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Sonnabend Nr- 4. 4. Januar 184S. ZOU Deutsche Ungemeine Zeitung. ZMU «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Deutschland. keipsig, 2. Zan. Diese Zeitung brachte vor einiger Zeit Nachrich ten über eine beabsichtigte Niederlassung hessischer Auswanderer in Ostpreußen. Diese Nachrichten waren aber ziemlich schwankend, und eS dürfte deschalb erwünscht sein, jetzt das Wahre in Betreff jener Colonisation zu erfahren. Wir theilen zu diesem Zwecke die auf jene Co lonisation bezügliche Stelle aus einem größern Aufsatz: „Ueber die land- wirthschaftlichen Verhältnisse Ostpreußens" aus „Sprengels Monats schrift^ mit. E» heißt daselbst: „Die allensteiner Kreiscorporation, wel cher der Staat große Capitalien zu Meliorationen vorgeschosscn hat, und welcher auch die Freiheit ertheilt ist, Grundstücke ohne weitere Erlaubniß erwerben und verkauf«» zu können, wird Bauernwirthschaften, zumal die von verschuldeten oder schlechten Wirthen, ankaufen, um dieselben fremden Einwanderern auS dem mittler» Deutschland zu überlassen. Zu diesem Zwecke hat der geheime Finanzrath Pabst in Berlin sich mit den Oden- wäldern in Unterhandlung gesetzt, um fleißige Wirthe zur Uebersiedelung nach Preußen zu bewegen. Die Unterhandlungen leitet der Oekonomierath Zeller. Als eine besonders günstige Colonie dieser Art ist das Dorf Rothfließ, 14 Meilen von Königsberg, ausersehen. Mehre Bauernhöfe, der Krug und die Mühle sind bereits vom Comite angekauft, und es ist Lie Absicht, daS ganze Dorf anzukaufen. Schon im Frühjahr <843 wa ren zwei Odenwälder zur Besichtigung des Dorfs und der Umgegend mit freier Post nach Preußen befördert worden. Die Unterhandlungen mußten jedoch nicht zu dem gewünschten Ziele geführt haben, denn im Jahre 1844 kamen wieder zwei andere Odenwälder nach Preußen, um behufs der Uebersiedelung die Localverhältnisse in Augenschein zu nehmen. Die Oden wälder beklagten sich über die Verzögerung und das öftere Licgenbleiben auf der Reift; dagegen waren sie mit der Localität und dem verhältniß- mäßigen Preise deS Bodens sehr zufrieden und glaubten durch den An kauf eines größern Flächenraums, als sic in der'Heimat verkaufen wür den, sich bedeutend zu verbessern. Nur die polnische Sprache der dorti gen Gegend und der Umgang mit diesen Menschen war ihnen besonders unangenehm. Sie fürchteten vei näherm Zusammen - und Durcheinander- Wohnen mit den Einheimischen von denselben später durch Misgunst und Hinterlist Schaden zu erleiden. Zu einer Auswanderung und Uebersiedelung nach Preußen zeigten sie sich deshalb nur dann geneigt, wenn ihnen und ihren Landsleuten daS ganze Dorf überlassen werde. Höchst wahrscheinlich geschieht dieS; ja eS sollte sogar das Dorf von neuem und zwar regel- Mäßig aufgebaut «erden. Dadurch wird eine anmuthige und wohlhabende Ueberblick. Deutschland. Leipsia/Deutsche Colonisation in Ostpreußen. — Pfarrer Redenbacher. Ronge'« Brief in Kaiern. — Hr. Kolb in München- — Hr. Eichrodt. — Hr. Welcker in Giessen. — Ein toleranter Ka tholik- "Altenburg- Die Winterschulr. — Der Mord in Kremen. Frentzen. (-»-) Serlin. Der „Janus". * Posen. Hr. Czerski. Da« GlaubcnSbekcnntniß der neuen Gemeinde in Schneidemühl. * Aus der NieLerlausih. Die Ehe zwischen Christen und Juden. 