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Freitag —— Nr. 168. 18. April 1848. «e»-*blick Deutschland. »Aus Norddeutschland. Die französischen Oppositionen. »»Leipzig. Die Bewegungen in der katholischen Kirche. »Kassel. Zei tungswesen. »Hamburg- Die patriotische Gesellschaft. PreuHei». »Kerim- Die Deutsch-Katholiken und di« Juden. »Aus Westprrusse». Die Deutsch-Katholiken und daß Landrecht. — Ein Fa natiker. Pfarrer Licht. — Die Deutsch-Katholiken in Breslau. Ksesterreich. »»Wien. Veteranen des tiroler Freiheitskämpfer. Portugal. »Lissabon. Die Deputirten- Der Patriarch. Epanien. Versöhnung mit Rom. Die Königin Christine. Hr. Cortina. Unfall. Wrotzbritannie«. Parlament. Die Staatsschuld. Der Btsuch der Kö nigin in Irland. Maynooth. Ein londoner MenschcnrettungFverein. Frankreich. Parlament. Bittschriften um Organisation der Arbeit. Graf Flahaut. Duell. Ein Justizirrthum. ** Paris. Die Sklavenfrage. Clchweiz. Die Lagsatzung. Moldau und Walachei. » Czernowitz. Ein ärztlicher Streitfall. »Aus Siebenbürgen. Die Ungarn in der Moldau. Personalnachrichten. Wissenschaft und chlunss. Sachverständigenverein in Lachsen-Wei mar-Eisenach. Handel und Industrie. »Leipzig. Die Versammlung deutscher Ge- werbtreibender. »Leipzig- Börsenbericht. — Lotterie. Ankündigungen. Deutschland. * Aus Horddeutechland, l4. April. Wenn die französischen Le gitimisten, welche die Dynastie Orleans, die französischen Republikaner, welche jede Dynastie, die Männer der dynastischen Linken, welche das ewige dreitheilige Dilemma: Mole-Guizot-ThicrS, und hinter ihnen das persön liche Gewicht des Königs vom — und sich ans Ruder bringen wollet», das Ministerium chicaniren nach Möglichkeit, so finden wir cs zwar, sobald dabei dem Lande geschadet wird, nicht grade sehr patriotisch, können der Sache auch einen gewissen Anflug von JcsuitiömuS nicht absprcchcn, in dem dabei ein gegenwärtiges Gute bekämpft wird, um vielleicht ein künf- AeS, der Meinung jener Herren nach Besseres zu erlangen, aber die Sache ist zum mindesten natürlich, liegt in den Gewohnheiten und thut, wie einmal die Welt läuft, dem persönlichen Ansehen der Herren keinen Eintrag, hat auch wol in England in Zeiten, wo man wirklich eine Aus- Pch^ hätte, zum Ziele zu kommen, ebenfalls stattgefundcn. Aber all diese Oppositionen in Frankreich bedeuten nichts, wirken nichts, selbst bei ihrer jesuitischen Coalition vermögen sie nichts, sie werden erst durch den Beitritt der vierten, stärker» Seite, der unzufriedenen Conservativen, wichtig. Der Letztem Opposition aber, sobald sie als eine systematische auftritt — denn in einzelnen Fällen ntuß jeder Conservative opponiren — ist eine unbe dingt tadelnSwerthe, sinnlose, gemeine. Sie find mit dem herrschenden System einverstanden, sie stimmen mit dem Ministerium in den Grund sätzen, Planen, Zwecken überein, sie wollen nichts mehr und nichts weni ger als dieses, sie wissen nichts Neues und Anderes vorzubringen, und doch arbeiten sic mit höchstem Eifer und treten in unnatürliche Verbin dung mit ihren eignen entschiedensten Gegnern, mit denen sic den Tag nach dem Siege zu kämpfen haben würden, blos um die grübe am Ruder befindlichen Vertreter ihrer eignen Sache zu stürzen, Männer, auf deren Beistand sie selbst, wenn sic sich an deren Stelle geschwungen, den höch- ssen Werth legen würden! Das Einzige, was sic sagen können, das Einzige, was sich unter Dem, was sie gesagt haben, allenfalls