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Die Die Die Historische Charade. Zur Ersten gebt, soll sie von Deutung sein. Ein „e", dann ist's ein trügerischer Spiegel, Bald klar, bald trüber, bewegt vom Windesflügel, Bald tief durchfurcht, bald glatt und kristallrein. Die zweite Silbe nennt euch einen Stamm - Der alten Nation, der wohlbekannten, Die, während and're ihren Tod d'rin fanden, Stracks durch die Erste ohne Schaden kam. Das Ganze ist ein vielgenannter Ort, Wo eines Reichs Geschichte sich entschieden Zum jähen Untergang, doch nicht zum Frieden. Und das Verhängniß rollte fort und fort. ^Auflösung in nächster Nummer.) b. 10»«. Die Zunahme der Meineide. Die jüngst in Baden stattgehabten Schwurgerichtsverhandlungen wiesen eine auffallende Zunahme von Meineidsverbrechen auf. Man findet einen Hauptgrund für diese betrübende Erscheinung darin, daß zu viel geschworen und die Bedeutung des Eides weniger beachtet wird. In der That müssen oft für Bagatellsachen mehrere Eide ge leistet werden. Auch trägt die geschäftsmäßige Abnahme des Eides durch die Richter keineswegs zur Heilighaltung desselben bei. Mein eidige entschuldigen sich damit, daß sie die Bedeutung und die Heilig ung des Eides nicht gekannt hätten. Selbst von liberaler Seite wird jetzt anerkannt, daß seitens des Staates und der Kirche der Sache wehr Beachtung geschenkt werden müsse als bisher, wenn Abhilfe ge schaffen werden solle. — Diese aus Baden herüberschallende Klage findet wohl durch ganz Deutschland ein mehr oder minder lautes Echo. Darum dürfte es an der Zeit sein, einmal auf das hinzuweisen, was der Eid eigentlich ist. Der Eid, das heißt die Handlung des Schwö rens ist ein Herantreten an die Person des allmächtigen Gottes, denn man schwört b e i dem Allmächtigen. Dieses Herantreten an ihn ge schieht dazu, um ihn zum Zeugen anzurufen, daß das, was man aus sagen will, wahr sei. Soll man nun schon sich in Acht nehmen; daß man nicht um einer Kleinigkeit willen diesen furchtbar ernsten Schritt thut, wieviel mehr muß man sich hüten, daß man nicht etwa wissent lich oder leichtsinnig den Allmächtigen zum Zeugen anruft für Dinge, die sich anders verhalten, als man angiebt. Wer das thut, der ver spottet die Majestät fies Weltenschöpfers und fällt unter das Wort: Irret euch nicht, Gellt.läßt sich nicht spotten. Denn ein furchtbares Gericht wird über^en ergehen, der Gott den Herrn zum Zeugen an ruft für die WshrhÄ, wo diese erheuchelte Wahrheit doch nichts als Lüge ist. Dieses ^urchtbgre Gericht wird anbrechen in der Stunde, wo wir der Hilfe Gottes am meisten bedürfen, in der Todesstunde. Dann wirdFür'chen Meineidigen das Wort, welches er zum Schutz feiner Lüge gesprochen hatte, nämlich: so wahr mir Gott helfe, — dies Wort wiEsich für ihn ins Gegentheil verwandeln, Gott wird ihm nicht helfen, sondern Gott wird ihn verlassen für immer und ewig. Darum ist der Meineid feit uralter Zeit zu den sieben Todsünden ge rechnet worden und deshalb möge sich Jeder vorher wohl prüfen, ehe er einen Eid schwört. Ueber das wettergebräunte Gesicht des Matrosen zuckte es schmerz lich, er stieß einen tiefen Seufzer aus und hielt nur mit Mühe die Thronen zurück, die ihm ins Auge dringen wollten. „Arme Katharina," murmelte er mit