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Freitag -—— Nr 22v —— 8. August 184S. durch alle Post-mur^S^n- und Dmtfche AVgemei«e Zeitung. ZM. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Ueve-bliS * Aus Franken. Dar Zeitung-Verbot. — Baron v. Gra- venreuth. — Ein Abyssinier in Kaiern, s Dresden. Die Jesuiten. Die BolkSschullchrer. Zunftgeist. * Leipzig. Die Stadtverordneten- * Aus Lachsen- Die Bekanntmachung der evangelischen Staatsminister, ch Pon der sächsischen Grenze- Die protestantischen Freunde. — Die würt- tembergrsche -weite Kammer über die Post. — Die Weserreitung in Kurhessen. — Fahnenverbot in Schleswig-Holstein. * Frankfurt a. M. Die Königin Bictoria. Französische Gesandtschaft. Preußen. (-»-lKerlin Die protestantische Bewegung. Freimaurerpapiere. Königsberg. Jesuiten in Posen. Hr. B-Cousin. SchiffSunalück. chpon der Saales Gewissensfreiheit und Glaubensbekenntnisse. * Königsberg. Die Parteien. Böttchershöfchen. — Die deutsch-katholische Gemeinde in Lennep. — Die Deutsch-Katholiken in Schlesien. tv efterreich. Aus Ungarn. Comitatshändcl. Gpanicn. Die Königinnen. Das Ministerium- Großbritannien Parlament. Parlamentswahl- M. Pennefather. Schiffs meuterei. Gefangene Thugs. ^London- Die deutsch-katholische Bewegung. Frankreich. Das Ministerium des Auswärtigen. Exceß in Bordeaux. Die Ehrenlegion- Lajolais' Witwe. Die Seidenarbeiter. Die CayluS. Der belgische Gesandte. Algerien. Gchtveiz. Prof. Herzog. Die Jesuiten in Freiburg. Italien. Ein Drusenemir in Rom. Schweben nnb Norwegen. Sektenwesen Türkei. * Konstantinopel. Die Sammlung für Smyrna. Wassermangel. Erpressungen. Feuer in Lernovo. Erdbeben in Magnesia. Großfürst Kon stantin. Tattaro. Der Aufstand in Jakova. Der Seriasker. Personalnachrichten. Wissenschaft nnb ^nnß. ** Leipzig. Concert. Theater. Paris. Die Ausgrabungen in Ninive. — Eugene Sue. Handel, und Industrie. * Frankfurt a. M. Dampfschleppschiffahrt. Anschluß Limburgs an den Zollverein. Eisenbahn. * Weimar- Aernte- Eisenbahn- Ein Fund- * Leipzig. Börsenbericht. — Berlin. Hknkündigungen. Deutschland. *Atlö Franken, 3. Aug. Dem Rheinischen Beobachter, der We ser- und Bremer Zeitung ist, wie Sie bereits vernommen haben, vor kurzem der Debit durch die kvnigl. bairischen Posten entzogen worden. (Nr. 211.) Es ist dies die schon damals geahnte Fortsetzung, wiewol vielleicht nicht der Schluß einer Maßregel, welche zu Anfangs die ses'Jahres zwei andere deutsche Blätter traf, und mit jenen drei Jour nalen sind die einzige» specifisch protestantischen politischen Blätter, welche noch in Baiern Zutritt hatten, von unsern Grenzen ausgeschlossen. Diese EiqeNthümlichkeit der genannten Zeitungen, die Richtung, die sic in con- sessioncllen Gegenständen einhielten, ist auch als Hauptgrund ihrer Aus Weisung! z» betrachten; man wird, namentlich mit Bezug auf den Rhei- nisck«» Beobachter, sägm/ auch die nicht besonders freundliche Stimmung gegen Baiern sei veranlassende Ursache dieser Maßregel, und hat damit nicht unrecht. Mein dieser letztere Zug, die Opposition gegen Baiern, wat im Grunde nichts Anderes als eine fast naturnothwendige Folge des allgemeinen protestantischen Charakters, bedingt durch die besondere Stel lung, welche Baiern seit einigen Jahren in kirchlichen Dingen eingenom men'hat; obgleich man nicht läugncn kann, daß insbesondere den bairi schen Mittheilungen des Rheinischen Beobachters eine minder gereizte Stimmung zu wünschen gewesen wäre. Von großer Wirkung