Volltext Seite (XML)
„Dem anonymen Verfasser de« Schmähartikel« in der Allgemeinen Preu ßischen Zeitung vom -1. Oct-, datirt Königsberg, 27. Sept. (Nr. 280), diene vorläufig zur Nachricht, daß ihm, wenn er sich de-halb bemühen will, die Namen der Rotabilitäten hiesiger Universität, auf welche ich mich berufe, von der Redaction der Hartung'schen Zeitung genannt werden können. Ihre Na men zu veröffentlichen halte ich für überflüssig, da der würdige Verfasser de« beregten Artikels sich selbst nicht genannt hat " Oesterreich. ff Wien 13. Oct. Wie bereits (Nr.285) gemeldet, findet der auf den 15. Oct. nach früher» Befehlen bestimmt gewesene Schluß des ungarisch en Landtags nicht statt. Neber den Tag des «Schlusses und die Reise des Kaisers oder eines Stellvertreters zu diesem Bchufe weiß man nur, daß fie entweder zu Ende dieses Monats oder am 5. Nov. vor sich gehen wird. Selbst der Tag der Reise des ungarischen Reichskanzlers Gra fen Mailath nach Presbura, welcher dem Schlüsse des Reichstags je denfalls um acht bis zwölf Tage vorangehen muß, weil er die unter breiteten Geschartikel mit einer Rcichstagscommission noch vorerst zu prü fen hat, ist noch nicht festgesetzt. Unterdessen begeben sich die meisten hier gewesenen ungarischen Magnaten nach PreSburg, um den Debatten der letzten Reichsversammlungen noch beizuwohncn. — Dem Vernehmen nach soll die Wahl zum Prälaten in Kloster Neuburg binnen vier Wo chen getroffen werden. — Der Vorschlag, die. Domesticalstcuer auch auf den Adel auszu dehnen, ist von dem ungarischen Reichstage mit 33 gegen 13 Stimmen verworfen worden. — Die Breslauer Zeitung berichtet aus Neustadt in Obcrschlesicn von einer furchtbaren Feuersbrunst, die in denNachmittagsstundcndes -1. Oct. die beiden österreichischen Grenzdörfer Hennersdorf und Großarns dorf verwüstet hat. DaS letztere soll vollständig, ersteres zum dritten Theil in Asche gelegt und überhaupt gegen 250 Gehöfte abgebrannt sein. Spanien. * Paris, 12. Oct. Das vor acht Tagen (Nr. 285) von uns ange kündigte Manifest ESpartero's ist unterm 10. Oct- in London «rschienen. Diese Abdankungsurkunde ist bedeutungsvoll genug, um hier «inen Platz zu finden: „Der Herzog de la Victoria an die Spanier! Der >0. Oct. 1844 ist durch das Staatsgrundgesetz der Monarchie als der Lag bezeichnet, an wel chem Ihr- Maj. die Königin Isabella die Zügel der Regierung de« König reichs verfassungsmäßig in die Hände nehmen soll. An diesem Tage sollte ich eine Schuld der Loyalität, der Ehre und der Gewissenhaftigkeit dadurch bezahlen, daß ich die königliche Gewalt, mit der mich die CorteS kraft ihrer verfassungsmäßigen Befugnisse bekleidet hatten, in die Hände Ihr. Maj. Isa bella II. niederlcgte. Von dem Augenblicke, wo ich durch den National wunsch aus der Mitte meiner Mitbürger zum Regenten auserkoren wurde, sehnte ich mich nach dem Tage, dem freudigsten meine« Lebens, wo ich die höchste Gewalt verlassen und den Frieden des häuslichen Herdes wiederfinden sollte, nachdem ich der glorreichen Fahne der Verfassung meinen letzten Gruß zugeschickt haben würbe, dieser Fahne, welche das Volk aufgepflanzt, um seine Freiheit wiederzuerobern, und die zwei Mal im Laufe dieses Jahrhunderts, unter Strömen von Blut, die Dynastie unserer Könige gerettet hat. Die Vorsehung hat meine Wünsche und Hoffnungen nicht erhören wollen, und statt inmitten einer feierlichen und prachtvollen Staatshandlung zu euch zu reden, muß ich euch meine Worte aus der Verbannung zuscnden." „Die ganze Welt weiß, daß es niemals eine freiere, vollständigere, un beschränktere Verhandlung gab al« diejenige, welche meiner Ernennung zum Regenten vorherging. Spanier! als ich diese Würde annahm, sah ich in ihr nicht eine Mauerkrone, durch welche Siege belohnt werden, sondern eine Tro phäe, die das Volk auf die Fahne der Freiheit setzte. Ich war ein treuer Beobachter des Gesetzes und habe dasselbe niemals verletzt; ich habe nichts versäumt, das Glück des Volks zu sichern; alle Gesetze, die mir die Cortes vorlegten, sind ohne Verzug von mir bestätigt worden; die Wirksamkeit der Gerichtshöfe war völlig unabhängig von der Negierung, die sich niemals Ue- bergriffe gegen