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SommLeud Nr. 158 7. Junius 184S. PreiS für das BitrNl- mhr'2 Ms.- Ansrrlionögrbuhr für den Raum einer Zeile !! Rgr. WM Deutsche Allgemeine Zeitung «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» «ebe-blick. Deutschland. 1- Aus Norddeutschland. Die philosophischen Collcgien in Irland. — Die griechischen Kirchen in Kaiern. *Äus Vbcrsachsen- Die Schutzzollagitation, 's Leipzig. Das deutsch-katholische Glaubens- bekenntniß. * Ittm- Der Festungsbau und der Grundbesitz. — Das Con- tipgent von Sachsen-Weimar- V»«nHen. (-»-) Berlin. Die Reise des Königs. Die preußischen und rus sischen Behörden- A. Bertin. Der AuSwanderungsvercin. ! Berlin. Das Kammergericht. Die Protest-Katholiken- Berlin- Die Deutsch - Katho liken. — Die Deutsch-Katholiken in Halberstadt.— Die Dcutsch-Ka- thyliken in Schlesien. . - Apünien. Die Deportation der Redacteure. Preßzwang. Don Artet«. <Mr»Hdritannien. Oberhaus. Unterhaus. Der Sklavenhandel. Die iri schen Collegien. Frankreich. Die Journale über Spanien. Ucbungsgeschwadcr. s Paris. Jerome Bonaparte. La Contemporaine. (Schweiz. Luzern und Aargau. Italien. Nom. Das Studienministerium. Die päpstlichen Nuntien. Bi- schofsweihe- Schweden und Norwegen. Die Rede des Königs. Türkei. * Konstantinopel- Abschiedssitzung der Abgeordneten der Provinzen. Derfonalnachrichten. Handel und Industrie. * Leipzig. Börsenbericht. * Breslau. Woll bericht. — Berlin. — Leipzig. Ankündigungen. Deutschland. f ÄUS Norddeutschland, 3. Jun. Cs ist fast unglaublich, daß die Staatsmänner dem Ultramontanismus gegenüber immer noch zu den Mitteln greifen, deren Vergeblichkeit, ja Schädlichkeit ihnen die Erfah rung aller, ja sogar der neuesten Zeiten so klar bewiesen hat. Kaiser Joseph H. reizte seine Niederlande zur Revolution, weil er den dortigen römischen Klerus auf Staatsanstalten, die im Geiste des 18. Jahrhun derts organifirt waren, bilden wollte. In neuern Zeiten versuchte der König der Niederlande ein Gleiches. Er gründete das OalleZium plii- losopkieum zu Löwen. Deshalb reizten die Jesuiten die Belgier zur Re volution. Alle diese Erfahrungen sammt den neuesten in Frankreich beim Streite zwischen dem römischen Klerus und der Universität scheinen jedoch für das englische Ministerium Peel verloren zu sein. Es trägt auf die Errichtung mehrer philosophischen Collegien zur Bildung der spc- cifisch römischen Irländer an. Es will die irischen Römer philosophisch bilden, und doch ist in Rom alle Philosophie mit dem Anathem belegt. Die Absicht Sir R. Peel'S ist gut. Er will, was in Deutschland mehr fach gelungen ist, den römischen Fanatismus dadurch verschwinden machen, daß er Irland eine gebildete katholische Geistlichkeit gibt. Dieses Mittel ist jedoch bereits abgenutzt, denn der verschlagene Jesuitismus durchschaut die Absichten und Folgen einer philosophischen Bildung des römischen Kle rus. Daher seine Maßregeln in Frankreich, Deutschland ic. Es war daher alsbald vorauszusehen, welche Aufnahme die neue Bill Sir N. Peel'S über die Errichtung der philosophischen Collegien in Irland finden würde. Der Großagitator hat sich vorläufig gegen sie erklärt. (Nr. 141.) Er hat das definitive Urthcil darüber den Bischöfen überlassen. Dies kann nicht zweifelhaft sein (Nr. 153); denn da alle römischen