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Mittwoch —— Rr. k20 30. April 1845. WM Deutsche Allgeweine Zeitung. LM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» D e ut Hl a M * Von der öaate, 27. Aprili Voit' Seiten Englands ist endlich «in bedeutender Schritt geschehen, dem unglücklichen Irland, so weit es für den Augenblick angcht, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. So wich tig die Maßregel, von der hier die Rede ist, an sich auch immer sein Mag, da seil der Emancipation für Irland sich nichts Bedeutenderes zu- getragen hat, so ist sie doch wegen des PrincivS, waS dadurch ausgespro chen wird, ungleich wichtiger. ES--ist dieS -Mermals ein Beleg für die großartige Politik, die Sir R. Perl im Auge hat und die er selbst ge gen den Willen seiner Partei durchzusetzen weiß. Die Maynoothbill, die bereits die zweite Lesung erlebt hat, geht darauf hin, das genannte katho lische geistliche Seminar und zwar höchst ansehnlich aus Staatsmitteln zu botiren, um endlich durch den vermehrten und verbesserten Unterricht der großen Unwissenheit der niedern katholischen Geistlichkeit gründlich abzu- helsen. Dadurch wird aber das hochkirchliche System, was bisher mit einer merkwürdigen Consequenz und einer erstaunlichen Einseitigkeit auf recht erhalten wurde, bedeutend modificirt. England hielt bisher bekannt lich in Theorie und Praxis mit unglaublicher Zähigkeit an dem System der StaatSkirche fest; nunmehr ist aber der erste Schritt zur Modlfici- rung desselben geschehen, wenn fernerhin ein Institut einer andern Reli gion als der Staatskirche aus Staatsmitteln ausgestattet und regelmäßig versorgt werden soll. Die Tories, die stets mit den Repräsentanten der StaatSkirche, der Hähern Geistlichkeit, Hand in Hand gingen und in der selben die stärkste Stühe ihrer Grundsätze fanden, werden nichts unver sucht lassen, die durch und durch verhaßte Bill scheitern zu machen. In dem man allgemein die angebliche Gefahr für das protestantische Princip abzuwenden sich beeifcrt, da das eingeleitete Verfahren augenscheinlich ge gen die bisher bestimmt ausgesprochenen Grundsätze gerichtet ist, vereinigt sich die Hochkirche mit den sonst verhaßten Dissenters in zahlreichen Pe titionen, und eine dieser noch immer zunehmenden Petitionen, die der Lubliner protestantischen Association, erklärt das Princip der Bill, die Un terstützung katholischer Unterrichtsanstalten von Seiten des Staals, für „diabolisch und antichristlich". Sir R. Peel verfolgt indessen unbeküm mert um das Gtschrei fanatisch-religiöser Bestrebungen ruhig seinen Weg und darf auf die Unterstützung der Whigs und ihres Führers, des Lords John Russell, rechnen, durch deren Stimmgcbung es ihm allein möglich wird, die in Rede stehende Bill durchzusehen. Nic zeigte sich den Whigs wol eine günstigere Gelegenheit, Sir R. Peel vom Staatsrudcr zu ent fernen, als eben jetzt, wenn sie sich nämlich mit den übrigen Feinden der Maynoothbill vereinigt hätten. Aber in der Ueberzeugung von der Treff lichkeit der Maßregel verschmähen sie cs, um den Preis ihrer Unter drückung sich wieder der Leitung der Staatsangelegenheiten zu bemäch tigen*); sic unterstützen vielmehr dieselbe mit allen ihnen zu Gebote -) Die Whig« hatten wol zunächst keine Aussicht, bei dieser Gelegenheit zur Gewalt zu kommen, sondern eher irgend ein unbedingterer Tory, als