts Ne. Bickell; 7) Großherzogthum Hessen: Prälat und Obcrconsistorialrath Nr. Köhler; 8) Holstcin-LqM- burg: Obcrconsistorialrath und Gcncralsnperintcndent Ne. Hcrzbruch; v) Braunfchweig:hConsistorialrath Westphal; t0) Mecklenburg-Schwerin: Su perintendent Nr. Kliefoth; 11) Nassau: geh. Kirchcnrath Wilhelmi; 12) Sachsen Weimar: geh. Staatsrath v. Wegner; 13) Sachsen-Koburg Gotha: Oberconsistörialrath und Gcncralsupcrintcndcnt Nr. Genßlcr; n) Sachscn-Meiningcn: geh. Assistenzrath DebertShäuser; 18) Sachsen-Al