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a AA. A A A A A A A^.-A-A-A. A-AA A A.A A A A A AA A i A A^AAAAA A,A A A A Arf ERLÄUTERUNGEN U. TEXTE r-*"<r •*• t yy t ^ ^ T”r t ▼~»r w v v * Beethovens 9. Sinfonie. Die Volkstümlichkeit, deren sich Beethovens „Neunte“ heute erfreut, hat von Dresden den Ausgang genommen. Zwar war das Werk seinerzeit bei der Uraufführung am 7. Mai 1824 in Wien sehr beifällig begrüßt worden, allein es blieb zunächst doch eigentlich unverstanden, und die gelegentlichen Aufführungen, die es seitens deutscher Orchester fand, waren nicht dazu an getan, dieses Unverständnis zu beheben. Wußte doch selbst ein Künstler vom Range Louis Spohrs nichts mit dieser vermeintlichen „Entgleisung eines Genies“, als welche ganz besonders der „monströse“ Schlußsatz mit der Ode an die Freude eingeschätzt wurde, anzufangen. Richtig „entdeckt" hat das Werk für Deutschland erst Richard Wagner. Er hatte schon als junger Musiker vom Studium der Partitur die tiefsten Eindrücke empfangen, die dann freilich durch eine sehr schlechte Aufführung im Leipziger Gewandhaus fast ■wieder ertötet wurden. Da hörte er die Sinfonie während seines unglücklichen ersten Pariser Aufenthaltes aufs neue vom dortigen Konservatoriumsorchester, und damit hatte sich ihm ihr Wesen voll und endgültig erschlossen. Als Dresdner Hofkapellmeister brachte er nun jene denkwürdige Aufführung am Palmsonntag 1846 zustande, die mit einem Male helle Begeisterung für das bisher vom öffentlichen Kunstgeschmack gerade auch in Dresden in Acht und Bann getane Werk auflodern ließ. Diese Aufführung machte Schule; sie er- öffnete den Triumphzug, der die Sinfonie durch Deutschlands Konzertsäle führte. Für die Dresdner Aufführung hatte Richard Wagner damals eine Er läuterung geschrieben, die heute im zweiten Band seiner „Gesammelten Schrif ten“ steht. Die von ihm dabei zur Kennzeichnung des Stimmungsgehaltes der einzelnen Sätze herangezogenen Zitate aus Goethes „Faust" sind auch der nachstehenden Einführung als Leitsätze beigegeben. 1. Satz. (Allegro non troppo un poco maestoso, D-Moll 2 U) „Ent behren sollst du, sollst entbehren!" — Das Abbild eines wilden Kampfes der nach Erlösung ringenden Seele. Öde Leere starrt aus dem beginnenden Quintentremolo, aus dem sich nach und nach das erste Thema kristallisiert, ein Gedanke voll zerschmetternder Wucht und Größe. Er verliert sich all mählich wieder in seine einzelnen Motive, um in veränderter Durfassung erneute Kraft zu gewinnen. Mit milder Wehmut antwortet das vornehmlich von den Holzbläsern getragene, ebenfalls sehr breitlinige zweite Thema. Der Gegensatz zwischen streitbarer Heftigkeit und sanfteren Regungen spitzt sich zu kleinen, fast dramatischen Episoden zu und bildet auch den Inhalt der kurzen Durchführung, die in einer wilden Kraftstelle über einem 38 Takte langen donnernden Orgelpunkt der Pauke mündet: den Höhepunkt wütend sten Schmerzausbruches. Er ist zugleich der Anfang der ganz freien Wieder holung des Thementeils, dessen freundliche Momente durch eine beschauliche Episode des Horns bereichert erscheinen, j^ilelzt abe» in gänzlicher Trost losigkeit ermatten w*4kir, um plötzlich noch einmal wild sich aufbäumendem Trotz der Verzweiflung, mit dem der Satz wuchtig ausklingt, zu weichen.