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Sofia, 12. Juni. Obgleich erst bei den großen bul garischen Manöver« im Schipkapaß im Vorjahre em großer Teil de« bulgarischen BeurlaubtenstandrS zur Uebung eingezvgen war, um vor den Hohm russischen Gästm mit starken Front stärken paradieren zu können, sollen jetzt in den UebungSlagern Sofia, Warna und Rustfchuk die Einziehung uuhrerer Jchr- gänge von Reserven vorbereitet werdm und diese Einziehungen unmittelbar bevorstehen. Die bulgarische Handelszeitung hatte bereits vor einigen Tagen eine Nachricht in diesem Sinne ge bracht, die bisher keinen Glauben sand. Sofia, 12. Juni. Die Ereignisse in Belgrad werdm hier kühl ausgenommen. ES verlautet, m Regierung-treism herrsche die Anficht vor, daß dir Ereignisse bisher keinerlei Grund Lv » Sachse«. — Se. Majestät der König wird auf seiner Reise nach dem Vogtlande am 8. Juli nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr, von Auerbach kommend, in Bad Elster ein tri ff m und i« Sur- Hause absteigen. Nachdrm Se. Majestät einig« Stundm der Ruhe gepflegt hat, wird er an einer ihm von den vogtlänoischen Kreisständen cm gebotenen Tasel teilnehmen und die Nacht zum 9. Jul, m Bao Elster zubringm. — Nebm anderen großen Vereinen und öffentlichen Kor porationen wird auch der V e r e i n sächsischer Gemeinde beamte« seine diesjährige Generalversammlung vom 15. bis 17. August in Dresden adhaltm Der zu ihrer Vorbereitung eingesetzte Ortsausschuß der städtischen Beamten Dresdens ist in voller Tätigkeit und wird alles tun, um den willkommenen Gästen dm Aufenthalt auf das angenehmste zu gestalten. Die F.stord- nung wird alsbald veröffentlicht werden, wir können jedoch schon jetzt Mitteilen, daß die Generalversammlung am Sonntag, den 16. August, vormittags im Kongreßsaale des städtischen AuS- stellungSpalastrS abgehalten und daß sie durch einm Kommers, durch Tafel und Ball und einm Ausflug nach der Sächsischen Schweiz umrahmt werden wird. Dem Besuche der Deutschen Städteausstellung ist der Montag, 17. August, Vorbehalten, der gruppenweise und unter Führung von dortigen städtischen Be amtm erfolgen soll. Die Deutsche Städteausstellung übt auf alle Kreise eine von Tag zu Tag sich steigernde Anziehungskraft aus und ist für die Gemeindebeamten besonders wertvoll und lehrreich. Jedem Grmeindrbeamtm kann daher die Teilnahme an der brauch'." Der Korrespondent der »Daily Mail" fragte dann weiter, ob Prinz Peter die Königrwürde annehmen würde, wmn fie Hur angeboten werden sollte. Dec Prinz antwortete: „Noch ist mir nichts angeboten worden, wie kann ich da etwas annehmen? Geletzt dm Fall, ich nähme die Königswürde an, was für eine Rolle würde ich dann in Europa spielen, wenn danach der Thron einem anderen angeboren werden würde, oder ein Prä- tendent erschiene." Dir Antworten des Prinzen aus weitere Fragen machten indes dm Eindruck, daß er wohl annrh- «en würde. Im Verlauf de» Gespräches erklärte der Prinz »och, er stehe zum Kaiser Franz Josef und zum Zaren Niko laus in dm freundlichsten Beziehungen und glaube, daß fich Kiner von beiden dir Rückkehr