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Dienstag —— Nr. 252 — s. September 1845. Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» WM Deutsche Allgemeine Zeitung. rWU Zur Nachricht. Auf das am 1. Oet. 1845 beginnende neue vierteljährige Abonnement der Deutschen Allgemeinen Zeitung werden bei allen Postämtern vnd Zeitungsexpeditionen des In- und Auslandes Bestellungen angenommen, ''er Preis beträgt in Sachsen vierteljährlich 2 Thlr., in den übri gen Staaten aber wird derselbe Nach Maßgabe der Entfernung von Leipzig erhöht. «ed--brtck. Deutschland. ---München. Nahrungen in Steiermark. Selbstmord. Mordthaten- Fremde, h Freiberg. Constitutionsfest. H Stuttgart. Tustav-Adolf-Verein s-Stuttgart. Gustav-Adolf-Aerein. Die Deutsch- Katholiken- Der Besuch der Neubauten. Preßproceß. Mack. Die ulmer Chronik. "Ulm. Fest. Ronge. Die Geschützcommission. — Excommu- nication in Fulda. — ZeitungSverbot in Kurhessen. Oldenburg. Der Großherzog, -ssFrankfurt a. M. Die Deutsch-Katholiken- MreuHen. "Naumburg. Erklärung des Hrn. v-Florencourt. * Marien werder. Die Deutsch-Katholiken. "Greslau. Die jüdischen Reformer. A Aus Preussen. Verbot der protestentischen Freunde. tvesterreich. 4-pesth. Die Comitatsbeamten. Spanien. Die Königin. General Narvaez. GroDdtitannien. Californien. Der Repealverein. Eisenbahnarbeiter- tumult. Eine Pflanzenmerkwürdigkeit. Sydney. Frankreich. Dar UebungSgeschwader. Unglückrfall. Die Eisenbahn von Paris nach Lyon. Algerien. Die Insel Basilan. * Paris. Die Journale. Schweiz. Bern- Italien. Gährungen im Kirchenstaat«. MnHland und Fialen, h Von der polnischen Trense- Der Kaiser. ARolda« nn» Walachei. "Aus -er Moldau. Der Jahrmarkt zu Foltischan Haiti. Krieg. Wersonalnachrichte«. Wissenschaft und^yunft. * Frankfurt a. M. Gutzkow- "Sa-Homburg- Der Brunnen. Neapel- Die italienische Naturforscherversammlung. Turn lehrer. Der Vesuv. Handel und Induftete. * Hannover. Die Kartoffelkrankheit. "Mün chen. Der landwirthschaftliche Centralverein. Dampfschiffahrt. "Leimig. Börsenbericht. — Frequenz der Leipzig-Dresdner Eisenbahn.— Leipzig. «nkünbigungen. D eutfchla«-. — I^ünchen, 4. Sept. Ein durch Reisende und Briefe, besonders aber durch zuruckkehrcnde Badegäste aus Gastein verbreitetes, aber dessen ungeachtet der Bestätigung wol noch sehr bedürfende- Gerücht läßt in ganz Ober- und Nirdcrsteiermark unter dem Landvolk in Folge exe- cutiver Zehntbeitreibungen eine außerordentliche Gährung entstanden sein, ft zwar, daß ohne die Zuziehung bedeutender Militairkräfte angeblich die Ordnung unmöglich länger hätte aufrecht erhallen werden können. Auch Privatbriefe aus Wien sollen der Sache gedenken, ohne jedoch über die «gentlichc Veranlassung nähern Aufschluß zu enthalten. — Seit einigen Stunden hat sich die Sage verbreitet, eine Patrouille habe diese Nacht sehr spät einen Beamten vor seiner Wohnung ermordet gefunden. Da sich angeblich weder Uhr noch Baarschaft bei ihm vorgefunden, wurde ftftrt mit Wahrscheinlichkeit auf einen begangenen Raubmord geschlossen. In diesem Augenblicke hören wir jedoch in glaubwürdigerer Weise, daß der Ermordete nicht vor seiner Wohnung gefunden worden sei, sondern in derselben, und zwar unter Umständen, die nicht an einer begangenen Sclbst- entleibung zweifeln lassen-. Ein Mann, der in der vorigen Woche seinen Stiefsohn gewaltsam ermordet hat, und ebenso ein junger Buuernknecht au- einem benachbarten Dorfe, der vor etwa 14 Tagen an einem hoch betagten Greis einen Raubmord begangen hat, befinden sich Beide in ge richtlicher Hast.