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Rr. 114 Donnerstag 84. April 184S. wieder eine große Zahl kommen wird, haben seit der kurzen Zeit von vier - Jahren der Steuerkatastcr-Commission die Nothwendigkeit auferlegt, be- , Hufs der Vervollständigung des Katasters neue Aufnahmen und Vermes sungen vorzunehmcn, und es werden die betreffenden Eigenthümer soeben - von der Polizeidirection aufgefodert, den zu dieser Arbeit committirten Geometern bei deren Ausführung kein Hindcrniß in den Weg zu legen. In Folge der Zerstückelung eines ehemaligen Gartengrundstücks unscrs be rühmten Uhschneider, dann eines andern, welches durch den Bankrott eines Bankiers verkäuflich geworden, sind an zwei Stellen der Stadt eine Menge von Bauplätzen für ganze Neustrayen gewonnen worden, und die eine dieser, vor der ebenfalls wegaerissenen Ruine dcS alten Einlaß- thores, ist schon im vcrwichenen Baujahr in zum Theil imposanter Weise völlig bebaut worden. Mit der andern wird dies Heuer der Fall sein,' nachdem unter andern Baulustigen dort im vergangenen Herbste bereits der auch durch seinen hohen Kunstsinn bekannte Philhellene Gcnerallieutenant v. Heidecker einen höchst lockenden Anfang gemacht hat. *2* Dresden, 22. April. In Nr. UV dieser Zeitung sind am Schluß einer Correspondenz aus Dresden zwei Beispiele angeführt, wie auf hie sigem Platze der Geld wucher getrieben werde. Abgesehen davon, daß diese Beispiele in keiner Beziehung als etwas „Verbürgtes" zu betrach ten sind, da das darin Erwähnte nicht als Ergebniß einer gerichtlichen Untersuchung constatjrt, ja nicht einmal Gegenstand einer gerichtlichen Un tersuchung ist, während es doch ein Criminalverbrechen voraussetzt, zu des sen Entdeckung und Bestrafung jeder Staatsbürger beizutragen verpflich tet ist, sobald ihm die Facta „verbürgt" mären, scheint der Verfasser auch, da er von „einem hiesigen Juden" und dann von einem „Andern" (also auch ein Dito) spricht, bezweckt zu haben, die hiesigen Israeliten als Repräsentanten dcS Wuchers darzustellcn. Da jedoch ein Jeder, der die cinschlagenden Verhältnisse genau kennt, eine solche Verdächtigung als ein schlichmes Unrecht anerkennen muß, so möge Folgendes erwähnt werden. Fast alle wohlhabender» Israeliten in Dresden betrieben in der srühern Zeit.als den einzigen ihnen offenstehenden Nahrungszweig Lcih- geschäfte auf Wechsel. Daß dabei sehr oft höhere als die landublichen Zinsen mögen stipuiirt worden sein, kann man allerdings annehmen; denn bei dem Risico derartiger Geschäfte hätten sich sonst die Kapitalien, mit denen sie operirten, auszehren müssen. In neuerer Zeit jedoch und beson ders seitdem, wenn auch unter sehr großen Beschränkungen, den hierlän dischen Juden der Zutritt zu mancher andern bürgerlichen Nahrung offen steht, ist es eine sehr erfreuliche Wahrnehmung gewesen, daß die Mehr zahl der gegenwärtigen Generation sich mehr und mehr von Wucherge schäften gänzlich zurückgezogen hat und nur einige Wenige die Ausnahme bilden, welche man früher als Regel betrachten konnte. Diese Wahrneh mungen sind auch unsern Gerichtsbehörden nicht entgangen; denn dieses Feld der Industrie, das die Juden räumten, hat in den letzten zwanzig Jghren, meist aber im letzten Jahrzchend, eine Menge christlicher Än- bauer gefunden. Da die betreffenden Wechsel durch Anträge auf Execu- tivverfahren, Concurse und Bankrotte in großer Menge zur Cognition der