der wahrm Dynastie nach Ser bien widersetzen würde. Tagesgeschichte. Denti-laub Berlin, 12. Juni. Aus der Berliner serbischen Gesandt schaft wurde hmte die Trauerfahne gehißt. Mittlerweile muß also aus Belgrad die Erlaubnl» zu dieser offiziellen Kenntnis nahme vom Tode de» Königspaares hier eingetroffen sein. Das gesamte diplomatische Korps hat dem Gesandten sein Beileid ausgedrückt. Berlin, 12. Juni. Der Reichskanzler (Reichsschatzamt) hat im Hinblick darauf, daß erfahrungsgemäß der Verkehr in der zweien Hälfte des Jahres noch höhere Beträge an Gilber- «ünzen, namentlich Fünsmarkstückm, erfordert, dem Bundesrate da» Ersuchen unterbreitet, an Stelle der bereits genehmigtm 10 Millionen Ein- Md Zweimarkstücke eine gleiche Summe in Fünsmarkstückm ausprägen zu lassen. Begründet wird dieser Antrag auch damit, das Einmarkstücke gmügmd vorhanden und Zweimarkstücke, obschon ebenfalls begehrt, eine Einschränkung der Prägung zuließen. Gleiwitz, 12. Juni. Der radikal-polnische „Glo» Slovski" meldet : Die obrrschlefischen Polen protestierten beim Papste gegm dm Hirtenbrief de- Fürstbischof« Kopp. Es sei M erwarten, daß die polnischen katholischen Gemeindm von Kopp abfallen. Die oberschlefischm Polen wollen nur in Ol- «Ltzrr und Krakauer Diözesen beichten und kommunizieren. Die Koppschm Pfarrer drohm dm Lesern der polnischen Blätter die Entziehung der Sakramente an.. x Oesterreich. Wien, 12. Juni. Hmte nachmittag wurde Kaiser Fran- Joseph auf der Mariahilfer Straße aus der Fahrt nach Schön- drunn von einem irrsinnigen Handlungsagenten Reich mit dem Dolche bedroht. Reich wurde sofort verhaftet. Der Kats« setzt« sei« Fahrt fort. Wien, 12. Juni. (Ausführliche Meldung.) Als der Kaiser hmte nachmittag mit dem Flügeladjutanten Major Drian- kourt von der Hofburg «ach Schönbrunn fuhr, trat dem Kaiser in der Martahilkerstraße ein Mann mit hocherhobenem Dolche Peitsch« «in« Schlag kö« di« Hand. Untrrdeffr» nähme» Paffcatt« und et» Sicherheikwachmarm dm Mo« stst. Auf d«m Poltzetkommiffariat wmd« Kst-Hellt, doch der Mann 27 Jahre alt Md irrsinnig ist, Jakob Reich h«rßt, HandeGagent ust, bereit« in Jrr«anstalten interniert war Md gegenwärtig beschästigtmg«lo» ist, Er ist bereit« am 2. Januar d. I. im Zerimoniieuepartrmmt der Hofburg erschiene« und erklärt« dort de« ««amten, «r möchte ihn in einer für da« Reich höchst wichtigen Augeleamhrit sprechen. Mm erkannte ihn schon da mal« al« ei»,« Irrsinnigen, insbesondere al« er aus di« Fra- gm erwiderte. «r s«i Gott«« Sohn Md hab« dm» Kaiser höchst wichtig« Mitteilungen über die Affäre der Pcinzeffin Luise von Sachsen zu «achm. Damal« wmd« er in die psychiatrische Klinik -edracht und besand sich di« jetzt iu» M tisch« ver sorgungshause. England. London, 12. Juni. Unlerhau«. Walten (liberal) be ginnt die Debatte zur zweiten Lesung de- Fmanzgesetze«. Red ner bekämpst da« Gesetz unter anderem deshalb, weit »« die Avsgabm um beinahe 7 Millionen erhöhe und nicht die Kohlen steuer abschaffe. Da» Gesetz bringe vielmehr der weftfältschm Kohle Nutzen. Cohen (konservativ) sührt aus, es hätte eine größere Fürsorge zur «Verminderung der Staatsschuld obwalten sollen. Edmund Peterson (liberal) betont, die Erhöhung der MarineauSgabrn um 3 200 000 Psund habe die Regierung keineswegs gerechtfertigt Moon (konservativ) erklärt, er behalte sich die Freiheit de» Handelns für dm Fall vor, daß die Prüf ung de» Chmuberlainschm Plane- dessen Heilsamkeit für da» Reich dartue. Gibson Bowles beschuldigt die Regierung der Unmtschloffmheit bezüglich des KomzollrS; voriges Jahr habe die Regierung dm Fre handel dem Finanzzoll geopfert und diese- Jahr opfere fie die Kinanzzölle dem Freihandel, nächstes Jahr werde fie, wie er «s auffaffe, dm Freihandel für dir Vor zugstarife ausopfern Md dann das darauffolgende Jahr die Vor zugstarife wieder oufgeben zu Gunsten des Schutzzollsystems. Wmn Chamberlains Politik die Nahrungsmittel de» Volkes ve- steuern wolle, wrrdrn er und seine Freunde die Angelegenheit vom Standpunkt einer für die LcbmSmrttelzollsreiheit etntretendrn Torypartei erörtern. Im weiteren Verlause der Debatte sührt Schatzkcinzler Ritchie an, er werde seinen ganzen Einfluß auf wenden, um die Ausgaben niedrig zu halten, bezüglich der Manne- auSgabm dürfe jedoch nicht vergeffm werden, daß andere Länder die MarineauSgaben bedeutend erhöhten. Er hoffe, England werde mit Demschland immer in Beziehungen guten Einver nehmens und enger Freundschaft stehen, jedoch seien die Flotten Deutschlands und der Vereinigten Staaten erst in jüngster Zeit entstanden. England dürfe leine Flotte nicht unter da« Maß sinken lassen, welches notwendig ser, fich die Herrschaft zue See zu sichern. Er wünsche, die auswärtigen Staaten gingen eine Art Bündnis mit England ein, um die furchtbaren Aufgaben niedrig zu halten. Nichts könnte der Regierung größere Ge nugtuung gewährm. Redner meint, da ein großer Teil Ler Marineausgaben durch den Schutz der Koiomm entstnicen sei, sollte England größere Beiträge erhalten, er bedauere, daß Sanada nichts beisteuere. Bulgarien. M de« Av«ig«paare Schlimm»« Mchsagm, fordern, da- Na»- »mmttjch, dmb«i der Epr«guug brr Lür »um Schlafzimmer AG K-WD-Paar« getötet wurde, nicht mit dm übrig« Opfer», fmM« »Ü all« ihm gebthrmde» militärisch« Ehr« bestattet , Vrhgrad, LAIM. Di« Blätter ««ist«, «nau-ge- sttzt M Mth« Md OrdvM«, di« auch »kgmd« gestöR wurden. I« «xtveKratzikale» Knif« umcht sich föt gefkrn «uh «in« «publikünisch, Strömung bemerkbar. Si« wird jedoch «inst- B«l« »tcht b»,o»d«rs beachtet. Wa» di« König-wahl ani«- Ia»-1, so ist i« «och nicht festgefirllt, ob di« <u» 15. Juni zu- sammmtretende Vkupfchtiua und der Smat sofort -ur Köuigs- wahl schr«itm oder zunächst, wie di«» die Verfassung vorfieht, «ine cm« dm Präsidenten de« Smat«, de« Ministerium« und des KaffatioMtofe- bestehende Regentschaft eingesetzt wird, welche di« w«mr« Vorkehrung« treff« wird. — Nach wi« vor ist Fürst P«ter Karag«orgi«wttsch der ernsteste Kandidat; eine montenegrinisch« Kandidatur ist völlig nu«g«schlossen, um kürst, «an von dem kommend« König« zmächst rrnste Bürgschaft« für di« Wah- rmrg verfaffMgstMßig« Zuftünd« verlaugeu. — AM Belgrad heute ringrtroff.n« Eisenbahnbeamte »Aden, daß di« Garnison in Nisch, wo d«r König groß, Popularität genoß, gegen Belgrad vor- rüäe Dir Truppm «arschurm in voller Krug-au-rüstung, «tt Kanon«. Anderseit« he>ßt es, daß Tmppm au- der Pro vinz nach Belgrad beordert secm, um eine eventuelle Einmisch »ag Oesterreich Ungarn» zu verhindern. — Die „Köln. Ztg." erhält von ihre« Korrespondenten in W en unter Bezugnahme auf di, bereit- al- unrichtig be- zeichnetr MeldMg, daß vi« österreichische Donau-Monitore vor Belgrad rrschimm fe rn, folgende- Telegramm: Da in Belgrad »icht Bürgerkrieg, sondern Ruhe herrscht, so denkt man in Wien «icht daran, irgend welchen militärisch« Druck auszuüb«, noch weniger ist Grund für eine Mobilmachung Vorhand«. Den Versicherungen Peter Karagrorgirwitsch» Len Vertretern Ler Presse gegenüber, daß er sich mtt Oesterreich auf gut« Fuß stellen wolle, wird hier Glauben geschenkt, auch wird hervorgr- -obm, Laß Peter Karageorgiewttjch magyarisch versteht, vor- aMfichtlich wird ihm die Gkupschtina den Königsthron anbietm und Kin, Macht dagegen Einwendungen erheb«, Montmegro «twa ausgenommen, wett Fürst Nikolaus mit seinem Schwieger- fohnr Peter verfeindet ist und diese« dm Prinzen Mirko vor- schiebm wollte. Die von Studenten nebm der Verschwörung der Offiziere betrieben, republikanisch, Verschwörung gilt als Mgrsührtich für Peier Sarageorg ewitsch» KönigStu«. Gens, 12. Juni. Peter Karagrorgirwitsch hat einen Berichterstatter der „Daily Marl" «upfMgm. Da« genannte Blatt veröffentlicht wm'gstens eine Unterredung mit diesem, in der er nach eener „LaffM"-MrldMg wörtlich folgm- d«S sagk: „Lassen Sie die Welt wissen, daß ich b«i der Ermordung d,S Königspaares, die ein abscheuliches Verbrechen ist, nicht die Hand »«Spiele habe. Warm» konnte mm das Königspaar »icht verhaften und über die Grmze schick«! Das wäre doch mindestens ebenso zweckmäßig gewesen. Wir leb« doch nicht ü» 15. Jahrhundert." Aus die Frage um seine persönliche Meinung übrr die Opfer der Tragödie antwortete er, üb« die Königin Draga wolle er lieber nicht sprechen, lieber König z» irgend welchen Maßnahmen bieten. Alexander äußerte er: „Meiner Meinung nach war des Kö- - - " nig» Gedanke einer selbstherrlich« Regierung gegen die Wohl fahrt de» Bolle», da» eine liberale Regierung und Freiheit Generalversammlung der sächsischen Gemeindebeamten Md der Be such der Deutschen Städteau-stellung auf» wärmste empfohlen werden. — Gelegentlich der am 12., 13 Md 14. Juli diese» Jahres in Leipzig stattfindmdm Sächsisch« Landes-Ausstellung Md Messe für di, Schuhindustrie wird «in« Konsrrenz der Schuh- HLndler-vereine von Mittel- und Süddmtschland tag«. Die Konferenz bezweckt die Gründung eine» Deutschen Schuhhänd- lrr-Verbandr» für Mittel- Md Süddeutschland, dem die Aufgabe obliegen soll, di« Interessen de» deutschen Schuh- handel» nachhaltiger zu vertret«, al» die» zur Zeit von seit« des Deutschen Gchuhhändler-Verbande» (Sitz Berlin) geschieht. — In der jüngsten Versammlung der Allgemeinen Ort-krankm- kaffe zu Glauchau entspann fich Über die «erztefrage eine län gere Debatte, worauf schließlich mit großer Mehrheit