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Montag Nr. 274. 30. September 1844. Leipzig. Di« Zeitung "rscheini täglich LbendS. Zu beziehen durch alle Postämter det In- und Auslandes. Deutsche Allgemeine Zeitung. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Preis für das Viertele jakr 2 Tblr. — Insertionsgrbuh« für de» Rauin einer Zell« 2 Ngr. «St f3438—3»j Uhren !> SS, Stadt sS»71—76Z I»u, KsÜUL, u dieses Fach ! lle Bedienung. -Haft »L Lagers desto sS3«8-1LZ Martini- und Richt-, Jü- e und Haus- a. O. portative » Thlr. das aarzt. «eite Etage. dem Peters- ept- an e «Kunst rgie. s2447^ MP8 lri8 m eiars. e. llung in der Eircus auf htnngen für sen- — Dir It der Bor- s24461 ro, t anstän- rwie Mit- nd kalten »ei pünkt- 3383—841 rZivIU. Zur Nachricht. <tuf das am l. October 1844 beginnende neue vierteljährige Abonnement der Deutschen Allgemeinen Zeitung werden bei allen Postämtern und Zeitungscxpcdilionen des In- und Auslandes Bestellungen angenommen. Der Preis beträgt in Sachsen vierteljährlich 2 Thlr., in den übri gen Staaten aber wird derselbe nach Maßgabe der Entfernung von Leipzig erhöht. ßcrn mußte, daß die Protestanten in verschiedenen unabhängigen Staaten, . zum Theil sogar in katholischen Staaten leben. Wir wollen die vcrschic- - denen Klagen über diese Entwickelung, wir wollen den bereits ausgespro- . chenen extremen Satz, daß cs keine protestantische Kirche im eigentlichen : Sinne gebe, nicht bcurtheilcn, sondern nur bemerken, daß dieser Satz, insofern unter Kirche die feste äußere Organisation für die gejammte protestantische Gemeinschaft verstanden ist, seine Richtigkeit hat, und dabei auf die zwei Thatsachen Hinweisen, daß I) die in einem nichtprotcstanti- schen Lande wohnenden Protestanten nur insofern einer protestantischen Kirckc theilhaftig sind, als dieses Land eine solche als feste äußere Or ganisation grade für ste in stch anerkannt hat, daß sic dagegen von den übrigen Protestanten getrennt und losgerissen sind, und 2) daß, sobald cs auf cinc dem gcsammtcn Protestantismus gemeinsame Maßregel ankommt, diese Gemeinsamkeit, da cinc allgemeine protestantische Kirche fehlt, zu nächst nur durch Vereinbarung der verschiedenen Tcrritorialkirchen zu er reichen steht. Hier beginnt nun die kritische Seite der Sache. Gilt das Territorialsystcm, so haben hier allein die Negierungen zu handeln, und die ganze Sache ist diplomatisch zu vermitteln. Vereine, welche über die Grenzen der Territorien hinausgreifend und sich combinircnd und centrali- sircnd eine äußere Organisation bilden, welche also aus der Gcsammtheit der Protestanten, wo nicht eine Gcsammtkirche, doch die Grundzüge ei ner äußern Gestaltung und Einheit schaffen wollten, würden daher mit dem Territorialsystcm collidiren. Hier liegt die tiefe Bedeutung des Gu stav-Adolf-Vereins und seiner officiellcn Anerkennung: man hat damit von dem Territorialsysteme nachgelassen und nach dem Collegialsysteme, nach welchem allerdings die Aufsicht und Wahrnehmung seiner Interessen von Seiten dcs Staats bleibt, hingclcnkt. Wie fruchtbar der Keim sei, der sonach durch den Gustav-Adolf-Verein für die ganze Entwickelung der protestantischen Kirchcnverfassung gelegt ist, brauchen wir hier so wenig weiter auszuführen, als cs nöthig ist, uns durch die Besorgniß vor Reak