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Mittwoch —— Nr. 134. —— 14. Mai 1845. WM Deutsche «Agemekue Zeit«««. WM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz I» «eberbli». Deutschland. ** Nürnberg. Die KniebeugungSsache- Die deutsch-katho lische Gemeinde. ^Leipzig. MilitairischeS Begrabniß des Frhrn. v- Feldegg. Q Leipzig. Die deutsch-katholische Gemeinde. — Die hessische zweite Kammer. — Die Kuhl'sche Proceßsache- — Die Untersuchung gegen »e. Lorentzen in Äiel- — Die Zollverhandlungen in Kraunschweig. — Die Homburger Spielbank. Preussen. (M) Kcrlin. Die schwedische Gräfin. Das berliner Arbeits haus. Jüdische Auswanderer. Gewerbssachen. Edgar Bauer. Karl Beck. OHatle- Wislicenus. * Posen- Die Juden- — Die Deutsch-Katholiken in Kreslau- Spanien. Die Vermählungsfrage. tSooHKrttannten. Oberhaus. Die Petitionen. Die kirchliche Missions- gesellschaft Die Oeffentlichkeit der Henkerspredigten. Der Repealverein. Nachrichten von Ostindien. Der Spectator über den Tscherkessenkricg. Frankreich.' Der König. Die Pairskammer. Deputirtenkammer. Das Journal des De'bats darüber. Algerien. ** Paris. Hr. Thiers. Die Bewaffnungsfrage. Der Antrag des Hrn. Desmouffeaux de Givre. Italien. Hr. Rossi. Nordamerika. Washington- Die Lejasbill. Die Oregonfrage. Gene ral Jackson- Mejie». Bruch mit den Vereinigten Staaten. Santa Anna. Da Plata-Staaten. Montevideo. Personalnachrichten. Wissenschaft und Äunst. ** Leipzig. Theater- * Paris. Fe'licien David. Handel und Industrie. * Leipzig. Börsenbericht. — Frequenz der Leip zig-Dresdner Eisenbahn. — Leipzig. Ankündigungen. De«tschland. ** Nürnberg, 9. Mai. Was ich bereits unterm 27. März geschrie ben (Nr. 192), ist nun zu allgemeiner Freude und zur Bestärkung des Vertrauens auf eine in allen Beziehungen bessere Zukunft eingetroffen. Es hat sich bestätigt, daß die Nachrichten aus München von einer baldigen Erhörung der hauptsächlichsten Wünsche der bairischen Protestanten keineswegs unbegründet waten. Nunmehr wird sich auch Derjenige zu frieden geben können, welcher in der Befreiung der protestantischen Mi- litairpflichtigcn von der Kniebeugung vor dem Sanctissimum, in wie lange nicht auch die protestantischen Offiziere rc. derselben Wohlthat thcilhaftig würden, mehr eine neue Veranlassung zu Klagen als eine Zufrieden stellung betrachten wollte. Ich habe absichtlich einige Tage gewartet, be vor ich der willkommenen Gabe dankbar gedächte, die uns der neueste königliche Beschluß gebracht hat, um zuvörderst die Bildung einer allge meinen Ansicht zu beobachten. Es ist die Stimmung jedoch die nämliche geblieben, welche sich sogleich nach dem Eintreffen der ersehnten Neuig keit überall kund gab, und wenn nicht etwa anderes Unangenehme cin- tritt, so wird der ermuthigende Eindruck auch so bald nicht verlören ge hen. Freilich fehlt es nicht an Personen, die in Betreff der Kniebcugungs- frage nicht ruhig sein zu können glauben, bevor sie nicht total beseitigt sei, d. h. wie lange das Commando der Kniebeugung in der Linie über haupt bestehe; aber eben so gut dürften auf Seite der Katholiken nicht Wenige gesunden werden, die schon an dem Aufheben der Nothwcndig- keit für die protestantischen Soldaten, diesem Commando sich zu unter werfen, eine Art von Aergerniß nehmen. Fällt cs doch Allen in Allem schwer, die rechte Mittclstraßc einzuhalten, und am