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M ie-erlan-e. Das Weckblad van het Regt versichert, daß der gegen die Herren E. Mceter, I. Dumee und P. Mingelen begonnene Proceß (Nr. 277) begründet sei auf die Artikel 9! und 97 des Strafgesetzbuchs, welche also lauten: „Art. 91. Der Anschlag oder die Verschwörung, welche den Zweck hat, entweder Bürgerkrieg durch Bewaffnung der Bürger oder Einwohner gegeneinander oder durch Aufreizung dazu zu erwecken, oder Verwüstung, Mord und Plünderung in eine oder mehre Gemeinden zu bringen, soll mit dem Tode bestraft und das Eigenthum der Schuldigen als verfallen erklärt werden. Art. 97. Im Falle der Verübung eines oder mehrer der in den Artikeln 8S, 87 und 9l bezeichneten Verbrechen, oder auch eines bloßen Versuchs dazu durch einen zusammengcrotteten Haufen, soll die Todesstrafe nebst Verlust des Eigenthums gegen Alle, die zu der Schar gehören und auf dem Platze der ausrührischen Zusammenrottung ergriffen werden, ohne Unterschied des Ranges, verhängt werden. Mit denselben Strafen sollen belegt werden, obschon sie nicht auf dem Platze ergriffen worden, Alle, die den Aufruhr angcordnet oder geleitet, oder in dem Haufen irgend eine Bedienung bekleidet, oder einen Befehl ge führt haben:" Schweiz. Schweizer Blätter berichten auö Bafel vom 3V. Sept.: „Gestern ist die Nachricht von einer gräßlichen Mordthat, welche in der Nacht vom 25. auf den 26. Sept, an einem hiesigen Bürger, Seidenfabrikant Kindweiler, im Wallis verübt worden ist, cingelaufen, und erregt wie na türlich allgemeine Sensation. Der Unglückliche verließ dem Vernehmen nach am Abend des 25. Sept- SidcrS, ist aber auf dem Wege nach Sit ten nicht weiter gekommen als bis eine Stunde unterhalb Mes Ortes. Dort wurde am 26. Sept, früh sein Leichnam gefunden, mit unver kennbaren Spuren hartnäckiger und entschlossener Gegenwehr, die Hr. Kindweiler dem ruchlosen Angreifer entgegengesetzt zu haben scheint, lieber die muthmaßlichen Motive der That verlautet noch nichts Bestimmtes; der Verdacht eines Raubmordes, worauf man zunächst fällt, scheint dar um ausgeschlossen, weil Geld und Uhr unangetastet bei der Leiche sich vorfanden." — Es bestätigt sich, daß der Papst den -Luzernern das Fleisch- essen an Samstagen erlaubt hat. Die luzerncr Behörden sind jedoch, fest sie um Erlaubniß nachsuchten, in der römischen Kirchlichkeit so weit vorgerückt, daß sie Vie Vergünstigung, die im ganzen Bisthum Basel nur dem Canton Luzern ertheilt wurde, in Verlegenheit setzte. Der Bischof von Chur hat den Wink verstanden, indem er die vom Papst auf drei Jahre erthciltc Erlaubniß auf ein Jahr beschränkte. Der bischöfliche Erlaß vom 2V. Sept, wurde am folgenden Tage von allen Kanzeln verkündet. Der heilige Januarius, schreibt die augsburger Allgemeine Zeitung aus Neapel vom 20, Sept., scheint dem wissenschaftlich enCon- greß sehr hold gestimmt, denn er verrichtete gestern sein Wunder überaus schnell und bereitwillig; ein zweites Kirchenfeft veranlaßte gestern Abend in einem der ersten Stadtquartiere eine so prächtige Illumination, daß sich die ältesten Neapolitaner keiner ähnlichen erinnerten. — Die neapolitanische Flotte besteht gegenwärtig aus zwei Li nienschiffen: dem Vesuv von 80, dem Capri von <4 Kanonen; aus sechs Fregatten: der Partcnope und Sirena von 60, oder Regina, Urania, Ama lia und Isabella von 44 Kanonen; auö den Brigantinen Zefsiro, Principe Carlo, Generoso, Jntrepido und Valoroso von 20 Kanonen; aus de» Corvetten Cristina von 22 und Etna von tO Kanonen; aus den Goclet ten Sibilla, Sfinge von 14; und den Dampffregatten Ruggiero, GuiS- cardo, Tancredi, Ercole, Roberto , Archimedc von 300 Pferdekraft (der Carlo III. und Sannita sind in Arbeit), ferner dem Stromboli von 200, Der unwürdige Zustand, in welchen die Ungunst der Zeiten und der Unverstand der Menschen dieses ehrwürdige Baudenkmal gefetzt, sowie die dringenden Vorstellungen einflußreicher Geistlichen und Kunstfreunde haben