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SLV MreuHerr. Die Allgemeine Preußische Zeitung enthält folgende Erklärung des Dekans und der Professoren der philosophischen Facultät der Universi tät Berlin vom 22. April: „Zn der Angelegenheit des bisherigen Privatdocenten vr. Nauwerck ist die unterzeichnete philosophische Facultät in ven Zeitungen Gegenstand man- nichfaltigcr erdichteten oder entstellenden Erzählungen geworden, und erklärt — Die Gothaische Zeitung enthält eine Verordnung vom SV. April, wo- nach die regierenden Herzoge zu Sachsen-Koburg und Gotha, Sach- " fen-Meininaen und Sachsen Stltenburavom Tage der Verordnung ' an beschlossen haben, für sich und ihre direkten Nachkommen in erster Genera- - tion und präsumtiven Degierungsnachfolger statt des bisherigen Prädicals > „Herzogliche Durchlaucht" das Prädicat „Hoheit" zu führen. * Hamburg. 21..April. An die Wiederherstellung unserer abge- ' brannten Nikolaikirche wird, dem Vernehmen nach, bald Hand ange legt werden. Nachdem die über dem Boden stehenden Trümmer abge tragen sind, werden nun auch die Grundsteine pon Kirche und Thurm herausgeschafft, wofür die Rath- und Bürgerdeputation 50,000 Mk. Beo. vergütet hat. Im Ganzen besaß die zum Bau ernannte Commission am 31. Marz 1844 bereits ein Capital von 288,483 Mk.Cour., von welchen 111,875 Mk. mittels der Schillingsammlung erhoben wurden. Anderweitige Ga ben in größern Summen gingen zum Belaufe von 56,750 Mk. ein, und die Vebwaltungscommission der zum Aufbau der Petri - und Nikolaikirche bestimmten Gelder hat ebenfalls 111,955 Mk. empfangen-, wovon die Hälfte für die letztere bestimmt ist. Mit diesem Grundkapital, daS in wenigen Monaten die Summe von 300,000 Mk. übersteigen wird, dürfte cs um so eher rathsam sein, das Werk zu beginnen, als dadurch die Ge ber noch mehr" Veranlassung finden werden, ihre Beiträge mit Eifer zn spenden. Nichts wirkt mächtiger auf den Menschen als die lebendige That, und darum wird der Bau des neuen Gotteshauses um so rascher befördert werden, je mehr die sichtbaren Zeichen desselben dem Boden entsteigen. Uebcrdics wird der Bau der die Kirche umgebenden Wohn häuser demnächst ganz vollendet sein, und es ist ein schöner, geräumiger Platz entstanden, auf welchem ein in reinem Geschmack entworfenes Werk sich vorthcilhaft ausnehmcn wird, im Gegensätze zu unserer Petrikirche, die auf eine unverantwortliche Weise umbaut und dem Auge verhüllt wurde. Es ist zu beklagen, daß man den günstigen Augenblick nicht besser be nutzt und aus dem traurigen Ereigniß von 1842 eine heilsame Lehre ge zogen hat. — Das Elend der schlesischen Weber hat auch in Ham burg Anklang gefunden, und eine Sammlung ist angekündigt worden, welche hoffentlich nicht ohne namhaften Erfolg bleiben wird. Der An theil, welchen diese unglücklichen Menschen erregen, scheint allgemein zu werden; allein wenn man auchWu schneller Gabe ohne weiteres Bedenken auf- fodcrn muß, so bleibt doch dauernde Noth im Hintergründe stehen, die nur durch fortgesetzte Beiträge gemildert oder entfernt werden könnte. Dies ist aber nicht der Weg, wie geholfen werden soll, sondern Arbeit und hin reichender Lohn allein können Äbhülfe gewähren. Bei der immer größer werdenden Mitbcwcrbung aber ist wenig Aussicht zu diesen beiden Mit teln vorhanden; denn eine Zeit ist gekommen, wo der Käufer oder Spe kulant mit der Bemerkung hervortritt, nur von solchen Fabrikanten kau fen zu können, deren Arbeiter mit Kohl und Kartoffeln gefüttert werden. Darum findet die Hoffnung in der nächsten hukunft keinen Ankergrund, und Besorgnisse düsterer Art lagern sich um die Ferne, die nur von kräf tiger Hand zu heben sein dürften. — Die Errichtung eines Irrenhau ses zur Ausnahme unserer Geisteskranken ist schon lange ein from mer Wunsch unserer Bürger gewesen, der endlich zur Ausführung kom men soll. Wie man vernimmt, wird es zur Aufnahme von 600 Kran ken eingerichtet werden, die bisher aus Mangel einer andern passen den Stelle in das Kellergeschoß des allgemeinen Krankenhauses verwie sen worden waren. Es wäre