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Dienstag — Nr. ^Üt —— 10. Junius 1845. Deutsche Allgemeine Zeitung. «M «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» «eb-i-blick. tveutsedl««». ---München. Die Kaiserin von Brasilien. Die Töchter des Prinzen Karl- Der Gustav-Adolf-Verein. Das FrohnleichnamSfest. Der Kronprinz. Die Gesellschaft des Frohsinn».- Die Ueberschwemmungen- * Äschanenburz. Der König. Ueberschwemmung. * Damberg. Ver wechselung.— Ein bairischer Prinz. -r-Aus Sachsen- AuSwanderungS- wesen. — Die württemberaische zweite Kammer, r Von der Saale- Akademisches Fest. * Vom Har-, v^. Georg Fein, s-Sondershausen Militairischc Execution. Der Hof. — Die Deutsch-Katholiken in Frank furt a. M. Preußen. Berlin. Die Deutsch-Katholiken- * Königsberg. Die pro testantischen Freunde. * Äus Schlesien- Die arbeitenden Klassen in den Städten. — Pfarrer Redcnbacher. — Die Deutsch-Katholiken in Schlesien. Defterrelch. vr. Mack in Warnsdorf. Spanien. Die Verfolgungen gegen die Presse. Der Clamor publico. Die Königin. Gerüchte von Aufstandsversuchen. Hr. Mon. Der Vertrag mit Marokko- «roHheitannien. Unterhaus. Die Königin. Rcpealfest. Geschützprobe. Frankreich. Deputirtenkammer. Das Budget. Don Carlos. Marokko. ** Paris. Der Vertrag in Betreff des Sklavenhandels. Schweiz. *Zürich. vr. Steiger. Luzern. Aargau. Bern. — St.-Gallen. Italien. *Uom. Vr. Alertz. Das protestantische Hospital. Die Jesuiten. Die Klöster in Sardinien- Der Papst. Ueberschwemmungen. Schweben unv Norwegen. Handclsverbindung mit Indien und China. Moldau und Walachei. Von der walachischen Grenze- Der Sohn ,des Fürsten Stourdza. Rußland. Eürkei. Die Arnautcn. Nordamerika. Die Kriegsflotte. Auswanderung nach dem Oregongebiet. Handel und jKndustlti«. * Bertin. Die 3'/,proc. schlesischen Pfand briefe. * Wien- Banken. * Leipzig. Börsenbericht. * Rom. Dampfschiff fahrt. — Frequenz der Leipzig-Dresdner Eisenbahn. — Lotterie. — Leipzig. Ankündigungen Deutschland. — München, S.Jun. Morgen verläßt die Witwe Dom Pcdro's l. München, um für einige Zeit ihren Aufenthalt wieder in Portugal zu »ehmen. Einer ihrer ersten Cavaliere, GrafAlmeida, heirathet im Herbst «der noch früher die dritte Tochter des Prinzen Karl, Bruders des Kö nigs, aus dessen morganatischer Ehe mit der verstorbenen Freiin von Baiers dorf. Die beiden liebenswürdigen altern Schwestern der Braut sind an einen Baron v. Gumppenberg und an einen Grafen v. Drechsel verhei- rathct. Einen Sohn hat Prinz Karl nicht, weshalb die Verheirathungcn Wit seinen Töchtern wol zu deN-glänzendsten Partien gehören dürften. — Unsere Zeitungen enthalten die Behauptung, die Zulassung der Gustav- Adolf-Ktreine in Baiern hänge nur noch von dem Umstande ab, ob inan sich prvtestantischerseits zur Annahme eines andern VereinSaamens entschließen werde oder nicht. Niemand aus solchen Kreisen, wo man Näheres über die Wahrheis oder Unwahrheit dieser Behauptung erfahren zu können glauben sollte, weiß davon hier etwas Bestimmtes, und somit scheint das Ganze der Bestätigung noch sehr zu bedürfen. In der Lhat hat sich in Demjenigen, was hier das Verbot der Gustav-Adolf-Vereine zuerst veranlaßt hat, nicht- Wahrnehmbares geändet. Ein noch unbegrün deteres Gerücht aber ist jedenfalls jenes, nach welchem vor acht Tagen etwa aus dem königlichen Cabinet an alle hohe,Stellen der Befehl ergan gen