hören läßt, ist noch: baß ihnen die Machthaber ihre Sache nicht gut genug vertreten, daß sie fürchten, dieselben thun der Sache durch UnaeschicklichkLit und — wenn daS nicht zu erweisen — durch Unpopularität Eintrag. Aber sind sie nicht auch hieran selbst am meisten schuld? Sie klagen über den Mangel an moralischem Ansehen bei der Regierung und daß diese wie in der Luft schwebe und sich ihr Dasein gewissermaßen erbetteln müsse. Die Wahr heit angenommen, hätten sie nicht das beste Heilmittel selbst in der Hand? Sie dürften sich nur cinmüthiq um diese Negierung scharen, ihren klein lichen Anfeindungen und Jntrigucn, ihren selbstsüchtigen Lüstcn entsagen, sie mit einer starken und compacten Majorität umgeben, und sie würde die Kraft haben, die ihr gebührt, und den Muth gewinnen, der zu großen Leistungen nöthig ist. In solcher Stellung würden sie auch viel leichter und wohlthätiger als von den Oppositionsöänkcn aus einen Einfluß auf die Regierung üben und DaS, was ihnen an derselben mißfällt, abstcllcn können. Unter all den Oppositionsfractioncn, die wir nannten, ist die eine, die einzige gerechte Opposition nicht zu finden, die nämlich, welche auf dem Grund der wahren Verfassung des Staats und innerhalb ihrer Schranken eine freudige Entwickelung des Staatölcbenö betreibt und ge gen das Schlechte im StaatSwesen streitet. Die schlimmsten MiSständc deS französischen Staatswesens werden von all jenen Parteien gehegt und gepflegt, weil sie Bequemlichkeiten und Annehmlichkeiten für die Herr schaft enthalten, Mittel, zur Herrschaft zu gelangen, sich in ihr zu be haupten. sie für Privat - und Parteizwcckc auszubeuten, und weil es all jenen Parteien nur um die Herrschaft zu thun ist, nicht um die Pflicht, daS Gedeihen dcS Volks, die Bestimmung des Staats. Von Zeit zu Zeit treten einzelne Männer in der Kammer auf, die den bessern Sin» und Vorsatz haben, die mit redlichem Eifer aus dem rechten Gesichts punkte verfahren, auch nicht ohne Blick für die wunden Stellen und fres senden Schäden sind, die sich unter der glänzenden Oberfläche bergen. Aber sie predigen tauben Ohren, und wenn hier auf der einen Seite bald Mangel an gutem Willen, bald Unfähigkeit des geistigen und moralischen Verständnisses, bald die Verflechtung der einmal bestehenden Verhältnisse die Schuld trägt, so find doch auf der andern auch sie selbst nicht ohne Schuld, daß sie nicht so viel wirken, als sie könnten. Sie tragen den gegebenen Zuständen nicht genug Rechnung; sie sind mit kleinen allmä- ligen Uebergängen nicht zufrieden; sie kämpfen auch Men Unabwendbares; sic bringen zu viel eigne doctrinaire Erfindungen zu Markte, und wenn sie nicht das erwartete Gehör finden, so ziehen sie sich mürrisch und unzu frieden in eine isolirte Stellung zurück, wo sie mit aller Welt in Span nung sind; geachtet, aber einflußlos. Auch sie, auch diese Lamartine, Beaumont, Tocqueville, würden, wie uns Lord Ashley lehrt, durch ein Anschließen an das Nothwendige im gegebenen Systeme bereitere Gelegen heit finden, ihren über den zcitheriqen liberalen Formalismus weit erha benen Ideen allmälia Boden zu erkämpfen, sei es auch Fuß um Fuß und unter vielfacher Berichtigung und Kräftigung ihrer Ideen. Bon einer Regierung, die Tag für Lag um ihre Existenz kämpfen muß, ist eine kräftige Hebung und Leitung des Staatswesens nicht zu erwarten. We der von ihr noch unter ihr. **sleip;ig , 16. April. Gewiß ist es die christlich