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r«r« "das besondere als gültig anzunehmen?" Zweite Frage (Abg. Dim. Kalli- Phournas): „Sind zur Feststellung der Zahl der Abgeordneten eines jeden Regierungsbezirks die Militairrckrutirungslisten, welche vor Bekanntma chung des AbgcordnetcnivahlgesetzcS (Nr. 106) vorhanden waren, oder die jenigen gültig, welche nach Erscheinen besagten Gesetzes abgefaßt wurden?" Die bei Erörterung dieser Fragen nunmehr folgenden Verhandlungen wei chen ganz von der parlamentarischen Ruhe, Schicklichkeit und Ordnung ab; lautes Schreien und Toben, an welchem auch die Mehrzahl der Zu hörer Theil zu nehmen sich erlaubt, durchhallt den Saal, vergebens be müht sich der Präsident, die SihunaSpolizei einzuhaltc», alle Ordnung scheint auf eine halbe Stunde aufgelöst zu sein, und nur nach mannich- sachcn Anstrengungen des bessern Theiles der Abgeordneten gelingt cs endlich, zur Abstimmung über obige beide Fragen zu gelangen, wo, bei gleich getheiltcr Stimmcnzahl, durch den Beitritt der Stimme des Prä sidenten dem ersten Anträge der Sieg verschafft wird, obgleich mehre Ab geordnete und selbst der Stimmwähler Pctrinos bemerken, daß bei der Abstimmung Fehler vorgegangen. Vor der Abstimmung trat der Zustizminister Balbis in den Sitzungs saal, und der Abgeordnete I. Pharmakis trug auf dessen Verpflichtung an. Dagegen erklärte der erste provisorische Secretair K. Kolokotronis, Laß Hr. Balbis nur als Minister hier gegenwärtig sei; eine Erklärung, welcher von verschiedenen Seiten des Saales widersprochen ward. Abg. Dim. Boudouris: „Hr. Balbis ward erst nach seiner Wahl als Abgeordneter zum Minister ernannt; deshalb ist die Gültigkeit seiner abermaligen Wahl einer neuen Prüfung zu unterstellen. Hr. Balbis entläßt jeden Tag mit tels seiner Unterschrift die würdigsten Individuen des Richtcrstandcs, des halb möge er es sich auch, auf Grund der Verfassungsurkunde, gefallen lassen, auf Sih und Stimme als Abgeordneter bis auf weiteres zu ver zichten." Nack einigen Discussionen wird Hr. Balbis nicht vereidet, son dern darf nur in seiner ministeriellen Eigenschaft im Sitzungssaale vcr- lblciben. Bei der am andern Tage als am I. Oct. stattfindenden Vor lesung der Verhandlungen der vorigen Sitzung wird von vielen Abgeord neten die Bemerkung gemacht, daß der Einwurf gegen des Justizmini- jkers Balbis Verpflichtung nebst den darauf erfolgten Debatten nicht er wähnt seien, und es ward gleichzeitig der Antrag zur Corrigirung des Protokolls gestellt. Von allen Seiten ruft die nationale Partei (die so genannten Ethnimoi): „Nein, nein!" Die Mehrzahl der Kammer be schließt endlich, daß ein erläuternder Zusatz dem Sitzungsprotokollc beige fügt werde, womit auch der vortragende Secretair K. Kolokotronis sich einverstanden erklärt, jedoch wegen einer in der Zeitung Elpis angeführ ten, angeblich vom Kammcrarckivariat ausgegangenen Unrichtigkeit ver langen beide Secretaire, Kolokotronis und Äntoniadis, ihre Enthebung wom Secretariatsposten, worüber aber von der Kammer die Entscheidung Lis auf weiteres ausgesetzt wird. Nach vielen und stürmischen Debatten, ob Lie vorige Abstimmung wegen angeblich dabei vorgckommener Fehler nochmals vorgenommen