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Donnerstag —9!^- 135 —— 15. Mai 1845. DM Deutsche Allgemeine Zeitung. ZM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Neberblick. Deutschland. "Aus Norddeutschland. Die protestantischen Freunde.— Protest der deutsch-katholischen Gemeinde in Dresden- — Die würt- temberaische zweite Kammer über Gemeindeauflagen- — Die Jncorpo- ration Schleswigs. — Der aeheimnißvolle Gras. — Ständische Wah len in Braunschweig. * Lübeck. Die Berfassungsreform. Eisenbahn. Transitozoll. — Rettungsanstalt in Bremen- Preuße». chvon der Saale- Der Protestantismus und die Deutsch-Ka tholiken- "Von der posenschen Grenze. Censur. — Die protestantischen Freunde. Wislicenus. — Die Deutsch-Katholiken. — Freiligrath. Spanien. Der Congreß. Die Cortessession. Oroßbritannien. Unterhaus. Die Maynoothbill. Hr. Macaulay. Lord Mackenzie. Lord Northland. Ein Gutsbesitzer. Frankreich. Deputirtenkammer. Die Journale über die Abstimmung. Eine Heldin. * Baris- Der Index- Schweiz. Die Großrathswahlen in St.-Gallen. Auflauf in Lensburg. Matten. "Rom- Mnrad-Bcy. Künstlerfest. Hr. Karl. Hr-v. MoNre- Das päpstliche Seminar in Palestrina. Nordamerika. "Boston. Die Botschaft des Präsidenten. Der Nati vismus. Hr. Bancroft. Die Antirent-Männer.— Feuersbrunst in Pittsburg. Mersonalnachrichten. Wissenschaft und .'«uns». * Nürnberg. Prof. Harleß. Prof. Brieg- leb. "Äöln- Die SeverinSkirche. Der Dombau. Die Insel Rheinau- Handel und Industrie. "Leipzig. Börsenbericht- *AusThüringen. Die Hagelversicherungsbank in Erfurt., — Berlin. Ankündigungen. Deutschland. *Aus Norddeutschland, 13. Mai. Ungeachtet wir nicht zu den Verehrern der protestantischen Freunde in Köthen, Halle und an derwärts gehören, die wir übrigens durchaus nicht für gefährlich halten, so möchten wir sie doch gegen die Auffassung, die ihre Idee in Königs berg gefunden zu haben scheint, in Schutz nehmen und berufen uns dafür auf die, wie cs scheint, aus bester Quelle geschöpfte, vielleicht halbofficielle Darlegung ihrer Bestrebungen, die unser doppelstcrniger Hr. College in Nr. 132 geliefert hat. Nach dieser ist ihr Zweck lediglich ein Meinungs austausch sinnesverwandtcr Christen über das Christenthum zum Bchufe seiner Erkenntniß und praktischen Belebung in ihnen selbst, und in keiner Weise wollen sie einen Verein zur gemeinschaftlichen Opposition nach au ßen, wol gar gegen Gesetz und Staat bilden. Unter diesen Umständen muß man in Königsberg wieder einmal in einen Jrrthum gerathen, wie der einmal der anderweiten Entwickelung um ein paar Meilen oorausgeeilt sein, wenn man dort Juden an diesem Vereine Theil nehmen läßt und daö dadurch rechtfertigen will, daß er nicht blos gegen den christlichen Smnbolzwang, sondern auch gegen jeden Gewissenszwang überhaupt ge richtet sei (Nr. 133). Es mag' das Letztere in dem Sinne seiner Theil nehmer liegen, aber diese Zusammenkünfte sind gewiß nicht dazu unter nommen, irgend welchen organischen Widerstand gegen Einrichtungen, in denen man Gewissenszwang suchen mag, zu bethätiaen. Und die Theil- nahme von Juden liegt doch, nach dem in Nr. 132 Bemerkten, ganz au ßer aller Möglichkeit. Ihr königsbergcr Korrespondent billigt diese Theil- nahme, streitet hier und in andern Artikeln heftig gegen Gewissenszwang und für sogenannte Reform in der christlichen Kirche. Nur die Reform im Judenthume will ihm nicht behagen (Nr. 121), und er kämpft dage- gegen mit Gründen, die auf gar Vieles, was er, wo es das Christen thum betrifft, mit