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Rieh. Wagner: Ouvertüre zu „Tannhäuser“. Im Beginn führt uns öas Orchester allein öen Gesang öer Pilger vor, er naht, schwillt öann zum mächtigen Ergüsse an, unö entfernt sich enölich. — Abenööämmerung: letztes Verhallen öes Gesanges. — Beim Einbrüche öer Nacht zeigen sich zauberische Erscheinungen: ein rosig eröämmernöer Duft wirbelt auf, wollüstige Jubelklänge dringen an unser Ohr; wirre Be wegungen eines grauenvoll üppigen Tanzes lassen sich gewahren. Dies sinö öie verführerischen Zauber öes „Venusberges“, öie in nächtlicher Stunde öenen sich kunögeben, in öeren Brust ein kühnes, sinnliches Sehnen brennt. — Von öer verlockenöen Erscheinung angezogen, naht sich eine schlanke männliche Gestalt: es ist Tannhäuser, öer Sänger öer Liebe. Er läßt sein stolz jubelndes Liebeslieö ertönen, freudig unö herausforöernö, wie um öen üppigen Zauber zu sich herzuzwingen. — Mit wildem Jauchzen wirö ihm geantwortet: dichter umgibt ihn öas rosige Gewölk, entzückende Düfte hüllen ihn ein unö berauschen seine Sinne. Im verführerischsten Dämmerscheine vor ihm ausgegossen, gewahrt sein wunöersichtiger Blick jetzt eine unsäglich reizende Weibesgestalt; er hört öie Stimme, öie in süßem Erbeben ihm öen Sirenenruf zutönt, öer öem Kühnen öie Befriedigung seiner wilöesten Wünsche verheißt. Venus selbst ist es, öie ihm erschienen. — Da brennt es ihm durch Herz unö Sinne; ein glühenö zehrenöes Sehnen entzündet öas Blut in seinen Aöern; mit unwiderstehlicher Gewalt treibt es ihn näher, unö vor öie Göttin selbst tritt er mit seinem Liebesjubellieöe, öas er jetzt in höchstem Entzücken zu ihrem Preise ertönen läßt. — Wie auf seinen Zauberruf tut sich nun öas Wunöer öes Venusberges in hellster Fülle vor ihm auf; un gestümes Jauchzen unö wilder Wonneruf erheben sich von allen Seiten; in trunkenem Jubel brausen öie Bacchantinnen daher unö reißen in ihrem wütenden Tanze Tannhäuser fort bis in öie heißen Liebesarme öer Göttin selbst, öie ihn, öen in Wonne Ertrunkenen, mit rasender Glut umschlingt, unö in unnahbare Fernen, bis in öas Reich öes Nichtmehrseins, mit sich fortzieht. Es braust davon wie öas wilöe Heer, unö schnell legt sich öann öer Sturm. Nur ein wollüstig klagenöes Schwirren belebt noch öie Luft, ein schaurig üppiges Säuseln wogt, wie öer Atem unselig sinnlicher Liebes- lust, über öie Stätte, auf öer sich öer entzückenöe unheilige Zauber kunö- tat, unö über öie sich nun wieder öie Nacht ausbreitet. — Doch bereits dämmert Öer Morgen herauf : aus weiter Ferne läßt sich öer wieöer nahenöe Pilgergesang vernehmen. Wie Öieser Gesang sich immer mehr nähert, wie öer Tag immer mehr öie Nacht verörängt, hebt sich auch jenes Schwirren unö Säuseln öer Lüfte, öas uns zuvor wie schauriges Klagegetön Veröammter erklang, zu immer freuöigerem Gewoge, so öaß enölich, als öie Sonne pracht voll aufgeht, unö öer Pilgergesang in gewaltiger Begeisterung aller Welt unö allem, was ist unö lebt, öas gewonnene Heil verkünöet, öieses Gewoge zum wonnigen Rauschen erhabener Entzückung anschwillt. Es ist öer Jubel öes aus öem Fluche öer Unheiligkeit erlösten Venusberges selbst, öen wir zu öem Gotteslieöe vernehmen. So wallen unö springen alle Pulse öes. Lebens zu öem Gesänge öer Erlösung; unö beiöe getrennten Elemente, Geist unö Sinne, Gott unö Natur, umschlingen sich zum heilig einenöen Kusse öer Liebe. Richard Wagner. Ges. Schriften Bd. V.