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29, Oktober 184S Mittwoch Ml-emekte ZettME. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Ueverblick. lveutschlanb. —München. Der Kronprinz. Die Wahlen. '7-Dres den. Die Offizier«. — Die Sturmflut in Ostfriesland. * Ulm. Ronge. Die Deutsch - Katholiken- — A. Follen in Heidelberg. — Verbot der KartoffelauSfuhr im Großherzogthum Hessen- — Dank des Fürsten Hein rich 1-XXll. Reuß. PreuGen. -fKetlin. Die deutsch-kaholische Synode. (4-) Kerlin- Con- jecturalpolttiker. "Köln- Der Dombau. — Die Eingabe des königS- berger Magistrats an den König und dessen Bescheid. — Die Mäßigkeits- Vereine in Merlin- kdefterreich. "Aus Ungarn- Graf Szeche'nyi. Scandale. Die Opposition. Portugal. "Lissabon. Die Septcmbristen Beamte und Militair. Steuer ertrag. Die Auswanderung. Deportation- Spanien. Catalonien- VroGbritannien. Die Getreidegesehe. Repealversammlung. Erdstoß. Holzpflasterung. Gerücht. Ein ehrlicher Mann. Neuseeland. Nachrich ten aus Ostindien und China. Frankreich. Die Generalconseils. Hr. LhierS. Marschall Bugeaud. Ge neral Lamorici'ere. "Paris. Marschall Soult. Das Actienspiel. Belgien. "* Krüssel. Flämische Zeitschrift. Schweiz. Fein und Daffner. Da« Dappenthal. Italien. Die Flüchtlinge in Rimini. Türkei. "Konstantinopel. Der Bey von Tunis- Die Abschätzung. — KhoSrew - Pascha. Perfonalnachrichten. KSiffenfchaft und Kunfk. "Dresden- Theater. — Musikaufführung in Magdeburg. — Die neuen engl. ParlamentShäuscr- Gemäldeverkauf. Zander und Anbufitrie. "Leipzig. Börsenbericht. — "Leipttg. Bau bericht der Sächsisch-Daierschen Eisenbahn. "München. Die Bamberg- Lichtenfelser Bahn. — Schweizer Eisenbahn. — Die Warschau-Wiener Eisenbahn. — Eisenpreise in Frankreich- Berlin. Ankündigungen. D e«tsch -----München, 24. Ott. Unser Kronprinz scheint entschlossen zu sein, nicht vor der Eröffnung des Landtag- von Hohenschwangau hierher zukomwen. Im Herzog!. Mchtrnberg'schen Palaste hört man, es sei noch im mer zu Höffen, daß der Herzog mit seiner Familie auS Petersburg hierher- koMmen und daß derselbe dann ebenfalls in seiner Eigenschaft als bairischer Prinz dem Landtag in der ReichsrathSkammer beiwohnen werde. Erst das allmälige Bekanntwerden gewählter Abgeordneten bringt eine allgemeinere Theilnahme für daS Wahlgeschäft selbst hervor. Am gespanntesten ist man unstreitig in diesem Augenblick auf das Ergebniß der oberpfälzischen Wahlen, ÄlleS um der Person des BaronS v. Thon-Dittmer willen, der auf den Landtagen von I84V und 1843 sehr schnell populair geworden ist. Hr. v. Thon-Dittmer war als adeliger Gutsbesitzer in der Kam mer. In dieser Eigenschaft wiedergewählt zu werden soll er jedoch sehr schwache Aussicht haben, da der Schwager des Fürsten Ludwig von Wal lerstein, RcgierungSrath v. BodewilS, auf die Stimmenmehrheit gewiß soll rechnen rönnen. Aber Baron v. Thon-Dittmer ist auch in Regens burg so bedeutend ansässig, daß er wählbar ist, und die Regensburger wie die Umwohner haben thatsächlich dem tüchtigen Bürgermeister, als welchen sich Baryn v. Thon-Dittmer seit einer Reihe von Jahren be währt Kat, schon vielseitige Beweise ihrer Liebe und Anhänglichkeit gege ben. Aber ob von den adeligen StandeSgenossen gewählt oder von den Bürgern, immerhin bedarf der edle Freiherr seiner bürgermeisterlichen Ei genschaft halber die königliche Erlaubniß zum Eintritt in die Kammer, und ob er, dem der Eintritt in die ansbacher Synode nicht gestattet