Bischöfe nach dem Befehle des Papstes und nach dem Vorgänge des lyoner, luxemburgcr und trierschen Bischofs cinmüthig gegen die Philosophie donnern, so ist cs keinen Augenblick zweifelhaft, was die irischen thun werden. Jedenfalls wird der Besuch dieser Staatsanstalten dem irischen Klerus verboten werden, wenn Sir R. Peel sie auch noch so gut dotirt und mit den erleuchtetsten Lehrern besetzt. Denn die jesuitischen geistlichen Agitatoren in Irland mit dem weltlichen Großagitator vereint -werden Jeden mit dem Bannstrahle bedrohen, der den „pestilentialischcn" Lehren jener Collcgien sein Ohr öffnen wollte, und in Irland ist die Finsterniß noch so dick, daß die je suitischen Blitze leuchten und schrecken, was in Deutschland, wenigstens in einem sehr großen Theile desselben, wie jetzt die Erfahrung zeigt, nicht mehr der Fall ist. — Der Rheinische Beobachter macht in einem warm geschriebenen Ar tikel aus Nheindaiern darauf aufmerksam, wie man vor elf Jahren durch daS Gesch vom I.Jul. 1834 den Bckennern der unirtcn sowol als der nicht-unirten griechischen Kirche mit den Bekcnncrn der in dem Königreiche bereits verfassungsmäßig bestehenden drei christlichen Kirchcn- aesellschaften gleiche bürgerliche und politische Rechte vcrliehcn und dieses Gesetz für rin Grundgesetz des Reichs erklärt habe. Damals hätten in Baiern unirte Griechen gar nicht, nicht-unirte höchstens 30—40 Fremde existirt, und sei der Grund jener von dem Corrcspondenten übrigens ge rühmten Maßregel jedenfalls in der Berufung des Prinzen Otto auf den griechischen Thron zu suchen gewesen. Der Corrcspondent fragt aber nun, ob nicht die Deutsch-Katholiken, als Landeskinder, Eingeborene, Staatsbürger, Ansässige und Steuerpflichtige die Gewährung solcher Rechte ansprcchen könnten, die man den Fremden freiwillig cntgegengcbracht. * Aus Obersachsen, 4. Jun. Die Kölner Zeitung enthält eine aus Berlin datirtc Corrcspondcnz, worin insinuirt wird, daß die sächsische Regierung sich auf dem Zollcongresse für daß Schutzzollsystem aus sprechen werde, und zwar, um den Landtag mit einer erfreulichen Mit- thcilung eröffnen zu können. Der Corrcspondent glaubt also, das sächsi sche Volk sehne sich nach dem Schutzzollsystem. Ja er beruft sich selbst auf die ständischen Vertreter desselben, indem er dreist behauptet, die Kon sumenten, zu deren „Vormund" sich „gewisse Staatsweise" aufwerfen wollten, hätten sich überall, wo sie Organe hätten, für das Schutzzoll system ausgesprochen. Der gute Mann, der von den uns übrigens unbekannten Intentionen unserer Regierung so genau unterrichtet ist, hätte es doch noch weit näher gehabt, die Geschichte unserer Landtage zu studiren; er würde auf den ersten drei Landtagen gar nichts und auf dem vierten nur einen durchgcfallencn Versuch im Sinne des Schutzzoll systems gefunden haben. Ucbriqens ist cs natürlich, daß der Widerstand der Konsumenten gegen ein erst cinzuführcndes Schutzzollsystem sich nie so stark und laut zeigt wie das Anstrebcn Derer, die dadurch gewinnen wollen, und eben dadurch ziehen die Letztem dem Volke so leicht die Schlinge um den Hals. Die einzelnen Schutzzollspcculanten wissen, was sie wollen und wenden Geschrei und selbst Geld daran. Die Consumen- tcn stellen kein einiges, compactes, kastenmäßiges Interesse dar, sind über haupt nicht Rechnungszcister