Eifer bevorwortet, vollkommene Anwendbarkeit haben. Das kann auf seltsame Gedanken bringen. — Der Protest, den der provisorische Vorstand der deutsch-katho lischen Gemeinde in Dresden „im Namen und Auftrag sämmt- licher Deutsch-Katholiken" gegen die bairischcrscits erhobene Anschuldigung Ler Verfolgung kommunistischer und radikaler Tendenzen der deutsch-katho lischen Bewegung eingelegt hat (Nr. 113), ist vom 5. Mai datirt und lautet nach den breslauer Zeitungen wie folgt: „Nach einer in Nr. 112 der Deutschen Allgemeinen Zeitung von diesem Jahre enthaltenen Mittheilung ist von Seiten des königl. LandcommissariatS zu Neustadt an der Hardt ein Circular an die sämmtlichen Bürgermeister ämter des dortigen Bezirks erlassen worden, worin unter Andcrm folgende Stelle vorkommt: «Obwol die genannte Versammlung (der Deutsch-Katholi ken in Neustadt a. d. H ) zu der Besorgniß nicht Veranlassung gibt, daß die se« Sektcnwesen bei der bessern Klasse der Pfälzer Anklang gefunden habe, so ruft doch jenes Treiben die ernste Beachtung der Localbehörden hervor, da die Vorgänge in Sachsen und Schlesien zur Gnüge dargethan haben, daß die Anhänger der neuen Sekte keineswegs religiöser Natur sind, sondern zu nächst die Zwecke des CommuniSmuS und Radikalismus verfolgen.» Ferner enthält die Leipziger Zeitung in Nr. IW die Mittheilung aus Baiern: «Daß eine Verfügung des Ministeriums des Innern den Polizeibehörden den gemes senen Befehl ertheilt habe, den deutsch-katholischen Bewegungen in Baiern die größte Aufmerksamkeit zu widmen, und da es sich hier nicht um kirchliche, sondern lediglich um gefährliche communistische Bestrebungen handle, jede Lheilnahme an denselben vom strafrechtlichen Standpunkt aus als Hochver- rath zu behandeln!» Die hiesigen Deutsch-Katholiken glauben nicht im ge ringsten, nur nöthig zu haben, geg^" diese allen Grundes und Beweises ent behrende, rein au« der Luft gegriffene Verdächtigung und Beschuldigung irgend etwas zur Rechtfertigung ihrer Geflnnungß- und Handlungsweise vorbringen zu dürfen,, denn offen liegen ihre Berathungen aller Welt vor, und es zeigen diese genugsam, von welchem Geiste der Gesetzmäßigkeit, der Ordnung und des Friedens sie beseelt, und daß sie im Wetteifer der Treue und Liebe zu Fürst und Vaterland nicht die Letzten sind. Ja sie glauben fest und eß liegt in der Natur der Sache, daß diese ihre Gesinnung einen um so höhern Auf schwung und Festigkeit erlange, als ihre Geister nicht mehr der fremden Ge walt untcrthan sind. Die hiesigen Deutsch-Katholiken wollen nur ihre eigne Ehre gegen solche maßlose Verdächtigung gesichert wissen, und sic glauben in ihrem guten und vollkommenen Rechte zu sein, wenn sie auf den Schutz und Beistand ihrer hohen Staatsregierung antragen. Denn ausdrücklich hat man sich erdreistet, die Deutsch-Katholiken in Sachsen des Communismus und Ra dikalismus zu beschuldigen, und gewiß ist vertrauensvoll zu erwarten, daß die hohe Staatsregierung nimmermehr zugeben wird, daß ihre Staatsangehöri gen von einer deutschen Bundesregierung ohne irgend einen zureichenden Grund und Beweis zu Hochverrätern und des Communismus und Radicalismus schuldigen Individuen gestempelt werden. Die hiesigen Deutsch-Katholiken er lauben sich daher dem ehrfurchtsvollen, aber dringenden Antrag: «das hohe Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts möge diejenigen Schritte gnädigst thun, welche zum Widerruf der gegen die Deutsch-Katholiken, als fächsische Unterthancn, erhobenen Beschuldigung und fälschlichen Verdächtigung am geeignetsten erscheinen und am schnellsten zum Ziele führen, oder aber, wenn dieser Widerruf nicht geleistet werden will, durch eine öffentliche Be-, kanntmachung darthun, daß der hohen Staatsregierung der Zeit keine Um? stände bekannt sind, welche die Deutsch-Katholiken in Sachsen in irgend eipep Weise des Hochverraths nur im entferntesten verdächtig machen,y" , . / - — In der Sitzung der württcmvergifchen zweiten Kammer.