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Freitag Nr. 89. — 29. März 1844. WM Deutsche Allgemeine Zeitung. UM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» U-be-blick. ^Deutschland. ° Aus Sachsen, Das bairische Verbot des Gustav-Adolf- Vercins. — Die Rcgentschaftsfrage in Hannover. X Stuttgart. Der König. Die Eisenbahn. Der Kronprinz. Dingelstedt. Die Gebrüder Grimm- Karlsruhe. Antrag des Abg. Sander in Zollsachcn. Die ba dische Regierung. — Die Staatsschuld von Lübeck. Preußen. °Äcrlin- Die Gebrüder Grimm. **Äerlin-Die Straßennamen. *Üon der posenschcn Grenze. Die Jnspicirung der Pferde. — Der Cartelvcrtrag. — Die Schiedsmänner im Departement Glogau. svesterreich. *Pesth. Die Juden. Kossuth. Finanzwesen- Prag. Erz herzogin Marie. Portugal. * Lissabon. Almeida. Coimbra. Strenge Maßregeln. Anleihe- Tod des Richters Mello. Spanien. Das Morning Chronicle über Spanien. * Paris. Strenge Maßregeln. Die Königin Christine. Großbritannien. Die Anti Cornlaw League. Erfolglose Sitzungen im Unterhause. Die Beschwerden von Wales. O'Connell über Frankreich. Die englischen Journale über den König Karl XI V. Johann. * London. Lord Ashley. Hr- Ricardo. Frankreich. Postvertrag zwischen Frankreich und Oesterreich. Admiral Hamelin. Die Eisenbahnen. Victor Hugo. Beschlagnahme einer Flug schrift. Rüstungen gegen Marokko, ch Paris. Das Rckrutirungsgcsetz. ** Paris. Die Militairpflicht der Seminaristen- -Schweiz. Statistisches aus Genf- Italien. * Äus Sicilien- Die Noth. Witterung. — Sendung junger Mädchen in eine Verbrcchercolonie. Schweden nnb Norwegen. Stockholm. Die Bestattung des Königs. Universität Upsala. Verhaftung. Ehristiania. Die Unionsflaggc. Rußland und Polen. Von der russischen Grenze. Die Finanzen unter Cancrin. Griechenland. Vertrag mit der Pforte. Personalnachrichten. Handel und Industrie. Einnahmeübersicht des deutschen Zollvereins im Jahr 1813. * Dresden. Elbschiffahrtscommission. * Frankfurt a. M. Launuseisenbahngesellschaft. — München - Aachener Mobiliarfcuervcrsichc- rung. — Berlin. Neueste Nachrichten. Paris- Deputirtcnkammer. Ankündigungen. Deutschland. ° Aus Sachsen, 27. März. Seitdem in Baiern nicht nur die Thcilnahme an den Gustav-Adolf-Vereincn, sondern sogar die An nahme jeder Unterstützung durch ste verboten worden ist, haben mehre Land- und Forstwirthe Sachsens, welche beabsichtigten, der dieses Jahr zu München stattfindcndcn Versammlung der deutschen Forst- und Land- wirthe wie gewöhnlich bcizuwohnen, beschlossen, lieber auf die Versamm lung zu verzichten als in München zu erscheinen. Sic verkennen zwar Leinen Augenblick, daß die Gustav-Adolf-Vercine und die Versammlung -er deutschen Land - und Forstwirthe völlig verschiedenartige Dinge sind: jener Befehl lastet aber so beengend und schwer auf ihrem Gcmüth, daß sic dem Punkte, dem er angehört, in keiner Weise Dank und Verbind lichkeiten schuldig werden mögen, was nothwcndig geschehen würde, wenn sic nach München gingen. Wahrscheinlich werden viele andere Männer Deutschlands diese Empfindungen theilen. — Aus Hannover wird der Bremer Zeitung von den grundlosen Ge rüchten über eine Vermählung d c s K ö n i g s mit der verwitweten Groß herzogin von Mecklenburg berichtet, und daß nicht die mindeste Ursache vor handen sei, an die Nothwcndigkcit einer Regentschaft bei eventueller Thron besteigung des Kronprinzen zu glauben. Mit Bezug auf vr. Oppcn- hcim's in Stuttgart erschienene umfängliche Erörterung dieser Frage heißt «s: so richtig und unwiderleglich seine staatsrechtlichen Theorien und Fol gerungen wären, ginge derselben doch jede praktische Bedeutung ab. Ge setzt, die Nothwendigkeit einer Regentschaft bestände, wer könnte, wer wollte dieselbe geltend machen, sofern nicht König Ernst August und der Kron prinz selbst darein consentirten? Wer wäre in dieser Beziehung berechtigt und wo könnten die Berechtigten ein solches Recht geltend machen? Meine man etwa, der Bundestag würde (vielleicht aus freien Stücken, etwa wegen des monarchischen Princips) diese Frage aufnehmcn? Aber der König von Hannover ist Souverain, die Bundesversammlung kein Ge richt und mußte sich sogar für inkompetent erkennen, als cs auf Wah rung eines Grundgesetzes des Deutschen Bundes (Art. 56) ankam. Oder meine man, die Llgnatcn, als die zur Führung der Regentschaft Berech tigten, würden die Einsetzung derselben reclamircn? Gewiß nicht, denn wo und wie sollten sie einen solchen Einspruch erheben und geltend ma chen? Oder glaube man gar, die Stände würden auf eine Regentschaft dringen? Ggnz gewiß nicht, denn wo und wie wollten sie ein solches Verlangen durchzuführen hoffen, selbst angenommen, daß cs in ihrem In teresse und in ihren Rechten läge? Die Angelegenheit möge also nach al tem deutschen Staats- und Fürstenrcchte liegen wie sie wolle, nach den jetzt in dieser Angelegenheit allein entscheidenden