wird die Neue AuSschließungsmaßregcl nicht fein; denn keins der drei Blätter war in Baier» viel von Privaten gehalten und von populairer Circulation; die Lestcirkel aber, wo man dieselben hauptsächlich finden konnte, werden sich Hinfort auch hier auf die nämliche Weife helfen, wie sic es in ähnlichen Fälle» bereits gethan, d. h. dieselben auf dem Wege dcS Buchhandels be ziehen. Denn das Bedürfniß politischer Journale von der angegebenen coiffdsfionellen Richtung ist in den gebildeten Kreisen einmal vorhanden, um so mehr, da unsere einheimische Presse den Bewegungen auf religiö sem Gebiete nicht so viel Aufmerksamkeit schenken kann, als man fodert, und ein sonst allgemein gelesenes süddeutsches Blatt allmälig in den Ge ruch des Ultrakatholicismus kommt. — Am 22. Jül. wurdt der Leichnam des Barons Moritz v. Graven- rruth aus München im Nkatzseld oberhalb der straubinger Hütte, am Fuß einer über 299 Klafter hohen Felscnwand, zerschmettert gefunden. Wahrscheinlich hatte der junge Mann sich auf einer Fußrcise nach Ga stein verirrt und so dieses traurige Ende genommen. — Einer der Äbys- sinier, welche Herzog Max von Baiern mit nach München brachte, tritt demnächst als Chcvauxlegcr in dessen Regiment ein. 's Dresden, 4. Aug. Die Frage über das Vorhandensein von Je suiten in Sachsen, welches bekanntlich vor nicht gar langer Zeit erst von den betreffenden höher« und höchsten katholischen Geistlichen des Lan des officiell in Abrede gestellt wurde, hat eine neue Anregung erhalten durch die hier vor kurzem erfolgte Auffindung eines Scheins über eine Ausnahme izi die Brüderschaft „zur Todesangst Jesu", welche im Febr. 1843 in der hiesi gen „katholischen Hofkirchc" stattgefundcn. Die Brüderschaft selbst sei, wie aus dem bei den Acten befindlichen, 1817 gedruckten Andachtöbuch er hellt, hier „in der kömgl. kurfürstl. Hoskapelle im Jahre 1729" durch den siebenten General des Jesuitenordens, Vincenz Caraffa, gestiftet und ver heiße vollwichtigen „Ablaß" allen Denen, welche „um Erhöhung der Kirche und Ausrottung der Ketzereien" beten. Das Büchlein mit dem Aus- nahmeschcine, der den vollen Namen des frühem Besitzers enthält, ist in der Verlaffenschaft eines hier vor kurzem plötzlich verstorbenen Bürgers von Seiten des Stadtgerichts aufgefunden worden, und eben jener plötz liche Todesfall hat es wol zufällig verhindert, daß dieser „Aufnahmx- schcin" nicht, wie ausdrücklich darauf bemerkt, sofort nach erfolgtem Ab leben zurückgcsendet werden konnte. Sollten die katholischen geistlichen Würdenträger niemals etwas von dem Vorhandensein dieser Stiftung der Jesuiten gewußt haben, die doch hier seit länger als einem Jahr hundert bestanden? Fragen möchten wir ferner, ob ein früherer Zögling des Jesuitencollcgiums zu Freiburg, wenn er auch kein Geistlicher, als Jesuit zu. betrachten sei oder nicht. Wir müssen das freilich dahingestellt sein lassen, meinen indeß unmaßgeblich, daß mit Rücksicht auf h. 56 der Ver- fassungSurkunde wohl zu untersuchen sein möchte, ob jene von Jesuiten ge stiftete Brüderschaft auch eine von ihnen geleitete und ein Zweig ihres Ordens sei, was denn für die etwa darüber in Verbindung mit dem an- naberger Kirchenstreit anzuknüpfendcn Landtagsverhandlungen nicht ohne Erheblichkeit bleiben dürste. Ueberhaupt dürfte der bevorstehende Landtag nicht nur mit sehr in teressanten Gegenständen und Debatten sich zu beschäftigen haben, sondern auch nach der Menge und Wichtigkeit der vorliegenden