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Montag -—— Rr. 13. —— 13. Januar 1845. Deutsche AVgerneine Zeitung. --Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Berlin Deulschland ch Äus llorddeutsthland, 9. Jan. Man hat gefragt, wozu das Geld, welche» der triercr Rockgang cingebracht hat, verwendet wer den würde? Augenzeugen haben versickert, daß das dabei cingekommcne Geld in Mulden wcggetragen worden sei. Dies ist leicht erklärlich, denn wenn anderthalb Millionen Menschen opfern, so muß dadurch, wenn auch allerdings der größte Theil dieser Gaben nur von Armen dargebracht wor den, doch eine bedeutende Summe zusammengekommen sein. Nun hat Man zwar allerdings bereits von der Verwendung eines Theiles dieses Opfergeldcs gekört; cs ist etwas davon zur kölncr Dombaukassc gesen det worden. Aber diese Summe hat frappircn müssen; nur 21 l Thlr. find von der Steuer einer Menge von anderthalb Millionen Gläubigen zu einem so heiligen Zwecke, wie der Bau des Doms zu Köln, an welchem ganz Deutschland so innigen Anlhcil nimmt, bestimmt worden. Zwar hätte die römische Partei nichts Zweckmäßigeres Ihun können, um Vie religiöse Freigebigkeit des Königs von Preußen für alle Katholiken, Vie noch ein ungcblcndctes Auge besitzen, inS rechte Vicht zu stellen. Denn in drr-Hhat, wer meint es wol mit den Bedürfnissen des katholischen Cultus des preußischen Staats besser: ein evangelischer Fürst, welcher jähr sich SOM» Thlr. zum Bau einer katholischen Kirche schenkt, oder ein rö mischer. Klerus, der zu demselben Zwecke von einem Opfer, welches eine BolkSmasse von anderthalb Millionen Wallfahrern dargebracht, die win- ziqt'Summr von 211 Thlr. bestimmt? Das war jedoch schwerlich die Absicht dieser Gabe. Wenn man nun dem bezüglichen Klerus unmöglich eine gttße Vörlicbc für den kölner Dom absptecken kann, so muß man annchmen, daß mit dem erworbenen Schatze des Opfergeldcs sowie mit dem Gewinne von den römisch-heiligen Bildern re. andere römisch-heilige Absichten erreicht werden sollen. Welches können diese sein? Man wird natürlich unsere profane ketzerische Neugier über die fragliche Verwendung Niehl: befriedigen; aber darüber glauben wir Jeden, der sich deshalb beun ruhigen'töKkte, beruhigen zu können, daß kein Geld aus Deutschland, wc- NiMNS von dem fraglichen, in die jesuitische Kriegskasse fließen wird, die Nacks der'Spihbüberei des pariser Employe und nach den bedeutenden Aus gaben'- welche der Werner Feldzug und die dortige fortwährende Bewaff nung der Jesuiten verursacht hat, allerdings jetzt in desolatem Zustande sein mag. * HildkSÜkim, 8. Jan. Nachdem im vorigcnJahre bereits, wie auch in dieser Zeitung gemeldet worden, in Hildesheim der bekannte Jesuit Kecks im Priesttrstminar sein Wesen oder vielmehr Unwesen getrieben, Handel unb B"dufkrie. »Köln. Verein zur Unterdrücke Handels- Die Pontons der Rheinbrücke. * Klien Die Bank- Varis. Versicherung. — Schiffahrt von küdrcß. vLVLvvuLYsVT»» Hkn-Ündigüntz««. «eve-blick. KXvtfchland. ckAus NoSdLcutsehland- Der Ertrag der trierschcn Wall fahrt. »Hildesheim- Proselytenmacherci. Ein Katechismus- X Stutt gart Selbstmord- — Die badischen Kammern. «Aus Schleswig- Holstein- Verbot des Sonderburger Wochenblatts. »Hamburg. Der Anschluß an den Zollverein. D»«utzen. (-»-) Merlin. Die Verlosung- Hr- Roland- Die Sprachfor scher. ^Berlin. Die Mvsquitoküste »Naumburg. Städtische Petitio nen. »Köln. Seltsame