werden solle oder nicht, wird diese Frage endlich verneint, mnd über den fraglichen Hauptgegenstand, ob der Abgeordnete Sp. Trian- taphyllis zur Kammer zulässig sei oder nicht, abgestimmt. Achtzig Stim men verwerfen das besondere Protokoll, wodurch Triantaphyllis als drit ter Abgeordneter von Akarnanicn erwählt wurde; 22 Stimmen sind da für, und 3 Mitglieder geben ihre Stimmen nicht ab. (In Folge die ser Abstimmung verläßt Sp. Triantaphyllis die Sitzungsschranken.) Bei Erledigung des folgenden Punkts, wer von beiden Eandidaten, Nikolaos Mavrommatis oder Nikolaos Manginopoulos (Nr. 287), zu verbleiben habe, gehen die parlamentarischen Debatten in einen solchen Zustand von Aufregung über, daß sie eher der Austausch verletzender Persönlichkeiten ge nannt zu werden verdienen. Die Mehrzahl der sogenannten konservativen verläßt, ohne das Abstimmungsrcsultat abzuwartcn, den Sitzungssaal; endlich gelingt es mit der Abstimmung durchzudringen; 70 Stimmen sind «egen Manginopoulos, 8 conservative Mitglieder, welche im Sihungs- saale verblieben waren, stimmen zu seinen Gunsten, worauf die Sitzung geschlossen wird. — Der König und die Königin haben am 5. Oct. mit einem zahl reichen Gefolge eine Vergnügungsreise nach den Provinzen angctretcn. Die Tour geht über Chalcis, Theben, Livadien, die Thermopylcn bis zur Grenzfcstung Lamia (Zeituni); auf dem Rückwege besuchen die erlauchten Reisenden Voniba, Missolunghi, den Helikon und den Parnaß und tref fen am elften Tage wieder in Athen ein; die Reise wirb ganz zu Pferde gemacht. — Am 30. Sept, ist der Namenstag des Königs mit großer Festlichkeit begangen worden; es fanden verschiedene Ordensverleihungen statt; Metaxas hat das Großkreuz des Erlöserordens erhalten. Brasilien. Rio Janeiro, 27. Jul. Nach amtlichen Angaben des Finanzmi- msters beträgt die brasilische in England gemachte Staatsschuld, mit Inbegriff der laut Verträge an Portugal zu zahlenden Summen, 6,187,050 Pf. St., wofür der Schatz an Zinsen und Commission 315,3-16 Pf. St. jährlich zu zahlen hat. So lange die Schuld besteht, von welcher ein Theil schon seit 1821 eingegangcn wurde, sind die Zinsen immer pünkt lich entrichtet worden, wie nicht minder der zur Tilgung derselben ver tragsmäßig scstgesetztc Belauf. Seit Juni 1830 hat indessen der jährlich erfolgte Ausfall in den Finanzen die Aussetzung der Schuldtilgung hcr- Leigeführt, ohne deshalb dem brasilischen Credit in London im mindesten zu schaden. Ueberdies werden auch zur Bezahlung der diplomatischen Agenten in Europa beträchtliche Anschaffungen erfodcrt; und bei näherer Untersuchung der vom I. April 1813 bis 31. März 1811 gemachten Ri messen stellt es sich heraus, daß die Regierung im Ganzen binnen dieser Frist 183,883 Pf. St. nach London Übermächte. H)erfo«al«achrichten. Orden. Oesterreich. Stcphanorden, Ritterkreuz: der Hofrath Krhr. Franz v. Löhr- — Preussen. Rother Adlerorden 1. Kl.: der KreiSdepu- tirt« Kammerherr Graf v. Alvensleben, der Berggeschworene Augustin zu Eisleben, der Böttchcrmeistcr Balk in Magdeburg, der Bürgermeister Baumgarten zu Ellrich, der Bürgermeister v. Baußen zu Sandau, der gräflich stolbergsche Kammerdircctor Benzler zu Wernigerode, der Medici- nalrath und