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Spanien. * Daris, 16. Oct. Die Thronrede, mit der in Madrid am 10. Oct. die Cortes von der Königin eröffnet wurden, lautet: „Meine Herren Senatoren und Abgeordneten! Ich konnte mein Gcburts- fcst nicht besser feiern als dadurch, daß ich die Cortes des Königreichs auf diesen glücklichen Tag einbcricf und die Auscrwähltcn der Ration um mich versammelte. Ich darf mir zu gleicher Zeit Glück wünschen zu den wohl wollenden Gesinnungen, welche mir die verbündeten und befreundeten Mächte ** Berlin, Id. Oct. Es ist bereits früher öfters gemeldet worden, daß die hiesige Judenschaft einen dritten Rabbiner in der Person des I)r. Sachs, bisher in Prag, gewählt. Derselbe ist auf Grund einer kö- nigl. Ermächtigung von den zuständigen Ministerien der geistlichenu. An gelegenheiten sowie des Innern bestätigt und heute in sein neues Amt eingeführt worden. vr. Sachs hielt vor einem mehr als überfüllten Got teshause seine Antrittöprcdigt, in welcher er, wie man überall hört, der wissenschaftlichen Orthodoxie gehuldigt. Sein Organ wird als schön und seine Rednergabe als bedeutend geschildert. — Kommenden Montag den 2l. Oct. gißt der Finanzminister Floltwcll den Abthcilungsmitgliedcrn der Gewcrbeausstellungscommission, über 70 an der Zahl, eine Abendgesellschaft. Die Materialien zu dem amtlichen Berichte und zu dem an den Finanzministcr werden eifrig zusammengestcllt; auf Grund des letztern werden die Belohnungen erthcilt. Der erstere wird über 50 Druckbogen in Quart stark und erst im Fcbr. k. I. erscheinen. Dcr Frhr. I)r. v. Reden und der Fabrikencommissionsrath Brix haben die Ober redaction. — Das neueste Militairwochenblatt meldet die Ernennung des Prinzen Wilhelm, Oheims des Königs, zum Gouverneur, und des Generallieutenants v. Hüser, des bisherigen Divisionairs in Trier, zum Vicegouverncur der Bundesfestung Mainz. Gleichzeitig ist der Prinz Alb reckt, Bruder des Königs, von dem bisher geführten Commando der in Frankfurt stehenden 5. Division entbunden und der Generalmajor v. Pockhammer zu seinem Nachfolger ernannt worden. -f Berlin, ld. Oct. Hr. vr. Dinter hat in der Hartung'schcn Zei tung sich erboten, seine Notabilitätcn, auf die er sich in dem berührten Streite berufen, ob er besser wisse, was der Minister Eichhorn gesprochen, als dieser selbst, zu nennen, oder durch die Redaction der Hartung'schcn Zeitung nennen zu lassen; er würde sic, wie cs scheint, auch geradezu ver öffentlichen, hält das aber für überflüssig, da der Verfasser des Artikels gegen ihn sich auch nicht genannt habe. (Nr. 292.) So weit wäre die Sache recht schön, und Hr. Dinter im besten Vortheile vor seinem Geg ner. Also Jedermann kann die bcregten Notabilitätcn erfahren, der sich die Mühe gibt, sich bei der Hartung'schcn Redaction zu erkundigen, und nur in die Zeitungen will sie Hr. Dr. Dinter nicht setzen lassen. Recht schön; man muß nicht gleich Alles auf den Markt der Zeitungen führen, weder Freunde noch Gegner. Aber ganz so wie wir eben sagten, ist die Sache doch nicht. Keineswegs Jedermann kann jene Notabilitätcn cr- sahrcn, sondern nur der Verfasser jenes Artikels, der sich eben nicht ge nannt hat, vielleicht nicht nennen will. Erst muß Der sich nenne», dann fragen, und dann mag er berichtet werden. Aber entweder glaubt Hr. vr. Dinter, daß jener Verfasser sich blos des Herkommens in den Zei tungen wegen nicht genannt hat, dann hätte er auf dessen Anonymität kein weiteres Gewicht legen sollen; oder er glaubt, daß er sich nicht nen nen will, dann wird sein ganzes Anerbieten einem zweideutigen Scheine schwerlich ganz entgehen können. Nur nichts Halbes, nur wirklich offen und gerade heraus, ihr ehrlichen Bicdcrherzcn, Notabilitätcn oder Söhne von Notabilitätcn, was ihr nun sein mögt! — Am 15. Oct., dem Gcburtsfeste des Königs, fand zu Machen in Gegenwart aller Behörden und einer großen Menschenmenge die Ein weihung des Denkmals statt, welches auf einem der schönsten Plätze der Umgegend als