Empfehlung. — Die Katholiken in Elberfeld. Der Bischof von Trier- — Die Amazone- — Die luremburger Zeitung. ÄPanien. Aragonien. Das Budget. Die ausgetretenen Abgeordneten. Gewaltthätigkeiten <8*vtzb»i1annien. Der Standard über den Krieg mit Frankreich. Die Lime« über Otaheiti. Die Staatseinnahme. Die Vermächtnißbill. Die Rcpeal- Die Fenstersteuer. Aufgebcn des Wildhegcns Attankueich. Handelsvertrag mit Belgien. Das Budget. Die Zeitungen- Calhoun über den Sklavenhandel. Hr. Villemain. Bugeaud. Die Ha fenbauten bei Algier. »Paris. Die Zntriguc. Das Durchsuchungsrccht. Die Schweiz. Velgien. »Brüssel. Handclsvertragssachcn. Die Zuckerfabriken. Schweben und Norwegen. Erleichterung für ausländische Reisende. Mützland nnd Polen. Der Adel. Ausweisung. Flüchtige Bauern Wdldau und Walachei. »Aus der Moldau- Die Landwirthschaft. Lürkei. » Konstantinopel. Mohammed-Ali-Pascha. Die Quarantaine. lhtorpamertka. Das Oregongcbiet. Die Emancipationsfrage. Lejas. — Die Verhältnisse zu Mejico. Mejtev. Aufstände. Mersonalnachrichten. Azissettschaft und.Kunst. »Merlin. Unterstützungsvcrein für Künst lerwitwen. Stern- »Brüssel- Gachard. Raden Saleh. »Nürn berg- Das Lheater. Conccrtmcister Bach. »Weimar. Das Jndustric- cömptvir. Briefe von Goethe. Die RegierungsräthiN v. Voigt. ! geistliche Exerciticn angestellt hat u., welche der Bischof und eine Menge Geistliche mitmachten, scheint auch hier eine neue Aera beginnen zu wollen. Die Proselytenmacherci nimmt überhand, ja selbst in einer bekann ten altprotestantischen Familie wurden nach dem Tode des Vaters durch die katholische Mutter die Kinder katholisch gemacht, und nur der älteste Sohn ist noch Protestant, so viel ich wenigstens weiß, weil er vor des Vaters Tode schon confirmirt war. Auch gibt cS heimliche Convcrtiten, welche die Erlaubniß haben, noch fortwährend dem protestantischen Got tesdienste beizuwohncn rc. Ein Bedienter des Bischofs hat eine protestan tische Braut, und der Bischof macht bei der Ertheilung seines Conscnses zur Heirath die Bedingung, daß sie katholisch werde, uhd sie wird katho lisch werden. Solcher Bekehrungen ließen sich im Zeiträume weniger Jahre eine ganze Menge Nachweisen, wenn man sich die Mühe geben wollte, bei den protestantischen Geistlichen Umfrage zu halten»). Wenn gleich nun die protestantische Kirche nichts einbüßt durch dcn Abfall Leicht sinniger, denen ihr Glaube für geringe Vorthcile, oft für ein paar Tha ler, feil ist und die sogenannte**) katholische Kirche nur einen schlechten Zuwachs an ihnen erhält: so darf doch der Protestant mit Rücksicht auf die Nachkommen solcher Convertitcn die Sache nicht mit gleichgültigen Augen arischen. Seit jenen Jesuitencxcrcitien hat aber nicht allein die Proselyten macherei und die Anmaßung so mancher römischen Geistlichen um sich ge griffen, sondern cs zeigt sich auch überhaupt ein Streben der Römlinge, das Rad der Zeit um ein paar Jahrhunderte zurückzustellcn. Man Hore und staune! Der Bischof von Hildesheim hat, weil ihm der hishcr in seiner Diöcese cingeführtc Katechismus vcrmuthlich zu rationalistisch gewe sen ist, dcn alten Cani fischen wieder herausgcgeben und, ohne Appro bation der obersten LandeSbehördc und ohne Censur, aus eigner Macht vollkommenheit zur Einführung in dcn Schulen versendet. Zu diesem al ten Katechismus ist außerdem, wie ich höre (denn ich besitze dieses Merk chen nicht), Vieles hinzugcsctzt, wie schon der Umfang zeigt, denn