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20. März 184S Donnerstag Leidig. Di» Arn»», lägli.v Ad?»dv. Au b»N»h»n durch ati» VosiäuUer d»e An- und Ausland»». - Nr"7». D«M- «Ilgcmclnc Z-ktung. :ML , ., / ^Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Nev-rbli». Beeetseblan». -Von der Pleisse. Die deutsch-katholischen Vereins. — Deutsch. katholische Bewegungen in der bairischen pkals. --Dresden. L Fra Baptista, chDresden. Die Deutsch-Katholiken. — Ulmer Katholi ken- — Die Katholiken in Fulda. — Die Mennoniten im Großherzog- thum Hessen- Preußen. Schluß des pommerschcn Landtags. (-<-)Berlin. Die deutsch katholische Gemeinde. Der Königs in Religionssachen. Madame Beer. Jordan. Die Juden. Spanien. Der Sundzoll. Das Palais royal. Hr- Licht. Der Kronprinz von Württemberg- ck Berlin. Oeffentliche Samm lungen für die Christkatholischen. Daß ^andwehrfest. — Noth in Lithaucn. -7- Der heilige Rock. — Die Katholiken in Witten, Bochum und Genthin. , ' zvefkerreich. -Von der Theiss. Der Schutzverein. Großbritannien. Die Ostindischc Compagnie. Ostindien. Aden. Frankreich. . Parlament. Der Herzog v. Broglie. Das Journal des De- bats über die spanischen Congreßverhandlungen. Belgien. -Brüssel. Die Opposition im Senat. Schweiz. -Zürich. Die Zustände in Luzern, WalliS und Freiburg. Die Tagsatzung. Werfonatnachrichten. Miffenfchaft «Nb Kunfk. -Berlin- Die Universität. Der wissenschaft liche Verein. -Dresden. Das Palmsonntagsconcert. Pandel und lFyduftrie. -Frankfurt ü. M Geld. Eisenbahn. Börse. -Leipzig. Börsenbericht. Dresden. Die Sächsisch-Schlesische Eisenbahn. 'Freiburg. Die HH. Kuenzer und Comp. — Berlin. Neueste Nachrichten. Ankündigungen. Deutschland. *üon dtr Meisse, 17. März. Warum mäkelt ihr denn so von allen Seiten her an den Schritten der deutsch-katholischen Ver eine? Ihr meint eS gut mit ihnen? ihr wollt ihnen mit Theilnahme rind Rath entgegenkommcn? Habt Dank dafür! Es ist ein schönes Zei chen, daß ihr die muthigen Männer nicht mit schelcn Miene», sondern mit Liebe begrüßt; in der Kirche ist cs nicht immer so gewesen. Aber bedenkt euch dru Mal, ehe ihr den jungen Gemeinden euern Rath ertheilt. ES ist ja nur zu leicht, irre zu machen. Wir wollen einmal einige der Gewöhnlichen Reden schärfer ansehen. Man sagt, cs sci nicht gut, es fei sehr schlimm, daß sich nicht vornehmere Leute an die Spitze stellten. Ge wiß, cs wäre recht willkommen, wenn sich überall einige Begüterte, Ein- ffußrciche, Kenntnißvolle mit warmem Eifer der Sache annähmen; cs würde mit ihrer Hülfe manche schwierige Stelle leichter überschritten wer den. Doch wenn es nicht ist, was ist denn da für ein Unglück? Danw fühlt» sie den Beruf dazu noch nicht in sich, und bloßes Geld, bloße Kenntniß ohne Begeisterung, ohne Liebe, daS ist sehr wenig im Gottes reiche. Wenn sich die jungen Gemeinden ohne solche Hälft mit dem Glau be» an ihre gute Sache, ,m Vertrauen auf den Vater des Lichts und in treuer Liebe zu? Menschheit heraußarbeitcn muffen: so wird ihre Kirche — denn Das sind sie eben selbst — stark und groß und frei. Dann ler nen alle Mitglieder dabei, ihre Religion wird That und Wahrheit, und ähre Gache wächst ihnen an das Herz. Geld und Einsehen hat noch nir gend eine Kirche gebaut; Gotteshäuser, aber keilie Kirche. War Jesus reich? Waren die Apostel machtbegabt? War Luther großer Leute Kind? Grade beim Baue von Kirchen