und Speculanten, haben wol Vieles in klei nen, sich allmälig zusammenhäufenden Summen zu verlieren, aber nicht große Gewinne zu machen, und sehen dem Dinge, das sie noch nicht kennen, mit einer gewissen sorglosen Ruhe zu. Hinterher kommt aber die Einsicht gar wohl und verfehlt dann auch nicht, sich laut und merkbar zu machen. Nur ist es dann öfter« zu spät und man ist schon zu tief nr das unent wirrbare Netz der Thorheit verstrickt. Das aber können wir dem berliner Correspondenten versichern, daß die heuchlerischen Floskeln von patriotischer und philanthropischer Färbung, mit welchen man am Rhcine den Leuten Sand in die Äugen streut, in Sachsen sehr wenig verfangen wpllen, und daß eS hier selbst Fabrikanten genug gibt, namentlich unter den größten und solidesten Häusern, welche mindestens die Entbehrlichkeit und Nutzlosigkeit der Schutzzölle recht wohl cinsehcn und für sich dergleichen nicht begebrcn. Die geringe Theilnahmc und die mißlichen Erfolge, welche die ^ede Messe in Leipzig"erneuerten Demonstrationen begleitet haben, sollten denn doch auch lehren, daß man in Sachsen selbst unter den Fabrikanten nicht auf das Schutzzollsystem brennt. Landbau und Handel wie das Handwerk und die nichtindustricllen Stände hat cs ohnedies wider sich, und so gern diese Stände ein Opfer zu Gunsten der Fabrikarbeiter, kleinen Weber ic. tragen würden, so zweifeln sie doch, daß von diesem Opfer der größere Theil auch Denen zu gute kommen werde, denen cs bestimmt iff, und ebenso an der Nothwendigkcit und dem Erfolge der Sache. ff Eeipsig, 5. Juni. Wie soll man cs nur nennen, wenn mit Ueber- aehung alles geschehenen Einspruchs immer wieder die Stimmen sich er heben, welche das von den Deutsch-Katholiken aufgestellte Glau dens- bekcnntniß als den Ruin des Christenthums außzuschrcicn beflissen sind? Weiß denn der slj - Korrespondent aus Leipzig (Nr. 150) nicht, daß das Glaubcnsbckenntniß der neuen Gemeinden darum so weit gefaßt und so allgemein gehalten worden ist, daß die verschiedenartigsten Änsichlcn über einzelne Glaubensstücke Raum darin finden können, damit man auf diese Weise eben das Echtchristlichc, die Liebe, die Freiheit und den Frieden sichere, nachdem so viele Jahrhunderte bewiesen haben, daß engere Glau bensbekenntnisse dieses nicht vermochten? Die neuen Gemeinden haben durch ihr Concil in Leipzig eben keiner Ansicht von dem Stifter dcß Chri- stenlhums zu nahe treten wollen, weil sie in solchem Verfahren etwas Unchristliches erkannten. Denn wer will denn sagen, ohne sich einer An maßung schuldig zu machen, welches die eigentliche Natur Jesu in Wahr heit gewesen sei? Jesus ist eben so oft, wo nicht öfter und entschiedener in der Bibel als Mensch dargcstcllt, als ihm eine höhere Würde zuge- schricben wird. In der alten Kirche ist gar nicht selten das Gcgentkcil von der jetzigen christlichen Orthodoxie zu finden, wie denn z. B. Justin den Sokrates noch als einen christlichen Lehrer bezeichnet, wie auf der Insel Kcphallene Jesu Bild neben den Statuen anderer Wcltwcisen stand, wie Artemon im 3. Jahrhundert als römische Kirchcnlehre, die erst seit 201 verfälscht sei, den Satz vertheidigt, Jesus sei menschlicher Gottes sohn. Wer weiß denn nicht, welche Kämpfe um die Wesensglcichhcit Gottes mit Jesu geführt worden sind? wie man auf der Synode in