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ungewiß geblieben, doch') wird wahrscheinlich einer derselben noch den Nationalliberalen, der andere den Klerikalen zusallen. Aus dem Reichsland schreibt man: Bei dem gelegentlich derland- wirthschaftlichen Ausstellung in Colmar abgehaltenen Festessen war, als der Staatssekretär von Hofmann den Trinkspruch auf den Kaiser ausbrachte, eine Anzahl einheimischer Festtheilnehmer demonstrativ sitzen geblieben. Dieser Vorfall hat jetzt ein weiteres Nachspiel erhalten, welches^ hoffentlich heilsam auf die hiesigen französischen Agitatoren wirken wird. Es sind nämlich zwei jener Demonstranten, welche Op tanten waren und die Ausländereigenschaft besaßen, des Landes ver wiesen worden. Der eine derselben hatte sogar die Dreistigkeit gehabt, mehrere seiner Nachbarn, welche sich erhoben hatten, gewaltsam nie derzuziehen, darunter auch einen elsässer Reserveoffizier, gegen welchen, weil er sich das gefallen ließ, das Disciplinarverfahren militärischer seits eingeleitet worden ist. Die Ausweisungsmaßregel der Regie rung hat, wie eine elsässer Zeitung berichtet, in Colmar das „peinlichste" Aufsehen hervorgerufen. Was wäre denn in Frankreich erfolgt, wenn auf einem offiziellen Festbanket bei dem Trinkspruch auf die Republik ein deutscher Theilnehmer sitzen geblieben wäre? Drastisch, aber sehr treffend bemerkte die „Straßburger Post", daß es mit der Gastfreund schaft eine schöne Sache sei, daß aber schließlich der langmüthigste Gastfreund schließlich den Schlingel zur Thüre hinauswerfe, der ihm in die Stube spuckt. Es ist unter dem Regime Manteuffel so über große Langmuth geübt worden, daß jetzt das Natürliche und Selbst verständliche hart erscheint. So auch die soeben von der Regierung angeordnete Auflösung des katholischen Jünglingsvereins, welcher bei einem öffentlichen Concert statt des genehmigten Programms lauter französisch-patriotische Stücke vortrug, wobei das Publikum Hochs auf Frankreich ausbrachte. So viel ist jetzt jedenfalls klar, daß die Re gierung keinen Spaß mehr versteht. In Kopenhagen hatte sich am vergangenen Sonntag Groß und Klein, Arm und Reich in Hellen Haufen aufgemacht, um den Minister präsidenten Estrup eine Ovation zu bringen. Es geschah wegen des dieser Tage gegen Estrup unternommenen Attentats, das glücklicher weise nicht gelungen ist. Die Volksmenge zog vor die Wohnung des Ministers wo mehrere Ansprachen gehalten wurden. Herr Estrup dankte und brachte ein Hoch auf das Vaterland aus, das begeisterten Wiederhall in der Menge fand. Der gegenwärtig in Schweden weilende Sozialistenführer und Reichstagsabgeordnete von Vollmar hielt am 18. October im Stock holmer Arbeiterverein vor überfülltem Hause einen Vortrag über den „deutschen Socialismus." Vollmar schilderte letzteren in einer so ide alen Weise, als ob kein Engel reiner sein könne als der Socialismus und die Socialisten Deutschlands. Vollmar sprach deutsch und wurde sein Vortrag abtheilungsweise von dem Redacter des Stockholmer so- cialistischen Organs, Herrn Branting, ins Schwedische übertragen. Beide, Vollmar und Branting, ernteten reichen Beifall. Daß der deutsche Socialismus in einer so überaus bescheidenen Gestalt dargestellt wurde, hat natürlich seine guten Gründe. In Schweden liegt der Socialis mus noch in den Windeln und mit Speck fängt man bekanntlich Mäuse. Unweit von Porigueux in Frankreich liegen die Stein brüche von Chaucelade. Diese sind am vergangenen Montag zum Theil einge stürzt und haben das dicht dabeiliegende auf einem Hügel erbaute Dorf gleichen Namens witgerissen. 