Erinnerung an den Tag errichtet worden, wo auf derselben Stelle vor mehr als 25 Jahren die drei verbündeten Monarchen vor Gott knieten, um dem Ewigen zu danken, daß der chlutigc Streit, welcher so lange die Welt verheert, vorüber, und daß die letzte Hand gelegt worden an die Begründung des Friebens, dessen Segnungen wir jetzt so viele Jahre genießen. Die Einweihung des Monuments selbst fand durch den Canonikus l)r. Smets statt, welcher mit einem Rückblick auf die gewaltigen Ereignisse, die so lange die Länder erschüttert hatten, das Glück des Friedens hervorhob, der in der alten Kaiserstadt seine Begrün dung gefunden, und seine begeisterte Rede mit einem Gebete schloß, worin er zum Himmel flehte, daß der Friede noch lange dem Lande erhalten bleibe, daß aber, wenn cr dennoch getrübt werden sollte, neuer Ruhm und neues Glück aus dem nothwendigen Kampf aufblühen möge, durch den Hcldenmuth des Volks und seine treue Liebe für König und Vaterland. Bei dem großen Festmahle, welches an demselben Tage im Saale der Redoutc stattfand, erhob sich unter Andern auch der zu Aachen anwesende englische Gcneralzahlmeistcr Crawfurd und hielt eine begeisterte Rede" über , die hohe Achtung, welche der König und ganz Preußen in England fän- den, und wie sehr man in England im besten Einvernehmen mit Preußen zu leben hoffe, wobei er schließlich den Wunsch aussprach, daß das auf gegenseitiger Ächtung beruhende Bündniß lange bestehen und gedeihen möge. Seine Worte wurden von den Anwesenden mit der lebhaftesten Thcilnahme ausgenommen. (A. Pr. Z.) sinnungen hatten ihm einst bei der römischen Pricsterpartei den Vorwurf , zugczogcn, daß cr nicht katholisch genug sei. Seinem bisherigen Wir- i kungskrcis entzogen begleiten ihn die Wunsche aller frommen Katholiken, , und Kloster Neuburg selbst ist erfreut, einen solchen würdigen Seelenhir- lcn zu besitzen. Die kaiserliche Bestätigung wird nicht lange aus sich warten lassen. *Drcsfturg, 16. Oct. Eine der am heftigsten bewegten Circu- larsitzungcn fand am II. Oct. statt. Man debattirte über die Ver einigung Siebenbürgens mit Ungarn. Allein die Debatte ließ dieses Thema gar bald und warf sich auf das Feld der allgemeinen Dis- cussion, wo dann die Politik der Regierung von Eugen v. Bcöthy aus das bitterste angegriffen wurde. „Seit achtzehn Monaten sind wir hier versam melt; Plane und Vorschläge aller Art haben wir gemacht; cs half aber nichts. Gebete» haben wir sic, gedrungen in sie, aber nichts ist daraus gewor den. Was sic uns auch zur Antwort gab, stets war es cine schwankende, un bestimmte Aeußerung; und nie vermochten wir aus alle Dem etwas Bestimm tes und Zuverlässiges zu entnehmen. Weder durch Worte noch durch Hand lungen ist etwas von ihr zu hosten. Ja, wenn nicht einmal durch bloße münd liche Gutheißung etwas von ihr zu erwirken ist: wie mag man ihr sodann die nöthige Kraft zutrauen, um thätig aufzutretcn? Will sie etwa nicht oder kann sie nicht? Wenn sie nicht will; wenn sie aus irgend einem Grunde der Arglist und Schlauheit in sich verschlossen und verschlagen bleibt, wo bleibt dann die Pflicht der Vatersorgc für das Land? Oder kann sie nicht, ist sic unvermögend? Wenn dies der Fall sein sollte, lassen sich doch immer nur bittere und unangenehme Schlüsse für sic daraus ziehen. We der sie noch die Minister thun etwas; ja es scheint beinahe, als stecke hinter dieser Passivität irgend cine Politik. Will man uns etwa hinter- gehcn? In jedem Falle verdient cine so geartete Negierung das Zutrauen der Unterthancn nicht w." Dies war der leidenschaftliche Grundton, welcher auch in den Vorträgen der übrigen Redner angeschlagen war. Wie nichtig erscheint übrigens obige Nodomontade, wenn man bedenkt, daß der Reichstag selbst bis jetzt nichts zu Stande zu bringen vermocht hat, daß es ferner völlig unwahr ist, wenn Bcöthy behauptet, eine Maste von Vorschlägen sei bereits der Negierung überreicht worben. Wesentli ches ist bis jetzt so gut wie nichts beschlossen worden. Auf diesen argen