tionen gegen diese Entwickelung zu Neticenzen bestimmen zu lassen, indem die deutschen Regierungen bei der Anerkennung dcs Vereins keineswegs die Bedeutung dieser ÄnerkH^ung übersehen haben. Wir sind also mit den Resultaten der Brakcbuzt»-fchcn Schrift durchaus nicht einverstanden und glauben, daß der Verein das wirksamste Mittel zur Beseitigung derjenigen Umstände ist, welche ihn dem Verfasser, freilich nicht völlig mit Recht, jetzt in einer schiefen Stellung erscheinen lassen. — München. 26. Sept. Der Großhcrzog von Toscana ist diesen Morgen wieder von hict abgercist. — Nachdem cs schon vor eini ger Zeit gerüchtweise geheißen hatte, cs seien von hier aus in Karls ruhe Beschwerden über die feindstchcn Gesinnungen erhoben worden, welche dieMannheimerAbendzeitung gegen Baiern überhaupt und nament lich gegen die bairische Regierung zu erkennen gebe und leidenschaftlich ver- olge, erfuhr man in jüngster Zeit, daß, nachdem den fraglichen Be- chwcrdcn in Karlsruhe keine Folge gegeben worden, hier gegen das ge nannte Blatt unmittelbare Repressalien beabsichtigt würden. Diesen höchst wahrscheinlich auf bloßen Vermulhungen und auf an sich wol ir rigen Voraussetzungen beruhenden Angaben ist nun doch zufällig eine volle Bestätigung geworden, indem, wie seit diesem Morgen bekannt gewor den, allen bairischen Postämtern untersagt ist, sich ferner mit der Beför derung der Mannheimer Abendzeitung auf ihren Routen zu befassen. )aß die Entziehung dcs Postdebits einem Verbote glcichkommt, ist be gannt. Auf der Zeitungspost vernimmt man, daß die Mannheimer Abendzeitung in München selbst nur in sehr wenigen Exemplaren gelesen worden sei. Ueberblick. tveutscbland. -Braunschweig. Ein Gegner der Gustav-Adolf-Stiftung. — München. Der Großherzog von Toscana. Maßregel gegen die Mann heimer Abendzeitung. Leipzig Die altcnburger Bauern. ^Weimar. Gesetze über Erbschaftsabgaben und privilegirte Gerichtsstände. — Der Großhcrzog von Mecklenburg-Schwerin. Preußen. SÄus Schlesien. Schneer's Bericht über die schlesischen Zu stände. — Prinz Waldemar. — Hr. Tietz. Spanien. -Paris. Die Ayuntamientos. Festmahl. Die Finanzen. Das Militairbudget. Die geistliche Ccnsur- Großbritannien. O'Connell. Arankreicb. Der Constitutionnel über Englands Fortschritte. Der Friede von Tanger. Marschall Bugeaud. s Paris- Die Reise nach England. Das Forstwesen. Schweiz. sÄern- Unglücksfällc. Zürich- Die Schulbehörden. Italien. Holländische Escadrille vor Neapck- Der König. Schweden und Norwegen, cä Christianis. Die Flagge. Der Kö nig. Die Wahlen. Die Judenfrage. Die Seeschlange. Serbien. Wucstcs und Pctronievich. Personalnachrichten. Wissenschaft und «unfk. -Bertin. Die polytechnische Gesellschaft. — Advocatenversammlung in Heilbronn. — Gelchrtcnversammlungen. Handel und Industrie. -Frankfurt a- M. Die Friedrich Wilhelms- Nordbahn. -Leipzig. Versammlung deutscher Gewcrbtreibende- -War schau. Die Eisenbahn. — Die Eisenbahn von Mürzzuschlag nach Neu dorf. — Projekt des Hrn. Breisach. — Finnland. — Berlin. Neueste Nachrichten. Paris- Marokko Ankündigungen. Deutschland. -Braunschweig, 27. Sept. Bei der regen Theilnahms, welche der Gustav-Adolf-Verein in der hiesigen Gegend findet, hat eine, scheinbar von orthodoxer Seite ausgcgangene Reaktion gegen hiesen Ver ein hier einiges Aufsehen