hat sich dem frommen Gottvertrauen und dem heiligen Geiste gegenüber Gold und Schwert sehr ohnmächtig gezeigt. Hätte man zu Jesus Zeiten warten wollen, bis sich die Vornehmen än die Spitze der Bewegung gestellt haben wütdcn: wo wäre die christliche Hirche? Religion ist Sache dcs Geistes, und im Reiche des Geistes zäh len nicht Thaler und Ahnen. Alse warum die Gemüthcr der Schwachen irren, die bisher dem Zuge des Geistes folgten und einmal frei genug waren von dem Philistersinnc, der überall nach dem Geldsache fragt? Ist cS nicht schöner, daß sich an eine heilige Sache keine Spur des Eigen nutzes, kein irdischer Staub hängen kann? — Eine andere Klage ist: was soll bei der Verschiedenheit der Bekenntnißformeln werden? Breslau hat einen andern Glauben als Schneidcmühl. Dresden einen andern als Ber kin. Wie, das sind Stimmen von Protestanten, die Glaubensfreiheit cüS ihr hohes, theurcS Gul preisen? Die neuen Gemeinden wollen eben frei werden vom Zwange; sie wollen eben ihr Bewußtsein, daß die Kirche Ehrilli etwas Lebendiges sei, inS Leben übertragen; wie sollen sie denn lda ihren ersten Schritt einen Schritt sein lassen, mit dem sie wieder ei nen Fuß auf den Nacken der Menschheit stellen? Die Geschichte der Kirche, von welcher fit sich trennen, sagt ihnen, daß alle Scheiterhaufen und Ketten keine Glaubenseinheit erzwingen konnten; aus Verachtung der Heuchelei, die Glaubenseinheit rühmt, wo keine ist, wenden fleuch von ihren Altären; aus Scheu, in neue Fesseln zu gerochen mit ihrem Geiste, treten sie nicht zur protestantischen Kirche über. Was soll ihnen da ein Glauvensbekenntniß, das wieder jede Kleinigkeit bestimmen und eine Gleich heit bewirken will, dje stets eine Unwahrheit sein muß? Sie wollen zum Urchristenthum, zur apostolischen Kirche sich zurückwenden; aber was war denn da für ein Glaubensbekenntniß? Der Geist dcs Herrn war da, und darum Freiheit und Kraft. Man hatte keine Bibel und kein Symbol; man taufte auf den Namen Christi; und in dieser Freiheit hat die Kirche ihre glänzendste» Siege errungen. Man versuche es, die Gemeinden Preu ßens und Sachsens einzeln durchzugehen, und man wird trotz aller Ver ordnungen, Agenden und symbolischen Bücher tausendfache Verschieden heiten m Lehre und Cultus finden, und gäbe man Jemandem die Macht eines Ketzerrichtcrs der Vorzeit, so würde cs ihm nicht viel Mühe ko sten, die Concordienformel in der Hand, in allen Gotteshäusern ketze rische Lehren zu entdecken. Denn selbst der Gläubigste unserer Zeit ist Rationalist und faßt die DogmcN nicht alle im strengen Sinne der frü her« Jahrhunderte mehr auf. In Freiheit und Liebe soll man einig sein, darin, daß jedem Einzelnen und jeder Gemeinde das gute Recht bewahrt bleibt, sich seinen Glauben aus Jesu Lehre selbst zu entwickeln. So wird Friede, so Einigkeit im Geiste sein; und diese allein will das Chri- stcnthum. Dann aber, ruscn die Glaubcnsschwachen, dann zerfällt die christliche Kirche. O, ihr Kleingläubigen! Fünfzehnhundert Jahre lang hat man an der von euch beliebten Uniformität zu bauen versucht, hat es versucht mit den unmenschlichsten Mitteln, hat Hundcrttausende deshalb abgeschlachtct und — cs ist vergeblich gewesen. Soll das grausame Spiel noch einmal beginnen, um daö Unmögliche möglich zu machen? Versucht cs nurl Auch in der protestantischen Kirche stehen Tausende auf dem Sprunge, um sich zu