8 Arbeiter, die in den Steinbrüchen ar beiteten, wurden verschüttet, zwei Personen, die zufällig in der Nähe waren, wurden getödtet und ferner sind mehrere Einwohner des Dor fes bei dem Unglück ebenfalls ums Leben gekommen. Die von den Carolinen-Jnseln dieser Tage eingegangenen und vom „Hamb. Corressp." veröffentlichten Nachrichten über die Vorgänge auf Map bei der Besitzergreifung der Insel durch das deutsche Kano nenboot „Iltis" lassen die Behauptung des Madrider Kabinets, die Spanier hätten die Insel schon vor der Ankunft des deutschen Kriegs schiffes besetzt, als völlig haltlos erscheinen. Allerdings hatten die Kommandeure der drei Tage vor dem „Iltis" auf Aap eingetroffenen spanischen Transportdampfer augenscheinlich den Auftrag, die Besitzer greifung Aap's für Spanien zu vollziehen. Der auf denselben mitge kommene, zum künftigen Gouverneur der Carolinen bestimmte Offizier, Capriles, hatte sich schon die Plätze angesehen, auf denen das Gou- vernementsgebäude und die Kirche errichtet werden sollten, auch war sogar ein von Manila mitgebrachter Altar gelandet worden, wahrschein lich, um bei der Verkündigung des spanischen Protektorats irgend eine Rolle zu spielen. Aber ein hierauf bezüglicher Akt wurde von den Spaniern nicht vorgenommen, ja, sie hißten nicht einmal eine Flagge auf. Mittlerweile war am 25. August der „Iltis" herangekommen, dessen Kommandant in der bekannten energischen Weise die Insel so fort unter deutsches Protektorat stellte und dann den ganz verblüfften Spaniern hiervon Mittheilung machte, denen nun weiter nicht als ein Protest übrig blieb. Auch sind die auf Jap schon lange Jahre hin durch weilenden Europäer bereit, eidlich zu versichern, daß während ihres Aufenthaltes noch nie die spanische Flagge gehißt oder überhaupt ein Akt vorgenommen worden ist, der eine Besitzergreifung der Insel sei tens der Spanier hätte bedeuten können. Mit den spanischen Besitz ansprüchen auf Iap ist es demnach sehr windig bestellt und nm so mehr ist die Mäßigung anzuerkennen, welche die deutsche Regierung auch in den ferneren Verhandlungen mit Spanien fortgesetzt an den Tag legt. Vaterländisches. — Dresden. Se. Maj. der König hat sich infolge einer Jagd einladung Sr. Maj. des deutschen Kaisers und Königs von Preußen nach Berlin begeben und wird am 30. und 31. d. an den Hofjagden in der Schorfheide theilnehmen. — Rächsten Sonnabend Vormittag 11 Uhr findet in Dresden die feierliche Enthüllung des neuen Lutherdenkmals statt. Das Stand bild hat auf dem Neumarkte vor der Frauenkirche seinen Platz. Durch die Betheiligung der verschiedenen Innungen und sonstiger Korpora tionen wird die Feier einen besondern festlichen Charakter erhalten. — Mit dem ersten November beginnt im Königreich Sachsen die Schonzeit für Krebse und dauert bis mit dem 31. Mai des nächsten Jahres. Während dieser Zeit dürfen in fließenden Gewässern Krebse überhaupt nicht gefangen werden und auch die aus geschlossenen Ge wässern herrührenden dürfen weder feilgeboten noch verkauft werden. Für weibliche Krebse mit Eiern unter dem Schwänze erstreckt sich dieses Verbot auf das ganze Jahr. Es wäre sehr zu wünschen, daß diese Bestimmung recht genau eingehalten würde, da ohnehin in den letzten Jahren der Krebsreichthum auch in den sächsischen Gewässern durch die sogenannte Krebspest gewaltig abgenommen hat, und die gute Wiederbevölkerung verödeter