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nähern Vermittelung des Anschlusses an den dortigen Hauptverein erwählt gerichtS-Rath Weißenborn, der in der Gch istav-Adolf-Sache äußerst thä- tige Pastor Hildenhagen aüö Quetz bei Zörbig und der Pastor Uhlich aus Pömmelte; als deren Stellvertreter vr. Berger aus Magdeburg, Inspek tor Niese aus Pforta, RegierungSasseffor Weigelt aus Magdeburg. Zu gleich wurde der Vorstand für die Gustav-Adolf-Angelegenheit der gan zen Provinz erwählt, welchem die Geschäftsvermittclung' zwischen den einzelnen Vereinen und Berlin, späterhin Leipzig, obliegt, nämlich drei Hallenser: Prediger Dryander, Direktor Or. Niemeyer, Buchhändler vr. Schwetschke, und sechs Auswärtige: Prediger Wetten aus Erfurt, Pa stor vr. Harnisch aus Elbei, Weißenborn, Hildenhagen, Niese, Uhlich. (Allg. Pr. Ztg.) — In Beziehung auf die Versammlung von Rabbinern in Braun schweig liest man in berliner Blättern folgende Erklärung: ,,Friedland in der Niederlausitz. Das Zusammentreffen der 36 Rabbiner in Braun schweig, von denen viele aus Preußen sind, bekümmert mit Recht das religiöse Israel wegen des geheimen Vorhabens derselben. Zum Tröste zeige ich ihm hierdurch an, da diese Zusammenkunft wider jede Staats verfassung der administrativen Wege und wider Judcnthum ist, daß des halb, im Falle das kolossalische Gebäude dieser Helden, worauf Zeit, Fleiß und Kunst verwendet wird, sich in der preußischen Monarchie blicken lassen sollte, solches mittels eines dreifachen Angriffs in einem Nu einzu- reißcn, ich bemüht sein werde. Nach meinem Dafürhalten wird der Zeit punkt hoffentlich bald cintreten, daß man wegen mannichfacher und wich tiger Interessen kraft einer Autorisation eine Rabbinatssynode berufen dürfe. Der Obcrkreisrabbiner Borchardt." Oe fk erreich. *H)mnar, 21. Jun. Jüngst wurde hier in einer Abendgesellschaft von den ruhmreichen Bestrebungen des österreichischen Staats gesprochen und besonders der Geist der Liebe hervorgehoben, der die österreichische Regierung beseele und der die biedern Oesterrcicher so fest an das er lauchte Kaiserhaus knüpfe. Einer der Anwesenden ergriff die Opposition in einer ziemlich schroffen Manier und verlangte statt allgemeiner Decla? mationen einen Beweis über Das, was man hier als Glückseligkcitsbild von Oesterreich entworfen habe. Der dazu Hcrausgefodcrje erwiderte: „Was unter den Genossen der Mitwelt eine wohlverstandene Sache ist, bedarf keines andern Beweises als der Hinweisung auf das viele Herr liche und Gute, was sich zur gemeinsamen Wohlfahrt in dem ganzen Umfange der österreichischen Monarchie entwickelt. Man muß die weisen Gesetze und Einrichtungen dieser ausgedehnten Monarchie kennen lernen, um sich zu überzeugen, wie sehr Rcchtsliebe und Humanität dadurch in Oesterreich geschirmt und wie sehr die Früchte der Civilisation auf öster reichischem Boden benutzt werden. Die österreichische Regierung spricht und perorirt sehr wenig; statt brillanter Programme, pomphafter Ver sprechungen, philanthropischer Projekte handelt sie, und vollendet ohne Sang und Klang, was sie begonnen. Oesterreich folgt der Grundrich tung unserer Zeit. Es baut treffliche Straßen und Eisenbahnen, Brücken und Dampfschiffe, setzt sich durch den Handel in möglichst raschen Besitz und Genuß aller wirklich vorhandenen Erdcngüter und Leben erfrischender Erzeugnisse fremder Zonen, sucht Recht und Gesetz auf fester Grundlage zu wahren und auf dem Wege der Humanität und des socialen Fort schritts Armuth und Elend aus seinen Provinzen zu bannen. Gewiß mit Recht sagt daher Mich. Chevalier in seinem kürzlich erschienenen Werke: 6e positivus inclnstrivllv»: «Die österreichische Regierung ist wohlwollend, und man will ihr wohl. Sie erkennt ihre Pflichten wie ihre Rechte. Sie würdigt die neuere Richtung der Gesittung, denn sie arbeitet mit Beharrlichkeit daran, die volle Rechtsmonarchie an die Stelle der aristokratischen zu setzen.» Die Zeit ist die Sphinx, die den Mäch tigen der Erde ihre Räthsel zur Lösung aufgibt. Oesterreichs weise StaatS- kunst wird sie