die andern Staatsgewalten erlaubt hat; dem öffentlichen Wohl stand und den materiellen Interessen ward aller Vorschub geleistet, der unter den Umständen möglich war, in denen wir uns damals befanden. Wenn, um da« Gesetz in Kraft zu erhalten, die Nothwendigkeit strenger Maßregeln ein- trat, dann war es wenigstens nicht die Regierung, welche über da« Schicksal der Schuldigen entschied; die Tribunale allein fällten den Richtcrspruch- Ich will nicht auf die Einzelheiten meiner Handlungsweise als Regent eingehc»; die Geschichte wird Mir Gerechtigkeit widerfahren lassen, und ich unterwerfe mich ihrem unbeugsamen Ausspruche; die Geschichte wird, mit einer Unpar teilichkeit, die ich nicht von meinen Zeitgenossen erwarten darf, sagen, ob ich «inen andern Ehrgeiz gehabt habe als das Glück meines Vaterlandes, einen andern Gedanken als den, mit allen Kräften dazu beizutragen, daß die Kö nigin Isabella II. an dem heutigen Tage die Nation blühend im Innern und geachtet von außen finde, die Geschichte wird sagen, ob ich mitten im wilden Kampfe der Parteien einen andern Zweck hatte als den, die Freiheit, den Thron und das Gesetz vor den erhitzten Leidenschaften in Sicherheit zu bringen; di« Geschichte wird endlich auch die Ursachen nennen, welche die Verwirklichung einer Menge nützlicher Reformen verhinderten. So oft wir von neuen Stürmen bedroht waren, wendete ich alle im Bereiche des Ge setzes liegende Mittel an, um dieselben zu beschwören. Ich will nicht auf die Vergangenheit zurückkommcn, ich will keine nochmalige Schilderung der verhängnißvollen Ereignisse geben, die wir Alle beklagen- Aller Widerstands mittel beraubt, sah ich mich genöthigt, in einem gastfreundlichen fremden Land eine Zuflucht zu suchen, aber nicht ohne zuvor im Namen der Heilig keit der Gesetze und im Interesse ihrer gerechten Sache Protcstation cinzu- legen- Ich habe protestirt, Spanier, nicht aus Ehrgeiz, der mir immer fremd war, sondern weil mir die Würde der Nation und der Krone eine Pflicht daraus machte. Als verfassungsmäßiger Vertreter des Throns konnte ich die Untergrabung des monarchischen Princips nicht stillschweigend anse ¬ hen. Inhaber der königlichen Gewalt, mußte ich dieselbe gegen di« Streiche vertheidigen, welche gegen dieselbe geführt wurden; meine Stellung gebot mir, in dessen Person die vollziehende Gewalt verkörpert war, meine Stimme zu erheben, al« ich sah, daß alle Gesetze in Stücke gerissen wurden. Meine Protcstation hatte den Zweck, ein unheilvolles PräccdenS zu verhindern: die Einwilligung des Stellvertreters des König« in die Herabwürdigung des Throne«. Jene Protcstation war kein Kriegsruf; ich wendete mich damit weder an die Leidenschaften noch an die Parteien; sie war die einfache Dar stellung einer Lhatsachc, eine Aertheidigung der wichtigsten Grundsätze der Politik, eine Berufung an die Nachwelt. Während ich von euch entfernt gewe sen bin, ist in dem ganzen Königreiche kein Seufzer ausgestoßen worden, der nicht in meinem Herzen widergehallt, ist kein Opfer in Spanien gefallen, des sen Schmerzen nicht meine Seele mitgefühlt hätte. Wann der glückliche Lag für mich erscheint, wo ich in da« mir thcure Vaterland zurückkehren kann, dann werde ich, der Sohn des Volk«, ohne Haß und ohne bittere Erinne rungen in die Reihen des Volks zurücktreten. Stolz auf den Antheil, den ich an dem Kampfe genommen habe, durch welchen Spanien die Freiheit er rungen, werde ich mich als Privatmann darauf beschränken, die Wohlthatcn dieser Freiheit mitzugenießen. Wenn aber die Verfassung, welche da« Volt erobert hat, jemals in Gefahr geriethe, dann würde das Vaterland, für des sen Stimme ich niemals taub war, mich jeden Augenblick bereit finden, mich auf seinem Altäre zu opfern. Sollte cS dagegen in dem undurchdringlichen Rathe der Vorsehung beschlossen sein, daß ich meine Tage in der Verbannung beschließe, dann werde ich mich auch in dieses Verhängniß fügen und bis zu meinem letzten Seufzer nicht aufhören, die heißesten Wünsche für die Unab hängigkeit, für die Freiheit und für den Ruhm meines Vaterlandes zum Him mel zu schicken. London, 10. Oct. 1844. Der Herzog de la Victoria." — Die Anwendung der zur