Gewässer mit Krebsen insofern schwierig ist, als der Krebs zum Wachsen sehr langer Zeit bedarf. Ein ordentlicher Speisekrebs ist wenigstens 6 bis 8 Jahre alt, und besonders große Exemplare haben stets ein Alter von 15 bis 20 Jah ren. Judessen ist eine Wiederbesetzung dadurch möglich, daß man kleinere Krebse kauft und aussetzt. Wir machen noch darauf aufmerk sam, daß mit dem 1. Dezember auch die Schonzeit für die Aalraupe beginnt und bis mit dem 31. Januar des nächsten Jahres dauert. — Bei der Königlichen Altersrentenbank in Dresden-Altstadt, Landhausstraße 16, sind bis Ende September d. I. 926 Einlagen mehr als im ganzen vorigen Jahre eingezahlt worden. An dem Mehr nehmen Theil die KreiShauptmannschaftcn Bautzen mit 133, Dresden mit 453, Leipzig mit 255, Zwickau mit 67 und das Ausland mit 18 Einlagen. Fünfzig und mehr Procent beträgt tue Zunahme in der Stadt Leipzig und den Amtshauptmannschaften Zittau, Löbau, Bautzen, Großenham, Dresden-Neustadt, Meißen, Oschatz, Rochlitz und Glauchau. — Schönau a. d. E. Mittwoch vor acht Tagen früh fand man am Hutberge den Gendarm Neumann aus Bernstadt erschossen vor. Der Mann hatte sich selbst getödtet. Auf einem neben der Leiche vorgefundenen Zettel nimmt er Abschied von seinen Angehörigen und bittet Herrn Oresrichter Hentsch in Schönau, die Vormundschaft über seine Kinder übernehmen zu wollen. Der Schluß des Schreibens lautet: Mein Tod ist ein Opfer der Gutmüthigkeit. — Von den ehemals mehr als 4000 Handwebstühlen, welche in Plauen i. V. beschäftigt waren, sind nur noch etwa 200 im Gange. Gegenwärtig wird auf einem großen Theile derselben ein kostbarer Ballkleiderstoff hergestellt, der bald in den feinen Salons der Damen welt Aussehen erregen dürfte. Es ist dies ein aus Zwirn bestehender Stoff mit reicher Golddurchwirkung. Während man Anfangs nnr weißen Zwirn (Kette und Schuß) verwendete, verarbeitet man jetzt auch schon bunten Zwirn. Eingesandt. Wilsdruff. Die Vorstellungen des Herrn Millini, in welchen wirklich Erstaunliches geleistet wird, haben uns einige angenehme Stun den bereitet. Da wir nun hören, daß Herr Millini am Reformations fest noch eine Vorstellung geben wird, so wollen wir nicht unterlassen, hierdurch darauf aufmerksam zu machen. Kirchcnnuchrichten aus Wilsdruff. Nächsten Sonnabend, zum Reformationsfest, predigt Vor mittags Herr ?. vr. Wahl. Nach dem 2. Einlauten Beichte und nach der Predigt heil. Abendmahl. Nach dem Gottesdienste Eolleete für den Gustav-Adolph-Verein. Am 22. Trinitalis-Sonntage predigt Vormilt. Herr k. 0r. Wahl. Nachmittags Katechismusunterredung mit den konfirmirten Mädchen. «Kirchenmusik am Reformationsfeste: Kommt, laßt uns rc. von F. Mendelssohn-Bartholdy für gem. Chor. Meine Seele verlanget rc. Arie von R. Radecke. Op. 48. Einem geehrten Publikum von Wilsdruff und Umgegend die er gebenste Anzeige, daß wir uns hier als Herren- und Damen Schneider niedergelassen haben und im Hause des Herrn Teuscher, Meißner- straße No. 48 erste Etage, wohnen. Es wird unser aufrichtigstes Bestreben sein, durch reelle und prompte Bedienung das Vertrauen und die Zufriedenheit der geehrten Gönner zu erwerben und zu be wahren. Bei Bedarf um gütige Berücksichtigung bittend, zeichnen Hochachtungsvoll Wilsdruff. O^w ultl u. Llurrn» Damen-Kleiderstoffe (viele XeuLeiten) empfiehlt vom einfachsten bis elegantesten Genre in bedeutender Aus wahl sehr billig 0 I I Altmarkt No. 18, parterre und erste Etage. 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