zu lösen wissen, indem sie der Richtung unserer Zeit an- gchört, die alle ihre Energie, alle ihre Macht, ja Alles, was sic hat, und Alles, was sie noch erringen wird, dem großen Ziele der menschli chen Existenz zu richtet. Daß Oesterreich auf seiner nützlichen und ruhm vollen Laufbahn immer weiter schreiten werde, dafür bürgen seine ersten Staatsmänner am Ruder, deren Kopf und Gcmüth von Weltanschauung und Religion durchdrungen sind; dafür bürgen die höchsten Stellen der österreichischen Verwaltung, die im Besitze von Männern sind, welche man für die fähigsten in der Monarchie hält; diese sind stufenweise zu ihren Stellen gelangt , indem sic alle Zwischcngrade durchgemacht haben; und so verstehen sie, chrcn Untergeordneten zu befehlen, weil sic eben da gestanden haben, wo Die stehen, welche jetzt ihre Befehle und Anordnun gen empfangen. So erklärt es sich, daß das österreichische Volk zu den Antipoden der Revolutionen gehört und daß die österreichische Regierung sich nicht um den Puls der Opposition zu bekümmern hat. Oesterreichs konservatives Felsenufer wird auch durch die enthusiastischste Dcmagogik niemals erschüttert werden. Verlangen Sie noch einen andern Beweis über die glückliche und wohlwollende Richtung der österreichischen Rcgierungskunst, so ist es die ser: daß in Oesterreich alle herrlichen Unternehmungen nicht nur geräusch los und ohne Trompetenstöße vor sich gehen, sondern auch mit festem, re gelmäßigem Schritt, und daß man nicht Ursache hat, der thatlosen Red seligkeit jener Leute etwas anzuvertrauen, die keinen,festen Stand- und Haitpunkt haben, regellos umhcrirrcn im Gebiete des Abstracten und Phantastischen, und deren Wcltverbefferungsplane als verkrüppelte Mach werke keine guten Früchte getragen haben, «kvctn tuori» heißt der Wahlspruch für den Geist der österreichischen Gesetzgebung. Nach diesem hat sich Oesterreich ein rühmliches Blatt auch in der neuesten Geschichte des Kampfes der Ideen gesichert, was gewisse Schriftsteller, und wären — In Bonn wurde von Stadt und Universität am 16. Jun. dem neuen Professor Bauerband ein Festmahl zur Anerkennung der edlen Beweggründe gegeben, die den Gefeierten seine glänzende Stellung als Advocat-Anwalt am rheinischen Appellhofe zu Köln mit seinem jetzi gen, sür die rheinische Gesetzgebung gemeinnützigem Wirkungskreise zu vertauschen bestimmten. Rector Bleck sprach den Dank gegen den König für die Berufung des Gefeierten aus, den dann der Oberbürgermeister Regierungsrath Oppenhof im Namen von Stadt und Universität willkom men hieß^ Im Verlaufe des Festes sprach auch Dahlmann über eine Be gegnung, die er vor vielen Jahren bei seiner ersten Reise an den Rhein m Köln mit dem jetzigen Präsidenten des Revisionshofs in Berlin, Hrn. Sethe, als Präsidenten und mit den vier übrigen Gliedern der damals in Köln sitzenden Jmmcdiatcommission gehabt habe, welche aus zwei Rhein ländern und drei Beamten der alten Provinzen bestanden. Zwei dieser Herren erklärten ihm frei, sie wären mit einem Vorurthcil gegen den Code an den Rhein gekommen und müßten nun seine Vorzüge gegen das Gc.- setzbuch der alten Provinzen cingestehcn. Präsident Sethe that sogar den wichtigen Ausspruch, daß er überzeugt sei, daß Urtel nach jenem Ge setz in den meisten Fällen richtiger als diejenigen, bei welchen das Recht der alten Provinzen zum Grunde gelegt sei. Ein Hoch erschallte dem Präsidenten und den Näthen jener Commission. Ein anderer Redner wies auf den deutschen Ursprung der Grundlage des Code hin. (Aach. Ztg.) — Am 19. Jun. waren die Abgeordneten von elf Gustav-Adolf- Vereinen der Provinz Sachsen in Halle versammelt, um Beauftragte zu wählen, welche sich nach Berlin begeben und in Gemeinschaft mit den Abaeordncten der andern Provinzen die Verhältnisse dieser Angelegenheit in Preußen feststcllcn sollen. Der bisherige provisorische Vorstand gab Bericht über den Stand der Dinge, legte dann sein Amt nieder, und cs wurde nun, unter dem Vorsitze des Oberlandesgerichtsraths Weißenborn aus Halberstadt, der Auftrag besprochen, welcher den Deputirtcn