Verhandlungen voraussichtlich eine ziemlich lange Dauer beanspruchen. Auch von Seite» der sächsischen Volksschullchrer wird eineGesammtpctition vorbereitet, deren Entwurf, von dem rühmlich bekannten pädagogischen und VolkSschrift- stcller Julius Kell, Redactcur der Sächsischen Schulzeitung, verfaßt, unter dem Titel: „Wünsche sächsischer VolkSschullehrer", vor mrzem erfchienen ist und 25 Petita enthält, welche auf Verbesserung del Lehrerbildung, der Lehrerstellung, der Lehrergehalte und auf Erhöhung der Lehrerwirksamkeit sich richte», obwvk der Verfasser selbst von dem allerdings richtigen Gesichts punkt auSgeht, daß die Erfüllung der hier angeregten Wünsche in ihrem vol len Umfange nicht sogleich, auch vielleicht noch nicht in den nächsten fünf oder zehn Jahren zu erwarten oder auch nur zu ermöglichen sei. Wir werden gelegentlich noch einmal auf diese Petition zurückkommen, die wir als ei» erfreuliches Zeichen der Regsamkeit auch im Lehrerstande um so lieber be grüßen, als sie eine richtige Crkcnntniß seiner hochwichtigen Stellung und' Dessen bekundet, waS zur Erreichung derselben vorzugsweise noth thut. Vorläufig bemerken wir nur, daß sie in einer hier am 26. Jul. stattge habten erweiterten Versammlung des hiesigen pädagogischen Vereins, der mehre Hundert Tcheilnehmer aus dem Lehrstande beiwohnten, zur Bera- thung gekommen ist und vielseitige Billigung und Anerkennung gefunden hat, vbwol dort, dem auSgefprochenen Zwecke der Versammlung zufolge, ein definitives Resultat etwa durch Abstimmung nicht erreicht, weil nicht beabsichtigt wurde. Auch von Seiten einer Anzahl hiesiger Gewerke sollte, einer Auffod'crung im hiesigen Localblatte zufolge, eine Petition an die Ständeversammlung beschloffen oder doch berathen werde«, um die Niederlassung von Gcwerksmeistern auf dem Lande im Umkreist der Städte zu beschränken, weil durch diefe Freiheit den städtischen Meistem der Ver dienst entzogen werde. Es hat übrigens über den fernem Verlauf dieses Gegenständes bisher nichts weiter verlautet, und es dürfte wol bei diesem beklagenSwerthen Zeichen von engherziger Selbstsucht sein Bewenden um so mehr behalten- als jene Verhältnisse seit längerer Zeit schon durch ein in der Praxis als heilfam bewährtes Gesetz geregelt sind, als ferner un- serß Wissens den Zünften derartige Versammlungen gesetzlich untersagt sind, und wol kein vorurtheilSfreier, nicht den persönlichen Vortheil allein auf Kosten der Gefammthcit ««strebender Mann eine Erneuerung des veralteten Zunftzwanges und der Bannrechte zum Nachthcile des Publi- cumS, durch Behinderung freier Concurrenz, ernstlich wünschen kann. Fast wären wir versucht gewesen, in jener Einladung nur eine Persiflage auf die Kämpfer für Schutzzölle zu sehen, hätte sie nicht eben.in jenem Lo calblatte gestanden; denn Erhöhung der Schutzzölle, Erneuerung der exclu siven Zunftrcchte, das ist in der Grundänschauunq, wenn auch auf anderm Gebiete, Dasselbe: die Sucht nach persönlicher Bereicherung im Wege des alten Schlendrians, zum Nachthcile für die große Gcfammtheft und selbst für die Entwickelung aller industriellen Bestrebungen. * Leipzig, 7. Aug. In der gestrigen öffentlichen Versammlung der Stadtverordneten wurde, von einem Mitgliede deS Collegiums schriftlich folgender Antrag gestellt: „Daß die geehrten Herren Stadtverordneten den Rath ersuchen und demselben ihren dringenden Wunsch dahin auösprcchen: Derfclbe m§ge geeignete Schritte thun, der leipziger deutsch-katholischen Ge-