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ERLÄUTERUNGEN M. DE FALLA Nächte in spanischen Gärten De Falla ist der führende moderne Komponist Spaniens. Er kommt vom französischen Impressio nismus Debussys her und nennt auch das vorliegende Stück „Sinfonische Impressionen“. Der erste Satz „Im Generalife“ (das ist ein Park bei der Alhambra) ist ein zartes verträumtes Notturno. Der zweite, „Tanz in der Ferne“, ist ebenfalls visionär, gewinnt aber zeitweise realistischeres Gepräge. Der dritte Satz „In den Gärten der Sierra von Cordova“ beginnt als wild entfesseltes Allegro, findet sich zuletzt aber auch zur verträumten Stimmung zurück. Elemente der spanischen Volks- und Tanzmusik beherrschen das ganze Werk. P.TSCHAIKOWSKY Fünfte Sinfonie Tschaikowskys fünfte Sinfonie (E-Moll), Ende der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts ent standen, steht der berühmten Sinfonie pathetique, dem Schwanengesang des Meisters, nicht nur zeitlich, sondern auch stilistisch nahe. Einprägsam melodiöse Themen, temperamentvoller Schwung und ein glänzen des orchestrales Gewand zeichnen sie aus. Von asiatischer Wildheit bleibt sie nicht unberührt, aber ihren Grundton gibt doch westliche Kultur, nicht zuletzt ein Hauch deutscher Romantik, an. Der erste Satz hat eine langsame Einleitung (Andante E-Moll 4 / 4 ), die sich auf ein gesangliches, ernst würdevolles Thema gründet, gewissermaßen das Schicksalsmotiv der ganzen Sinfonie, das am Wende punkt der Entwicklung bedeutsam wiederkehrt. Der Hauptteil (Allegro con anima, E-Moll 6 / s ) beginnt mit dem Ton eines frischen, lebensfrohen Wanderliedes, das sich bald zu lebhaften Ausbrüchen von kraft frohem Lebensübermut, nur öfter durch den Mollcharakter etwas überschattet, ausbreitet. Freundliche Durstimmung führt das anmutig schwärmende in drängenden Synkopen gehaltene zweite Thema herauf. Der Beginn der Durchführung verdüstert sich wieder. Gärende Leidenschaft brodelt und tobt sich in un gebärdigen Explosionen aus. Komisch spießerhaft stimmt schließlich das Fagott wieder das Wanderlied an und eröffnet damit die Wiederholung des Thementeils, die nun in gesteigerter innerer Festigkeit verläuft. Das Hauptthema hat das letzte Wort mit einem ekstatischen Aufschwung, der sich aber schließlich in flüsterndem Pianissimo schattenhaft verliert. Der zweite Satz (Andante cantabile D-Dur 12 / g ) mutet wie eine romantische Liebesszene an, an Schumannsche Lieder, bei leidenschaftlicherem Aufwallen wohl auch an Wagners „Tristan“ gemahnend. Eine innige, von Hörnerklang getragene Gesangsmelodie entfaltet sich mit großer Wärme. Ein bewegterer Mittelteil (Moderato con anima) treibt die beseligte Stimmung durch Unruhe und Zweifel. Ihrer Aus breitung tritt aber das ruhige Schicksalsmotiv des ersten Satzes tröstend entgegen. Gesteigert schwingt sich dann die erste innige Gesangsmelodie wieder auf, aber auch hier tritt das Schicksalsmotiv am Höhe punkt mit ruhiger Mahnung dazwischen, worauf der Satz schnell mit einem Anflug von Wehmut verklingt. Der dritte Satz (Allegro moderato, A-Dur 2 / 4 ) ist ein eleganter empfindsamer Walzer, mit dem sich die Liebesszene gewissermaßen im Salon fortsetzt. Es fehlt auch hier nicht an schattierenden leidenschaft licheren Akzenten und an stolzen Kraftäußerungen, die abermals an das Schicksalsmotiv anknüpfen, doch herrscht leichter Gesellschaftston vor. Das Finale beginnt ähnlich dem ersten Satze mit einer Andante — Einleitung, gestellt auf das Schick salsmotiv, das nun aber verheißungsvoll in leuchtendem Dur steht. Im Hauptteil (Allegro vivace, E-Moll) gärt in unruhiger, weit geschwungener thematischer Linie zunächst freilich noch Sturm und Drang, den als Gegensatz eine freie Erinnerung an das innige Hauptthema des zweiten Satzes begleitet. Aber das Schick salsmotiv spornt mit heldenhaften Klängen zur siegreichen Durchführung des letzten Kampfes an und beschließt endlich die Sinfonie mit einem erst feierlichen, dann in bacchantischem Presto dahinrauschenden Triumphgesang.