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des musikliebenden Publikums in Paris, Wien und London. Die vorliegende Sinfonie gehört zu der für die erste der genannten Städte geschriebenen und ist unmittelbar vor der berühmten Oxford-Sinfonie (aus dem Jahre 1788) komponiert worden. Dem ersten Satze, allegro (heiter), geht eine langsame Einleitung voraus, dann bringen die Violinen das Hauptthema. Das zweite Thema tritt etwas zurück, eine bei Haydn öfter wiederkehrende Eigentümlichkeit. Die Durchführung knüpft an die letzten Töne der Geigen an. Der zweite langsame Satz, largo (breit), ist auf einer innigen Melodie in der Hoboe und dem Violoncello, die sechsmal immer mit neuer Begleitung versehen wieder kehrt, aufgebaut. Die einzelnen Variationen sind nur durch kurze Zwischen spiele voneinander getrennt. In der ersten Variation begleiten die beiden Violinen pizzikato (mit den Fingern gerissen). Die zweite Variation bringt leise auf- und abschwebende Violinfiguren. In der dritten Variation verstärkt die Flöte die Melodie. Die vierte Variation bringt sanft dahinfließende Läufe der ersten Violine. Die fünfte Variatic 1 steht in Fdur. In der sechsten Variation vereinigen sich Hoboen, Violine und Violoncello zum Vortrag des Gesanges, die zweiten Violinen begleiten leise in zerlegten Dreiklängen. Bewunderungswürdig bleibt die Kunst Haydns, mit wenigen Mitteln immer wieder aufs neue den Hörer zu fesseln. Der dritte Satz, allegretto (gemäßigt lebhaft), ein Menuett, bietet der Auf fassung keine Schwierigkeit. Reizend ist das leise Pochen der Pauke gegen Ende jeden Teiles. Im Trio treten die beliebten ruhenden Bässe (Fagott und Bratschen, später auch Hörner) auf. Alle Künste des Humors und eine über mütige Laune läßt Haydn im Schlußsatz, allegro con spirito (heiter mit Geist), spielen. In Rondoform (eigentlich ein Rundgesang mit stets wiederkehrendem Hauptgedanken) geschrieben, findet er seinen Höhepunkt in dem ausgelassenen Treiben der Violinen und Bässe, die aas Hauptmotiv sich gegenseitig abzujagen suchen. Fröhlich jubelnd schließt das Werk. 2) „Eine kleine Nachtmusik“ für Streichorchester, K.-v. Nr. 525. von Wolfgang Amadeus Mozart (geb. 27. Januar 175ß in Salzburg, gest. 5. De zember 1791 in Wien). Mozart verdankte seinen Ruhm in der Jugend seiner frühzeitig hervor tretenden enormen Begabung, in den Mannesjahren vorwiegend seinen Opern. Als Komponist von Instrumentalwerken fand er nicht sofort die richtige Würdigung und vor allem wohl auch nicht gleich den richtigen Stil. Tatsächlich hat Mozart zugegeben, daß er den echten Kammermusikstil erst von Joseph Haydn gelernt habe und widmete diesem Meister 6 Streichquartette. Was man Mozarts Instrumentalwerken zum Vorwurf machte, war das breite Hervortreten des Gesangmäßigen, als dessen eigentliches Gebiet die Oper galt. Es liegt un verkennbar etwas Wahres in diesem Vorwurf, aber man muß bedenken, daß Mozart in seinen letzten Lebensjahren auf dem besten Wege war, die Instrumental musik mit zahlreichen Meisterwerken zu bereichern. Es genügt hier, auf die Haydnquartette, den Schlußsatz der Jupitersinfonie und die Zauberflötenouvertüre hinzuweisen. In dem heute gespielten Werke konnte sich Mozart unbekümmert seinem Genius überlassen; es handelt sich um eine Nachtmusik (komponiert am 10. August 1787), bestimmt, eine heitere Gesellschaft anmutig zu unterhalten. Die vier kurzen Sätze bedürfen keiner weiteren Erläuterung, sie verstehen sich von selbst. Der erste Satz, allegro (heiter), setzt flott ein, die häufigen Triller der ersten Violine geben ihm etwas überaus Zartes. Die Durchführung der Motive ist kurz, die Veränderungen in der Wiederholung beschränken sich auf einen Ton, der die Fortführung des Satzes in der Haupttonart ermöglicht, und einen kurzen Anhang von zehn Takten. Der zweite Satz, andante (gehend), eine Romanze, in der zusammengesetzten Liedform, entzückt namentlich durch den Gegensatz des düsteren Mittelsätzes in Moll zu dem sonnig verklärten Gesang der ersten Violine in Dur. Der dritte Satz, allegretto (gemäßigt lebhaft), ist ein leichtbeschwingtes Menuett mit Trio, ein heiteres Rondo, allegro (heiter), beschließt das liebliche Werk.