Verhältnissen habe König Ernst August auch nicht die allcrmindcste Veranlassung, auf Einsetzung einer dcmnächstigen Regentschaft zu denken. Die Negicrungsfähigkcit des Kronprinzen sei aber auch keine Frage des Staatsrechts mehr, sondern eine feststehende, erwiesene Thatsache. (Das war die hannoversche Con stitution von 1833 auch!) Stuttgart, 22. März. Hier in Stuttgart verschlingen seit einigen Wochen zwciJnteressen alle übrigen: das Befind en dcs Königs und der Eiscnbahnhof. Dank sei dem Himmel, der König ist wieder heraestcllt. Der Leibarzt wird indessen den ungeduldigen Patienten noch ein paar Wochen in das Zimmer consigmren, bis die abscheuliche Witterung vorüber ist, welche uns gestern wieder Schnee und heute 7 Grad Frost gebracht hat.— Unser Oberland, namentlich der Schwarzwald, fängt an, unter dem beharrli chen Winter schwer zu leiden. Eine solche Masse Schnees ist noch gar nicht erlebt worden, und die Noth der ärmern Klassen steigt zusehends. Was die Eisenbahn betrifft, so ist nun zwar Stuttgart und die Umge gend durch die letzten Beschlüsse wohl bedacht, wenn auch nicht alle Egois men sich zufrieden geben; aber das übrige Land beschwert sich bereits über das scheinbare Vergessen der andern Linien. Man betrachtet nach gerade Stuttgart als einen Schwamm, der die Säfte der Provinz cin- schluckt, und wenn wirklich die kostspielige Dampfbahn über Geißlingeir und die rauhe Alb geführt werden sollte, so litte der Jaxtkrcis unsäglich durch solche Vereinzelung, weil er mit seinem Wcinproducte nicht mehr gegen die mit Dampf ankommenden rheinischen Weine concurriren könnte. So stellt sich die Rems-Brenzbahn mehr und mehr als Nothwcndigkeit heraus, weil man sich doch an die bairische anschließen muß, und von Heidenheim ließe sich ja leicht eine Zweigbahn nach Ulm bauen. Von den Landständen, deren Jntcgralerneucrung im November d. I. vorge nommen werden muß, läßt sich der feste Beschluß erwarten, daß, wenn und . weil einmal Dampfbahnen beliebt sind, dieselben nicht blos um Stutt gart herum laufen, zum größern Vergnügen der Herren und Damen, und erst in einigen Jahren allmälig sich nach der Peripherie ausbrciten, son dern daß die Hauptstrecken alle, zumal von ihren Haupt- und Endpunk ten an, in Angriff genommen werden. Hat der Finanzministcr Uebcr- schüssc, so lege er sie zu einer Schuldentilgungskaffe der EisenbahnbilletS an und errichte einstweilen eine Staatsbank mit Papiergeld. Nur so kann, was.geschehen muß, zu rechter-Zcit und zum Nutzen der meisten Contribucnten geschehen. Unser Kronprinz hat seine italienische Bildungsreise mit diesem Monate beendigt und wird sofort nach Wien gehen. Sein Gefolge dürfte einige Wochen durch den Hofrath Franz Dingelstedt ver mehrt werden, der ebendahin abrcist, um daselbst die berühmte Sängerin Lutzer zu hcirathcn, mit welcher er den Soznmcr über in Kannstatt zu wohnen gedenkt. Seinen „Sieben friedlichen Erzählungen" wird er in kurzem einen Band Gedichte folgen lassen. Die bitter» Kränkungen, die er seit seinem Hiersein von einer susceptiblcn Partei ungcrcchterwcise er dulden mußte, haben ihn sichtlich angegriffen. Es ist überhaupt ganz er staunlich, mit welcher Dreistigkeit von einer gewissen Seite über alle deut schen Cclcbritätcn hergcfallcn wird, die nicht in offenem Kriege mit den deutschen Regierungen- leben wollen. Wie unfromm sind nicht die neue sten Verunglimpfungen gegen die Brüder Grimm! Und warum doch? weil sie es überflüssig fanden, dem Hm. Hoffmann von Fallersleben in Berlin als Folie auf seinen Fcstmahlszügcn zu dienen. Will man denn ganz und gar vergessen, daß die literarischen Verdienste solcher Männer ihre bleibenden sind und die Protcstation gegen ein VcrfassungSpatcnt nur ein zufälliges Acccssit? Wenn wir auf solche Weift in unsern edelsten Theilen wühlen, so werden wir der Sache des Fortschritts sicherlich nicht auf die Beine helfen. Karlsruhe, 23. März. In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten machte bei derBcrathung des Zolltarifs Abg. San der folgende Bemerkung: „Man könne nicht übersehen, daß bei den bc- sondcrn Beziehungen Hannovers zu England der Beitritt Hannovers zum Zollverein doppelt und dreifach wichtig sei, damit cs nicht eine englische Wagenburg mitten in Deutschland bleibe. Die Vcrcinsregierungen soll ten alle Bestimmungen des Zollacsetzes gegen Hannosser streng anwcndcn, um dasselbe zum Beitritt zu bestimmen (sie), was dann auch den An schluß der Hanscstädtc nach sich ziehen und einen deutschen Schiffahrts- vercin hcrbeiführcn würde. Auf der andern Seite seien besonders für Süddeutschland die Beziehungen zu Oesterreich wichtig; eine Annäherung des Kaiftrstaatö würde das deutsche Interesse in demselben stärken. Es sei schmerzlich zu sehen, wie der Zollverein mit andern Staaten Verträge schließe, mit Oesterreich aber in keinem VcrtragSvcrhältnissc stehe. Cr