l-ewegter Stimme, „wer hätte das gedacht, als wir an jenem Morgen noch so lustig mit einander scherzten." „Sie waren kurz vor ihrem Tode noch bei ihr? — Sie haben—" der Anwalt zögerte, seine Frage zu vollenden. „Ich will Ihnen Alles sagen, cs war ein Unglück, aber so schuldig, wie Sie denken, bin ich nicht!" Thormählen nahm jetzt, auf die Ein ladung Overkamp's, auf einem Stuhle Platz und begann nach einem tiefen Athemzuge von Neuem: „Vor zwei Jahren habe ich Katharina in Kopenhager kennen ge lernt, wo sie damals in Dienst stand. Ich verliebte mich in das präch tige Mädchen und ich merkte wohl, daß sie mir auch gut war. Seit jener Zeit haben wir uns jedesmal gesehen, sobald ich von einer See reise zurückkam. Meistens geschah es ganz heimlich; sie wollte nicht, daß die Leute von unserer Liebschaft etwas erführen, denn sie konnte das Gerede und das Gespöttel nicht leiden, das wohl nicht ausblieb, wenn man dahinter kam, daß die sonst so stolze Katharina sich mit einem einfachen Matrosen begnügte." „Der Goldschmied bezeichnete Sie als Steuermann," bemerkte Overkamp. (Fortsetzung folgt.) Technikum Mittweida in Sachsen, die älteste und deshalb besuchieste derartige Fachschule, beginnt Mitte Oktober den Winterkurs. Sie zerfällt u) in eine Ma« schinen-Jngenieur-Schule, zur Ausbildung von Ingenieuren und Kon strukteuren für Maschinen- und Mühlenbau, von künftigen Fabrikan ten aller Branchen, zu deren Betrieb maschinentechnische Kenntnisse nötig sind; d) in eine Werkmeister-Schule, zur Ausbildung von Werk meistern, Zeichnern, Monteuren für Maschinen- und Mühlenbau, so wie von künftigen Besitzern kleiner mechanischer Werkstätten, kleiner Mühlen, Bauschlossereien u. s. w. Die jährliche Frequenz beträgt über 400 Schüler aus allen Wclttheilen. Programme erhält man jeder zeit gratis durch Direktor K. Weitzel in Mittweida in Sachsen. Tages - Kalender. Königliches Amtsgericht. Geschäftszeit von früh 8—12 Uhr und von 2—6 Uhr Nachm. Königliches Untersteueramt. Geschäftszeit von früh 8—12 Uhr und von 2—5 Uhr Nachm. Kaiser!. Post- und Telegraphenamt. Geöffnet Wochentags Vorm. 7-12 Uhr u. Nachm. 2—7 Uhr; Sonntags von Vorm. 8—9 Uhr und Nachm. 5—7 Uhr. Raths- und Standesamts-Expedition. Geöffnet von Vorm 8—12 Uhr und Nachm. Z—6 Uhr. Sparkasse ist geöffnet Dienstags und Freitags (Feiertage aus genommen) von früh 8—12 Uhr u. 2—4 Uhr Nachm.; außer dem jeden letzten Sonntag im Monat Nachm. von 2—4 Uhr. Stadtkämmerei ist geöffnet Montags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends von Vorm. 8—12 Uhr u. Nachm. 2—4 Uhr. Vorschußkasse expedirt an jedem Wochentage von Vorm. 8—12 Uhr und Nachm. von 2—6 Uhr. Postfahrten nach Dresden früh 6 Uhr, Mittags 12 Uhr u. Abends 6 Uhr; nach Nossen Nachm. 4?. Von Hainsberg nach Kipsdorf: früh 7", 12»», 3"u. 8» Abends. Abgang der Dampfschiffe von Niederwartha nach Dresden Vorm. 71«, Z2» u Nach Meißen 7»«, 11, 3»« u. 8 Uhr. Omnibusfahrten nach Dresden. Bote Pietzsch Montags früh 7 Uhr. Abgang der Eisenbahnzüge von Tharandt (Richtung Freiberg Vorm. 6",^LS, Mitt. Nachm. 3»», 8^, 9»» u. 11" (letzterer nur bis Freiberg.) Von Tharandt nach Dresden (Linie Reichenbach-Dresden-Görlitz) Vorm. 4»», 7", 11'», Mitt. 1»', Nachm. 