— Generalintendant Ritter v. Küstner aus Berlin ver weilt zur Freude seiner hiesigen Freunde dermalen zu kurzem Besuche hier. Au- Wien ist der StaatSkanzleirath Jarcke und auS der Schweiz der TagsahungSpräsident vr. Furrer hier anwesend. j^reiberq, 5. Sept. Wir drückten im vorigen Jahre, als wir eine kurze Nachricht über unsere Feier des ConstitutionSscstes in dieser Zeitung niederlegten, den Wunsch aus, daß von allen Seiten her ähnliche Berichte eingesendet werden mochten, um daraus auf den Geist des Volks und seine Anhänglichkeit an Vaterland, Verfassung und gesetzliche Ord nung einen Schluß ziehen zu können. AuS diesem Grunde, um unsern eignen Worten nicht untreu zu werden, mögen hier einige Worte über unsere jüngste Feier deS politisch so bedeutsamen Festes stehen. Nachdem früh 5 Uhr durch das Glockenacläute aller Kirchen und durch eine Re- veille der Communalgarde der festliche Tag gleichsam angekündigt worden «ar, fand in der Domkirche unter rechtzahlrcicher Thcilnahme aller Behörden und Stände der Gottesdienst statt. Mittags II Uhr bewegte sich ein zahl reicher Zug der Zünfte mit ihren Fahnen und Bannern, der Communalgarde, »er königlichen und sonstigen Behörden, unter Begleitung von Theilneh mern auS allen Ständen, nebst Sänger- und Musikchören, von dem Schloßplatz auf den Odermarkt. Hier ward ein zu diesem Zwecke be sonders gedichtetes und sehr gelungenes Festlied dergestalt gesungen, daß nach dem ersten Verse dem Könige, nach dem zweiten dem Baterlande und nach dem dritten der Verfassung des Vaterlandes ein dreimalige- Hoch ausgebracht wurde. Nachmittag- von 3 — 5 Uhr war Concert an einem der freundlichsten Punkte vor der Stadt und Abends ein zahlreich besuchter Communalgardenball, den Gesang, Toaste und heiteres, durch keinen MiSton gestörtes Beisammensein der verschiedensten Stände auf eine erfreuliche Weise belebten. Wir glauben, nicht blos diese Erscheinung erwähnen, sondern auch dabei um so höher anschlagen zu müssen, wie tief der Sinn für Ordnung, Verfassung und Anstand in allen Kreisen begründet und mächtig genug ist, jede Misstimmung, wo und woher sie sich auch zeigen möge/da in Vergessenheit zu bringen, wo ihre Kundgebung eben so unklug als verdammenswerth erscheinen muß: die Stärke, welche das Bewußtsein des guten und verbürgten Rechts gewährt, der Muth, der aus der Gewährung der Gerechtigkeit hervorgeht, find die besten und er probtesten Mittel gegen alle politische Leidenschaft und deren verderbliche Ausbrüche. ^Stuttgart, 3. Sept. Nachdem die Zahl der herbeigekommencn Gäste und Theilnchmcr an der Versammlung deS Gustav-Adolf- Verein- sich gestern noch ansehnlich vermehrt hatte, unter welchen ein Abgesandter der deutsch-evangelischen Kirche zu Lissabon, ein Abgeordne ter der deutsch-evangelischen Kirche in Nordamerika, ferner einer der kur ländischen Kircke