Pros. Dr. Bernhardi zu Erfurt, der Landrentmeister Blie sen er zu Erfurt, der Major a. D. Stadtrath Bonte zu Mühlhausen, der evangelische Lehrer Lieutenant a- D. Bosse zu Sommcrschenburg, der Berg rath und BcrgamtSdirector Graf v. Bredow zu Wettin, der Oberforstmei- stcr v. Brixen zu Erfurt, der Superintendent Buch zu Prettin, der Cri- minalpolizeicommissar Bühling in Magdeburg. Wissenschaft und «Kunst. -Leipzig, 21. Oct. Das hiesige Conservatorium für Musik hielt am 18. Oct seine halbjährige öffentliche Hauptprüfung im Conccrtsaale des Gewandhauses, und hatte hierzu eine große Anzahl Kunstfreunde eingeladen, sodaß der ganze «aal gefüllt war. Der erste Satz der l>-üur-Symphonie von Beethoven, gespielt von sämmtlichen Schülern desConservatoriums mit allei niger Unterstützung eines Contrabasscs (die Blasinstrumente auf zwei Flü geln ausgeführt- eröffnete den ersten Theil, und die „Hebriden-Ouvertüre" von Mendelssohn-Bartholdy den. zweiten. Die Ausführung beider Stücke war äußerst präcis und gelungen. Hieran schlossen sich Solovorträge für Clavier, Violine und Gesang; ferner wurden zwei Sätze aus einem Violinquartett vorgetragcn, welches ein Schüler der Anstalt, Hr. Dupont aus Rotterdam, componirt hatte, und das ein schönes Compositionstalcnt bekundete. Den Schluß machte eine Hymne für Solo und Chor von Richter, vorgetragen von sämmtlichen Schülern des Conscrvatoriums. Im Clavierspicl zeichneten sich die HH. Goldschmidt aus Hamburg, Kuh lau aus Leipzig, Tausch aus Dessau, vor Allen aber der noch sehr junge Gockel aus Willibadcssen sehr vortheilhaft aus. Im Biolinspiel leisteten die HH. Oehmigen aus Mügeln, Zahn aus Halle und Meyer aus Altenburg Vortreffliches und machten ihrem Lehrer, Hrn. Concertmeister David, alle Ehre. Beiden Sängerinnen fand eine fast allgemeine Heiserkeit statt; doch machten sich die schönen Stimmen der Fräulein Louise Hennigsen aus Erfurt und Sidonie Haubold aus Leipzig geltend; die Letztere vorzüglich trug eine Aric von Mo zart mit Gefühl und Wärme vor und berechtigt zu den schöpften Hoffnungen. Die Anstalt, welche gegen 60 Eleven zählt, hat durch die heutige (zweite öf fentliche) Prüfung einen neuen sprechenden Beleg geliefert, daß in jeder Be ziehung tüchtige Musiker in ihr gebildet werden, und sie deshalb alle Lheil- nahme verdient. Handel und Industrie. -Berlin, >0. Oct. Je näher der Schluß der Gewerbcausstellung rückt, desto mehr häufen sich die Besucher und die Nachfragen nach Loosen, welche häufig fehlen und von denen heute bereits über 71,000 Stück abgcsetzt sind. Auf fünf Nummern sollen immer zwei Gewinne treffen. — Die neueste Paßregcl unserer königl. Hauptbank, nämlich die Erhöhung des Zinsfußes um ein ganzes Procent, also auf 1'/- Proc. (Nr. 291), wird hier sehr ver schiedenartig bcurtheilt und ausgelegt; man fragt sich: warum grade jetzt eine solche Maßregel, welche dem Handelsstande gewiß nicht erwünscht sein kann. Berlin, 20. Oct. Die mit dem I. Oct. d. I. eingetrctcne Ermäßigung der preußischen Portotaxe ist bis jetzt nur für die inländische Correspon- dcnz in Anwendung gebracht worden, sodaß für die vom Auslande kommende oder dahin bestimmte Corrcspondcnz noch das frühere Porto gezahlt werden muß. Hierdurch