endlich Zeil, diesem Schauspiel ein Ende zu machen und den Leidenden dieser Art einen entsprechenden Aufenthalt zu verschaffen. — In der nächsten Bürgerversammlung wird der Senat wahrscheinlich die Uebernahmc der drei ältesten Wasserkünste für Rech nung des Staats in Vorschlag bringen, wodurch wesentliche Vortheile für die Wasserbcdürftigcn erzielt und geboten werden sollen. auf den Tod des Pfarrers Weidig, wodurch die Umstände irr ein hellere- Licht gestellt werden; namentlich gewinnt dadurch das Material zur Be leuchtung der Flage, ob und ig welchem Grade Georgi, als er die Ver wundung dieses Angcschuldiaten wahrnahm, durch Unterlassung seine Pflicht vernachlässigt habe. Bei dem allgemeinen lebhaften Wunsche, daß die volle und ganze Wahrheit an den Tag komme, ist daS Erscheinen dieser Schrift von zwei Männern, die als Acrzte und Menschen in allgemeiner Achtung stehen, sehr willkommen. Sie ist zugleich ein interessanter wis senschaftlicher Beitrag zur Lehre von der Abart des nachlassenden und aus- schenden Wahnsinns, welch? man mit dem Namen Zitter- oder Säufer- Wahnsinn (ckelirium tremens) bezeichnet. Dem Processe Weidig ist also auch die Wissenschaft Dank schuldig. ' -> Gestern verweilte Mittermaier auf seiner Rückreise von Gießen, wo er sich acht Tage lang aufgehalten hatte, im Kreise seiner hiesigen Freund? und Verehrer. — Heute wurde die Leiche des vorgestern plötzlich am Schlag? gestorbenen 74 jährigen Gcnerallicutcnants ulid Gouverneurs der Residenz, Frhrn. v. Dalwigk, mit den höchsten milisairischen Ehren zur Erbe be stattet. Der Prinz Emil, Chef unser- Truppencorpö, führte selbst den Leichenzug an, um seinem ältern tapfern Waffcngenosscn, der fast allen Feldzügen seit 1793 beiwohnte, die letzte Ehre zu erweisen. Der Ver storbene ist als Verfasser mehrer Schriften historischen und militairwis- scnschaftlichen Inhalts bekannt und hinterläßt ein ehrenvolles Andenken. Karlsruhe, IS. April. In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten beginnt die Berathuna über den Entwurf der Straf- proce/ordnung im Allgemeinen. Präsident Bckk verläßt den Präsi- dcntenstuhl, um an der Verhandlung Theil zu nehmen. Vicepräsident Bader nimmt seine Stelle ein. Abg. Trefurt greift den Eingang de- Eom- missionsberichtö darum an, weil die Schilderung deS seitherigen ZuständeS der Strafrechtspflege in Baden auf eine übertriebene, allzu sehr anschul digende Weise dargestellt worden. Staatsrath Jolly als Rcgicrungscom- missar stimmt dieser Erklärung bei, mit dem Anfügen, man könne dem lebhaften Vortrage des Abg. Welcker etwas zu gut halten, weil er es nicht so böse meine, als er sich auszudrücken pflege. Er ersucht die Kam mer, die Berathung möglichst abzukurzcn. Abg. Welcker verliest hierauf einen umständlichen Vortrag des Abg. Kleinschrod über die Einführung des öffentlichen und Anklagevcrfahrens; er beruft sich zur Rechtfertigung seiner Ausdrücke darauf, daß er in seiner Schrift, den Proceß gegen Wei dig betreffend, zwanzig Fälle ungerechter Verurtheilungen aufgezählt habe, welche in Deutschland vorgekommcn. Er bekämpft die Einwendungen, welche gegen Oeffentlichkcit vorgebracht worden, in umständlicher Rede, führt aus, daß der Sittlichkeit dadurch nicht geschadet werde, da über Verbrechen, welche vorkommen, ohnedem im Privatleben gesprochen werde. Er erklärt den Entwurf für mangelhaft; er wolle aber lie ber das minder Gute annehmen als den im Entwürfe liegenden Fort schritt vereiteln. Er behauptet, es fänden Umtriebe statt, die Regie rung zu veranlassen, das Gesetz nicht zu Stande kommen zu lassen. Rc gierungscommissar Jolly:' Dies sei nimmermehr die Absicht der Regie rung. Aba. Weizel hebt zunächst die Vorzüge des persönlichen, münd lichen Verkehrs zwischen dem Angeschuldigten und dem urthcilcnden Rich ter hervor, weil nur dadurch die persönliche Uebcrzeugung des Richters begründet werde. Er ist für die im Entwurf ausgesprochene Beschrän kung des AnklaaeverfahrcnS und den ausgedehnten Wirkungskreis des Staatsanwalts. Präsident Bckk warnt davor, sich nicht durch