folgender Antrag angenommen wurde: „Die Krankenkafsr ist bereit, mit dcn seitherig« Kafsenärzten unter Erhöhung de» Honorars einm - ... - — —nm« Vertrag atzzuschließrn, jedoch unter der Bedingung, daß «nlgegm. D« Kutscher der Hofequipage versetzte ihm mit der! zur Behandlung der Kaffenmitglieder sämtliche zur Zeit in Glauch« praktizierende» Aerzt, zugelaff« Mrd.»" Bisher hatt« dr, »aff« nur S Aerzte; durch d« «mn BeRrag wür den dm Mu gliedern 10 Aerzt« zur »«rsü-M- steh«. Es «uß mm abgrwarkt werd«, wie fich di« bisherigen Kaff«, ärzt, zu de« Beschluß d«r G»eral-v«rsam«lMg stellen. — Ein Großfeuer hat Frritag abmd da- vierstöckige Spann er«i- gebäude der Bkicherei von K. w. Dischrait in Plaue» t. völlig vernichttt. Das Gebäud« 'st »ufammmgestürzt, der Schav« rst betröchttich, doch erleid«» d«r Betrüb krin« Un- trrdrechung, wett die übrige» Fabrikgebäude erhalt« bliebe». S«u »»Hide»«»«»,. Ist el» V«» über die Gazialde«arra.ie möglich 7 Ein Sieg üb«r di« Sozialdemokrati« ist möglich. ES gibt sogar «in sehr einfach«» Rtütel, einen solch« Sieg zu erring«. Wenn nämlich am Wahltage di« g>oße Zahl derer, die wahlbe rechtigt find, aber doch ihr« paaubürg«! ch« Pflicht de» Wäh len» mcht erfülle«, zur Urne ging«, o«n wäre die Niedertage d«r Sozialdemokratie sicher. Im Jahre 1898 ist «» fast der drtttr T«u aller Wahl berechtigt« gewesen, d«r d« Gang zur Urne geschmt hat; runk 3 800000 StMwm find nicht abgegeben worden. Bliebe diesmal da» Verhältnis zwischen dm Zahlen derer, die «inrrseu» wähl«, andererseits nicht wählen, dafferee, so würdrn cs rund 4'/, Mil lionen Wähler sein, »re fich ihrer staatsbürgerlichen Pstrcyt mt- zuhm. Können di«se 4V, Mi llionen Männer vor ehre« Ge wiss« solche Pflichtverletzung verantworten? Sind fie sich der Größe und Bevemung solcher PflichtverletzMg bewußt? Sie könn« fich leicht klar oarüber werd«, wenn fi, er wäg«, daß die Sozialdemokratie di«mal 3 Millionen Stim men zu erhalten hofft. Da suht Jeder sofort, wie gewichtig, jene 4'/, Millionen gegenüber dies« 3 Millionen in die Wag- fchale fall« müssen. Im einzeln« liegt dl« Sache so, daß fast in jedem Wahlkreise die Sozialdemokratie überwunden werd« könnte, wmn alle Wahlberechtigt«, die nicht Sozialdemokrati» find, auch ihre Stimme gegm die Sozialcemokratte ins Gewicht fall« ließen Wer mcht wählt, unterstützt indirekt die Sozial- deatokrane und trägt zu deren Sieg bei. Die Schwierigkeit sür em solche» Mitglied der „Partei der Parteilosen" liegt allerdings in der Entscheidung solgemer Krage: „Da ich doch zu keiner Partei gehöre, — für welche Partei soll ich denn nun wähl«?" Du gehörst zu keiner Part«, verehrter Wähler, da» soL doch wohl heißen: alle Partei« find Dir gleichgültig und gleich wenig wert. Da» stimmt aber garmchl. Wmn Dich nämlich jemand einm Sozialdemokrat« nennen würde, so würdest Pu wohl gar beleidigt sein — nicht wahr? Siehst Du, verehrter Wähler: daraus folgt doch schon, daß Du wählen mußt, nämlich gegen die Sozialdemokratie. Aber tatsächlich — wirst Du einwmdm — kann ich doch nicht „gegm", man kann dcch immer nur „für" wähl«, das Wähl« ist