0 Lreslau. lir. Regenbrecht. Hr. Milde. Hr. Wachler. — Schneidemühl. — Preßproceß. — Trunksucht. Desderreich. * Von der böhmischen Grenze. Unterricht«reform- Großbritannien. Die Gesandtschaft in Buenos Ayre«. Parlaments wahl. Die kirchlichen Einrichtungen. Die katholischen Kirchen. West indische Nachrichten. DaS Roastbeef auf der königl. Tafel. * London. Die Hochkirche. Frankreich. Hr. Sauzet. Die Vicepräsidentenwahl. Die Adresse. Der Constitutionnel über die ersten Lage der Session. Die Abstimmung. Die , neue ministerielle Organisation. Conflict in Toulouse. General Delarue. Hr. LurquoiS- * Paris- Lamartine über Organisation der Arbeit. Skirderlandr. Da« Budget. Schweiz. Hr. Jenni in Luzern. Jesuitische Logik. Die züricher Gesandt schaft. ^italienische Staaten. Turin. Der turiner Correspondent der Allge meinen Zeitung. — Russisch-griechische Kapelle in Neapel. Snßkaü- NNd Hlolen. Die Selbstmörder- v-tzpten. Der Transit- Da Staaten. Die Wegnahme de« argentinischen Geschwader«. Versonalnachrichten. ÄSisfenfchaft und Kunst. * Kerim. Die wissenschaftlichen Anstalten der Universität. Arestau. Die Universität. UUen. Die Tantieme- Handel «Nit Industrie. Paris. Die Börse- Die pariser Industrie ausstellung- — Erlaß der Weinsteuer in Preussen. — Durchfuhrgebühren in Kremen. * Leimig. Börsenbericht. — Berlin. Leipzig. Steueste Stachrichten. Hknründisnnsen. Sie meiste» sind oerSndeet. Colonie gegründet werden, die Jahrhunderte den dortigen Wirthen zu« Muster und der Gegend zum Segen fortbestchen kann." — Der Bremer Zeitung wird aus Nürnberg über die Verurthcilung deS Pfarrers Redenbach er (Nr. 364) geschrieben, daß sie blos per vot» maforu erfolgt sei und der betreffende Criminalsenat diese Entscheidung erst nach ungewöhnlich langen Berathungen gegeben haben solle. — Der Brief des Johannes Ronge ist in Baiern verboten. Nachdem zuerst der königl. Commissar zu Augsburg die Beschlagnahme verfügt und die Regierung von Schwaben dieselbe fortgesetzt hatte, ist die ConfiScation nunmehr von dem Ministerium bestätigt und die gleichmäßige Vollziehung dieses Verbots allen Behörden aufgetragen worden. — Der katholische Geistliche in der Heiliqcngcistkirche in München, Schulinspector Kolb, ist zur evangelischen Kirche übcrgetreten. (U. S.) — Der plötzlich verstorbene, vor kurzem erst zum Präsidenten des Ministe riums des Innern ernannte Staatsrath Eichrodt (Nr. 2) hatte nach dcr im letzten Herbst überstandenen gefährlichen Krankheit in neuerer Zeit wiederholte Schlaganfälle, die sich am 27. Dec. in der Sitzung des StaatsministcriumS in dem Grade gesteigert wieder cinstcllten, daß die schleunig hcrbeigerufenen Acrzte keine wesentliche Linderung mehr herbci- zuführen vermochten. Staatsrath Eichrodt wurde bewußtlos mach Hause gebracht und starb am Morgen um 3 Uhr, mit Hinterlassung von zehn noch unversorgten Kindern, im 47. Lebensjahre. — Der Hofgerichtsrath Ludwig Welcker in Gießen bekennt sich im Frankfurter Journal als Einsender des auch von uns mitgetheilten Arti kels auS Gießen über die gewaltsame Taufhandlung des katholischen Pro fessors und Pfarrers Hartnagel daselbst. Hr. Welcker fügt hinzu: „Ich habe ferner als Anwalt de« in seinen Hau« - und Baterrechten schwer verletzten Schlossermeisters