allzu große politische Acngstlichkeit abhaltcn zu lassen, eine allerdings folgenreiche, aber nützliche, den Federungen der Zeit entsprechende Veränderung cintrcten zu lassen. Er will nicht, daß man den historischen Boden gänzlich verlasse und nach Idealen strebe, sondern Dasicnige umgestalte, was veraltet sei und damit seinen Boden verloren habe; dies sei der Fall mit dem gehei men schriftlichen Verfahren in peinlichen Rechtssachen, nachdem in vielen Beziehungen unser Staatsleben ein öffentliches geworden. Wenn das Bebürfniß einer Acnderung picht blos von den Freunden des raschern Fort- , schritts behauptet werde, sondern auch wirklich zum Bedürfnisse der Zeit und zur Federung der Bcdachtsamcrn, mit Ruhe Prüfenden geworden, dann sei cs an der Zeit, eine Acnderung in der Gesetzgebung cintrcten zu lassen. , Es sei unter solchen Verhältnissen Sache verständiger Staatsmänner, sol- § chen gegründeten Federungen nachzugeben. Er ermahnt, durch möglichste , Verständigung über entstehende Meinungsverschiedenheiten das zu seinem I Dank dargebotene Gesetz zu Stande zu bringen. Abg. Hecker spricht ge- § gen die Gegner des Gesetzentwurfs als Feinde der Regierung und des , Volks; nur Diejenigen könnten entgegen sein, die in Folge eines bösen Gewissens die Heimlichkeit wünschen müßten. Abg. Gerbcl beklagt, daß < der Entwurf nicht früher veröffentlicht und dem Urtheilc der Sachverstän digen außer der Kammer unterstellt worden. Er sowol als Abg. Knapp vermissen in dem Entwürfe die Schwurgerichte. Der Letztere spricht ge gen das System der Lügen und Verläumdung, das in neuerer Zeit über hand nehme, und wünscht Strafgesetze dagegen. Die allgemeine Bera thung wird damit geschlossen. Der Präsident spricht den Wunsch aus, daß Diejenigen, die Abänderungen der einzelnen Paragraphen in Antrag bringen wollen, diese Anträge dem Präsidenten wo möglich vorher schrift lich übergeben. Hierauf wird die Sitzung geheim. (Bad. Bl.) Darmstadt, 20. April. Es ist bereits (Nr. 36) der Absicht der beiden Acrzte, auf welche in der bekannten Schrift des Hofgerichtsraths Georgi in Gießen schwereBeschuldigungengcwälzt wurden, desMcdicinal- directors Dr. Graff und des geheimen Mcdicinalraths Dr. Stegmayer dahier, gedacht worden, diesen Beschuldigungen in einer besondcrn Druck schrift entgcgenzutrcten. Diese in Wiesbaden erschienene Gegenschrift ist gestern hier ins Publicum gelangt und in allen Händen. Äer „vordere Theil der Blätter", wie sich die Vorrede ausdrückt, ist von Dr. Graff, der ohnehin in der literarischen Welt hinreichend bekannt ist, verfaßt, der „Anhang" von Dr. Stegmayer. > Die Schrift erscheint, worüber uns gleichfalls die Vorrede belehrt, darum etwas später, weil zur Veröffent lichung der zur Verthcidigung dienlichen Aktenstücke die Conccssion der höchsten Staatsbehörde eingeholt werden mußte. Der Titel der Schrift ist schon bezeichnend: „Einige Worte zur Beurtheilung des Wahnsinns überhaupt und des Säufer-Wahnsinns insbesondere, in medicinisch-gericht- licher Beziehung. Nebst einem Anhänge, veranlaßt durch des Hrn. Hof gerichtsraths Georgi Erwiderung" rc. Bekanntlich war dieser Untersu chungsrichter von dem angeschuldigtcn Studenten Minnigerode, der wäh rend der Untersuchuna krank ward, und zwar darum perhorrescirt worden, weil er, an Säufer-Wahnsinn leidend, außer Stande sei, sein Amt als Untersuchungsrichter zu verwalten. Uebcr die Krankheitszuständc dieses Angeschuldigten legten die beiden Acrzte Zeugnisse ab, und ebenso bezeug ten sic, daß Georgi im Januar 1837 am Saufcr-Wahnsinn gelitten habe, während Dieser sie in seiner Schrift unrichtiger Angaben in ersterer Be ziehung beschuldigte und behauptete, daß sein Krankheitszustand nur die Grippe, und die Behauptung der Aerzte, er habe am Säufer-Wahnsinne gelitten, eine perfide Dcnunciation gewesen sei. Der Zweck der Schrift - der beiden Mcdicincr ist nun, unter Beziehung auf die Acten nachzuwei sen, daß beide Beschuldigungen ihres nunmehrigen Gegners völlig ungc- 1 gründet seien. Außerdem liefert der Anhang noch einige Daten in Bezug >