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Sonnabend —— Rr. 298. —— SS Oktober 184S Leipzig. Di, S'jiung »rl!v»ini täglich abend«. Au beziehen durch all, Postämter de« Ja- und UuslanoeS. Deutsche Allgemeine Zeitnng. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Prei» für das Biertel- lahr 2 Thlr. —, AnsertionSgebuhr für de» Raum einer geile 2 Ngr. Ueb-rhlick. tV«utf«»lanb. ----Aus Norddeutschland. Das Proselytenmachc». — Ver bot der Kartoffelausfuhr in Baiern. »Dresden. Landtag. 0 Dresden. Der König. U Leipzig. Die Communalgarde. s Hannover. Hr. Hüpcden- — Ronge in Konstanz. Die Vorgänge daselbst. — Der Herzog von Nassau- chs Frankfurt a. M. Die Deutsch-Katholiken bei dem Con- stitutionsfeste- — Die Sturmflut in Hamburg. WreuHen. ** Vertin. Die Deutsch-Katholiken- Die Omnibus. -/-Ver tin- Der Handwerkerverein- Die schottische Kirche. Die Deutsch-Katholiken- r Vertin- Die deutsch-katholische Synode. * Posen- Die Beschwerde und die Entscheidung des Königs. Königs Geburtstag. W-rtUgal. Die Finanzen. Ätpanien. Die Bermählungsfrage. Die Minister. Schmuggler in Bilbao. Großbritannien. Spannung zwischen Wellington und Peel. Secrüstun- gcn. Das gelbe Fieber. Die spanischen Fonds. Frankreich. Die Journale über Otaheiti. Marschall Soult. Die Doris. Trauergottcsdienst. Die mineralogischen Funde in Algerien. "Paris. Deutschland, Frankreich und England- Niederlande. Eröffnung der Generalstaaten. Schweiz. Die atheistische Sekte. Wissenschaft und Kunst. "Leipzig. Hr. Sobolewski. Handel und Industrie. "Leipzig. Börsenbericht- — Berlin. — Leipzig. Ankündigungen. D eutschlan-. — Äus llorddeutschland, 22. Oct. Wenn der königsbcrgcr V-Cor- kespondcnt in Nr. 292 das Hcrumreisen der deutsch-katholischen Prediger als von Staats wegen nicht zu duldend betrachtet und es Proselytcn- macherei nennt, so scheint das doch ein Zrrthum zu sein, oder Anwen dung eines ohnehin schwankenden Begriffs an unrechter Stelle. Prosely tenmachcn ist an sich kein Vorwurf, cs ist eigentlich vielmehr Pflicht ei ner jeden Religion, ihre Wahrheit möglichst geltend zu .machen, al- IcnthalbeD die Segnungen derselben zu verbreiten, und «delnSwerth wird diese» Streben nur daun, wenn zwei Kirchen, die schon Jahrhun derte lang neben einander bestanden, sich noch auf kleinliche Weise ihre Mitglieder zu entziehe» suchen; denn die Jahrhunderte, die sie hinter sich haben, haben eben eine gewiße Gültigkeit der Wahrheit beider Kirchen schon bewährt, ihnen für dieselbe ein gewisses Recht des Ncbcneinander- vestchens errungen, haben auch beiden Zeit gelassen, innerhalb ihrer eig nen Sphäre ihre Wahrheit zu entwickeln, sollte auch die auS verschiede nen Formen herausentwickelte Wahrheit am Ende nur dieselbe sein. Aber wenn eine neue Kirche auftaucht, mit einer neuen Wahrheit, und sie sucht diese ihre neue Wahrheit allenthalben geltend zu machen, so kann man das keine Proselytenmacherei nennen, denn es ist keine. Die neue Wahr heit bringt ein natürliches Recht mit, sich allerorten neu zu erproben, und wenn man ihr das mit materiellen Mitteln wehrt, so läuft man Gefahr, den möglicherweise in ihr enthaltenen Theil absoluter wirklicher Wahrheit zu un terdrücken. Erst wenn die neue Kirche etwa die Runde durchgemacht und ihre Probe beendigt hätte, dann erst könnte man vorkommcndcnfalls von