Wilhelm Nagel eine Beschwerdeschrift bei höchstpreislichem Ministerium eingercicht, von deren Inhalt meine frühere Anzeige nur Skizzen enthält. Ich habe endlich den Hrn. Ur. Professor und Pfarrer Franz Joseph Hartnagel auch bei großherzogl. Hofgericht Gießen ver klagt, weil er gedachtem Wilhelm Nagel die Herausgabe seiner Ehepaeten nebst Anlagen von der Zeit seiner Trauung bi« hierhin verweigert, und ich hoffe von Allem den besten Erfolg." — SS gereicht unserer Zeit und ihrer Christlichkeit nicht zur Ehre, daß eß in einer gftßener Correspondenz deS Frankfurter Journals alS etwas besonders RühmenSwerthes und Seltenes hervorgehobcn werden muß, ein dortiger katholischer Professor der Theologie (LohniS) sei zwei Mal dem Leichenzuge von Protestanten (einem ihm früher benachbart gewesenen Ehepaar) gefolgt und solle sogar das eine, frühere Mal, nach Entfernung der Leichenzugs, am Grabe gebetet haben! DaS erste Mal sei die Sache nicht ausgefallen, jetzt aber — so ändern sich die Zeiten — sei sie in Aller Munde. ** Altenburg, 3l. Dec. Einer Ihrer Correspondenten aus Alten burg läßt seine Misbilligung darüber blicken, daß die Regierung bei den versammelten Ständen auf Bewilligung von 36S Thlr. für den Stu dienfonds angetragen hat, um dadurch eine Winterschule für Bauern söhne und zwei Stipendien für zwei dergleichen Individuen, von welchen erwartet werden kann, daß sic eine auswärtige Ackcrbauschule oder höhere Lehranstalt mit Nutzen besuchen werden, zu stiften. Der Correspondent weist dabei in einem diplomatischen Halbdunkel auf den Wohlstand der Bauern hin, der einer solchen Unterstützung nicht bedürfe und gibt zu verstehen, daß der Allmächtige schon durch die Güte deS Bodens Lasur gesorgt habe, daß der hiesige Bauer in der natürlichen Fruchtbarkeit aus schließlich die Basis seines Wohlstandes und ackerbaulichen RufeS besitze. Nun, das ist eben geredet, wie cS von dem am warmen Ofen stehenden Studirtische zu geschehen pflegt, mit „viel Jrrthum und ein wenig Wahr heit". Dcr Correspondent möge den Sinn sür geistige Bildung, den Wohlstand, den WirthschaftSbetrieb und die Bodenbeschaffenheit des hie sigen Landes etwas genauer unter das Glas nehmen, auch den staatswei sen Maßregeln der Regierung etwas mehr Nachdenken gönnen. Hätte, um beim Letzten anzufangcn, der Correspondent die erschienenen Landtags verhandlungen genauer durchgcsehen, so würde er sich aus dcr trefflichen Eröffnungsrede unsers gefeierten Landtagspräsidenten v. Lindenau haben unterrichten können, daß es weit besser gehandelt sei, die günstigen Fi nanzverhältnisse dazu zu benutzen, Maßregeln zu ergreifen, welche der Verarmung vorbeugen, als Steuererlasse, die mehr den Reichen als den minder Begüterten zu gute kommen, oder gar Almosen zu bewilligen. Wenn man weiß, daß der hiesige Bauer, welcher der sehr vorwiegenden Zahl nach mehr wohlhabend als reich ist, für die Vorstellung noch wenig zugänglich ist, der landwirthschaftlichcn Ausbildung eines einzelnen Soh nes ein ansehnliches Opfer zu bringen, welches er schon darin findet, daß er ihn ein oder mehre Jahre in seiner Wirthschaft entbehrt, so thut die Regierung gewiß sehr wohl daran, dieser Vorstellung durch Stipendien mehr Eingang zu verschaffen. AuS der Ackerbauschule in Hohenheim sind