und Hr. Grand, gesendet von dem schweizer Hülfs- verein aus Basel, Hervorzuheden sind, fand eine allgemeine freundschaft liche Begrüßung auf der Silberburg statt. Unter dem heitersten Himmel hatten sich hier gegen hundert Männer aus den fernsten Gegenden, meist Geistliche und Theologen, darunter sehr viele hervorragende Namen, ein ander schon vorher au- Schriften theil- befreundet, theils auch polemisch bekannt, zusammengefunden, aber Alle vereinigt in der Freude an dem Einen Werke, M welchem man sich versammelt hatte; und selbst die wis senschaftlichen Disharmonien, in Deutschland doch gar zäher Natur, wi chen der Liebe zur Kirche; denn diese Liebe ist rS, der solch ein Fest an gehört. Professoren wie Lücke aus Göttingen und Baur aus Tübingen, in ihren Schriften wider einander, sah man Arm in Arm. Unter No- tabilitäten der theologischen Wissenschaft bemerkte man noch: Ullmann auS Heidelberg, Dorner aus Königsberg, Lieber auS Kiel, Hagenbach auS Basel, Bruch auS Strasburg, Nihsch au-Bonn, Hundshagen aus Bern. Am Abende dieses Tages fand die vorberathende Versammlung der Haupt vereine zur Festsetzung der Tagesordnung statt. Freundlich, wie lange keinen Tag vorher, ging die Sonne deS 2. Sept, auf, begrüßt von einem Choral von der Zinne des StiftskirchthurmS. Um 8 Uhr begann der Gottesdienst in der lieblich und sinnreich auSge- schmückten Stiftskirche mit einem echt christlichen salbungSreichen Gebete des Pfarrers Hofacker. Die durch manche äußerst kraftvolle Partien aus-- gezeichnete Predigt deö Pfarrers Klemm ließ auf alle Zuhörer einen tiefen Eindruck zurück. Geschöpft aus dem glücklich gewählten Texte: 2. Kor. S, 12—15 verbreitete sic sich dann hauptsächlich über die beiden Punkte, darauf hinzuweisen, wie durch die gegenwärtige Versammlung die katho lische Weissagung von einem baldigen Zusammensturze der evangelischen Kirche zu Schanden werde, und wie die helfende Liebe ft rein und frei dastehen könne vor der Frage: „Bist du ein Gläubiger, oder rin Vernei nender, oder gar ein Lichtfreund?" Erhoben durch daS Triumphlied der evangelischen Kirche „Eine feste Burg" rc. wallte dann die ganze Schar zu der eben so sinnvoll geschmückten Hospitalkirche, wo der Präsident Su perintendent vr. Großmann die Versammlung selbst durch ein kurze- Kraftgebet eröffnete. Nach Verlesung des Berichts deS Centralvorstande-, worin hauptsächlich der Anschluß von Schwerin, Weimar, zwei sächsische« Herzogthümern und Belgien gemeldet, die Verschließung Baicrns abermals beklagt wurde, worin ferner die Summe aller diesjährigen Geldmittel deS Verein- auf beinahe 7t),OVO Thlr. angegeben und versichert wurde, daß die Hauptsorge des Vereins jetzt auf Gründung von Schulen in katholi schen Ländern gehe, erfolgte die Eröffnung, daß den Bitten, die Deutsch- Katholiken zu unterstützen, wegen h. 2 der Statuten nicht gewillfahrt werden könne. Ein Antrag auf Aendcrung deö Namen- des Verein- blieb auS; gewiß wäre er auch abgewicsen worden; war doch vorau-zu- sehen, daß der Verlust, dem man sich durch Namensänderung auSsetzc, weit größer sei al- der etwa zu hoffende Gewinn. Dann erfolgte eine sehr interessante Debatte über den Antrag, daß der Gustav-Adolf-Ver-