Oppositionslärm antwortete die Negierung durch die That. Die Verlängerung des Reichstags wurde in gemischter Sitzung bekannt gemacht. Der Reichstag wird erst am 10. Nov. d. I. geschlossen werden. Es ist mithin so viel Zeit gewährt worden, als erfodcrlich scheint, die dringendsten Fragen aufzulöscn. Uebrigcns mag man cs der Regie rung nicht sonderlich verargen, wenn sie dem Geiste und der Gesinnung dieses Reichstags nicht sonderliches Vertrauen schenkt und einen Präclu- sivtcrmin festsctzt, der wol nur den Herren von der Opposition zu kurz erscheinen wird. Nebstdem erschienen noch mehre Resolutionen, die Reichs tagsquartiere betreffend, welche Angelegenheit nunmehr definitiv erledigt sein wird. In Betreff der magyarischen Sprachsache wird bewü- iigt, daß die Sanktion und Abfassung der Gesetzesartikcl dieses Reichs tags schon in magyarischer Sprache statthabcn werde. Außerdem habe Se. Majestät bereits geruht, den höhcrn östcntlichcn Unterricht magyarisch zu organisircn. Die weitern erbetenen Conccssionen scheint die Krone nicht geneigt zu erthcilen. Auch die Landesbcschwerd en vom Jahr 1840 her werden theilweisc erledigt. Doch seien noch nicht die Auskünfte der Be hörden über sämmtliche Punkte gehörig eingcholt worden. — Die Ccn- traleiscnbahn ist nun definitiv mit 5 Proc. qarantirt worden. Der Bau derselben hat bereits begonnen, wodurch sich alle gcgcntheiligen, künstlich in Umlauf gebrachten Gerüchte widerlegen. Es ist nunmehr eine Hauptlebcnsfragc, ob es gelingen wird, die Subsidic pr. 3 Millionen jährlich durch vier aufeinanderfolgende Jahre durchzubringen oder nicht. Es ist möglich, daß sich hierfür eine gewisse Mehrheit herausstellt, aber beinahe nicht wahrscheinlich. Einige Comitate, welche sich der Adelsbestcuc- rung entgegen erklärten, zeigen sich der Subsidic, sofern nämlich das adelige Recht gewahrt werde, geneigt. Allein die Majorität dürfte denn doch nicht so leicht zu erzielen sein. Das Vorurthcil ist zu mächtig, zu tief eingewurzelt. Es läßt sich übrigens hören und begreifen, wenn die Edclleute, in wilden, lärmenden Klumpen geschart, ihr: „!>lon> lixotünlc", oder, wie im mar- maroschcn Comitate geschah, ihr: „Au pleijim" (Wir zahlen nicht) selbst auf Walachisch erschallen lassen, oder wenn z. B. im neutracr Comitate selbst die Apostel der progressiven Ideen von dem Gesichtspunkte des verfassungsmäßigen Rechts sich dagegen erklären. Allein wenn So phismen gebraucht werden, um die einleuchtendste Sache der Welt zu vcrschwärzcn, wenn das stuhlwcißcnburgcr Comitat weitläufig auscinan- dcrsctzt, man brauche nichts zu thun für die Donaurcgulirung, denn Un garn besitze ohnedies ein Wasscrbauamt; es bedürfe keiner Unkosten für neue Straßen, denn es gebe hin und wieder recht gute, welche von den Gerichtsbarkeiten selbst gebaut morden seien; der Bau'dcö siumer Ha fens sei überflüssig, so lange nicht die Zollangelegenhcit geschlichtet sei rc.: dann muß dcr gesunde Menschenverstand sich gegen eine so unverschämte Sophistik empören, und trauernd muß man erkennen, wie weit man hier noch von dem Ziele der politischen, ja überhaupt der einfachsten mensch lichen Intelligenz entfernt ist. Österreich. ff Wien, 17. Oct. Gestern erfolgte die feierliche Wahl eines Prä laten von Kloster Neuburg, welcher nach dem hiesigen Erzbischof der erste geistliche Würdenträger in Nicderöstcrrcich ist. Der hochver diente, wegen seiner herrlichen Gemüths - und Geistcsgabcn allgemein ver ehrte Burgpfarrcr Sedlaczek ist zum Prälaten proclamirt worden. Heute Vormittag erfolgte die Inthronisation, zu welcher sich dcr Erzbischof Milde ebenfalls nach Kloster Neuburg begab und den neuen Prälaten in- stastirte. Mit Schmerz sehen seine zahlreichen Freunde und Anhänger diesen würdigen Geistlichen aus dcr Hofburg scheiden. Allein »och mehr Leid müssen alle Armen und Bedrängten empfinden, denen cr durch Fürsprache und eigne Thcilnahme Vater und Vertreter bei höchsten und hohen Personen war. Seine wahrhaft religiösen und echt christlichen Ge-