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Donnerstag —— Rk. 283 —— 21. August 1845. Deutsche Allgemeine Zeitung. UM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Deutsch!««- zusprechen berechtigt sind, denn sie alle denken und fühlen in dieser Sache wie wir, und haben Sie zugleich die Güte, diesen Dank Schleswig-Holsteins bei Gelegenheit sämmtlichen Mitgliedern der württembergischen Ständever- sagcn zu können, es sei die letzte Hand angelegt worden. Vermag sich der Kanal zu rentiren, auch wenn die Regierung für ihre Mehrausgaben die allerniedriqste Zinsencntschädigung in Anspruch nimmt? Oder können vielleicht die Mehrausgaben (über die ursprünglich votirten 8 Mill.) gar nicht Anspruch auf Verzinsung machen? Oder endlich, inwieweit hat sich wol die Regierung durch Ankauf selbst in den Besitz der noch in Privat handel! befindlich gewesenen Acticn gesetzt? Zunächst kann dies demHan- delsstand und dem Publicum im Allgemeinen freilich ziemlich gleichgültig sein, wenn nur der Kanal selbst regelmäßig befahren werden kann. Aber einmal durch unsere Bahnen an die derartigen Staatsunternehmungen ge wöhnt, würde es hier, und gewiß in ganz Baiern, dennoch sehr gern gesehen werden, wenn die Regierung alleinige Cigenthümerin auch des Ka nals würde. Wie der Augenblick, in welchem der LudwigSkanal dem deutschen Gesammtvaterlande geschenkt wird, so ist auch die Zeit nahe, wo die Minister deS Innern und der Finanzen an die Stände des Reichs alle diejenigen Mittheilungen gelangen lassen werden, die über obige Fra gen Aufschluß geben können. — Von den bei dem großen deutschen Sängerfest in Würzburg anwesenden schleswig-holsteinischen Sängern wurde dem Professor Haß ler in Ulm folgende Dankadresse gesentzet: „Hochwohlgeborener, hochgeehrter Herr und deutscher Volksrepräsentant! Wir unterzeichnete Abgeordnete der Liedertafeln und des Volkes in Schles wig-Holstein zum großen deutschen Sängerfeste in Würzburg, wo wir von den anwesenden Volksgenossen aller deutschen Gauen wie von sämmtlichen Einwohnern dieser Stadt mit außerordentlicher Liebe und Zuvorkommenheit ausgenommen worden sind, haben, theils auf der Reise, theils erst hier am Ort, Kenntniß erhalten von dem erfreulichen Resultate der von Ihnen in der württembergischen Ständeversammlung gestellten Proposition in Beziehung auf die Verhältnisse Schleswig-Holsteins und LauenburgS. Nehmen Sie, hoch verehrter Herr, als Berichterstatter und Urheber des Beschlusses, dafür un sern innigsten Dank entgegen, den wir aber nicht bloß als den unsrigen, son dern al« den aller unserer deutschen Mitbürger der heimatlichen Lande auS L Äus Lachsen, IS. Aug. Nein, mein Hr. f-Correspondent aus Chemnitz (Nr. 225), wir haben in unserm Artikel in Nr. 222 keineswegs die Freiheit des Kultus mit der Gewissensfreiheit verwechselt, son dern Sie übersehen, daß die Freiheit des Kultus nothwendig ein Theil einer „unbegrenzten" Gewissensfreiheit sein müßte. Wie? unbegrenzte Ge wissensfreiheit, und ich sollte nicht einmal meinen Gott in der Weise ver ehren dürfen, wie eS meine Religion mir vorschreibt, wozu das Gefühl meiner Pflicht gegen Gott und meine Kirche mich treibt? Und doch ist es so und darin der Beweis gegeben, daß die Gewissensfreiheit allerdings begrenzt und in sehr wichtigen Punkten begrenzt, oder daß sie an sich schon rin begrenzter Begriff ist. Deshalb führten wir jene Beschrän kungen der Freiheit des Kultus, die wir recht wohl als einen Theil einer „unbegrenzten" Gewissensfreiheit zu unterscheiden wissen, an; des halb führten wir auch die weitern Beschränkungen der Gewissensfrei heit an, welche daraus fließen, daß manchen sächsischen Staatsbürgern um ihres Glaubens willen der Äollgenuß der politischen und bürgerlichen Rechte geschmälert ist; deshalb machten wir namentlich auf tz. 57 auf merksam, welcher die bestehende Verfassung der evangelisch-lutherischen Kirche ausdrücklich als die Richtschnur ihrer inner» Angelegenheiten er klärt und ausdrücklich bestimmt, wer die Obern in dieser Kirche seien. Wir hätten uns auch noch auf die Landtagsacten von 1831 berufen kön nen, au« denen unwiderlegbar Hervoracht, daß man bei Abfassung der die kirchlichen Verhältnisse betreffenden Bestimmungen in der Verfassungs urkunde unter Anderm die Absicht hatte, das Aufkommen neuer Sekten zu erschweren, was doch auch mit „unbegrenzter" Gewissensfreiheit nicht übcreinstimmt. Ebenso auf die Vorschriften gegen Proselytenmacherei, welche auch Gewiffenssache sein kann. Uebrigens ist der juridische Be griff der Gewissensfreiheit — und in der gesetzlichen Sprache der Verfas sungsurkunde hat man sich natürlich an diesen zu halten —in dem deut schen Kirchenrechte sollten wir denken, so ziemlich sicher. Während wir uns aber keiner Verwechselung schuldig gemacht haben, hat es unser Hr. Gegner gethan: er verwechselt Gewissensfreiheit und Redefreiheit. Die Letztere ist in Sachsen sehr unbegrenzt, auch ohne in der Verfas sungsurkunde ausdrücklich verbürgt zu sein, aber wenn sie gebraucht würde, um gegen die geheiligten Grundlagen der öffentlichen Ordnun gen in Staat und Kirche anzukämpfen, so wird in Sachsen ein solcher Gebrauch derselben verhindert werden dürfen, wie man in England und Frankreich öffentliche Reden zum Preise der Republik, oder in den Ver einigten Staaten von Nordamerika dergleichen zur Empfehlung der Er richtung einer Monarchie, oder in allen dreien öffentliches Lehren des Atheis mus verhindern dürfte und würde. Daö alles «uns cowparaisvn gesagt. U-Verblick. Deutschland. "Nürnberg. Der Kanal. — Dankadresse an Hrn. Haß ler. »Aus Sachsen. Cultu«- und Gewissensfreiheit. — Die Landtags- Verhandlungen in Nassau.— Die Königin Victoria in Frankfurt a.M. Frentzen. Generalconcession für die Altlutheraner. (-.) Berlin. AuS- wanverungkwesen. Die leipziger Vorgänge. Die Noth in Polen. Pie türkische Gesandtschaft. Hr. Lutze. Florencourt'S Rede. Der Telegraph. Der König, f Berlin. Der König- Die leipziger Berichte. Schwierige Trauung. Die Vereine gegen das Branntweintrinken. * Königsberg. Die Stadtverordneten. Die protestantischen Freunde. "Breslau. Die Deputirten der deutsch-katholischen Gemeinden. — Tumult in Magde burg. — Deutsch-katholische Gemeinde in Halle. — Die Deutsch-Katho liken in Schneidemühl und Thorn. SVefterreich. -I- Aus Ungarn. Schulwesen. Die agramer Wirren. Hr. Kossuth. Szechenyi- Spanien. Der Hof in S. Sebastian. General Prim. Wrossdritannien. Der Standard über die LejaSfrage. Die Orangemen. Die Repealversammlung in Dublin. Krankreich. Der Brand in Toulon. Algerien. Marschall Bugeaud. Spanische Schiffe in Toulon. Paris. Kirchhof. Markthalle. tvelaien. * Brüssel- Die Verhaegen'sche Sache. Okiederlande. Kartoffelkrankheit. Der Herzog von der Normandie. Schweiz. * Lausanne. Zeitungen. Die Regierung. Wissenschaft und Sunfl. »Dresden. Der pädagogische Verein. »»Leip- «g Theater. Handel und Industrie. »Leipsig. Börsenbericht. — »Versicherungen. — Berlin. Vnkündigungen. * * Nürnberg, 