Volltext Seite (XML)
und Rücksichten, Unruhe und Aufregung unter den protestantischen Glaubens genossen erweckt hat, überhaupt vermieden worden wäre, wie man dies auch dem apostolischen Bicar eröffnet hat, so muß dasselbe doch, nach obiger Er klärung , andererseits anerkennen, daß derselbe in der Sache die Grenze seiner in der VerfassungSurkunde ausdrücklich normirte« Kirchengewalt nicht über schritten hat, sowie, daß- et offenbar ungerecht fein »vürde, eener in desftn Rech ten zweifellos begründeten Handlung andere, namentlich unerlaubte und ge hässigere Motive untcrzulegen, alt er selbst dafür ausdrücklich angeführt hat. Da« unterzeichnete Ministerium, welches auf Aufrcchthaltung der Gesetze und vor Allem der Verfassungsurkunde verpflichtet und dafür verantwortlich ist, wird diese Pflicht stet« mit größter Gewissenhaftigkeit, Sorgfalt und Wach samkeit erfüllen, hat auch alle in neuerer Zeit, in welcher sich leider di« Con- flicte zwischen den verschiedenen Confcssionen, ja selbst zwischen Staat und Kirch« fast überall vermehrt haben, al« Uebergriffe katholischer Geistlichen gerügte Lhatsachen der genauesten Untersuchung unterworfen, und wo ig des sen Folge Ordnungswidrigkeiten sich herausgestellt haben, solche, dem Sach befund und den Gesetzen gemäß, geahndet, andererseits aber auch wieder mehre Beschuldigungen, die mit der größten Bestimmtheit ausgesprochen wor den waren, in factischer oder rechtlicher Beziehung als völlig grundlos anzu erkennen gehabt." „Auch den in öffentlichen Blättern neuerlich mehrfach besprochenen Anzeigen für die dauernde Anwesenheit von Jesuiten im Lande hat man die sorgfäl tigste Aufmerksamkeit gewidmet. Abgesehen von dem in Nr. 217 der Leip ziger Zeitung näher erläuterten Fall eines, viele Jahre vor der Verfassungs urkunde in Dresden aufgenommencn, jetzt hochbejahrten Geistlichen gedachten Orden«, liegt dafür indessen auch nicht der allergeringste Grund vor- Ins besondere kann da« Aufsinden de« Abdruck« von einem Jesuitensiegel, welche« der Redacrion eine« öffentlichen Blattes anonym zugesendet worden ist, dafür keinerlei Beweis liefern, weil da« betreffende Petschaft, nach dem Gutachten eine« bewährten Sachverständigen, entschieden der Zeit vor dem Jahre 1773 angehört, bis zu welchem die Jesuiten bekanntlich, wie in andern protestan tischen Ländern, so auch in Sachsen, öffentlich geduldet wurden. Wie daher da« Ministerium seinerseits nicht« unterlassen wird, was die sorgfältigste Pflichttreue irgend fodern kann, so gibt sich dasselbe andererseits aber auch der zuversichtlichen Erwartung hin, daß nicht aus einseitigem Glaubenseifer, wie achtbar dessen Quelle auch an sich sein möge, ohne vorgängige genaue Prüfung, Besorgnisse geäußert, dadurch aber Unruhe und Aufregung im Lande verbreitet werden, welche, zur Zeit wenigstens, alles und jedes Grunde« ent behren- Demgemäß hat daher der Stadtrath zu Annaberg, wie andurch ver ordnet wird, die Stadtverordneten daselbst zu bescheiden, indem man zu der bisher bewährten biedern und guten Gesinnung der Behörde und Bewohner Annabergs da« feste Vertrauen hegt, daß sich solche, nach reiflicher Erwä gung, durch vorstehende Mittheilung vollkommen beruhigt finden werden," -f Kiel, 16. Nov. Die allgemeine Aufregung und Indignation, welche der bekannte Antrag des aus der grassesten Opposition vor einigen Jah ren plötzlich zum Bürgermeister