Sir R. Peel ist. D. Red. stehenden Mitteln und geben einen abermaligen Beleg für die echt na tionale Politik, die dieses in jeder Hinsicht einzig dastehende Volk auf recht zu erhalten weiß. Von den Irländern ist die Maßregel übri gens ausgenommen worden, wie sie cs verdient, mit den lautesten Ac- clamationen, und sie dürfen von ihr sicherlich die segensreichsten Fol gen erwarten. Selbst O'Connell hat sich der Bill mit allen möglichen Beifallsbezeigungen angcschlossen, indem er in einer neulich stattgehabtcn Versammlung von Ncpealern erklärte, daß sic als der erste Schritt zu einer vollständig zu erlangenden Nepeal zu betrachten sei. (Nr. Ila.) Die letzte Aeußerung des unermüdlichen Agitators, der jeht einen großen Theil seines Einflusses verlieren dürfte, bietet sich dem Nachdenken fast als ein bloßes Vergeben dar, durch das er so viel als immer möglich zum Besten seines Landes zu erpressen hoffen darf. Auch die Radicalen stim men theilwcise für die Bill, und Hr. Roebuck, ihr Führer, suchte ihren Nutzen vornehmlich darin, daß sie die Bildung Derer fördern werde, di« als die einzigen Lehrer des irländischen Volks zu betrachten seien. Was aber ohne Zweifel für England zunächst für ein Nutzen aus der durchgeführtcn Maßregel hervorgehen wird, ist der, daß das be ruhigte und England zuruckgegebcne Irland die Kräfte Englands unge mein verstärken wird, die es nunmehr ungctheilt dahin richten darf, wo es sich in seinen Interessen bedroht sicht. Die Amerikaner aber wer den sich allem Vermuthcn nach in demselben Grade nachgiebiger zeigen, als England fortfahrcn wird, mit entschiedener Entschlossenheit sein gutes Recht oder Das, was es dafür hält, der Anmaßung gegenüber zu ve»- theidigen. Polk's mindestens gesagt unvorsichtige, herausfodernhe Erklä rungen in seiner Inauguralrede werden sich aller Wahrscheinlichkeit nach in Das auflösen, was sie sind, in bloße Rodomontaden. Auch dieKriegS- lust, die sich in Frankreich gewisser Parteien bemächtigt hatte, wird, so bald Irland vollkommen beruhigt ist, sich um einen guten Theil abkühlen, sodaß sich also Europa von neuem der Hoffnung des ungestörten Friedens hingeben darf. Doch ist das Jetzige freilich erst eine Abschlagszahlung aus Irlands Federungen. Uebrigcns machen wir noch auf die Ruhe und Sicherheit aufmerksam, mit welcher Englands Parlament seiner Ucberzeugung vpn dem Besten deS Volks folgt, wie viele Hunderttausende auch aus den Rechen desselben ihm in Petitionen ihren entgegengesetzten Willen verkündigen. -----Aus Sachsen, 27. April. Der Artikel „OAllS Sachsen" in Nr. IV5 (eine Kritik der von Ronge und Kerbler bei Gelegenheit des er sten Gottesdienstes der deutsch-katholischen Gemeinde in Dresden gehal tenen Reden) bedarf gar sehr einer kurzen Besprechung, nicht sowol um seinen der guten Sache schädlichen Einfluß zu entkräften, denn der wird sehr gering gewesen sein, als vielmehr um ihm die gebührende Würdi gung angedeihen zu lassen. Jener Artikel ist eben so sehr in seiner Ten denz anmaßlich als in seiner Form und seinem Inhalte für jene beiden Ehrenmänner, namentlich für Kerbler, in hohem Grade verletzend. Er ist anmaßend, denn er unterfängt sich, auf Grund einer kurzen Rede, Kerbler'S „inneres religiöses Leben, seine Reife, Religiosität, Glauben, Schriflkcnntniß, Kenntniß der christlichen Glaubenslehren und Auffassung und Auslegung des