werden Mißverhältnisse herbeigcführt, deren baldige Beseiti gung wünschenswcrth ist. Bevor diese aber erfolgen kann, bedarf es der Verständigung mit den betreffenden fremden Staaten, um diese sowol in den Stand zu setzen, die veränderten Laxen für die Korrespondenz von und nach Preußen bei sich cinzuführcn, als auch um prcußischcrseits für die bewilligte Thcilnahme an der in Preußen eingetretencn Erleichterung angemessene Ge genleistung zum Nutzen der diesseitigen Correspondcnten aüszubedingcn. Bei der Kürze der Zeit von der Genehmigung der neuen Laxe bis zu deren Einführung in Preußen, und da alle mit ausländischen Behörden zu führende Verhandlungen nothwcndig zeitraubend sind, ist es einleuchtend, daß diese Vorbereitungen noch nicht haben zum Schluffe geführt werden können; cs ist jedoch zu hoffen, daß dieses bald gelingen werde. In Betreff der Corre- spondenz mit fremden deutschen Staaten läßt sich die baldige vollständige Rcgulirung der Angelegenheit mit Sicherheit erwarten. (A-P.Z.) Börsenbericht. * Leipzig, 2l. Oct. Die flauen Kursberichte von Berlin unterstützten heute die Bemühungen verschiedener Speculantcn, Säch- sisch-Baicrschc Eisenbahnacticn auf 97 V2, Anhaltische auf >1 > '/„ Chemnitzer 98 und Schlesische auf 107 >/, zu drücken. Leipzig-Dresdener schloffen mit 131'/, Geld, Magdeburg-Leipziger 188 Geld, Altona-Kieler 107'/, Geld, lieber die Lafeln unserer Wechsler wandern übrigens gegenwärtig nicht un bedeutende Posten Sächsisch-Bairische und Schlesische in feste Hände, wie diese beiden Sorten überhaupt das Lieblingspapier unsers Publicums zu sein scheinen. Eisenbahn. -Liegnitz, 18. Oct. Heute ist die Bahnstrecke von Breslau hierher, der crste'vollendetc Abschnitt der Märkisch-Niederschle sischen Bahn (Nr. 288), feierlich eingeweiht worden. Morgen wird sie dem Publicum übergeben. Beide Bahnhöfe, der zu Breslau und der zu Liegnitz, sind Muster von Eleganz, und dabei sehr zweckmäßig für das Gcfchäft. Zur Einwcihungsfeier waren sie wie die Stationsbahnhöfe mit Blumen, Laubge- windcn und Fahnen reich geschmückt. Zur Einwcihungsfahrt waren alleDi- rcctoren der Bahn nebst drei Verwaltungsräthen aus Berlin angckommen. Die höchsten Behörden aus Breslau, der Gouverneur Graf v- Brandenburg, der Oberpräsident v. Mcrckcl, die Regierungspräsidenten, Bürgermeister, Stadt verordneten rc. wohnten der Feier bei. Um 10 Uhr fuhren die Geladenen, nachdem der erste Director der Bahn, Regierungsrath v. Maaßen, sic durch eine Anrede begrüßt hatte, von Breslau hierher ab und trafen, nach man cherlei Anhalt unterwegs auf den Bahnhöfen um 12)7. Uhr hier ein. Hier begrüßte sie unser Bürgermeister Jochmann durch eine Anrede, die einer der Direc in die fest cinzunehm brachte de Dann fol; auf die t sprach der Worte üb veranstalt, sich so vol Cis, vom 13. l (Vom t. Sta, IW-/,; 3, Meti Livorn. 1 l BerU von den Z 58, 63, 6 30,, 372, 727, 732, 016, 911, 1181, I,8 IE, 117 1881, 189 2111, 211 2103, 217 Par mit den d schung t A u m a l c des Im W I. Di »8- Die ne schließt, .von haben. Als anerkannt; sicher herbei II. D, an Eii Ge Dbige < Erguss des > Borlesung d Freude inne in. Dl un -i, Gr Das S „k s u e L 3 u und empfiehl erscheint in Frauen und s37SO)