3»^, " " "" "" Von Deutschenbora Wichtung Leipzig) Vorm. 8", ß nur bis Leisnig). Von Dresden-Altstadt (Richtung Bodenbach) fr. 6, 7, Vorm. 9?», 11" (Courz.), Mitt. 12", 2-«, Nachm. 4,", 6»» u. Ab. 11". Von Coswig nach Leipzig via, Riesa. Vorm. 6»», 9»^, 11" Nachm. 2", Ab. 6", 11", via. Döbeln Vorm. 8, Nachm. 12", 2", 5»», 8" (letzterer nur vis Leisnig). Von Dresden-Neustadt nach Berlin via Röderau früh 3", 8" (Courz.), Nachm. 2", 5", 7»» (Courz.) Von Dresden-Friedrichstadt nach Berlin Vorm. 6", 10"(Courz.), 2", 723 Cossebaude Vorm. 6", Nachm. 2" u. 7". Omnibuszüge der Berliner Bahn. Abfahrt von Niederwartha nach Dresden Vorm. 5", 7«, 9»«, Mitt. 1«, Nachm. 3", 5", 6" u. 9»» Abends MermifchteS. * Ueber das Erdbeben in Kaschmir werden nachträglich fol gende Details bekannt:, Aus Kaschmir einlangenden Meldungen zufolge trat die erste der Erderschütterungen am 30. Mai ein. Die Bevöl kerung wurde am Morgen dieses Tages durch wiederholte Erdstöße geweckt, welche viele Gebäude schädigten, ohne daß jedoch Verun glückungen von Menschen zu beklagen waren. Seit dem 30. Mai bis gegen Ende Juni haben sich die Erderschütterungen bald in stärkerem, bald in schwächerem Grade wiederholt, einige größere Städte und viele Dörfer zu Ruinen gemacht, unter welchen Tausende von Men schen begraben wurden. Diese Elementarereignisse hatten viele Berg stürze zur Folge, an vielen Stellen traten Spaltungen des Bodens von 4 bis 8 w Weite und 20 bis 60 m Länge ein, und streckenweise versanken ausgedehnte Felder. Das Centrum der Erdbeben war Gu- rais, das am furchtbarsten verwüstet wurde; außer dieser Stadt wur den die Hauptstadt von Kaschmir, Schrinagar, Sossur, Baramala, Kohala, Murri und Pindi am schwersten heimgesucht. In Schrinagar ist mehr als die Hälfte der Gebäude eingestürzt, und wurden an 600 Menschen getödtet. Sossur und Baramalv sind nichts mehr als große Trümmerhaufen. Unter der Bevölkerung der heimgesuchten Gegenden herrscht unbeschreibliches Elend, namentlich in den von der Hauptstadt entfernten Orten. Die Getreidevorräthe sind verschüttet und verdorben, die Leute kampiren im Freien, und an vielen Punkten ist in Folge der Verschüttungen von Straßen, Flüssen und Brunnen eine Onenlirung unmöglich geworden. Nach den offiziellen Ausweisen sind an 6500 Menschen umgekommen, doppelt so viel sind verwundet, ferner an 26,000 Schafe und und 8000 SlückVieh anderer Art getödtet worden. Die Zahl der eingestürzten Gebäude beziffert sich auf 70,000. * Schlagfertig. Ueber die Qualität ihrer nationalen Küchen stritten neulich zwei Herren, von denen der eine Russe, der andere Berliner war. „Die russische Küche ist doch bei Weitem besser als die deutsche," meinte der Russe überlegen, „ist auch ganz natürlich, hat doch jede Familie bei uns ihren Koch." „Wenn's darauf ankommt," replizirte schlagfertig der Berliner, „da sind wir Deutschen schon längst über; bei uns hat sogar jeder Soldat seine Köchin!" Der Russe mußte wohl oder übel klein beigeben. * Erledigt. Hausfrau (beim Abschiednehmen): „Soll ich viel leicht etwas Licht bringen?"