Rieh. Wagner: Siegfried-Idyll. Gerade vor 50 Jahren, am 25. Dezember 1870 ist das „Siegfried-Idyll“ zum ersten Male in Triebschen erklungen, vom Meister als Gruß zum 33. Geburtstage Cosima Wagners, der eigenen Gattin und der Mutter seines einzigen Sohnes Siegfried geschaffen. Eine tönende Erklärung des Liebes und Familienglücks. Die Hauptthemen stammen aus dem dritten Akt „Siegfried“, der Szene, in der Jung-Siegfried die schlafende Brünhilde weckt und zur Braut gewinnt. Sie atmen schwärmerische Seligkeit und kräftige Lebensfreude. Eine liebliche Wiegenliedmelodie bringt kindliche Stimmung dazu. Alles umflossen vom Licht einer zarten duftigen Idylle und als solche ohne weiteres verständlich. h. Rieh. Wagner: „Tristan unö Isolde“. Vorspiel und Schluß, a) Vorspiel (Liebestod). Tristan führt, als Brautwerber, Isolde seinem Könige unö Oheim zu. Beide lieben sich. Von der schüchternsten Klage des unstillbaren Verlangens, vom zartesten Erbeben bis zurrt furchtbaren Ausbruch des Bekenntnisses hoffnungsloser Liebe durchschreitet die Empfindung alle Phasen des sieglosen Kampfes gegen die innere Glut, bis sie, ohnmächtig in sich zurücksinkenö, wie im Tode zu verlöschen scheint. b) Schlußsatz (Verklärung). Doch, was das Schicksal für das Leben trennte, lebt nun verklärt im Tode auf; die Pforte der Vereinigung ist geöffnet. Uber Tristans Leiche gewahrt die sterbende Isolde, die seeligste Erfüllung des glühenden Sehnens, ewige Vereinigung in unqemessenen Räumen, ohne Schranken, ohne Banden, unzertrennbar! — Richard Wagner. Sämtl. Schriften Bd. XU. Rieh. Wagner: Ouvertüre zu „Rienzi“. Die Ouvertüre, ein Charakterstück in Sonatenform, schildert vorwiegend mit Benützung von Themen aus der Oper den Freiheitskampf Roms unter der Führung seines letzten Volkstribunen Rienzi. Die langsame Einleitung (Molto sostenuto e maestoso D-Dur 4 / 4 ) beginnt mit dem langgezogenen Ton der Freiheitstrompete, dem sich in den Bässen das düstere Blutrache motiv anschließt. Den Kern bildet eine edle Kantilene: Rienzi für die Freiheit betend. Der Haupt teil (Allegro energico, D-Dur, Alla breve) läßt die Freiheits- unö Jubelchöre des Volkes anklingen; dazwischen hinein tönt erneut die Gebetsmeloöie unö besonders eindringlich der markige Schlachtruf der Römer „Santo spirito Cavaliere“ („Der heilige Geist sei unser Streiter“), der sich im Durchführungsteil siegreich emporringt. Schwungvoll, klang- unö farbenprächtig rauscht das Stück vorüber. Von der Katastrophe des Dramas unö dem tragischen £nöe Rienzis gibt es keine Kunde. h.