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Dienstag —— Nr. 133. 13. Mai 184S. WM Deutsche AVgemeiue Zeitimg. ZM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» «e»e*vrick. -Veutschla«-. s Dresden. Die Deutsch - Katholiken- DieElbbrücke- *Mm. Die Testungsarbeiten. — Die württembergische Kammer. — Da« Klo ster Lichtenthal bei Laden. — Bairische Auswanderer in Main;. — Herzog Wilhelm von Schwerin. — Untersuchung wegen Brandstiftung in MMburg. PMevHe». (-1-) Kcriin. Die jüdischen Reformer. 0Hatte. Wislicenus. * Königsberg. Die Bürgergesellschast. vr. Rupp- Lerski. Lie prote stantischen Freunde. — Der Prinz von Preußen. — Die Deutsch-Katho liken in Schweidnit; und Äreketd. lvefterreich. * Presburg. Der Rosenkranzpater. ComitatSwirren. Eine Mischehensache. — Die Petition in Betreff der Eensur. Portugal. "Lissabon Da« Budget. Das Ministerium. Graf Billareal. Spanien. Die Cortes. Hr. Gamboa. WroGPrttannten. Parlament. Da« Repealfest. Die Bewegung gegen die Maynoothbill. Krankreich. Die Kammern. Diebstahl. H Paris. Eine Kammerfiyung. ""Paris- Die BewaffnungSfrage. Hr. Thiers und Hr. de Lamartine. Belgien. Uuglückefall. Griechenland, ch Äthen. Die Ueberreichung der Congreßbeschlüsse. Perfonalnachrlchten. Wissenschaft und Ftunsk. "Dresden. Theater. Die Kapelle. Altar bild. Prof. Hübner. Handel und Industrie. "Dresden-Dampfschiffahrt. "Livorno. Die Eisenbahn von Livorno nach Grossetto. «nkünbigungen. Deutschland. ^Dresden. 11^ Mai. Ueber unsere hiesigen Deutsch-Katholi ken ist jetzt wenig zu sagen, da ihre etwanigen Gemcindebeschlüsse mit denen der leipziger sich durchaus conform halteA, eine Uebereinstimmung, die nur erfreulich und fördernd sein kann. So sind auch hier die Be schlüsse des leipziger Concils sämmtlich angenommen worden, man hat sich mit vorläufiger Aussetzung der für dieses Pfingstfest in Chemnitz projec- tirten berathcnden Versammlung aus'gewichtigen Gründen einverstanden erklärt, auch von hier aus an die betreffenden hohen Ministerien einen Protest gegen die Anschuldigung der Verfolgung kommunistischer und ra dikaler Tendenzen eingelegt, wäche in einem Erlaß eines bairischen Land- commiffariats vom 8. April ausgesprochen war rc. Jener Protest freilich wird der Natur der Sache nach einen weitern Erfolg nicht haben, er wird wahrscheinlich zu den Acten genommen werden. Zndeß läßt sich seine un umgängliche Nothwendigkeit nicht verkennen, da jene Verdächtigung nur aus einer mangelhaften Kenntniß der Sache hervorgegangen, doch für die Entscheidung über das rechtliche Bestehen jener Gemeinden von zu bedeu tendem Einfluß ist, den der Sache selbst Fernstehenden durch die herkömm lich angenommene Autorität eines Behördenausspruches leicht irre leiten kann, und überdies so ganz und gar aller und jeder Wahrheit unp Be gründung ermangelt, daß die bürgerliche Stellung der einzelnen Mitglie der ebenso wie das Interesse der Gemeinden als solcher hier entschieden gewahrt werden mußte. Uebrigens vergrößert sich die Mitgliederzahl der hiesigen Gemeinde allmälia mehr und mehr, und sie wird, nachdem die hauptsächlichsten Aeußerlichreiten beseitigt sind, mehr Muße zu innerer Con- solidirung gewinnen, was ihr sehr zu wünschen ist. Leider muß das Pfingstfest wieder ohne gottesdienstliche Feier für sie vorübcrgehen, da der Kaplan Kerbler, auf dessen Zurückkunft für diesen Zweck gerechnet wurde, noch zu sehr in andern Gemeinden in Anspruch genommen wird, um die Rückreise nach Wunsch zu beschleunigen. Dem Vernehmen nach wird nun ehestens die Anstellung eines Geistlichen, vorläufig für sämmtliche Ge meinden Sachsens, stattfinden, während die Anerkennung derselben Sei tens der Staatsregierung von der Entscheidung der Standeversammlung abhängig gemacht sein soll, also immerhin noch einige Zeit auf sich dürste warten lassen. Unsere Elbbrücke ist denn nun endlich nach drei Wochen, seit dem 9. Mai, für Fußgänger wieder geöffnet, nachdem in der ganzen dem Eröffnungstage vorhergehenden Nacht, trotz gewaltigen Regens^ an Been digung der hölzernen Uebcrbrückung, welche nun über die beiden beschä digten Pfeiler und die dazu gehörigen Bogen sich erstreckt, gearbeitet worden war. *Mm, 8. Mai. Mit dem Eintritte der bessern Witterung haben hier die Festungsarbeiten mit einer bedeutend vergrößerten Zahl von Erdarbeitern und mit 78V Maurern, meistens Tiroler, ihren gesteigerten Fortgang genommen. Die Erdarbeitrn, von welchen, was die Hauptum- fassung der Stadt betrifft, etwa zwei Drittheile bereits am Schlüsse des vorigen Jahres vollendet waren, beschränken sich auf die Erweiterung der Graben und Hinterfüllung der schon fertigen und der Beendigung nahen Mauern sowie auf die jetzt auszuführenden Plantagen, welche, thcilweise schon im vorigen Jahre hergestellt, sich ungeachtet der höchst