der allgemriv.cn christlichen Kirche zu schlagen. Gott bewahre die jungen Gemeinden nur, wenn sie zu einem Concilium ihre Abgeordneten senden, daß ihre Vertreter nicht den Geist der Freiheit ver- läugnen und, was so verführisch ist, sich zu Herren des Glaubens und der Kirche machen wollen! Sollte cs sie gelüsten, die Geister binden zu wol len, so wäre der Sieg ihrer Gegner errungen; das erste Dccret des Con- cils, in welchem die Freiheit geschmälert würde, wäre dgs erste Sieges- buüctin der römischen Kirche. Darum, ihr lieben Freunde der neuen Gemeinden, hütet euch, mit eurem Ralhc die Gcmüther zu verwirren und dem Feind in die Hände zu arbeiten, wenn anders ihr Freunde der selben seid. — Aus der bairischen Pfalz wird dcm Frankfurter Journal ge schrieben: „Man vernimmt, wie in verschiedenen, theils ganz katholischen und andern Orten gemischterConfcssioncn die Katholiken sich zumAn- Muß der christ-katholischen Kirche und des Glaubensbekenntnisses der Schneidemühler erklären, und bereits circuliren in verschiedenen Städten und Orten unserS Kreises Listen dafür, die in wenigen Tagen über IOV Unterschriften zählten." --Dresden, 18. März. Die Deutsche Allgemeine Zeitung hat schon in Nr. 2S5 v. I. die Geschichte des durch den unermüdlichen, echtchristlichen Eifer des Karmcljtermönchs Johann Baptist erbauten Klosters und Hospitiums auf dcm Berge Karmel erzählt und mit Recht seine von gött lichem Segen wunderbar gekrönte Licbeöthat mit dem gleich gesegneten Werke des frommen Francke in Halle verglichen, wie denn die wahren Christen aller Confcssionen sich in der Liebe finden, die Christi Wesen ist und Gesetz, und den Brüdern wohlthüt um Gottes willen und weil der göttliche Hauch ihre Liebe entzündet und geheiligt. Der ehrwürdige Greis hat sich, um die Mittel zu der nöthig werdenden Erweiterung seiner edel» Schöpfung zu sammeln, in seinem hohen Alter nochmals der beschwerli chen Reise in unsere nordischen Gegenden unterzogen und rühmt sehr, welche freundliche Aufnahme er auch hier bei Christen aller Stände und Confcssionen gefunden. Hier in Dresden hat sich besonders der Domherr Milde für ihn und seine Mission gemüht und nur allein bei den hier anwefen- den Polen 30t>Thlr. für ihn gesammelt. Aber auch viele Protestanten haben hre Theilnahme bethätigt und dadurch ein schönes Zcugniß gegeben, daß ie durch den jetzt neu entbrannten Kirchenhader keineswegs verleitet sind, mch das Gute im Lager dcs Gegners zu bekämpfen, daß sie vielmehr das Echtchristlichc über allen Streit der Confcssionen erhaben halten. Unser Vogel v. Vogelstein hat das Portrait des Fra Baptista mit gewohnter Meisterschaft ausgcführt, und cs wird, lithographirt, zum Besten dcs Kar- melhosoizes verkauft. Möge der fromme Sammler auch in dem durch eine Wohlthätigkeit und seine freisinnige Unbefangenheit so auSgczeichne- cn Leipzig offene Herzen und Hände finden! 1'Dresden, 18. März. In der gestrigen Versammlung der hiesigen Deutsch-Katholiken war cs interessant, durch eine Mittheilung des Vorsitzenden einige Notizen über den Opponenten aus Finsterwalde zu. vernehmen, dessen wir neulich (Nr. 73) gedachten, der sem Versprechen, wieder in der Versainmlung zu erscheinen, nicht in Erfüllung gehen ließ. Seit Ik Jahren dort ansässig, ist von ihm unter Andrem bekannt, daß er die Ostcrfeicr alljährlich in Mariastern zu begehen Pflegt, auch mit dem