Proselytenmacherci reden; aber so lange eine Kirche, die ganz neu und noch im Werden begriffen ist, ihre Wahrheit geltend zu machen strebt überall da wo sie eben neu ist, so übt sie daran nur ein mit ihr zur Welt ge borenes Recht aus, und nur wenn man sie gewähren läßt und ihre, etwa- ni^e Widerlegung oder Limitirung dem geistigen Inhalte der alten Kir chen anheimgibt, nur so allein dient man der Wahrheit. Wer aber seine Wahrheit ängstlich vor joder neuen Probe schützt, der zeigt schon kein Vertrauen in die Kraft derselben. Es ist aber eine neuerdings leider sehr ausgekommene Vermengung des politischen mit dem religiösen Gebiete, was in dem königsberger Korrespondenten jene Ansicht gewirkt hat. — Auch in Baiern ist durch Bekanntmachung des Finanzministeriums die Ausfuhr der Kartoffeln über die Zollvercinsgrenze gegen Frank reich, Belgien und Holland untersagt worden. »Dresden, 23. Olt. Als Registrandcneingänge erschienen in der heutigen Sitzung der H. Kammer eine Petition aus Meerane, dahin lautend: daß das Verhalten des Militairs bei den Ereignissen des 12. Aug. zu Leipzig einer Untersuchung unterworfen werden möchte, und eine Petition des Vereins der Buchhändler zu Leipzig, daS Concessionswesen bei Zeitschriften betreffend. Die erstere bevorwortete der Abg. Scharf und führt« an, daß seine ursprüngliche Ansicht: es sei bei diesen Ereignissen unnöthiger-, wenn nicht leichtfertigerweise Bürgerblut vergossen worden, durch die bekannt gemachten Ergebnisse der Untersuchungscommission be- , deutend an Consistcnz gewonnen habe; bei der zweiten bemerkte der Abg. . Brockhaus, daß diese Petition, die auf einstimmigen Beschluß der Gc- . neralversammlung der Buchhändler zu Leipzig abgefaßt worden sei, sich i den zahlreichen Petitionen über die Verhältnisse der Presse anschließe; - wenn irgend hinsichtlich der bisherigen Bestimmungen des Conccssionswe- scn bei Zeitschriften noch ein Zweifel obgewaltet habe, so werde diese Pe- - tition daS völlig Ungenügende derselben darthun und jeden Zweifel lösen; - das Bild eines über dem Haupt an einem Haare hängenden Schwertes > könne »irgend besser «»gewendet werden als auf unsere periodische Presse, wie mehre Beispiele der neuesten Zeit bewiesen. Hierauf schritt die Kammer zur Tagesordnung und begann die Be- rathung des Berichts der außerordentlichen Deputation über den Gesetz- ' entwurf einer neuen Wechselordnung. Eine bei Vorlesung des Be richts zur Sprache kommende Eingabe des Handelsstandes zu Leipzig nebst Petitionen aus Budissin und Zittau, die dahin gingen, daß ein allgemei nes Wechselrecht für die deutschen Bundesstaaten oder wenigstens die Zoll vereinsstaaten entworfen werden und die Berathung eines für Sachsen speciell bestimmten Gesetzes ausgesetzt bleiben möge, da für ein solches kein Bedürfniß vorhanden sei, führte zu einer allgemeinen Debatte für und wider diese Ansicht. Der Staatsminister v. Könneritz erklärte hierauf, daß cs auch in den Wünschen der Regierung liege, ein allgemeines Wechselrecht für die deutschen Bundesstaaten, oder wenigstens für die des Zollvereins, inS Leben treten zu sehen; die bis jetzt von der Negierung Sachsens an an dere Staaten ergangenen Anregungen in dieser Angelegenheit seien indes sen ohne Erfolg geblieben, und wenn auch die von diesen erhaltenen Ant worten von der