ungünsti ge» Winterwitterung und der neuerlichen sehr häufigen Regengüsse den noch gut gehalten haben und bereits wieder zu grünen beginnen. Im Allgemeinen werden die Erdarbeiten an den niedrig gelegenen Fronten in diesem Jahr im Rohen fertig, da der Boden, meist aus Gartenerde und Sand bestehend, gut zu bearbeiten ist und die Vorbereitungsarbeiten in diesen Gegenden mit weniger Schwierigkeiten verknüpft sind als in den höher gelegenen, welche der vielen Schluchten und aufgcschichteten Stein massen wegen die Ausführung der Nivellements und der Messungen be deutend erschweren. Auf manchen der eben genannte» Theile der Haupt- enceintc ist die Ausführung der Erdarbeitrn mit Ungeheuern Kosten ver knüpft, indem schon häufig der Fall eintrat, daß der feste, felsige Boden, aus Süßwasser- und Jurakalk bestehend, unter den schon fertigen Wallen zusammengestürzt ist und somit die letzter» wieder ganz neu hcrgestellt wer den mußten. Die Erdarbeitcn an der westlichen Stadtfronte werden die Verlegung der ehinger und blaubcurcr Straße demnächst nöthia machen; vorerst wird die Passage durch die Festungswerke mittels Hülssstraßen be wirkt. Was die stuttgarter Chaussee betrifft, so ist das Planum dersel ben, das thcilweise in sehr tiefen Einschnitten , dagegen nur aus gerin gen Erdanschüttungcn besteht, fertig und die Vollendung und Frequen- tirung dieser neuen Straße wird in diesem Jahre keinem Anstande mehr unterliegen. Wie oben gesagt, haben die Maurerarbeiten mit ungefähr 780 Maurern, welche unter 14 Meister und Polirer vcrtheilt sind, be gonnen. Die in ihren Projekten von so manchem Ingenieur, ihrer genia len Anlage wegen, mit neidischen Augen angesehene Wilhelmsburg wird in diesem Jahr unter den thätigen Händen von 300 tiroler Maurern noch zwei weitere Etagen erhalten und so weit vollendet werden, daß dieser Riesenbau schon in der bairischen Ebene sichtbar werden wird. Das Ma terial an dieser Burg hat das Ansehen, als wollte es der Ewigkeit trotzen, da es meistens aus sehr hartem Süßwasserkalk besteht. Die 1900 pariser Kuß lange pariser Fronte der WilhelmSfeste wird durch die in diesem Jahr an ihren Escarpen zu erbauenden Decharge-Kasematten und die Aussetzung der crenrlirten Mauern sturmfrei werden und die Anschlüsse der Wilhelmsfeste an die Wilhelmsburg werden durch die zu ihrer Bestreichung in dimm Jahre bis zur zweiten Etage zu erbauenden Thürme in möglichsten Ber- theidigungsstand gesetzt; endlich können auch die Werke auf den GeiSber- gen der dort bereits fertigen vier Wurfbatterien und der in diesem Jahre zu verkleidenden crenelirten EScarpcmauern wegen einem möglicherweise überraschenden Angriffe Trotz bieten. Rechnet man nun noch die in diesem Jahre herzustellenden Escarpen der westlichen Stadtfronten und die vor läufig in ihren Erdwerken fcrtigwerdcnde östliche Stadtfrontc, so hat der Deutsche Bund die Freude, Deutschland von der Seite wenn auch nur dürftig gesichert zu sehen, für deren Vertheidigung eben die BundeSfestung Ulm erbaut werden soll. — SämmtlicheFoderungen für das Kriegsministcrium, mit Aus nahme einer Gehaltszulage für die Lieutenants der Reiterei, die mit 47 gegen 41 Stimmen, einer Erhöhung der Gage des Artilleriecommandan- ten, die mit 50 gegen 37 Stimmen abgelehnt wurde, und einet Gehalts- vermchrung für einen Gehülfen des RegimentSquartiermcisterS der Nr-» tillerie, sind von der württembergische» zweiten Kammer bewilligt worden. . (Schw. M.) Das Kloster Lichtenthal bei Baden feierte am 1. Mai mit großem Pompe den Tag, an welchem cs vor 600 Jahren von der Mark gräfin Irmengard gestiftet und, an die Stelle des Klosters Backnang, zum Begräbmßort« des markgräflichen HauscS bestimmt Wörden war. — In Mainz will sich eine Anzahl bairischer Juden nach Ame rika einschiffcn. — Der Herzog Wilhelm von Mecklenburg-Schwerin ist am 5. Mai von Schwerin nach Genf abgercist, um dort die in Dresden begon nenen Studien fortzusetzen. . — Die Aachener Zeitung berichtet aus Hamburg, daß ein kürzlich dort stattgefundener Brand versicherter Gegenstände von so verdächtigen Umstän den begleitet sei, daß deshalb gerichtliche Untersuchung einaetrrten, die möglicherweise auf den Urheber des großen Brandes führen könne. Der bei jener Untersuchung betheiligtc Handelsmann fei nämlich auch mit ei ner ansehnlichen Partie Waarcn in dem Haus interessirt gewesen, wo aller Vermuthung nach das verheerende Feuer damals ausbrach, und schon zwei Mal wieder, außer dem letzten Falle, habe er Feuerschaden an ihm zugehörigen Gegenständen erlitten, für welche Versicherungsgesellschaften aufkommcn müssen. (^)Serlin, lv. Mai. Gestern Abend halb 7 Uhr fand die erste Ver sammlung der Unterzeichner' des Aufrufs an die deutschen jüdischen Glaubensbrüder statt. Die große Zahl derselben und eine fast eben