schwerste» bekanntlich in konfessionellen Dingen. Genug, vorläufig .spricht sich hier, so ziemlich im Mittel- und Hauptpunkte des protestantischen Baierns, die öffentliche Meinung nur zufrieden mit Dem aus, waS die neueste königliche Ent- schließung gewährt hat, und in dem nämlichen Sinn äußern sich alle bis jetzt bekannt gewordenen Briefe aus Ansbach, aus Erlangen, aus Bäi- reuth rc. Bereits hat dem Vernehmen nach der soeben versammelte Land- rath von Mittelfranken seine deöfallsige dankbare Anerkennung im Proto kolle niedergclegt, und auch von anderer Seite her wird es an ähnlichen Beurkundungen des hcrvorgebrachten erfreulichen Eindrucks gewiß nicht fehlen. — Die wiederholt erhobene Behauptung, es fänden hier lebhafte Bestrebungen für die Bildung einer deutsch-katholischen Gemeinde statt, entbehrt jetzt eben so sehr der Begründung wie vor einigen Mona ten, wo ich zum ersten Male Gelegenheit nahm, sie zu widerlegen. Z LeiUtS, 13. Mai. Heute Morgen hatte unsere Stadt das hier sehr seltene Schauspiel eines großen militairischen Begräbnisses, wel ches Tausende von Zuschauern hcrbeizog. Dasselbe wurde dem österrcichi- schenOberstcn, Frhrn.Christophv.Feldegg, Commandirendcn des sechs ten Feldjägerbataillons in Eger, zu Theil, der hier am 10. Mai eines schnel len Todes verstarb. Fcldegg war bereits vor drei Wochen in Leipzig an gelangt und hatte gleich in den ersten Tagen seiner Anwesenheit durch Aussehen erregende, theils auSgeführte, theils projectirtc Einkäufe in Kunstsachen, Manufactcn rc. die Aufmerksamkeit erregt. Eine unüber wachte Reise nach Hamburg scheint wesentlich dazu beigctragcn zu haben, die bei ihm sich offen zu Eage legende hohe geistige Erregtheit dermaßen zu steigern, daß er am Tage nach seiner Rückkehr von dort in Gewahr sam genommen und noch in derselben Nacht in die Güntz'sche Anstalt für Geisteskranke gebracht werden mußte, wo er schon am nächsten Tage starb. Fcldegg hat als Fähnrich die militairische Laufbahn glänzend begonnen, indem er im Jahr 1813 in der Schlacht bei Dresden die Moschinskischanze er stürmte und bei dieser Gelegenheit der einzige österreichische Offizier war, welcher mit dem Marien-Thercsienkrcuze geschmückt wurde. Später führte ihn die Laufbahn nach Neapel, mit der österreichischen Occupationsarmce nach Dalmatien, nach Frankfurt und zuletzt nach Eger, wo er seit meh ren Jahren das 6. Feldjägcrbataillon commandirte. Von europäischem Ruf ist seine ornithologische Sammlung, welche er mit geringen Mitteln begonnen und namentlich während seines Aufenthalts in Dalmatien be reichert hat. Den größten Theil der europäischen Exemplare dürfte er mit eigner Hand erlegt haben. Er war ein vortrefflicher Soldat und sehr beliebter Chef seines Corps. Der Tod hat ihn ereilt in demselben Lande, in welchem er den Grund zu seiner Laufbahn gelegt, und in dem selben Orte, wo er die große Völkerschlacht mitgekämpft hatte. Es ist ihm das Glück zu Theil geworden, durch die kameradschaftliche Zuvor kommenheit des Obersten v. Buttler mit militairischen Ehren zur Erde bestattet zu werden, und zwar in Anwesenheit und unter Theilnahme der obersten königl. und städtischen Behörden sowie dcs österreichischen Genc» ralconsuls als Stellvertreter des ersten Leidtragenden, denen sich auch einige hier auf Urlaub befindliche österreichische Offiziere und die Beam ten des