«M 8. Mai ist der, auf Anlaß einer Beschwerde der Bierbrauer M Stutts gart gegen die städtische Birrauflage von der Commission gestellte Antrag- „die Kammer möge aussprechen, sie halte das Recht der Gemeinden, mit Genehmigung der Regierung Steuern wie die in Frage stehende Bier abgabe zu erheben, in den bestehenden gesetzlichen Bestimmungen nicht be gründet, und bitte daher die Regierung, diese Frage im Wege der Ver abschiedung zur Erledigung zu bringen", nach einer längern Diskussion, bei der sich auch die strenge Opposition spaltete und Aba. Duvcrnoy, Seeger und Fetzer gegen, Abg. Wiest und Römer für den Antrag sprachen, mit 67 gegen 18 Stimmen angenommen worden. (Württemb. Bl.) — Die Bremische Zeitung schreibt aus Ddenfe: „Man erzählt hier, und wir haben Grund anzunehmen, daß cs nicht ganz ungegründct ist, daß die diplomatischen Unterhandlungen, welche feit längerer Zeit mit den Mächten geführt sind, die seiner Zeit die Inkorporation Schleswigs unter der dänischen Krone garantirt haben, zu einem sehr zufriedenstellen den Resultate geführt haben sollen, und daß alle bereit seien, ihre Ga rantien zu erneuern, sowie auch die gemeinschaftliche Erbfolge für die ganze dänische Monarchie zu garantiren. Man meint, daß der so viel bespro chene Besuch des Königs von Preußen hiermit in Verbindung stehe, und daß nachher die Erlassung einer Declaration erwartet werden kann." — Ein Artikel aus Hildburghausen in der Berliner Vossischen Zei tung versichert in Betreff des geheimnißvollen Grafen, es habe sich nun ergeben, daß derselbe Leonardus Cornelius van der Valkc geheißen, 1769 zu Amsterdam geboren, I7S8 Gcsandtschaftßsccretair der batavischen Re publik zu Paris gewesen und von da mit vollgültigen Pässen nach Deutsch land gegangen sei, wo er seitdem still und in selbstgcwählter Abgeschie denheit mit seiner Freundin gelebt habe. Der Artikel stellt in Abrede, daß er je mit dem Herzog oder der Herzogin von Hildburghausen eine Unterredung gehabt habe. Wir haben Grund zu glauben, daß die Unter redung mit der Herzogin gleichwol stattgcfundcn. Im Ucbrigcn bezeugt auch dieser Artikel, daß cr seine Lebensgefährtin keineswegs in Gefangen schaft gehalten habe und daß zu dem Argwohn eines verborgenen Ver brechens nirgend ein hinreichender Grund vorliege. Zu bestätigen scheint sich, daß das eigentliche Geheimniß in der Dame liegt. — Unter dem 30. April sind im Hcrzogthume Braunschweig die Ergänzungswahlcn zur Ständeversammlung angeordnet worden. "'-Lübeck, IO. Mai. Ucber den Stand unserer Verfassungs- rcform läßt sich sür den Aimcnblick noch nichts Entscheidendes berichten, obgleich seit Eröffnung der Verhandlungen in einer gemeinsamen, aus Mitgliedern des Senats und der Bürgerschaft zusammengesetzten Bcra- thungscommission bereits vier Monate verflossen sind. In Folge schroff entgegengesetzter Ansichten hat sich die Commission schon seit längerer Zeit in zwei Sektionen gethcilt, welche ihre abgesonderten Arbeiten noch nicht vollendet haben. Die eine will nämlich die bisherige Grundlage der bür-