beförderten Justizraths Algreen-Ussing in den Herzogthümern, und namentlich mit dem vollsten, von keinem ver nünftigen Menschen mehr bestrittenen Recht in Holstein und Lauenburg hervorgeruscn, dauert fort und manifcstirt sich besonders durch kräftige Adressen, die hierauf bezüglich von einzelnen Städten und Gemeinden aus an die jetzt ebenfalls versammelte holsteinische Ständeveisammlung eingcscndet werden. Auch in Kiel war am 11. Nov, in einer Versamm- lung der hier bestehenden Harmoniegesellschaft eine solche Adresse vorqe- legt und mit ungefähr 7V Unterschriften abgcschickt worden. Es mußte auffallend erscheinen, daß in einer so zahlreich bevölkerten Stadt wie Kiel, dem Hauptsitze der Intelligenz der Hcrzogthümer, eine derartige Adresse anscheinend so wenig Anklang gefunden, und es muß daher wol nöthig sein, einige erörternde Worte hinzuzusehen. Obgleich es sonnen klar ist, daß es sich bei Einreichung einer solchen Adresse um ein Vorha ben handelt, zu dem man alle Staatsbürger jeglichen Standes, da eS Alle interessirt und Allen eine Lebensfrage ist, hätte herbciziehen sollen, so ist man auch diesmal wieder der beliebten kieler Manier treu geblieben, indem sich die sogenannte höhere Gesellschaft, die bevorzugte Klasse der rcsp. Etats- und Justizräthe, ordentlichen und außerordentlichen Professoren, Ad vocate», kurz, die mit dem allgemeinen Namen „Studirte" Bezeichneten eo ins» für die berufenen Vertreter der allgemeinen Meinung hielten und die Sache ganz unter sich abmachen zu können glaubten. Allerdings spricht dies mal die von ihnen entworfene Adresse die allgemeine Stimme, die Wünsche Aller aus; aber würde dieselbe nicht mehr Gewicht, mehr Werth erhalten habe», wenn zahlreiche Unterschriften aus allen Ständen — und es gibt in Kiel namentlich auch in den untern Ständen sehr intelligente Männer — auch äußerlich die Nolksstimmung zu erkennen gegeben hatten? Und weil doch bei allen dergleichen Manifestationen gar viel auf äußere Umstände ankommt, warum hat die Adresse grade ein berliner (?) Professor, Hr. Dropsen,, entworfen? Ein Mann, der ein ausgezeichneter Historiker, ein berühmter Ueberfetzer des Aristophanes, ein sehr beliebter Docent sein mag, aber der kein Holsteiner ist, keiner aus dem Volke, dem man hier ans innerste Herz geht, und der überdies fchlgreifen muß, wenn er sich bei dieser Gelegenheit die ersten Sporen im politischen Kampfe holen will. Wäre eS nicht viel wünschenswerther gewesen, wenn ein alter Kämpe, wie Nikolaus Falk, der noch immer einen gut klingenden Na men hat, wenn Hegewisch, wenn Lorenzen, der unermüdliche Eiferer für das Wohl seiner Mitbürger, die Adresse entworfen, die dann vielleicht wol in weniger elegant klingenden Phrasen, aber dafür auch in zuver lässiger Sprache abgefaßt sein würde? Es heißt nun zwar nachträglich, daß von Seiten des Magistrats und der Bürgcrdcputirten ebenfalls eine Adresse entworfen worden und bei de» Bürgern, d. i. Gevatter Schneider und Handschuhmacher, die nicht Mitglieder der Harmonie und daher nicht zu der Ehre zugelaffcn worden sind, des Hrn. Dropsen Adresse zu unterschreiben, circuliren soll, aber wird eine solche Spaltung in der Bevölkerung einer Stadt, wo cs sich um einen Zweck handelt, den ein ganzes Volk cinmüthig verfolgen muß, nicht einen unangenehmen Ein druck hcrvorbringen? Aber das ist so hier in Kiel die alte Leier. Kiel ist