wurde, «ol diese Erlaubniß erhalten wird? Inzwischen haben die Augsburger den Bankier v. Schäzler wieder gewählt (Nr.2S9), obschon mehre ein flußreiche Katholiken ÄlleS aufgeboten haben sollen, die Wahl auf einen ihrer Glaubensgenossen zu lenken. Ferner sind außer von dem schwäbischen Rittergutsbesitzern auch von den dortigen Pfarrern die Wahlen bereits vollzogen worden. Unter den Erwählten befinden sich die beiden VolkS- männer Friedrich und Vogel. Dekan Friedrich ist der bairische Riese in allen Finanzfragen. Seit einer langen Reihe von Landtagen widmet er sich mit seltener Vorliebe, mit unermüdlichem Fleiß und mit dem acht barsten Freimuth der Budgctprüfuna. Auch sonst spricht und stimmt De kan Friedrich mit der Owposition. Das Letztere gilt auch vom Dekan Vo gel, dem unerbittlichen Gegner der Censur, dem wahren Volksredner, dem freisinnigen Katholiken auch in Kirchenfragen. Kurz, so wie die Dinge bis zu diesem Augenblicke stehen, lassen die bekannt gewordenen Wahlen, und was man sonst über den Gang des Wahlgeschäfts vernimmt, nicht «inen Augenblick daran zweifeln, daß wir eine Kammer erhalten werden, auf die das Land mit vollem Vertrauen hinzublicken und ihr die Vertre tung seiner Interessen ruhig zu überlassen vermag. ^Dresden. 26. Oct. Bei Gelegenheit der Berathung des neuen Gewerbe- und Personalsteuergesetzes in der II. Kammer unserer Stände ¬ versammlung ist die von der Regierung und der Deputation beantragte Personalstcuerfreihcit der activen MilitairS vomOberlieuttnanr abwärts von der Majorität der Kammer adgelchnt und ein Amendement des Abg- Jani, welches diese Personalsteuerfrciheit auf die Unteroffiziere und die gemeinen Soldaten beschränkt, angenommen worden. (Nr. 282.) Gleichheit vor deM Gesetz und Gleichheit in der Besteuerung machten, wie der Abg. Todt sehr richtig bemerkte, diese Ablehnung nothwendig; nur hätten diese Prin- cipien konsequent durchgcführt und auch die übrigen MilitairS, die Unter offiziere und Soldaten von jener Freiheit ausgeschlossen werden sollen. Daß bei jener Diskussion die Lieutenants (Ober- und Unterlieutenants) mit den Dorfschullehrern verglichen wurden, dagegen ist nichts zu sagen, weil jeder Stand ehrenwcrth und der letztere noch viel zu wenig geehrt ist. Daß aber der Stand der Lieutenants und der Offiziere überhaupt unter den der Dorfschullehrer herabgesetzt wurde, war mindestens sehr un bedacht. Die auf schwierige Vorstudien und stets fortgesetzten Fleiß be gründete streng wissenschaftliche Durchbildung unserer Artillerie- und Jq- genieuroffiziere ist oft vom Auslande rühmend anerkannt worden, wird im Jnlande täglich durch ihre technischen Leistungen, ihre Beschäftigung bei Eisenbahnen, ihre topographischen Arbeiten bewiesen. Bekannt ist, wie schwierig und streng das Lieutenants- und Oberlieutenantsexamen bei al len Waffengattungen ist; an keinen Dorfschullchrer werden ähnliche An- foderungen gestellt. Aber abgesehen hiervon wurde gänzlich unbeachtet ge lassen, daß die meisten Unteroffiziere ihre Schulbildung, ihre Befähigung zur Civilvcrsorgung nicht etwa den Dorfschüllehrern, sondern einzig und allein ihren Offizieren verdanken. Nach dem letzten Kriege konnten nur sehr wenige Soldaten so viel lesen, schreiben und rechnen, um nur den geringsten, an einen Unteroffizier der untersten Grade zu stellenden Fo- derungen zu genügen. Freiwillig, ohne höhere Veranlassung, ohne Ver gütung übernahmen es einzelne Offiziere, in jenen Elementen