dem Kultusminister daS Herz gerührt zu dem Entschlusse, einen Vorschlag zur gründlichen Ausbesserung von Nvtredame vor die Kammer zu bringen, welche zu diesem Behufe 2,650,000 Fr. bewilligte. Wenn auch manche derartige Versuche in letzter Zeit misglückt sind und leider beweisen, daß ältere Monumente nicht immer mit der wünschcnswcrthen Genauigkeit und Allseitigkeit des historischen und ästhetischen Standpunkts ihrem ursprüng lichen Zustande wieder angenähert werden, so kann man doch nicht um bin, ein so löbliches Unternehmen, wie die Wiederherstellung der alten Metropolitankirche von Paris, vollkommen zu billigen. Auch scheinen die Namen der Baukünstler, Lassur und Viollet-Leduc, deren Restaurations- plqn den Preis davongetragcn, dafür zu bürgen, daß jene Wiederherstel lung mit der gehörigen Umsicht und Strenge in der stylgemäßesten Weise durchgeführt werden dürfte. Rach diesem Plane soll am Aeußcrn Alles, waS die renovirende und restaurirende Hand der Baumeister des vorigen Jahrhunderts verstümmelt oder entstellt, und was die revolutionaire Ra serei im Paroxysmus politischen Irrwahns zerschlagen hat, wieder ergänzt, sodann auf der Südseite eine neue Sacristei in Uebereinstimmung mit dem Gchl der Kirche angcbaut, und auch im Innern bedeutende Veränderun gen vörgenommen werden. Von der Wiedereinsetzung gemalter Scheiben und der Restauration des ChorS ist vorläufig noch nicht die Rede; doch hofft man, und es wäre auch zu wünschen, daß die Kammern später die Geldmittel nicht verweigern, welche erfoderlich sind, um das heilige Denk mal mit Beseitigung aller barocken Zuthat der Zopf- und Neuzeit in alter Würde und Schönheit wiederhcrzustellen. Belgien. * StÄSSkl, 29. Sept. Die Septemberfeste, deren erster Tag durch einen anhaltenden Regen getrübt worden war, wurden zuletzt vom besten Wetter begünstigt. Die Anzahl von Fremden war ausnehmend groß, und die enge Verbindung zwischen Deutschland und Belgien machte sich dies mal besonders fühlbar. Der erleichterte Verkehr nach den Nheinlanden hat der deutschen Kunst abermals einen Triumph über die westliche Ri valin verschafft. Bei dem am zweiten Festtage durch eine hiesige musi kalische Gesellschaft, unter den Auspicien der Stadt und des Staats ver anstalteten Gcsangsconcurse trug unter den Vereinen der Städte ersten Ranges der kölner Männergesangverein den ersten Preis davon. (Nr. 274.) Dieser Preis wurde ihm am folgenden Tag im Park unter außerordentli chem Zulauf durch den Minister des Innern feierlichst überreicht, worauf derselbe, sowie die übrigen Gesangvereine, von seinen Leistungen eine neue Probe ablegte, die mit ungeheucrm Beifall gekrönt wurde. Diese Anerkennung des ausländischen Verdienstes hatte sich auch einig? Tage vorher auf eine eben so ehren- als geschmackvolle Weise bei deck von den hiesigen Künstlern und Kunstliebhabern den auswärtigen Malern veran stalteten Banket im Stadthaus« ausgesprochen. Der Minister des In nern präsidirte, zu seiner Rechten saß Direktor v. Schadow, zu seiner Lin ken Hr. Duval-le-Camus; die bei dieser Gelegenheit ausgebrachtcn Toaste .bezeugen mehr als theoretische Abhandlungen die humanisirenden Wir kungen künstlerischen Bestrebens. Eine andere würdige Feierlichkeit ern stem Charakters muß ich noch besprechen. So sehr mir der Prunk, die Eitelkeit und der Egoismus widerstehen, die sich in den meisten pädago- gifchen Anstalten Belgiens bei öffentlichen Prüfungen und Preisvcrthci- lungen kundthun, so muß man gestehen, daß die alljährlich unter dem Vorsitze detz Ministers stattfindcnde Uebergabe der Preise an Diejeni gen, welche bei den, durch die HH. Rogier und Nothomb eingeführtcn Gymnasial- und Universitätsconcursen der Belohnung oder öffentlichen Er wähnung für würdig erachtet werden, etwas Würdiges und Erhebendes sind, wozu das Imposante des Locals (die Augustinerkirche), die An wesenheit einer Menge von Professoren aus den drei verschiedenen Untcr- richtSstufcn und sämmtlicher