Bereitwilligkeit derselben zeugten, so sei doch der Zeit punkt, der eine solche allgemeine deutsche Wechselordnung möglich machen wcrde, nicht abzusehen. Der Minister wies darauf hin, daß bei den ver schiedenen Verhältnissen, wie solche in den einzelnen Bundesstaaten ob walteten, «ine Vereinbarung so bald nicht möglich sein dürfte; ein Han delsstaat werde bei diesem Gegenstände von ganz andern Ansichten aus gehen als ein Industriestaat. Aus diesen Gründen müsse er die Bera thung des vorliegenden Gesetzentwurfs um so mehr wünschen, als er hoffe» daß das Gesetz ein guter Anhaltepunkt, bei dcsfallsigcn Unterhandlungen mit andern Staaten sein werde; denn halte man nur erst etwas Gewißes» eine sichere Grundlage, und fänden die Principien Anklang, so zweifle er nicht, daß sich hierauf nicht ohne Erfolg sortbauen lasse. Der Abg. Clauß sprach sich für die Eingabe des leipziger Handels- Vorstandes aus; eine allgemeine deutsche Wechselordnung sei nothwendig, zeitgemäß und in gewissen Grenzen auch ausführbar; es sei höchst bekla- aenswerth, daß die deutschen Regierungen nicht mit aller Kraft auf die sen Zweck hinwirkten. Dieselben Ansichten theilte auch der Abg. Zieg ler; da indessen die hier ausgesprochenen Wünsche nach der Mittheilung des Ministers nie oder doch nicht in der nächsten Zukunft eine VecwirH lichung finden dürften, so sei die Berathung des Gesetzentwurfs wünschens- wcrth. Der Abg. Georgi äußerte, daß über die Räthlichkcit undNoth- wendigkcil eines neuen Gesetzes kein Zweifel obwalten könne, denn die bis jetzt gültigen Bestimmungen seien so mangelhaft, ungenügend und unsicher, daß namentlich in den mit Industrie sich beschäftigenden Landestheilen das Bedürfniß einer Verbesserung täglich fühlbarer werde. Das .neue Gesetz habe besonders vom praktischen Standpunkt aus sehr wcsentlicheDorzüge, und sein Erscheinen werde mit lebhafter Freude begrüßt werden; auch er glaube an die Möglichkeit einer allgemeinen deutschen Wechselordnung, allein bis cs dazu komme, möge man dem eignen Lande das tiefgefühlt« Bedürfniß nicht vorenthaltcn. Der Abgv Poppe schloß sich diesem an und meinte, daß in Leipzig allerdings ein Bedürfniß für ein neues Wech- selgcsctz nicht vorhanden, daß dasselbe aber im Interesse des übrigen Lan des wünschenswcrth sei und die Berathung daher nicht verschoben wer den möge. Der Abg. Clauß wünschte manche Bestimmungen, die der Gesetz entwurf enthalte, wegfallen zu sehen, da sie nicht wesentlich hierher, son dern als civilrcchtlichc an einen andern Ort gehörten; er fand denselben zu speciell, und hob hervor, daß das Gesetz als ein brauchbares Hand buch von Denen, für die es bestimmt, gekannt, und als solches möglichst kurz gefaßt sein müsse. Mit dieser Ansicht konnte sich der Slaatsministcr v. Könneritz nicht einverstanden erklären; gerade im Begriff einer Wech selordnung liege cs, daß Jeder über alle vorkommende Fälle sich oricnti- rcn könne; cs sei nothwcndig und gut, die allgemeinen Grundsätze mög lichst ausführlich aufzunehmen, da dies auch vorzüglich für die Provinz, wo man sich nicht tagtäglich mit diesem Gegenstände beschäftige, zweck mäßig und von gutem Erfolg sein werde. Für die Ansicht der Regierung erklärten sich noch die Abgg. Klinger, Honsel U. und Schaffrath, und nach einigen Bemerkungen des Referenten, Abg. Haase, der sich bc-