— Besuch: „Danke —liege schon unten." * Ein liebenswürdiger Lehrer, der bei seinem magern Körper einen unverwüstlichen Humor besaß, wurde krank und der Arzt fand es für nöthig, ihm ein großes Senfpflaster auf die Brust zu legen. Unge achtet feiner Schmerzen lachte der Kranke und sagte zu dem Arzte: „Herr Doktor, das ist zu viel Seni für ein Bischen so mageres Fleisch." * Die Welt will betrogen sein. Der alte Spruch findet immer wieder neue Bestätigung, wie nachstehender Fall beweist. Es giebt noch viele Kreise, bei denen die feineren Möbel rc. stets in Paris ge kauft sein müssen. In den Zeitungen ist oft genug darauf hingewiesen worden, daß allerlei andere Fabrikate anderer Länder nach Paris gehen, also in Frankreich versteuert werden, und dann wieder von Paris aus in ihre Heimath zurückgehen, wobei sie natürlich nochmals versteuert werden müssen. Einen recht drastischen Beleg dafür ent nehmen wir dem „Rotterdamer Nieuwsblad". Vor einiger Zeit kaufte ein Holländer in Paris einen Herd für 120 Gulden, aber ohne Röhren, die letzteren bestellte er bei seinem gewöhnlichen Fabrikanten, und als dieser den Herd sah, erklärte er sofort, derselbe sei aus seiner Fabrik nnd würde, so wie er da sei, von ihm für 80 Gulden geliefert. Der Ursprung des Herdes wurde unwiderleglich nachgewiesen durch Weg nahme einer eisernen Fabrikmarke, unter welcher die kupferne Fabrik marke des holländischen Fabrikanten zum Vorschein kam! * Zur Vergnügungssucht der Bevölkerung. Die „Trem." schreibt: Wie sehr die öffentlichen Feste den Leichtsinn der Bevölkerung und damit das Unglück und den Ruin vieler Familien fördern, beweist zur Genüge die eine Thatsache, daß in der Pfandleihanstalt Eick u. Co. in Dortmund in wenigen Tagen vor dem Bürgerschützenseste Sachen zum Gefammtwerthe von etwa 20,000 Mk. versetzt worden sind. * Talmi oder Silber. Ein neu eingetretenes Dienstmädchen kommt weinend und klagend zur gnädigen Frau gelaufen und erzählt, sie habe sich beim Putzen einer Gabel in den Finger gestochen. „Ach, wenn's Talmi ist, bin ich vergiftet." — Beruhigen Sie sich," sagte Madame mit einem gewissen Stolz, „in meinem Haufe giebt es nur echtes Silberzeug." Am nächsten Tage war das Dienstmädchen sammt dem echten Silberzeug spurlos verschwunden. — Einer der sonderbarsten Kauze Meißens war der Trödelhändler Pilz; derselbe stand als Hoboist beim Bataillon Max, welches bis zum Jahre 1830 dort in Garnison lag, und blieb nach seiner Verab schiedung in Meißen, nährte sich vom Musiziren und dem Trödelhandel, nebenbei machte er den Kalfaktor bei ledigen Herren, putzte Stiefel, klopfte Kleider aus, frisirte und rasirte, wobei sich seine Kunden nicht niederfetzen durften, auf seine Toilette verwendete er aber äußerst wenig. An den Markttagen hielt er auf einem offenen Stande oder in einer Bude an der Stadtkirche seinen Trödelkram, besonders auch altes Eisen und alte Flinten, feil, blies mit einer Trompete die Kundschaft herbei und belustigte die Menge, besonders die Schuljugend und Landleute durch derbe Späße. Als einst ein Mann vom Lande eine alte Flinte sich ansgesucht halte, lud Pilz dieselbe mit Pulver und schoß sie gleich an der Bude los, um demselben ihre Brauchbarkeit zn beweisen. Wie nun der Mann die Flinte trotzdem nicht kaufte, wurde Pilz kollerig und rief: „Da kumm'n de Kerle rein, talpen Alles an und koofen nischt, se verzehren aber ooch nischt, koofen sich en Hering un e Dreier brod, saufen de Röhrtröge aus und wenn Feuer is, Ham mer kee Wasser!"