heilige Pflicht eines jeden wahren Protestanten^ nicht nur die Idee, welche der gegenwärtigen Bewegung in der katholischen Kirche zum Grunde liegt, mithin.auch diese Bewegung selbst mit lebhaftem Interesse zu verfolgen, sondern auch hierbei zu helfen und zu rathen, wo und wie es nur immer zum guten Zwecke und in redlicher Absicht geschehen kann. Ob die Hülfe, ob der gute wohlgemeinte Rath auf die rechte Weise angenommen werde, ist nickt die Sache der Rathenden. Man kann aber offenbar den wohlgemeinten Rath nur dann willig annehmcn und beachten, wenn man wahrhaft weiß, was man will; wenn man nicht aus unerkannten Beweggründen und dunkeln Absichten unternimmt, was nur mit festem Willen und klarer Erkenntniß erfaßt werden will und soll; nur dann, wenn man es mit vollem inner» Bewußtsein thut, nicht aber in einem gewissen Taumel nur das von au ßen gegebene Beispiel nachahmt, ohne des sittlichen und religiösen Be dürfnisses, dem man abzuhelfen bemüht ist oder abhelfen zu wollen vor gibt, innig und wahrhaft sich bewußt zu sein ; nur dann, wenn Man weit davon entfernt ist, in der äußern Erscheinung etwas zu wollen, was in sich selbst, in den Beziehungen zur Gegenwart und zur Vergangenheit keinen bestimmter» Halt und keine sichere Gewähr des Bestehens hat; nur dann, wenn man sich ernstlich hütet, ferner liegende Zwicke zu ver folgen und einem ungewissen Ideale nachzustrcben, wahrend näher liegende Zwecke und andere Bedürfnisse die Sorge und die Bestrebungen der Ge genwart dringender in Anspruch nehmen; nur dann, wenn man nicht blos Fesseln abrcißt, in denen man gelogen, vielleicht jedoch ohne diese Ab- hängiqkcit besonders empfunden zu haben, weil man von Kirche und Religion nicht besonders viel hat wissen wollen, sondern zugleich auch anerkennt, wie unrecht es ist, gar keine Schranke, gar keine Grenze für die Willkür, für den maßlos forschenden Geist, gar keine Abhängigkeit des Glaubens von höhcrn als bloö menschlichen Gesetzen anerkennen zu wollen. Wenn nicht dicS Alles zusammen, so haben sich doch dergleichen Zeichen und Erscheinungen hin und wieder auf dem Gebiete der katholischen Bewegung der Ge genwart gezeigt, und die Wahrnehmung derselben hat den aufrichtigen Freund der dieser Bewegung zum Grunde liegenden Idee nicht we nig betrüben und um den endlichen Ausgang der Bewegung besorgt machen müssen. Daß man dabei der wahren katholischen Kirche treu blei ben zu wollen erklärt, und ihr doch in den allgemein geltenden Grund lagen des christlichen Glaubens nicht offen trcu bleibt, sich wenigstens nicht entschieden dazu bekennt; daß man sich nur auf die heilige Schrift gründet und glcichwol manches Nnbiblische bcibchält, was die römischka- tholiscke Kirche hat, von der man sich doch loSsägcn will; daß man, in Betreff des negativen Theils der beliebten Glaubensbekenntnisse, hin und wieder, ohne Rücksicht auf den Zweck, nicht weit genug, in andern Punkten vielleicht wieder zu weit gegangen ist; daß man, wenn man sich nun ein mal nicht blos auf Verwerfung der «»biblischen und unchristlichcn Sätze des römischen Katholicismus beschränken wollte, zugleich über neue posi tive Glaubensartikel sich verständigen zu wollen unternahm, und doch nicht fähig und innerlich stark genug ist, etwas Neues innerhalb des christli chen Dogmas aufstellcn zu können: das hat der Sache bei Vielen und WM Deutsche ANgemeiue ZekMug. MM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!»