die zu Un teroffizieren zu bildenden Soldaten und di« Unteroffiziere selbst zu unter richten. Die segensreichen Erfolge dieser Leistung in einer Zeit, wo der Volksunterricht sehr schlecht war, machten diesen Gebrauch bald allgemein, bis endlich der verstorbene General v. Lccoq denselben zu einer allgemei nen Obliegenheit der Offiziere erhob. Seit dieser Zeit unterrichten die OberlieutenantS und Lieutenants aller Waffengattungen die in drei Schul klassen getheiltrn Unteroffiziere im Lesen, Rechnen, Schreiben und Styl übungen; bei der Artillerie auch in den mathematischen Wissenschaften. Die Oberoffiziere inspiciren diesen Unterricht, und der commandirendc Ge neral hält alle Jahre Prüfungen. Dieser Unterricht erfodcrt gegenwärtig, wo der Volksunterricht schon besser ist, weit mehr Vorbereitung und An strengung. Daher läßt sich aber auch mit Recht sagen, daß viele Unter offiziere ihre Bildung, ihr Wissen oder wenigstens ihre Fortbildung und Ausbildung nicht der Schule und den Schullehrern, sondern ihren Lieu tenants verdanken. Namentlich würden viele Unteroffiziere, welche jetzt Stellen als Grenz- und Steueraufseher, Gendarmen, Amtswachtmei- stcr rc. vollkommen und zur Zufriedenheit ihrer Vorgesetzten ausfüllen, für dieselben nicht geeignet gewesen sein, ohne den Unterricht ihrer Of fiziere und die mittels desselben erlangten, sehr erfreulichen Kenntnisse. — Auch in Ostfriesiand hat die Sturmflut vom21.Oct. vielen Schaden angerichtet. *Mm, 23. Oct. Nachstehend theile ich Ihnen eine mit 43 Unter schriften versehene Adresse mit, die gestern von Stockach an Ronge hier eintraf, von Stockach, diesem streng katholischen Orte Badens, wo man nichts weniger als Sympathie für die reformatorische Bewegung vcrmu- thet hatte. Sie lautet: „Hochgeehrter Reformator, edler deutscher Mann! Durchglüht von der Gewalt Deiner überzeugenden Rede, fühlen wir uns gedrungen, Dir noch un ser herzliche« Lebewohl nachzurufen. Zm Innersten durchweht von dem heiße sten Wunsche für das glückliche und segenbringende Gedeihen der von Dir be gonnenen Reformation, werden wir, was an uns ist, dahin arbeiten, auch hier eine Gemeinde echt christlicher Brüder zu bilden, werden auch wir nach unsern Kräften dahin streben, daß wir zur Aufmunterung und zum Vorbilde der römischen Brüder werden, und so auch diese vermögen, das Ersprießliche der Reformation zu erfassen und die uns zur Ueberzeugung gewordene Wahr heit ebenfalls zu ergreifen. Ja, edler, großer Mann! mit Dir flehen wir zum großen Gott um Segen für unser braves Deutschland, daß es abwerfe das römische Joch und groß werde durch geistig« und religiöse Einigkeit; wir bit ten aber auch den Allvater um Segen für Dich, den er in ^seiner Weisheit zum Bannerträger der großen heiligen Bewegung berufen hat- Za, der Se gen Gottes sei und bleibe bei Dir; der Herr geleite Dich aller Wege mit sei ner schützenden Hand! Nimm unsern herzlichsten Schcidegruß und behalte die Bewohner Stockachs in stetem Angedenken- Stockach, am 21. Oct. 1845." (Folgen die Unterschriften.) Zur Erläuterung der einleitenden Worte diene, daß Ronge auf sei ner Hierhcrrcise in Stockach ein paar Stunden verweilte und Gelegenheit fand, an viele dortige Bürger (eigentliche Versammlungen durften nicht gehalten werden) eine Anrede zu halten.. Bei seiner Weiterreise wurde ihm ein endloses Lebewohl nachgerufcn. Die Adresse war von dem Schrei ben eines dortigen angesehenen Mannes begleitet, der die Mitthcilung