eine positive Handlung. Ganz.recht! Und für welche Partei Du nun gegen die Sozialdemokratie wähl« sollst? Da komm« zwei Gesichtspunkte m Betracht. Erstens: Wähl« Nicht sür eine Partei, oie in Deinem Wahlkreise nur eine klein« Gruppe ist und doch für den Ausfall der Wahl nicht ru Betracht kommt. Es gilt dies in unserem 19. Wahlkreis besonders für die in letzter Stunde ans Tageslicht getretene, absolut zwecklose Zählkandidatur der Nationalsozialen. Jede Stimme, dir hierdurch dem Kandidaten der Ordnungsparteien verloren ginge, käme lediglich den Sozialdemokraten zu gute. Alsa keinerlei Stimmmzerspliltrrung! Wähle sür eine starke Partei, die auf dm Sieg rechnen darf. Wählst Du sür eine kleine Gruppe, die sogleich in der Haoptwahl auLsäUr, so sagst Du Dir mißmutig: „Ich habe meme Stimme Loch umsonst abgr- grbm und hätte ebensogut zu Hause bleiben können." Wählst Du aber für eine starke Partei, die womöglich siegt, so hast. Du auch an der Siegerstimmung Deinen Ame l. Und „gesiegl" zu hab«, macht doch immer Freude. Zweitens: Da Du, verehrter Wähler, doch eigentlich nur gegm Lie Sozialoemokraten wählst, so wähle für eme Partei, die der Sozialdemokratie gegenüber auch wirklich gründlich und ordentlich „gegm" ist. Dean wenn Du sür Partei« wähl« wolltest, deren Führer fich seiber als „Bruder" oder „Vetter" der Sozialdemokratie bezeichnet haben, so wählst Du doch schließ lich in die sozialdemokratische Famillmverwamtichast hinein. Dann aber hättest Du doch lieber zu Haus« bleiben soll«. Also, verehrter Wähler aus der Partei der Parteilosen, wähle sür ein« starke Partei und wähle gründlich gegen ore Sozial demokratie! Wmn Tu das durchweg tust, der Du Einer von 4'/, Million« bist, dann wird am 16. Jun: die Sozialdemo kratie mne Niederlage erleid« und Dir wird eine große und gesunde Slegesfreude beschieden sein. Darum Wähler de» 19. Wahlkreises, gebt Eure Stimme am 16. Junr dem Kandidaten der vereinigten Ord nungsparteien Herr« Bergarbeiter Ed«ard Hüuelk Wähler des 21. Wahlkreises, wählt de» reichstreuen Kartellkandidatrn Herr« Arbkt. Friedrich Rehwaldt. vertliche Angelegenheiten. Schneeberg, 13. Juni. Am Wahltage, dm 16. d. Mt»., wird beim hiesig« Kaiserlich« Telegraphmamte für den Ort»- und Fernsprechverkehr verlängerter Dienst bi» 12 Uhr Nacht» abgehaltm. — Währmd der vergangenen Pfingstwoch« erfreute sich das obere, Erzgebirge eines außergewöhnlich regen Besuches. Die Schmalspurbahn Cranzahl—Oberwiesenthal mußte zur Bewältigung de» Fremdenstrome» mehrere Gonderzüze rcn- stellm. Auf dem Fichtelbrrge wurden am erst« Feiertag 720 Turmkartm verkauft, seit Erbauung de- Turme» die höchste Tageszahl. Dir Räume de» Unterkunft-Hause» wurden an demseldm Tage von etwa 2500 Person« benutzt. Im vorig« Jahre, in dem da» Wetter meist ungünstig war, ergab der verkauf von Turm- und Postkarten im Unterkunfts- Hause 4184 Mk. Hiervon erhält der Wirt, der 1000 Mk. Pacht zahlt, 20 Proz. Für Wegebau auf dem Fichtelberg Md sür bauliche Herstellungen im Hause (Belegung der Wetterseiten mit Schindeln) wurdm 3149 Mk. verausgabt. Zu dm Baut« MMMR-WWtznnKdMMnb«i»»^ - ,