Evangeliums", wenn auch nur indirect, in Zweifel zu ziehen; er unterfängt sich, einem Manne wie Ronge auf Grund seiner Abendmahlsrede, die von vielen Seiten öffentlich mit voller Anerkennung besprochen wurde, homiletische Rathschläge zu crtheilen, wie man sie etwa einem angehenden Candidatcn geben würde; und das Alles in einem Zei tungsartikel, der das Gepräge der Flüchtigkeit an der Stirn trägt. Die ser Artikel ist ferner namentlich fürKerbler verletzend, denn er stelltoben genannte Erfodernissc eines Gottesgelehrten bei Kerbler unumwunden in Frage, indem er sagt: „solcher Dinge bedürfe cs, um die neue christliche Kirche mit constituiren zu helfen, motorische Wendungen und Apostrophen an das deutsche Vaterland thucn cs nicht". Dieser Satz enthält eine of fenbare Verletzung Kerblcr's, denn da er als von keinem Menschen be zweifelt überhaupt hier nicht bewiesen zu werden brauchte, so findet er hier nur seine Bedeutung in persönlicher Anwendung auf Kerbler, und ist so mit nichts Anderes als eine Beleidigung desselben. Nun bin ich aller dings weit entfernt, dem Verfasser des Artikels irgendwelche beleidigende Absicht zu unterlegen, er hat also in dem Artikel etwas gethan, was er gar nicht hat thun wollen, und ein solches Verfahren kann ich nicht an ders denn als ein ungeschicktes bezeichnen. ES fällt mir nicht ein, wie überhaupt die ganze Angelegenheit der deutsch-katholischen Kirche so ins besondere diese beiden Reden der Kritik entzogen wissen zu wollen; nur muß man dabei nicht die Rolle des Bären spielen, welcher mit einem gro ßen Stein eine Fliege auf der Stirn seines Herrn todtschlug, d. h. man muß zu einer solchen Kritik Beruf, hinlängliche stoffliche Üntcrlage und Begründung des Urtheils milbringen, und muß nicht, an Kleinigkeiten mäkelnd (etwanigc Mangelhaftigkeiten einer einzelnen Rede sind hier aber eine Kleinigkeit) — die große Hauptsache mit herabzichcn. Dies geschieht abcr, wenn man die Männer, in denen zur Zeit noch die Sache der neuen Ur-erblick. Deutsch»««-, -von der Saale. DieMaynoothbill. —Aus Sachsen. Gegen eine Kritik über Kerbler. ch Stuttgart- Die Kammern. Die Cen- fur. -Ulm. Die Besatzung der Bundesfestung. ^treusten. -f Berlin. Die Bergleiche, j-Königsberg. Der Nothstand. Hr. Knieriem- MiShandlung. Irrthum. — Die Censur am Rhein. — Das Recht am Rhein. — Die Deutsch-Katholiken in Potsdam und Danzig. — Hr- Czerski. Spanien. Das Marinebudget. Ein Misverständniß. Kßrostbritannten. Oberhaus. Unterhaus. Die Abstimmung über die May noothbill. Der Repealvercin. Der Herzog von Sussex. Der Great Bri tain. Aden, -h London. Königliche Reiseprojecte. Frankreich. Dcputirtenkammer- Das Budget. Der Herzog von Mont- pensscr. Der Prinz von Salerno. Die Prinzessin von Beira. Hr. Gui- zot- Die Ehrenlegion. Die Iowa-Indianer. Die Expedition gegen Ka- bylien- "Paris- Die Rentenconversion- Schweiz. Vergleich über die Gefangenen. Shina. Handelshäfen. bereinigte Staate«. Hr. Webster über Deutschland und den Zollverein. Südamerika. Die Blockade'von Montevideo. Allianz zwischen Paraguay und Brasilien. Versonalnachrichten. Mißfenschaft und ^tuust. -Aus dem Erzgebirge- Das Seminar zu Freiberg. "Leipzig. Theater. -lstom. Der Naturforscher Ceselli. — Ein Rechengcnie- Pandel nnd Industrie. -Leipzig. Börsenbericht. -Vonn. Die Bonn- Kölner Eisenbahn. -Mainz. Die Launusbahn. — Berlin. «nkündigungen. . F