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ber guge" 55ort Dr. 2Clfreb Jpeuß ^cjn einem einjt'g großen Sinn wirb Sacl;S „kunfl bet guge" beti cm Onnb für fich fegr oft gebrachten Sewet’S liefern, baß ein kunflwerb nur bann lebenbig werben bann, wenn eS fiel; feelifdf» ju erfeßtießen oen mag, wdhrenb eS jur Seblofigfeit ober hoch einem Scfjeinbafetn oerurteilt ift, fo eS nur oon Fachleuten feiner kunfl wegen gebannt unb ange= flaunt wirb. Seit über 175 fahren liegt biefeS legte unb in gewtffem Sinne größte ©erb Sacf)S in feelifcher Sejtehung fo gut wie unerfannt ba, unfere 3«* fchicEt ftch aber an, ben Sann, ber über biefer gigantifchen Schöpfung liegt, ju brechen, unb eS wirb nun eben barauf anfommen, ob bteS auch rotrEltch gelingt. DiefeS ben SanmSrechen befielet junachfl in einer afmungSooden ßrbenntntS breiterer Greife, baß Sach auch biefeS ©erb nicht gefchrieben hat, um alle möglichen 2lrten ber guge prabtifcf; oor$u= führen — baS tut eS felbfloerfidnbltch auch —/ fonbern auS innevftem bünftlerifchem SebürfniS, fo baß es ftch olfo auch hier um eine feelifcf>= geiftxge Schöpfung ^anbett fo gut wie etwa beim „©ohltemperierten ktaoier" ober ber „klaotentbung". ©iefe SrbenntniS tfl, wie bie bisherige ©efchichte ber kunfl ber guge jeigte, in biefent galle fcffwteriger, weit Sach fleh burchgangig ftrenger bontrapunbtifcher gönnen bebiente, bieS aber aus beinern anberen ©runbe als bem, biefem feinem legten unb größten Snftrumentalwerb bie benbbar einheitlichfle, bonjentriertefle unb rein muft= batifch gefefltgfle gorm ju geben, keineswegs fleht auch feft/ ob Sach wirbtich ben Xitel „kunfl ber guge" gewählt hat* Scrftehen wir ihn aber als bie „kunfl", in gönnen ber guge alles, auch baS Segte, in hbchfler Sollenbung, fagen ju bonnen, fo ift er gut. So bomrnt eS benn barauf an, ob eS unS enblich gelingt, wenigftcnS ahnenb ju oerflehen, waS Sach unS in btefen gönnen mitteilt, ©ie flarr erfcheincnben gönnen müffen lebenbig werben, unb ba in unferer -Seit eine erneute Sefchdftigung mit bem ©efen beS kontrapunbteS eingefegt hat, fo tfl Hoffnung oorganben, baß eS enblich gelingt, bie „kunfl ber guge" als ein auSgefprocf>eneS unb jwar oon gewaltigflem inneren lieben befeelteS kunflwerb ju erfaffen. £)ie Sntflehung ber „kunfl ber guge" hdngt mit ber beS „©uftbaltfcfjen öpferS" oon 1747 gufammen, jenem ©erb, baS Sach nach feinem Sefucf? in Sertin bei griebrich II. über beffen ihm jur Smprootfation gegebenem Xhema in Seipjig fchrieb unb bem kbnig wibmete. 2tucf> biefeS ©erb ifl äur ^)auptfache wenigflenS, eine Sammlung oon bontrapunbtifchen gönnen über ein einjigcS, eben baS bonigliche Xhema, baS nun fowogl rein mufi; batifch wie feelifch auf baS ber „kunfl ber guge" jugrunbe gelegte gewirbt hat, feelifch in ber großartigen, bei Sach aber oolltg objebtioierten ©elanchotie. 2llS SrfleS muß ftch auch ber .fjorer mit biefem, lebigltd) auS jwolf Xonen beflehenben Xhtma oolltg oertraut machen, unb jwar auch in ber fo= genannten Utnbehrung. ©tefe gaffung beS XhemaS gebraucht Sach 8 Cs