Behörden gelangen, so ist es denselben natürlich nicht entgangen, daß es im Allgemeinen weit mehr christliche als jüdische Wucherer geben muß. Nirgend sind wol in den letzten Jahren so viele Kaufleute und Gewerb- treidendc, ja sogar Offiziere und Beamte, zahlungsunfähig durch Spiel und Verschwendung, verbunden mit wucherlichem Aufborgcn, geworden, als in Dresden. Diese Leute find, um Criminaluntersuchungen zU ent gehen, meist landesflüchtig geworden. Aus den Eröffnungen Derjenigen aber, denen Letzteres nicht mehr gelang, und aus dem Erfolge derEdicta- lien, welche zur Ordnung des Creditwesens der Ausgetretenen erlassen wurden, hat das hiesige Stadtgericht wie daS kömgl. Justizamt die An sicht jedenfalls gewinnen müssen, daß diese wucherlichen Geschäfte, bei de nen der Schuldner immer tiefer in sein Verderben rennt und von der Zinsenlast endlich erdrückt wird, sich wenig in jüdischen Händen befinden. Bei einer Menge derartiger Concurse sind gar keine Juden betheiligt. Um so mehr muß cS entrüsten, daß ein einzelner Fall, selbst wenn et wahr wäre, auf eine Weise hinaestcllt wird, bei der das Ganze verdäch tigt wird, wo der Einzelne gefehlt hätte. — Seit der Genehmigung vom lv. Dec. v. I. sind im Mpimari fchen Gustav - Adolf-Vereine zu Jena, Großrudestedt. Apolda, Neumark, Weimar, Oppurg, Udestedt, Tannroda und Blankenhay» entstanden. NversHen. f Berlin, 22. April. Der König ist gestern von hier nach Wit tenberg gereist, um, wie es heißt, dort mit eignen Augen den durch die Uebcrfchwemmungen angcrichteten Schapen wahrzunehmen. — Die Pre digt, welche Ronge vorgestern bei dem deutsch katholischen Gottesdienste gehalten, wird im Druck erscheinen'. Die Spcncr'sche Zeitung gibt heute schon einen kurzen Auszug daraus. Er predigte über die Bibelstellc: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen." Er bemerkte, wie die ersten christ lichen Gemeinden voll Liebe und Eintracht gewesen, wie sie nicht bloS mit y-re-vlt». Deutsch»«»»-. — München- Der Erzbischof. Bischof Stahl. Der Bier- fah. Der König. Die Bauten. -.-Dresden. Der Wucher. — Gustav- Adolf-Vereine im Veimarischen. f Berlin. Der König. Hr. Ronge. (-t-) Berlin. Der Central verein. Die Noth in Masuren. Hr- Jsailoff. Hr. v. Diepenbrock- Selbst mord. * Köln- Der König und die Königin. Der Preis der Grundstücke. Der Provinziallandtag der Mark Brandenburg.— Berichtigung. —- Das Schlesische Kirchenblatt und die deutsch-katholische Kirche. — Grenzhandel. Aprtugal. Die Land- und Seemacht. Spanien. Der Congreß. Zurückgegebene Kirchengüter. Verschwundener Tagesbefehl. GevOPeitannieN. Unterhaus. Die Journale. Taufe- Frankreich. Die PairSkammer. Die Prinzen. Hohe Besuche. Die Be festigung von Paris. Festkosten. Die Prinzessin von Beira. Die fran zösische Armee. Die Corvette Berceau. Plaidirende Dame. Erbschaft. Algerien und Marokko. Guadeloupe und Bourbon. -* Paris. Daß Sparkaffengesetz. Stiedrrkanve. * Amsterdam. Ein Gauner. — Diebstahl. Schweiz. Gerüchte von neuen Freischarenzügen. Troxler. Hitalten. Graf Rossi. — Dupin'r Handbuch auf dem Index. Griechenland. Die Abgeordnetenkammer. Vorsichtsmaßregel. Unruhen zu - Kalamä. Mnrdame»i-a. * Neuyork. Die Consulate. «erfonalnachrichten. Wissenschaft und Kunst. "Aus dem Ilnstrutthale. Robert Schom- burgk. b Leipzig. Hr. Wiljalba Frickel. Kandel und Industrie. -Bertin. Die Versammlung der landwirth- schafttichen Vereins der Mark