sein soll, daß künftig an der FrohuleichüamSprocession alle und zede Angestellte ohne Ausnahme Theil zu nehmen hätten. Etwas Wah res ist allerdings an der Sache, und auch Das ist höchst glaublich, daß künftig wenigstens dayn alle katholische Angestellte bei den Proccfsioncn erscheinen müssen, wenn der König mitgeht; aber immerhin darf man cö zuverlässig als eine Unwahrheit oder als ein Misoerständniß betrachten, daß der Befehl sich angeblich auch auf die Beamten protestantischen Glau bens erstrecken soll. Dies widerstreitet den landcsvätcrlichen Gesinnungen König Ludwig's so schnurstracks, daß nun und nimmermehr daran zu glauben ist. Ucbrigens soll die geringe Zahl der bei der jüngsten Pro- eefsion anwesenden Beamten den König allerdings sehr unangenehm be rührt haben. — Den neuesten Nachrichten aus Gastein zufolge gedenkt der Kronprinz bis zum Ende dieses Monats die dortigen Heilquellen zu gebrauchen. — Unsere einst in so hoher Blüte gestandene und wol Tausenden aus allen Gegenden Deutschlands freundlich erinnerliche Ge sellschaft des Frohsinns ist in Folge getriebener Miswirthschaft und erstorbener Theilnahme, vor Allem aber auch durch das krebsartige Nagen der zahllosen kleinen abonnirten Cirkel am Lcbensmarkc der großen, nun mehr nach dreijährigem Kampfe ihrer Vorsteher gegen ein feindseliges Ge schick so tief gesunken, daß sie sich mit dem nächsten Quartal aus Man gel an Mitgliedern auflösen muß. München verliert dadurch einen ge selligen Verein erster Größe, und, wenn cs sich um bloße Unterhaltung handelt, sogar den bedeutendsten seiner Vereine; denn nicht Allen kann es im Museum gefallen, obschon von den gegenwärtigen Leitern dieser Gesellschaft das Möglichste geschieht, um Zopf und Riegelhäubchen gleich gut zu amusircn. — Die neuesten Regengüsse sind für den hartnäcki gen Winter im tiroler Hochgebirge immer noch zu früh gekommen, um in unserer Gegend zu bedeutenden Ueberschwemmungen führen zu können. Erst mehre Stationen unterhalb München hat die Isar angcfangen, auk- zutrcten, und nirgend scheint sie so gehaust zu haben, wie dies meist im Juli und August der Fall war. Desto betrübender lauten wieder die Nach richten aus Franken und aus andern Gegenden des Königreichs. *Äschattenburg» 5. Jun. Am 2. Jun. traf der König hier ein und wurde auf das festlichste empfangen. Am Abende desselben Tags besuchte er seinen Privatbau, die sogenannte pompejanische Villa, die er hier mit großen Kosten errichten läßt, und äußerte seine Zufriedenheit mit dem bisher Geleisteten. Am 3. Jun. früh um 4 Uhr reiste er von hier nach der Pfalz ab. Morgen Abend kehrt er in das hiesige Schloß zurück, um längere Zeit, bis zur Abreise in daS Bad Brückenau, hier zu residiren. Das königl. Cabinet ist bereits hier eingctroffen. — In Folge der in den obern Maingegcnden vielfach gefallenen Wolken brüche ist seit Sonntag früh der Main hier zu einer sehr bedeutenden Höhe gestiegen und hat die Bleiche, den vorliegenden Theil der Fischer- aasse, den Exercirplatz, den Landungsplatz der Dampfschiffe sammt der Agentur re. wieder unter Wasser gesetzt. Seit gestern Abend fängt das Wasser jedoch wieder zu fallen an. Von allen Seiten laufen bittere Kla gen über diese neuen Ueberschwemmungen ein. Leider bemächtigt sich der Wucher dieses Elementarunglücks wieder. Die Regierung sollte nun ja die strengsten Maßregeln dagegen