die Stadt eines exclusiven Liberalismus. Die Harmonie hat sich ein Privilegium darauf genommen, »er nicht Mitglied derselben ist, bekommt höchsten« Lie Erlaub«»-, «uf «g»e Kaust und «gncS Risico seine Tesin- nmigan zu bethätigcn, kieler Adressen gehen nur von hier aus, und libe rale Zwcckessen versteht nur der Koch dieser Gesellschaft entsprechend herzurichten. Ging man doch so weit, vor einigen Jahren dem deutschen Volksdichtcr Uhland ein Fest zu bereiten, bei dem streng Alles ausgeschie den war, das nicht eben jener aristokratischen Weihe sich erfreute! So find die kieler Liberalen! In Altona hat am 14. Nov. eine Versammlung von Bürgern und Einwohnern stattgefunden zur Vorlegung einer Adresse an die Stände. Sie war zahlreich besucht, und die Adresse fand sehr vielen Ankang. Das Nähere erfahren wir vielleicht später darüber. — Bon der schleswig - hol steinischen Regierung sind untcrm 11. Nov. an die untergeordneten Poli zeibehörden verschiedene Befehle expedirt worden, die das Debitverbot mehrer Schriften zum Gegenstände haben. Es ist eine ganz eigne Sache mit diesen Zuständen in Schleswig. Factisch erduldet es alle die Be schränkungen mit, denen Holstein als Theil des Deutschen Bundes unterwor fen ist, ohne der daraus entspringenden Vortheile irgendwie theilhastig zu werden, und cs ist ganz gewöhnlich, daß Verbote, die direct vom Bundes tage auSgchen, von der Kanzlei ohne weiteres auf Schleswig mit aus gedehnt werden. Die in den Bundesstaaten gesetzliche Cenfur besteht ge setzlich in Schleswig nicht, wohl aber wird sie nichtsdestoweniger ausge übt, und es war daher ein großer Fehlgriff der schleswiaschen Journali sten, daß sie sich damals bei der bekannten, nunmehr abschlägig bcschie- denen Petition um Milderung dcS Prcßzwangcs mit den Holsteinern auf die Art vereinigten. Schleswig hat gar keine Censur, hätte also um Herstellung seines gesetzlichen Rechts pctitioniren sollen, während die Hol steiner bei ihrer Petition nur die Bundesgesetze im Auge zu halten hat ten., Beim ersten schleswig-holsteinischen Journalistencongreß in Rends burg wurden auch einige Stimmen laut, die hierauf aufmerksam machten, der schleswig-holsteinische Patriotismus ließ sie jedoch nicht zu Worte kommen. * Altenburg, 10. Nov. Der Landtag für die Finanzperiode von 1845/48 wird am 2. Dec. d. I. eröffnet werden. Der Staatsministcr v. Lindenau ist höchsten Orts wieder zum Landschaftspräsidentcn gewählt worden, nachdem er bereits durch die Wahl seiner Mitstände der Land schaft von 1844—56 aufs neue zugeführt worden war. Die Wahlen sind vollendet und die Zahl der ganz neu eintkctcnden Mitglieder ist vcrhält- nißmäßig nicht unbeträchtlich. Vielleicht gelingt es dem vierten constitu- tionellen Landtage, dem größern Publicum ein lebhafteres Interesse ein zuflößen, als cs zeither für landständische Arbeiten gezeigt hat. Am nach- theiligstcn hat in dieser Beziehung der Landtag von I8Z6 gewirkt, der auf den Antrag eines Mitgliedes die Namen der Sprechenden, der Re ferenten und der die Minorität Bildenden wegzulaffcn beschloß, in der Hoffnung, dadurch Zeit und Kosten zu ersparen und dadurch den Proto kollführern eine Erleichterung zu verschaffen, anderer Beweggründe nicht zu gedenken. Jene Hoffnung ist nicht in Erfüllung gegangen. Namentlich wurden die Protokolle bei allem Fleiße, mit dem sie ausgearbcitct zu werden pflegten, für das