Brandenburg. -Frankfurt a- M. Bör senbericht. -Leipzig. Börsenbericht. -Köln- Die Bonn-Kölner Eisenbahn. Berlin. Leipzig, «snküttdigungen. Deutschland. ----München,48. April. In dem Befinden des Erzbischofs Frhrn. v. Gebsattelist dem Vernehmen nach eine so erfreuliche Besserung ein getreten, daß wenigstens für den Augenblick ernste Besorgnisse für das Leben des ehrwürdigen Greises nicht mehr gehegt werden zu müssen schei nen. — Sehr viele Aufmerksamkeit« sind nicht nur von allen seinen nä hern Bekannten, sondern auch im Allgemeinen in diesen Tagen dem Bi- schof vr. Anto» Stahl von Würzburg hier erwiesen worden, der sich zuM Besuch in unserer Stadt befindet. Derselbe wurde auch von Ihren Majestät« empfangen und später zur königliche» Tafel gezogen- Man sagt, Bischof Stahl gedenke, gleich dem Bischöfe von Nassau, eine Reise nach Rom zu machen, ohne daß jedoch dafür eine bestimmte Zeit genannt würde. Er wohnt in dem Hotel deS päpstlichen Nuntius Monsignore Biale Prelä, da dieser seine Abreise behufs deS Antritts seines Posten« in Wien noch nicht anaetreten hat, und es fanden bei diesem sowie in andern Kreisen mehre Feste zu Ehren des Gastes statt. Daß man sich bei dieser Gele genheit wieder des Schreibens erinnert, mit welchem Bischof Stahl bei dem Jahreswechsel von dem Könige beehrt würde und dessen Inhalt für die protestantische» Bewohner BaiernS so beruhigender Natur war, ver steht sich so» selbst, sowie daß sich Lie Freunde desselben mit Zufrieden heit und Genugthuung darüber ausdrückcn, daß der Gerüchte von einer Ungnade, in die Bischof Stahl gefallen sein sollte, durch die ihm bei Los geworden« huldvolle Ausnahme ihre bestimmte Widerlegung gefunden ha ben. -- Winn bis auf die jüngsten Tage noch Zweifel darüber gehegt wurde», wie vom Volke derSommerbiersah werde ausgenommen wer den, da vorauszusetzen war, daß er das nun einmal von der öffentlichen Mewuyg aufgestellte Maximum von 6 Kr. für die Maß überschreiten werde, wie es denn auch in der That der Fall gewesen ist, so sind sie jetzt für Jedermann gehoben worden, indem der persönliche Wille des Königs abermals im Interesse der Consumentcn entschieden hat. Die Braverribtsiher wie her Magistrat bringen bei dem erniedrigten Preise nur scheinbare Opfer, indem Bethen auf andern, dem hiesige» Publicum nicht fühlbaren Wegen bie betreffenden Entschädigungen zugewiesen worden sind. Em« magistratische Deputation mit den beiden Bürgermeistern an der Spitze hat dem Könige für seine, die in langer Berathung befindlich gewesene Frage zu allseitiger Zufriedenheit entscheidende Entschließung bereits ihren Dank dargebracht, und in der nun vor neuen Bierexcessen von Seiten deS < Pöbels gesicherten Stadt wird während des Sommers manches Seidel Bier auf di« Gesundheit des wohlwollenden Monarchen getrunken werden. Der König selbst wird, wie nun bestimmt entschieden sein soff, mit der ! königliche» Familie schon demnächst nach Aschaffenburg abrei/en und sich I von dort spater nach seiner Gewohnheit nach dem Bade Bruckenau beac, I b«, dessen Gebrauch regelmäßig den wohlthätigsten Einfluß auf sein Be- > finden hat, welches letztere übrigens auch jetzt daö erwünschteste ist. Die alljährlich mit großem Eifer und mitunter dem Anscheine nachher den Bedarf auSgeführten Privatneubauten, zu denen auch dieses Jahr ! WM Deutsche ««gemeine Leitung. WM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!»