18. Aua. Wir haben schon zur Zeit der großen Früh- jahrsüberschwemmungcn bei Bamberg und hier, wo auch der Kanaldamm an verschiedenen Stellen bedeutend verletzt und an zweien ganz durchbro- chen wurde, nachzuweisen versucht, daß alle die Gerüchte, nach denen die » - Beendigung des Kanals wieder in eine ferne Aussicht gestellt sein sollte, sammluna für uns auszusprechen. Würzburg, sonst Schleswig-Holstein, 6. unmöglich begründet sein könnten. Zugleich wiesen wir damals auf eine^ug. ^845. ^Hochachtungsvoll." (Folgen 28 Unterschriften^) .. von hem König unmittelbar vor seiner Abreise von München nach Aschaf fenburg an die oberste Baubehörde erlassene CabinetSordre hin, durch welche dieser die Pflicht auferlrgt wurde, dir KanalbauLirection dahin zu instruiren und mit den nöthige» Mitteln zu versehen, daß unter allen Um ständen der Kanal noch in diesem Baujahre unbedingt seiner ganze» Länge nach in fahrbaren Stand gebracht werde. Seitdem ist selbst in den sonst bei der Besprechung öffentlicher Angelegenheiten und besonders der Staats bauten so außerordentlich schüchternen hiesigen Zeitungen wiederholt be zweifelt worben, ob der königliche Befehl ausführbar sein werde. Um so größer und allgemeiner, wir müssen sagen um so lauter und übereinstim mender ist daher jetzt die Freude über die erlangte Gewißheit, daß der festlichen Eröffnung durchaus nichts mehr entaegensteht, daß vielmehr der Kanal schon in diesem Augenblicke von der Donau bis zum Main und umgekehrt nicht nur befahren werden kann, sondern probeweise auch be reits befahren wird. Noch weiß zwar bei der Baucommission dahier Nie mand, welche Verfügung der König behufs einer etwanigen Eröffnungs feier erlassen wird; dagegen ist gewiß, daß der ihm unterbreitete Antrag dahin geht, es solle die Einweihungssahrt am königlichen GeburtS- und Namenstage, demnach schon am 25. Aug., stattfindcn. Niemand zweifelt daran, daß dieser Antrag werde genehmigt werden, und so dürfen wir denn mit Zuversicht annehmen, daß uns schon in der allernächsten Zukunft der Augenblick geschenkt wird, wo die von der Donau und vom Main kommenden Schiffe in unserm Hafen zugleich anlegen werde». Die auf- gewcndeten Kosten, um das herrliche Werk zu Stande zu bringen, wären selbst dann groß zu nennen, wenn es von einem weit bedeutender» Staate auSgeführt worden wäre als von Baiern. Für unser Land sind sie natür lich doppelt groß, aber Niemand denkt mehr an die Ziffern, um so we niger, als man weiß, daß am Ende denn doch selbst die ZuvielauSgaben bei dergleichen Bauunternehmungen nicht verloren gehen, sondern auf grö ßern oder kleinern Umwegen in den Besitz der Besteuerten zurückkehren. Uebcrall ist nur vom Gelingen des Unternehmens die Rede, und es wird der Tag, an welchem das erste Frachtschiff von Kelheim hier eintrifft, ein Festtag sein, auch wenn eine eigentliche Eröffnungsfeier gar nicht ange ordnet werden sollte. Wenn man von Anderm spricht als von der Haupt sache selbst, so ist es die Frage, ob den Statuten gemäß der Kanal in dem Augenblicke, wo er seiner ganzen Länge fahrbar geworden ist, der Actiengesellschaft übergeben werden könne, oder vielleicht erst dann, wenn erprobt sein wird, ob ihn die Gesellschaft denn auch zu übernehmen ver mag. Das verwendete Baucapital übersteigt die ursprünglich in Anschlag gebrachte und von der Gesellschaft bewilligte Summe schon jetzt um mehr als I« Mill. Fl., und noch sind gar viele Arbeiten zu beendigen, um