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LEOS JANACEK (1854-1922) Kinderreime Klavier: Gudrun Brandner-Siegerf Die Herbheit der bekanntesten Werke dieses tschechischen Meisters wie „Jenufa“, „Taras Bulba“ u. a. lassen gar nicht vermuten, zu welch feinem Humor der Komponist fähig ist. Die Oper „Das sdilaue Füchslein“, ein Bläsersextett „Jugend“ und seine „Kinder- reime“ legen Zeugnis davon ab, daß seine Bindung zur Welt der Kinder besonders eng war. Dieses kleine Lieddien komponierte er während eines Ferienaufenthaltes in Hochwald 1925. Er selbst sdireibt darüber: „Ich setze jetzt Kinderreime in Musik. Das wird lustig“. 1 Rübe will Hochzeit machen, dabei, wett* ich, tanzt sie mit dem Rettich. Die Möhre spielt die Flöte, Zwiebel die Trompete. 2 Frühlingssonne lacht so heiter, Grün im Feld sind Gras und Kräuter. Ziegenbock liegt faul im Grase, Blumen kitzeln ihm die Nase. 3 Karlchen reitet zur Hölle, Schimmel, der tragt ihn, Teufel, der jagt ihn, Schwingt seine Elle: „Jetzt aber schnelle 1“ Greift nach dem Kopfe, Packt ihn beim Schopfe. O, welch ein Graus, Jetzt ist es aus! 4 Hosen ganz zerrissen sind, Wind bläst durch die Lücken. Spinne mir den Faden spinnt, dann kann ich sie flicken. 5 Auf dem Baß spielt Schusters Franz, Kuh, die schwingt im Takt den Schwanz, Denn bei solch vertrauten Tönen schmilzt das Herz der spröden Schönen. 6 Wastel, Wastel, dieser Narr, Treibt zum Teich die Ziegenschar. Alle Ziegen werden naß, das ist dooh ein schlechter Spaß. 7 Hänschen klein, Hänschen klein, Brei aus Milch, der schmeckt dir fein, Und aus Sahne noch viel besser, Doch das kriegst du nicht, du Fresser! 8 Sitzt der Bär auf einem Stamme, Macht sich neue Hosen. Wenn der Baum zu arg ihm wackelt, Muß ihn das erbosen.