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Blütenwunder Vom Thron sich erhebend und die Welt segnend, gewährt die Königin des Liebes- gartens das Blütenwunder: aus einzelnen fallenden Blüten entwickelt sich, säuselnd und rauschend, ein dichter Blüten- und Blumenregen. Minneleides Abschied Die Waldfee Minneleide geleitet, von den Waldwesen gefolgt, Siegnots Bahre zum Tor des Liebesgartens und nimmt Abschied von Waldes Lust und Leid. Durch Berührung des Tores mit der leuchtenden Rose springt dieses auf. Bevor des Wächters Schwert auf ihr Haupt niederfällt, bricht sie auf Siegnots Leiche ent seelt zusammen. C ä cilie (Heinrich Hart) Wenn du es wüßtest, was träumen heißt von brennenden Küssen, von Wandern und Ruhen mit der Geliebten, Aug' in Auge, und kosend und plaudernd, wenn du es wüßtest, du neigtest dein Herz! Wenn du es wüßtest, was bangen heißt in ein samen Nächten, umschauert vom Sturm, da niemand tröstet milden Mundes die kampfmüde Seele, wenn du es wüßtest, du kämest zu mir. Wenn du es wüßtest, was leben heißt, umhaucht von der Gottheit weltschaffendem Atem, zu schweben empor, lichtgetragen, zu seligen Höh'n, wenn du es wüßtest, wenn du es wüßtest, du lebtest mit mir! Heimliche Aufforderung Auf, hebe die funkelnde Schale empor zum Mund, und trinke beim Freudenmahle dein Herz gesund. Und wenn du sie hebst, so winke mir heimlich zu, dann lächle ich und dann trinke ich still wie du ... und still gleich mir betrachte um uns das Heer der trunkenen Schwätzer, verachte sie nicht zu sehr. Nein, hebe die blinkende Schale, gefüllt mit Wein, und laß beim lärmenden Mahle sie glücklich sein. Doch hast du das Mahl genossen, den Durst gestillt, dann verlasse der lauten Genossen festfreudiges Bild und wandle hinaus in den Garten zum Rosenstrauch, dort will ich dich dann erwarten nach altem Brauch, und will an die Brust dir sinken, eh ; du‘s gehofft, und deine Küsse trinken, wie ehmals oft und flechten in deine Haare der Rose Pracht oh komm, du wunderbare ersehnte Nacht, oh komm, du wunderbare ersehnte Nacht!