lesende Publicum in ihrer nichtdramatischcn Form um so ungenießbarer, je mehr man die verschiedenen Aeußerungen, An sichten und Gedanken zu einer compacten Masse zusammenzuziehen sich bemühte, die vielleicht dem persönlichen Thcilnehmer an den Verhandlun gen eine erwünschte Erinnerung gewährte, dem Leser aber, sofern er sic genau in sich aufnehmen wollte, eine nicht eben erquickliche Stunde be reitete. Dieser Beschluß, der zu seiner Zeit, ohne irgend eine Vorbera- thung durch eine Commission zu erfahren und ohne eine seiner Wichtig keit entsprechende längere Bedenkzeit zu erhalten, sofort zur Berathung gezogen und zur Abstimmung gebracht wurde, erreichte mit dem vorigen Landtage seine Endschaft, die früher beliebte Form der Veröffentlichung ward wieder hcrgcstellt, und so steht zu hoffen, daß, wofern der bevor stehende Landtag diese Art der Mittheilung beibehält, das Publicum die sen Gegenständen, von denen, cs so nahe berührt wird, sein volles, un- I gctheiltes Interesse zuwendet. Dies ist aber in vielfacher Beziehung wün- I schenswerth. Preußen. -X- Aerlin, 18. Nov. Mit großem Interesse haben wir im Aollvcr- I cinsblatte gelesen, was dessen Redacteur und andere Schriftsteller, welche I die deutsche Gewerbeausstellung nicht gesehen haben, über die- I selbe veröffentlichen. Man hat so viel lesen müssen während der letz- I ten Monate von Korrespondenten, die aus eignet Anschauung berichteten, I daß schon der Abwechselung und Sonderbarkeit wegen cs angenehm un- I terhält, prophetische Urthcile aus weiter Ferne über Ursachen und Wir- I kungen der Ausstellung zu vernehme». Die Briefe in Nr. 46 deS Zoll- I vereinsblatts haben uns besonders Vergnügen gewährt, weil darin der I sogenannten preußischen Burcaukratie recht viel Nobles nachgesagt und I ferner die Vermuthung ausgesprochen ist, man werde die Ergebnisse der I Gewcrbeausstellung als eine Waffe gegen die deutsche Industrie benutzen. I Sie haben uns deshalb doppeltes Vergnügen gemacht, weil die Wirklich- I keit gezeigt hat, daß das Zollvercinsblatt Gespenster bei Hellem Tage sah. I Wir selbst gehören nicht zur sogenannten Burcaukratie, und daher mag I es kommen, daß von den Hunderten auswärtiger Aussteller, welche wir I kennen lernte», reichlich die Hälfte uns offen gestanden hat: sic seien mit I sehr geringen Erwartungen von dem Gerechtigkeitsgefühle der Berliner I gegen fremde Verdienste und mit noch geringer« Erwartungen von der I Gastlichkeit der Residenzbewohncr hierher gekommen. Alle diese Herren I ab« »hm digt dm« wir sie ö veroinSbli Gewerbe« Schub ei hier ziem Partei gr- lung zu > die Ergcl ängstlich tigen. 2 des Zolle sicher Ge zu der H nale Sys testen da: nachahmu durch di« bestärkt, bisheriger er ihnen der«r wu ner, daß diejenigen trächtigen sich denkt in andern benutzt n dem Uebe seeischen! ten deuts Interessen vereinssta Zeit und Deutschen *von evangcl man etwo hat nämsi lische Kir man dazu samkeit d> sein könm dortigen s den bezüg Pforte et wird habe männer b werden, : evangelisch nung ist « Wir wert Welt zu bekanntlich die römisi feierte die i Rivale w hrerosolym dort ist, gegen erw zur Errcic so wird e> inner» dü um sie ao unserer R und West scrcr Seip in der Ha den Fermi *Löl 324), vor Hernzen Behörde c spottung t und der ( beschuldigt die Unters die preußi wol kaum sichen Am solchem G und von ö er sich der seine Sach ^!ic man mehr auf