erregen müssen. Wir meinen die in den letzten Tagen hiersclbst erschienene kleine Schrift: „Der Gustav-Adolf-Vercin und ähnliche Tcndcnzvcreinc zu christlichen Zwecken, cinc verkannte Gefahr der protestantischen Kirche, Sendschreiben an vr, I. W. Hanne von Hans Brakebusch, Pfarrer zu Borkum", welche, obgleich die Rationalisten un serer Gegend durch ihr Hinanstreifcn an das Mystische und den größten Theil des Publikums durch ihre Opposition gegen den Gustav-Adolf-Ver ein verletzend, doch das entschiedene Verdienst hat, auf die kirchcnrccht- liche Bedeutung dieses letzter» recht dringend hinzuweiscn. Bei dem Un- werth einer Begeisterung, die ihren Gegenstand nicht durchdrungen und begriffen hat, bei der Gefahr, das wirklich Wcrthvolle auf diese Weise zur Modesache verkehrt zu sehen, ist diese Hinweisung an der Zeit, und wir müssen dem Vers, eine ernste und scharfe Polemik wünschen, durch welche manche dunkle Partie unscrs protestantischen Kirchcnrechts aufgek^rt werden möchte. Der Vcrf. glaubt, daß Vereine, nicht auf Glauben, än dern auf die allgemeine Liebe gegründet, nur die Schlaffheit und Zers»tit- terung unserer Kirche beförderten, daß dabei der Kirche so wenig «"dacht werde, als sei sie nicht vorhanden, und man so nur ein Gcmcingefu., des Protestantismus ohne die Kirche wolle und erreiche. Der Grund liege dann darin, daß diese Kirche „so leicht nicht zu entdecken sei" und man überall nur dem Staate begegne. Der Verein müffe daher bei einem wirklichen Nothstand als ungebundenes Element eine Zeit lang als Wr- kämpfcr der Kirche streiten, sich aber sobald als möglich dem Heere der Kirche wieder einreihen. Erst dann werde unsere Kirche erneuerte Einheit finden, wenn das jetzt gefühlte Bedürfniß nach Vereinen in lebensvoller Verfassung zur thatkräftigen Ruhe gekommen sein werde. Gehen wir hierbei etwas näher auf die kirchcnrechtliche Seite der Frage ein, so finden wir, daß in der Praxis das sogenannte Territorialsystcm gilt, nach welchem die wahre christliche Kirche eine unsichtbare ist und keine äußere Gewalt hat. Diese äußere Gewalt zum Zwecke der Ordnung und des Friedens hat nur der Regent, der dabei blos in der Klugheit eine Schranke findet. Consequcnterweise hat daher der Landesherr Ailes wahrzunchmen, wobei es aus äußere Organisation ankommt. Es ist bekannt, wie sich dieses System entwickelt hat, und welchen Einfluß dabei der Umstand äu- -8 Leipzig, 29. Sept. Zur Ehre der altcnburgischen Bauern- 'ch a ft muß'ich Ihnen die Nachricht mittkcilcn, daß schließlich zwei aus der Nitte derselben noch den Entschluß gefaßt haben, zur Versammlung dcut- cher Land- und Forstwirthe nach München zu reisen, und bereits dahin iuf dem Wege sind. Es sind zwei Männer, welche ihre Standesgcnos- en auf eine empfehlende Weise rcpräscntircn werden: der eine, der als Dichter zuweilen und nicht ohne Talent bci Gelegenheiten auftrctcndc Landtagsabgeordnetc Zacharias Kresse, und der als Landwirth und Mensch nicht minder achtbare Anspanner Winkler aus Prahna. Es waren in origer Woche noch mehren Bauern die Flügel flügge geworden, aber z Abreise hat es doch nicht kommen wollen; denn so wohlhabende Leute ec auch unter dieser Klasse gibt, so denken sie doch, ehe sic so bedeutende Kosten, wie die Reise nach München solche immerhin erheischt, für ein