nach Ber lin mitzugebcn sei. Er ist in die zwei Punkte zusammengefaßt: s) daß sie für die vollkommene Einheit mit den übrigen deutschen Gustav-Adolf-Verci- nen, also für die Annahme des frankfurter Statuts zu stimmen haben, aber k) in dem Falle, daß die Mehrheit in Berlin auf Aendcrungen in diesem Sta tut bestehen sollte, darauf halten werde, daß diese etwanigcn Aendcrungen so, wis es bereits im frankfurter Statut vorgesehen ist, also durch freie Ver einbarung der preußischen und der übrigen deutschen Vereine, zu Stande kommen. Zur Deputation nach Berlin wurden gewählt: der OberlandeS- wurden. Die Sitzung war eine der stürmischsten, die wir hier erlebt haben; denn eS wurde gleichzeitig eine Frage der Toleranz dabei verhandelt: ob nämlich auch Nichtevangelische als Mitglieder des Gustav-Adolf Vereins an genommen werden dürft»? Es hatten sich besonders der Verfasser der „Vier Fragen" als Jude und der schähenswertye Verfasser der „Geheimnisse von Königsberg" als Katholik angemeldet, wurden aber — freilich nur mit einer Majorität von einem Fünftheile — nicht zugelassen. Die Einen wie sen auf die Natur des Vereins hin, der, wie sich erst heute ein Apologet in der Hartung'schen Zeitung naiv ausdrückt, gleich gewissen Logen und gewissen gelehrten Gesellschaften „ausschließlich und keineswegs ein allge meiner Humanitätsverein" sein will, die Andern dagegen, von allem con- fessionellen Particularismus absehend, hielten ihn vom schönsten, geistigen Anhauche des universellen Toleranzvrincips angeweht. In Folge dieser jedenfalls interessanten Debatte hat der Verein den Austritt einer großen Menge geist- und gcsinnungsvollcr Männer zu bedauern, zu denen na mentlich Witt, Dinter, Wechsler, Sauter, Bender, Jachmann und Wa lesrode gehören, denen sich gewiß noch viele Andere angeschlossen hätten, würden sie nicht, und gewissermaßen mit Recht, bedacht haben, daß die ganze Sache dadurch in Hände gerathen könnte, denen vorurtheilslose Manner sie nicht gern anvcrtrauen mögen. Damit aber der ernsten Seite nicht auch die lächerliche fehle, gaben zwei hervorstehcnde Reliefs dem Ge sammtbild ein possirlichcs Ansehen. Ueberfromme Judcnchristen hatten behufs der Ausschließung ihrer ehemaligen Glaubensgenossen einen tragi komischen Fanatismus an den Tag gelegt, der seines Gleichen sucht. Es ist dies allerdings nur die Wiederholung einer gewöhnlichen Erscheinung, daß Convertiten in der Regel die unduldsamsten Schwärmer werden; aber cs bleibt doch immer wunderbar, daß selbst Universitätsproftssoren und Gymnasialoberlchrcr von dieser gefährlichen und zugleich lächerlichen Krankheit sich diesmal nicht frei zeigten. Ein anderes ergötzliches Schau spiel brachte ein Geistlicher zu Stande, der eine Anzahl „Geld beitragen der Schüler" zur Erlangung der Majorität mitbrachte, die jedoch glück licherweise den Nichtevangelischen gleichgestellt wurden. Soeben geht das Urtel des Staatsministcriums gegen den Oberlan- desgerichtsrath Crelinger ein, das wegen Theilnahme am Herwegh'- schcn Fest und der dabei gehaltenen Reden auf Degradation, d. h. Ver setzung nach einer kleinen Stadt, lautet. Der König hat zwar die Voll ziehung des allerdings überraschenden Urtels bis aus weitere Veranlas sung zu einer neuen Klage verschieben lassen, immer schwebt doch das Damoklesschwert wieder über einem Liberalen, der durch geistigen Scharf sinn und umfassende Studien auch der Gegenpartei Achtum, cinzuflößen geeignet ist. Dagegen ist unser früherer Criminaldirector Richter, der Herausgeber der den Conservativen so lieb gewordenen Preußischen Pro- vinzialblättcr, gegen den freilich keine politische Untersuchung im Gange war, vom Kammergerichte zu Berlin völlig freigesprochen worden. Mit dieser Streitsache des Hrn. Richter ist übrigens nicht eine andere zu ver wechseln, in die er mit dem hiesigen Magistrate gcrieth, der ihn wegen mehrmaligen Ausbleibens bei den anberaumten Wahlterminen den Sta tuten gemäß der sogenannten Bürgcrehrenrechte für verlustig erklärte und ihn zur Zahlung einer erhöhten Communalabgabc verpflichtete.