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Peter Tschaikowskij (7. 5. 1840 Wotkinsk — 6. II. 1893 Petersburg) war Schüler von Anton Rubinstein am Petersburger Konservatorium, von 1868- 1877 Lehrer am Moskauer Konservatorium und ist der bedeutendste russische Kom ponist seiner Zeit. Durch seine Gönnerin Nadejda von Meck war er aller mate rieller Sorge enthoben und führte ausgedehnte Reisen durdi alle Teile Europas. Seine Musik ist deshalb allen westlichen Einflüssen unterworfen, während seine Zeitgenossen Glinka, Rimski Korssakoff, Balakireff, Moussorgski usw. bestrebt waren, das volkhafte russisdie Element in ihren Werken zum Ausdruck zu bringen. Peter Tsdiaikowskij hat uns ein umfangreidies musikalisdies Erbe hinterlassen. Neben seinen 7 Sinfonien und der Oper „Eugen Onegin" sind es vor allem 2 Klavierkonzerte, I Violinkonzert, Ballette, Suiten, Fantasien, Ouvertüren und Kammermusik, sowie viele Volkslieder und kleine Stücke. Das erste Streichquartett op. I 1, dessen 2. Satz wir heute hören, ist wohl das bekannteste. Es entstand im Jahre 1872 in seiner Moskauer Zeit und zählt zu seinen sdiönsten Werken. Ludwig vatl Beethoven mit seiner fünften Sinfonie will aufrütteln, ln diesem Werk rechnet er mit dem Schicksal ab. „Die Schicksalssinfonie’ wird sie genannt, nadi dem Ausspruch Beethovens über das der Sinfonie zugrunde liegende ,,Ur motiv", das gleich zu Beginn ertönt: „So pocht das Schicksal an die Pforte." Ein hartes Schicksal war es, das ihn bedrohte, die immer mehr fortschreitende und schließlich vollständige Ertaubung. Er ließ sich nicht von ihm entmutigen. „Ich will dem Schicksal in den Rachen greifen, ganz niederbeugen soll es midi gewiß nicht!“ Ein Ausspruch, den er in dieser Sinfonie in Töne umsetzte. Da hören wir immer wieder das Motiv des drohenden Schicksals, in allen Sätzen, hören, wie es von helleren, energischen Tonfolgen aus dem Felde getrieben wird, bis schließlich im Finale die große Siegessinfonie ertönt, ein unbeschreiblicher Jubel ausbridit. Mit vier Themen von höchster Sinnfälligkeit wird dargetan, daß der Weg durch die Nacht ins strahlende Lidit zu Ende gegangen ist. Die Sinfonie, mit der einst der junge Mendelssohn den alten Goethe zu Beethoven bekehrte, ist neben der neunten Sinfonie, diesem Lobgesang auf die Bruderliebe, das politisdie Vermächtnis Beethovens, das gerade uns Menschen von heute unendlich viel zu sagen hat.