Schulbehörden, ferner die Gegenwart der königlichen Familie nicht wenig beiträgt. Die diesjährige Feier bot noch ein besonderes Interesse dar; sie diente gewissermaßen dem Minister Ban de weyer zur Einführung unter die Masse des Volks, und zwar des den- kcckden und strebenden Volks. Auch war Alles auf seine Erscheinung ge spannt. Seine Rede bezog sich zwar auf einen speciellen Punkt, nämlich auf hie Moralität, womit der von dem Patrioten Rogier organisirte Con- curs der Gymnasien von Seiten der Regierung und von Seiten der Jury gehandhabt werde; dennoch schienen mir einzelne Stellen derselben, bei den persönlichen Verhältnissen des Sprechers, eine besondere Bedeutung zu haben. So z.B. diese: „Jünglinge, überzeugt euch wohl davon: um zu einem hohen Grade von Sittlichkeit zu gelangen, muß man an die Sittlichkeit Anderer glauben. Fragt die Geschichte, noch nie hat das Mißtrauen Großes erzeugt; MiStrauen bezeugt Armuth und Hinfälligkeit der Seele." Den Schlußstein der Rede bildete die Erwähnung der Zei len, da der Redner selbst in der Schulcarriere sich befand. „Dieses Zu- rückgchen auf Zeiten, die schon so fern von uns sind, bemächtigt sich um so lebhafter meines Geistes in Gegenwart dieser Elite von Gelehrten, unter denen ich Professoren erkenne, die meine Collegen gewesen, »nd di» eS noch fink" Hr. Bandeweyer war vor der Revolution Bibliothekar der Stadt Brüs sel und Professor der Philosophie am dösigen Museum; jetzt figurirt «r noch als pratvtEur konorairv der liberalen Universität zu Brüssel. Der Schüler der Prima, dessen Rede bei dem allgemeinen ConcurS den Preis davontragt, erhält gewöhnlich die Ehre, daß seine Prodaction bei der Feierlichkeit, von der wir sprechen, vorgelesen wird. Dieses Jahr war die Aufgabe deö rhetorischen ConcurseS die Aufzählung der Belgier, die sich in Krieg, Politik, Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet haben, und sonach enthielt die Rede des Primaners auch eine ehrenvolle Erwähnung des viel besprochenen Mathematikers Simon Stevin. Diese Stelle gab dem Publicum eine eben so erwünschte als unvorhergesehene Gelegenheit, Hrn. Vandeweyer seinen Antheil an der durch ihn so glänzend durch gefochtenen Polemik gegen den ultramontanen Obskurantismus zu bekun den, und dieselbe wurde mit rauschendem Beifall aufgcnommcn. Nach der Verlesung dieser Arbeit wurde dem Vater des jungen Verfassers, ei nem tüchtigen Schulmanne, der 28 Dicnstjahre zahlt, das Ritterkreuz des Leopoldordens durch den Minister überreicht und derselbe unmittelbar darauf dem Könige vorgcstellt, welcher nach dem Schulact auch die Rectoren und Administratoren der vier Universitäten sowie die Sieger im' Universitätsconcurse in seiner Loge empfing. Ich habe mich etwas um ständlich über diese Schulfeierlichkcjt, die höchst passend im Programme der Septemberfeste figurirt, ausgelassen, da sie ein eminent nationales Ge präge trägt und auf die geistige Fortentwickelung des Landes eine bereits sichtbare Wirkung ausübt. Der König, der an verschiedenen Acten der Septembcrfcierlichkeiten und Belustigungen seine Theilnahmc bezeigt hat und vorgestern noch die brüsseler Garnisonstruppcn musterte, wird gegen Ende dieser Woche nebst der Königin nach Saint-Cloud abrcisen. rinnen abgebrochen und dtzvch vkiröhr« «rsetzt. Das nördliche Portal Mb chm so wenig vczschonz: unsinnig« Reparaturen bracht«,, euren ganz andern Charakter in seine Ornamentirung, sodaß dies« Fayado jetzt einen kläglich" Eindruck macht. I» den zwanziger Jahren wurde, angeblicher Ausbesserung«» halber, abermals NtanchtzS entstellt und verstümmelt, und daS Innere frisch geweißt. Im Jahr 1831 endlich zerstörte die CarnevalS- mteulo den erzbischöfliche» Palast und einen ansehnlichen Theil dcS mit läßlichen Portals. So verhunzt blieb das alte Gebäude liegen, und seit dem geschah dafür nicht viel mehr, als waS nothwcndig war, um es auS Schutt und Unrach zu hrbrn und zum kirchlichen Gebrauche tauglich zu erhalten.