Die zwei bedeutendsten Formen der Orchestermusik vor dem Auf kommen der Sinfonie (ca. 1750) sind die Ouvertüren-Suite und das Con certo grosso. Im Concerto grosso wird das Orchester in zwei Gruppen geteilt, eine kleinere, das Concertino (z. B. zwei Violinen und Cello) und eine größere, das Grosso, der ganze Chor der Streicher (Tutti). Beide Gruppen wechseln sich ständig im Spiel ab oder gehen auch gleichzeitig zusammen. Das Sinnbild eines Wettstreites, eines Kampfes. Das Wort Concerto heißt ja auch Wettstreit. Die berühmtesten Werke dieser Gattung schrieben Abaco, Cor eil i, Bach (Brandenburgische Konzerte) und Händel. Concerto grosso Nr. 3 (C-Moll) von Arcangelo Corelll. Arcangelo Corelli (1653—1713) ist einer der glänzendsten Namen der vorklassischen Zeit der Musikgeschichte. Wie nur ganz wenige Italiener, komponierte Corelli ausschließlich nur Instrumentalmusik und nichts für Gesang; doch erweist er sich trotzdem als Kind seiner gesangsfreudigen Nation, indem er auch für die Instrumente stets eine warme Gesangslinie zu erfinden weiß. Das heute gespielte Concerto grosso stammt aus dem Jahre 1712 und bringt mit seinem ersten und dritten Abschnitt: Largo (breit) und Grave (schwer) deutlich die in dieser Zeit geschätzte feierliche, große melodische Führung, die aber auch die Haltung der bewegteren Abschnitte, des zweiten: Allegro (rasch), des vierten und fünften: Vivace (lebhaft) und Allegro nicht unbeeinflußt läßt. Trauersinfonie von Pietro Locatelli. Pietro Locatelli (1693—1764), Schüler Corellis, ist bekannt als Förderer der Violintechnik nach der Seite der Virtuosität hin. Auch komponierte er eine Reihe von Orchesterwerken. Zu ihnen gehört die heute gespielte Trauersinfonie auf den Tod seiner Frau. Auch dieses Werk hält an der Schreibart der Zeit: großzügige Linienführung, Beharren auf dem am Be ginn eines Satzes angeschlagenen Charakter während des ganzen Satzes, streng fest. (Die spätere klassische Zeit hat im Gegensatz dazu am fort währenden Wechsel ihre Freude.) Ein düsteres Lamento (Klage) leitet die Sinfonie ein. Etwas Aufhellung bringt ein Moderato - Satz (mäßiges Zeitmaß). Im folgenden Grave (schwer) begegnen wir einer rhythmischen Figur (Sechzehntel und punktiertes Achtel), die bei den Mannheimer Sin fonikern (1750) später fast systematisch ausgenutzt wurde und den treffenden Namen: Seufzer erhielt. Nach einem schnell bewegten, den Trost zunächst nur verheißenden Satze folgt der mit der Ueberschrift: „Der Trost“ ver sehene Schlußabschnitt, die beruhigende Wirkung schildernd, die von neuem Hoffen ausgelöst wird.