2. Satz. (Molto vivace, D-Moll 3 U) „Von Freude sei nicht mehr die Rede, Dem Taumel weih' ich mich, dem schmerzlichsten Genuß!“ Der Schmerz, dessen verzweifeltem Toben der erste Satz Ausdruck lieh, sucht Vergessen in toller Sinnenlust. Ein Thema mit punktiertem Oktav einsprung, der besonders drastisch wirkt, wenn ihn die Pauken hämmern, wird in hastendem Fugato durchgeführt, ein derb lustiges Tanzmotiv der Holzbläser mengt sich als zweiter Gedanke drein. Das Trio schlägt mit traulichen Hornklängen einen pastoralen Ton an, der in sonorem, feierlichen Streichergesang einen Schritt in die Sphäre des Erhabenen tut. Die Wieder holung des hastenden Hauptsatzes aber läßt alsbald wieder dem dämonischen Übermut allein das Feld. 3. Satz. (Adagio, B-Dur 4 / 4 ) „Sonst stürzte sich der Himmelsliebe Kuß Auf mich herab in ernster Sabbathstille, Da klang so ahnungsvoll des Glockentones Fülle Und ein Gebet war brünstiger Genuß." Dem Sinnentaumel folgt die innere Einkehr mit einem sehnsüchtigen Blick in eine fernere bessere Welt. Eine wundersame inbrünstige Kantilene, echo- mäßig an Streicher und Bläser verteilt, bildet in breiter Ausführung das erste, eine etwas bewegtere in Sechzehntel spielende innige Geigenmelodie (Andante D-Dur 3 /i) das zweite Thema. In einer Reihe von Variationen wird der Stimmungsgehalt beider Themen entwickelt, die erdentrückten Klänge des ersten wollen das Schlußwort sprechen; da klingen plötzlich wie ein Kampf ruf, Signale in Hörnern und Trompeten dazwischen. Nur mühsam wird die innere Ruhe nochmals zurückgewonnen. 4. Satz. „Aber ach, schon fühl' ich bei dem besten Willen Befriedigung noch nicht aus dem Busen quillen." Dem schönen Traum folgt ein furchtbares Erwachen. Mit einem wilden Schmerzensschrei des vollen Orchesters lebt die Verzweiflungsstimmung des ersten Satzes wieder auf. Dann scheinen die Instrumente nach Worten zu ringen: erregte Rezitative der Bässe führen ein wiederholt in wehmütigem Frageton sich verlierendes Selbstgespräch: die drei Hauptthemen der voran gegangenen Sätze tauchen wie blitzartige Erinnerungen auf: doch sie gehören einer überwundenen Welt an. Da gewinnt eine neue schlichte Weise Raum, steigt aus den geheimnisvoll singenden Bässen in immer hellerem Glanze ins volle Orchester empor. Aber sie verliert zuletzt den Halt und taucht im er neuten Schmerzensschrei unter. Doch da klingt mahnend die Menschenstimme dazwischen: „O Freunde, nicht diese Tönel Sondern laßt uns angenehmere anstimmen und freudenvollere!“ Und damit ist der Bann gebrochen, nach schwerem Kampfe das Reich der Freude erschlossen. Zu ihrem Preis ertönt mit den Klängen der schon vom Orchester eingeführten schlichten Weise Schillers Hymne; ihre bedeutsamsten' Wendungen sind besonders hervorgehoben. Den ersten Abschnitt begrenzt der ergreifend feierliche Terzschluß auf die Worte: „Und der Cherub steht vor Gott.“ Ein frisches kriegerisches Kampfspiel des Orchesters umrahmt das Tenorsolo „Froh wie seine Sonnen fliegen,“ mit erhabener Größe des Aus drucks wird die Weltverbrüderung „Seid umschlungen, Millionen“ verkündet, geheimnisvolle Schauer atmet der Aufblick zum lieben Vater „überm Sternen zelt“. Zuletzt gewinnt die Freudenmelodie in kontrapunktischer Verknüpfung mit dem Verbrüderungsthema wieder die Führung und läßt den Satz mit ekstatischem Jubel ausklingen. h.