treffen. Man hat sich noch nicht von der letzten Lhcurung erholt und die Preise der Bedürfnisse des Lebens re. sind so noch hoch genug geblieben. Die Dampfschiffahrt ist wegen der Wasserhöhe zwischen hier und Würzburg eingestellt und kann erst wie der beginnen, wenn das Wasser gefallen ist, weil sonst die Bogen der Brücke nicht zu passiren sind. *OamVerg, 6. Jun. Schon vor längerer Zeit meldete die Schle sische Zeitung, auch von Bamberg seien an die Dissenterqcmcinde zu BreSlau Geldbeiträge von 28 Thlr. cingesendet worden. Unser Tageblatt erwidert aber hierauf: „Wahrscheinlich ist dies ein bloßer Druckfehler, und statt Bamberg soll es «Bromberg» (in Schlesien) heißen, denn wir wüßten wahrhaftig nicht, wer hier so lebhafte Sympathien für diese Ge meinde hegte und zugleich 28 harte Thaler an sie einscndcn sollte. Zwi schen Sympathien und 28 Thalern liegt eine große Kluft." — Man erzählt sich hier — schreibt man dem Rheinischen Beobachter aus München vom 30. Mai —, theils mit Freude, theils mit Bedauern, >aß ein königlicher Prinz den mündlichen Ausdruck ehrerbietigsten Dankes ür seine warme Vertretung der Synodalbeschwerden von Seiten einzelner hiesiger Protestanten nicht zurückgewiesen und sich über denselben nicht in Ungnade geäußert habe, 8- Äus Sachsen, 7. Jun. Wir erhielten in diesen Tagen Briefe aus dem Kurhcssischen, in denen sehr über Nahrungslosigkcit unter dem Handwerkerstand und über geringen Reinertrag der bäuerlichen Besitzun gen, bei hohem Preise derselben, bei starken Lasten und bei geringem Preise der landwirthschaftlichen Produkte, geklagt wurde. Daher die vie len Auswanderungen, die gewöhnlich von wenig begüterten, aber nit Kindern reich gesegneten Familien unternommen werden. Bis jetzt md die meisten Hessen nach Nordamerika ausgewandcrt; aber da den Äcnigcrbegüterten die Reise dahin zu viele Geldkosten verursacht, so ha ben sie ihre Blicke nach Ungarn gerichtet. Sie meinen, daß, wenn die politischen Verhältnisse nur einigermaßen zu ertragen seien, eine Ansiede lung in Ungarn eher als in Tejas räthlich sein werde; schon für die Reise kosten, welche nach Tejas nöthig seien, könne man sich jedenfalls in Un garn ein hübsches Gütchen ankaufen oder anlegen. — In der Sitzung der württemvergischen zwcitenKammer am 2. Jun. wurde unter Andcrm über die Exigcnz für Erbauung von vier neuen oberamtsgcrichtlichen Gefängnissen verhandelt. Das eine sollte zu Langenburg oder Gerabronn errichtet werden. Der Abg. Egelhaf trug nun darauf an, die Exigcnz für rin in Langenburg zu erbauendes Gefäng- niß nicht zu bewilligen, weil damit über daS Bleiben des Obcramtsgc- richtsbezirkSsitzeS in Langenburg an der Grenze des Bezirks entschieden werde. Schon seit 20 Jahren habe die Amtsversammlung um Vereini gung sämmtlicher BezirkSstellen an Einem Orte, nur nicht in Langenburg, gebeten. Von Regierungsseiten ward das Recht der Kammer, einen sol chen indirekten Zwang auf die Entscheidung über reine Verwaltungssachcn zu üben, bestritten. Die Kammer beschloß aber auf den Antrag des Hrhrn. v. Linden, die Exigcnz von 60,000 Fl. unter der Bedingung zu vcrwilligcn, daß in Langenburg nicht gebaut werden dürfe, bis die Ne gierung ihre definitive Entschließung ükcr den Sitz des OberamtögcrichtS in jenem Bezirke den Ständen mitgcthcilt habe.— Die Kosten des Ju- biläumödenkmals wurden durch Zuruf verwilligt. (Schw. M.)