hiesigen österreichischen Generalkonsulats anfchloffen. Er hinter läßt eine Witwe und zwei Söhne, die beide in der k. k. Armee dienen. In angemessener, einfacher Grabrede würdigte der Pfarrer der hiesigen römisch-katholischen Gemeinde, Hr. Hanke, die Verdienste dcs Verstorbe nen als Krieger, in Beziehung auf die Wissenschaft und als Mensch. ÄEeipjig, 12. Mai. In der gestrigen Versammlung der hiesigen deutsch-katholischen Gemeinde wurde zunächst der ncagewählte Vorstand, bestehend aus den HH. Blum, vr. Bauschke, vr. Hottenroth, Tröndlin und Tscharmann, eingeführt. Es wurden ferner von dem wie derum zum Vorsitzenden erwählten Hrn. Blum Miktheilungcn über die erfolgte Organisation dcs Kaffcnwesens, der Armenpflege und anderer in- ncrn Angelegenheiten der Gemeinde gemacht und ein an die Gemeinde ge richtetes Schreiben des geistlichen Raths und Professors vr. Schreiber in Freiburg vorgelescn, worin derselbe in Beziehung auf einen von hier aus an ihn ergangenen Ruf zum Seelsorger der Gemeinde erklärte, daß er demselben vorzüglich deshalb nicht folgen könne, weil es silne Aufgabe bleiben müsse, auf dem Felde der Wissenschaft für die neue Kirche zu wirken. Hieran knüpfte sich die Nachricht, daß Hr. Eichhorn, Priester der deutsch katholischen Gemeinde zu Breslau, den folgenden Tag, als den zweiten Pfingstfciertag, den Gottesdienst der Gemeinde leiten werde. Den hauptsächlichsten und letzten Gegenstand der Verhandlung bildete die Be- rathung der. von dem Leipziger Concil gefaßten Beschlüsse, welche zuletzt einstimmig von der Gemeinde angenommen wurden. Heute fand der ge stern angekündigte Gottesdienst im Gewandhaußfaalc statt. Eine nicht ge ringe Anzahl neuer Mitglieder der Gemeinde nahm an der Commustiott Theil. — Die zweite Kammer in Darmstadt hat den Antrag auf Er höhung der Hundesteuer sowie die desfallfigen Abänderungen verworfen und hiernach die bisherige Hundesteuer wieder in das neue Finanzgesctz ausgenommen. — Ein Antrag, den Wirthcn statt der bisherigen Vergü tung von 5 Proc. Zapfgebühr einen dem Abgänge dcs Weins angemesse nen Theil des Vortaths als Füllwein und einen nach dem Bedürfnisse zu bestimmenden Haustrunk zu gestatten, wurde mit 36 gegen 1 Stim men angenommen. — Einstimmig erfolgte die Annahme dcs Ausschuß- antrags: die Regierung zu ersuchen, bei den Verhandlungen mit den übri gen Zollvcrcinsstaatcn einen entsprechenden Schutz zu Gunsten der Leinen industrie sowie der Baumwollspinnerei, Letzteres jedoch mit Rücksicht auf die Interessen der andern Zweige der Äaumwollfabrikation, zu vermitteln. — Die zweite Kammer hat einen Antrag der Regierung auf Dotation der Mitglieder des Ludwigsordenß einstimmig abgelcHntz auch in einer vom Äbg. Wolff geänderten Weise mit 37 gegen 1 Stummen verworfen. Dagegen wurde eine Löhnungserhöhung der Garde du Corps mit 25 ge gen 17 Stimmen angenommen. (Hess. Bl.) — Der Kölnischen Zeitung wird aus dem Großherzogthum Hessen ge schrieben: „Inder bekannten Proceßsache des Konrad Kuh l lil. in Butz bach gegen den großherzogl.Kreisrath o, Stein in Wimpfcn, Rechnungsablage und Herausgabe vorcnthaltcnen Geldes betreffend, hat der Erstere die ihm auferlegten Beweise vor dem großherzogl. Hosgcricht in Darmstadt nun an- getrcten, und zwar den Beweis: daß Beklagter (v. Stein) im Jahr 1833 die Verwaltung oder Verwahrung einer ihm, dem Kläger (Kuhl), gchö-