Beseitigung der Misbräuche bei der Stell vertretung im Heere erlassenen Verordnung vom 25. Apr. d. I. (Nr. 129) iss in Folge zahlreicher Vorstellungen von Provinzialdeputatio nen und betheiligtcr 'Personen durch Verordnung vom 2. Oct. streng auf die nach dem 25. Apr. einactretenen Fälle beschränkt worden. — In Sevilla machte der Selbstmord des Scidcnhändlcrs Don Mauricio Jaen vieles Aufsehen. Großbritannien. London, 11. Oct. Bei den Festmahlen und Lustbarkeiten, mit denen man den Besuch des Königs der Franzosen in Windsor feiert, wird auch die Politik nicht vergessen werden. Es würde auch unnatürlich sein, wenn dies ge schähe. Durch den Einfall in Marokko und durch die Besetzung vonOta- hciti haben die französischen Minister den Vortheil erlangt, England schein bare Zugeständnisse machen zu können und ihre Mäßigung bei Abschlie ßung des Friedens mit Marokko und was ihnen auf Otaheiti an gesun dem Menschenverstand und an Redlichkeit zu beweisen von ihrem tollen Publicum gestattet wird, als solche Zugeständnisse darzustcllcn, wofür sie entsprechende Zugeständnisse von England verlangen können und müssen. Die Stellung der Franzosen auf Otaheiti ist kriegsschwanger. Die elen den und bemitleidensweithcn Thoren, welche durch ihre Verrätherci und Grausamkeit gegen die Eingeborenen auf dieser Insel alle Grundsätze der Humanität und des gesunden Menschenverstandes verletzt haben, können ihre Fehlgriffe nur dadurch zu bemänteln hoffen, daß sic den Engländern die Schuld zuschieben, Streit mit diesen anzufanqen suchen und durch ei nen allgemeinen europäischen Krieg ihren bettelhaften und schmählichen Krieg mit Otaheiti in Vergessenheit zu bringen ssrcben. Wir fchcn, das gestehen wir, mit großer Beforgniß den nächsten Berichten aus Otaheiti entgegen. Das Anhalten des Lieutenants Rose, das Abnehmcn seines Degens, die Verhaftung seiner Person zeigen, wessen die französischen Of fiziere dort fähig find, und wir setzen voraus, daß die Geduld der engli schen eine Grenze haben werde. Eins unserer kleinen Kriegsschiffe wird dort durch drei französische Fregatten dergestalt bedroht, daß der Befehls haber, der die Königin Pomare zu beschützen hat, alle Vorbereitungen ge troffen hatte, sein kleines Fahrzeug aufs äußerste zu vertheidigen. Zn welche gefährliche Lage sind demnach die Matrosen der beiden Länder und der Frieden des Mcctzcs durch die strafbare Nachlässigkeit der Ad miralität und die eben so strafbaren Misgriffe des Marineministeriums in Frankreich verseht worden! Wie kann man die Souveraine der bei den Länder, deren Zusammenkunft längst verabredet war, der Gefahr aussetzen, daß ihre Festlichkeiten durch die Nachricht von einer Colli- sion zwischen ihren Flotten unterbrochen werden? Wie nutzlos und ei tel ist es, den Frieden herauszustreichen und seinen Anschein in Wind sor oder in Eu zu unterhalten, während man Vorgänge stattfinden läßt, welche die ärgsten Leidenschaften beider Länder anrcgcn und die gegenseitige Abneigung der Franzosen und der Engländer mit der Zunei gung ihrer Souveraine in Gegensatz stellen. Man sagt, Hr. Guizot sei bereit, für die Abschaffung des Durchsuchungsrcchts oder für eine Abän derung der Verträge darüber Otaheiti aufzugcben. Allein Capitain Bruat und dessen Verfahren ist eine Schmach für die französische Nation, und das muß wirksamer sein als unsere Beschwerden. Wir haben kein Recht, die Interessen der Humanität auf der Küste von Afrika für die Interessen derselben heiligen Sache im Stillen Meere hmzugebcn. Was in dieser großen Angelegenheit gewonnen ist, muß für jeden Minister ein unantast bares Depositum sein, das er weder preisgebcn noch gefährden darf. Man Kat uns von der ungenügenden Art gesagt, in der Hr. Guizot die Be stimmungen des Vertrags über die Unterdrückung des Sklavenhandels abzuändern vorschlägt. Ein Vorschlag dieser Art, den er und Ludwig Philipp besonders hcrvorhcbcn sollen, dürfte plausibel erscheinen, ist aber der allergefährlichstc und verderblichste, der je, zumal aber jetzt, angenom men werden könnte. Dieser Vorschlag besteht darin, daß das Durchsuchungs- rccht durch einen Offizier der einen Macht auf jedem Kreuzer der andern