JOHANNES PAUL THILMAN 4. Sinfonie d-moll, op. 64 Der Komponist Johannes Paul Thilman schreibt über sein Werk: vZXe Auseinandersetzung mit den Forderungen an die Musik, die A. A. Shdanow 1948 in seiner großen Rede vor den sowjetischen Komponisten aufstellte, kann für einen schöpferischen Menschen endgültig und maßgeblich nur durch seine Werke geschehen. Auch ich bin von Shdanows Worten berührt worden und habe mich bemüht, in meinen drei Sinfonien (der 2., 3. und 4.}, die ich in den letzten Jahren komponierte, die Forderung Shdanows auf meine Art und Weise zu ver wirklichen. Wenn seine Forderungen auch ganz natürlich klangen und darin gipfelten, daß die neuen Werke volkstümlich, verständlich und schön, daß in ihnen deutlich die Anknüpfungspunkte ans klassische Erbe zu sehen sein sollten und daß durch sie ein spürbarer Optimismus hindurchströmen sollte, so waren diese Forderungen doch nicht leicht zu verwirklichen. Das Anknüpfen an das deutsche klassische Erbe geschah nicht nur formal durch die Übernahme des klassischen Sinfonie-Schemas, sondern vor allem auch inhaltlich durch ein Hinneigen zu beethovenscher oder brahms’scher Aussage, weiterhin in einer Vorliebe für Konflikte, die in der Sinfonie ihre Lösung erfahren. So ist der zweite Satz mit seinem pochenden Grundrhythmus und seiner breiten melodischen Entfaltung ein schwerblütiges Seelengemälde, der dritte Satz, das Scherzo, mit seiner rhythmischen Ausgelassenheit das Abbild eines noch etwas schwerfällig, aber doch schon lustig Tanzenden. Auch der vierte Satz malt in seiner langsamen Einleitung in dunklen Farben und befreit sich in seinem lebhaften Teil erst zum Schluß von den vorwiegend kämpferischen und dialektisch durchgeführten Inhalten. Befreiende Augenblicke gibt es an den Schlüssen des ersten und vierten Satzes, wo das schicksalhafte d-moll zum Dur gewendet wird. Im ganzen Werk ist demnach das Ringen um eine sinfonische Aussage spürbar, schwerwiegende Fragen heischen Antwort, kraftvolles Zupacken hilft entwirren und klären. MAX REGER Variationen über ein Thema von Mozart, op. 132 6^ax Reger hat in seinem op. 132, den »Variationen über ein Thema von Mozart«, eines seiner vollendetsten Werke geschaffen. Er arbeitet 1913-14 an diesem groß artigen Orchesterstüdc. Reger variiert auf geistvolle Weise in acht Variationen ein recht bekanntes Thema aus der A-Dur-Sonate von Mozart, das Mozart selbst schon zum Variieren geeignet fand und dazu auch verwendete. Reger nimmt die Verwandlungen dieses graziösen, lichten Themas mit den Mitteln der spät romantischen und impressionistischen Orchester- und Kompositionstechnik vor, so daß es manchmal schwierig ist, aus dem betörenden Klangrausch die Melodie des Themas herauszuhören. Manchmal stellt er die Melodie auf den Kopf, oft läßt er