jener alte soll nur ein paar Bogen stark sein, der neue enthält 218 Seiten. Was er enthält, davon urtheile man aus einigen Pröbchen, die ich hier zu Nutz und Frommen Aller mittheilcn will. An die Spitze, stelle ich filzen Punkt, der die protestantische Geistlichkeit armullirt. Es heißt nämlich S 161: Haben die Unkatholischen wahre Priester oder Geistliche? Ant wort: Nein; denn sie sind von keinem rechtmäßigen Bischöfe geweiht, «och auch rechtmäßig berufen von Gott oder einem Menschen, der hierzu Ge walt von dcü Aposteln empfangen hat. Daher haben sic auch keine Ge walt, Sünden nachzulasscn, die Sakramente zu spenden, zu predigen rc. So weit also ist es wieder 200 Jahre nach dem Westfälischen Frie den gekommen, daß man in einem protestantischen Staate wagt, zu be haupten und der Jugend lehren zu lassen, die Evangelischen hätten keine rechtmäßigen Geistlichen, diese hätten kein Recht, zu predigen und die Sa- cramcnte zu spenden! Wenn der Katechismus von Pfaffen und Priestern spräche, so würde kein Protestant etwas dawider haben, denn solche wol len wir nicht und haben wir nicht; wir haben nur Einen Hohenpriester, und der ist Christus, sagt der Apostel. Wird aber daS königl. Consisto rium und Ministerium zu solchen Unbilden schweigen? Es ist seine Pflicht, dergleichen aufs kräftigste zu begegnen. Auch muß die Sentenz veröffent licht werden, das können die Protestanten von ihrer Regierung erwarten,, sie muß dieselben öffentlich, wie der Angriff ist, vor solchen Verunglim ») Von Göttingen aus erzählt man Folgendes: Ein junges Mädchen, welches den Confirmandenunterricht bei einem protestantischen Geistlichen der Stadt genießt, erhält von ihrer schon katholisch gewordenen Schwester, ver- muthlich auf geistliche Anmahnung, dcn Rath, sie solle, da sie doch einmal der Confirmation in der evangelischen Kirche sich unterziehen müsse, wenn der Geistliche das Glaubensbekenntniß gesprochen, nicht wie die übrigen Confir- mandcn Ja sagen, sondern schweigen und dann gleich katholisch werden. Die ältere Schwester und ihr geistlicher Beistand gehören vermuthlich auch zu Becks' Cohorte! »*) Die Protestanten können nur von einer römischen oder päpstlichen Kirche spreche», oder müssen, wollen sie der ihrigen nicht präjudiciren, sagen: die sogenannt« katholische Kirche. Denn der Name katholische Kirche, von einer einzelnen gebraucht, ist an und für sich widersinnig: die eine umfaßt nicht alle, ist keine allgemeine, da es neben der römischen noch eine englische, griechische, deutsch- und französisch-protestantische Kirche gibt. Somit ist der Name eine Anmaßung, indem durch ihn andere Kirchen völlig ignorirt werden, was freilich von der römischen Curie immer geschehen ist- In dem Gebrauch eines Wortes liegt oft viel! In dem Katechismus, von welchem sogleich die Rede sein wird, heißt es S. 69: „Warum ist sic (dir Kirche) katholisch oder allgemein? Weil ihre Lehre zu allen Zeiten und in dtr ganzen Welt ist gepredigt worden rc. Daher ist die römische Kirche allezeit katho lisch genannt worden, auch von den Heiden (?) und Ketzern." Als die Rc formation begann, da hatte der Name katholisch noch eher einen Sinn, in Deutschland wenigsten« (denn auch damal« gab e« ja eine griechische Kirche), weil die evangelische Lehre noch nicht bestand, folglich der Gegensatz noch nicht da war; in unsern Zeiten aber namentlich sollst man behutsamer wer den in der Wahl deS Ausdrucks.